Bis nach 2020 voraussichtlich mehr als 60 000 Studienberechtigte pro Jahr
Ergebnisse der Vorausrechnung der Schulabgängerzahlen bis 2030
Die Zahl der Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung lag 2008 erstmals bei über 60 000. Sie dürfte in den kommenden Jahren bis auf 70 000 ansteigen und 2012 – mit dem »doppelten« Abiturientenjahrgang – mit 93 000 ihren Höchstwert annehmen. 2030 werden dann noch 54 000 Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung erwartet. Die Einführung der neuen Werkrealschule und Hauptschule ab dem Schuljahr 2010/11 wird die Zahl der Schulabsolventen mit mittlerem Schulabschluss deutlich erhöhen und die mit Hauptschulabschluss verringern. Dennoch wird bis 2030 auch die Zahl der mittleren Abschlüsse aus demografischen Gründen voraussichtlich von 63 800 im Jahr 2008 auf rund 50 000 absinken. Die Zahl der Hauptschulabschlüsse dürfte sich demnach von 43 000 auf 17 000 reduzieren.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Vorausrechnung der Schülerzahlen lässt sich auch die voraussichtliche Entwicklung der Schulabgängerzahlen berechnen. Diese können zum Beispiel als Basis für die Abschätzung der Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt oder für den Bedarf an Studienplätzen herangezogen werden.
Die Abgängerzahlen spiegeln die Entwicklungen an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen wider. Neue Bildungsgänge oder der Ausbau bestehender Angebote verändern die Chancen der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf den Erwerb eines Abschlusses. Einige Ergebnisse dieser aktuellen Vorausrechnung führen dies deutlich vor Augen.
Vorzeitige Abgänge an allgemeinbildenden Schulen eher selten
Zur Berechnung der Abgängerzahlen an allgemeinbildenden Schulen werden weitgehend klassenstufenspezifische Abgangsquoten herangezogen (vgl. i-Punkt). Aus diesen Quoten ist ersichtlich, dass nur ein relativ geringer Anteil der Schülerinnen und Schüler den Bereich der allgemeinbildenden Schulen nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht verlässt, ohne den angestrebten Abschluss erreicht zu haben. Quoten von über 2 % treten nur in den Klassenstufen 10 und 11 der Gymnasien und in Klassenstufe 9 der Hauptschulen auf. Die relativ hohe Zahl der Abgänge von allgemeinbildenden Gymnasien mit mittlerem Abschluss ist größtenteils sicher damit zu erklären, dass diese Schülerinnen und Schüler das Angebot der beruflichen Gymnasien nützen und dort weiterhin die Hochschulreife anstreben. Jedoch dürfen diese Zahlen nicht so interpretiert werden, dass fast alle Schülerinnen und Schüler, die ursprünglich in Klassenstufe 5 einen Bildungsgang begonnen hatten, diesen auch erfolgreich beenden. Schulartwechsel (zum Beispiel vom Gymnasium zur Realschule) sind in diesen Zahlen nämlich nicht enthalten. Sie sind Teil der externen Zugänge an der Schulart, zu der gewechselt wird bzw. verringern die Versetzungsquote der ursprünglich besuchten Schulart.
Schülerinnen und Schüler, die die Abschlussklasse ihres Bildungsgangs erreicht haben, sind auch bei den Abschlussprüfungen weit überwiegend erfolgreich. Der relativ geringe Wert von 87,5 % beim Hauptschulabschluss in Klassenstufe 9 der Hauptschulen ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der Neuntklässler in die freiwillige 10. Klassenstufe wechselt. Ansonsten liegen die Quoten im Durchschnitt der letzten drei Abgangsjahrgänge zwischen 93,3 % an Realschulen und 97,3 % an Gymnasien.
Auch an beruflichen Schulen werden allgemeinbildende Abschlüsse erworben
An den beruflichen Schulen steht in der Regel der Erwerb einer bestimmten beruflichen Qualifikation im Vordergrund. Dennoch kann in einer Vielzahl beruflicher Bildungsgänge neben dem beruflichen Abschluss auch ein allgemeinbildender erworben werden. Bei einigen Angeboten wie zum Beispiel den beruflichen Gymnasien, den Berufsoberschulen oder dem Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife steht sogar eindeutig der allgemeinbildende Abschluss im Vordergrund.
Wie bei den allgemeinbildenden Schularten erfolgt die Berechnung der Abgängerzahlen bei den beruflichen über Abgangsquoten. Da das Angebot an Bildungsgängen an beruflichen Schulen äußerst vielgestaltig ist und innerhalb einer Schulart, wie zum Beispiel den Berufsfachschulen oder den Berufskollegs, Bildungsgänge mit unterschiedlicher Dauer angeboten werden, ist allerdings nicht immer der Bezug auf eine konkrete Abschlussklassenstufe möglich.
Die Abgangsquoten sind hier durchweg niedriger als an allgemeinbildenden Schulen. Hauptgründe hierfür sind die geschilderte Unschärfe der Bezugsbasis einerseits und die hauptsächliche Ausrichtung auf die Vermittlung beruflicher Qualifikationen andererseits. Allgemeinbildende Abschlüsse sind oft nur durch Zusatzunterricht und eine eigene Abschlussprüfung zu erwerben. Aber auch in Bildungsgängen, in denen der allgemeinbildende Abschluss im Vordergrund steht, sind die Abgangsquoten geringer. An beruflichen Gymnasien liegt sie mit 93,5 % knapp 4 Prozentpunkte unter dem Wert der allgemeinbildenden Gymnasien. An den 2-jährigen zur Fachschulreife führenden Berufsfachschulen erwarben 86,2 % der Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen den mittleren Abschluss. Bildungsgänge des zweiten Bildungswegs haben erwartungsgemäß eine vergleichsweise niedrige Quote. So liegt diese zum Beispiel bei den Berufsaufbauschulen bei 68,2 %.
Mittlerer Abschluss mit höchstem Anteil
Im Jahr 2008 verließen rund 168 500 Abgängerinnen und Abgänger die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen mit einem allgemeinbildenden Abschluss, weitere knapp 6 900 verließen eine allgemeinbildende Schule nach Beendigung der Vollzeitschulpflicht ohne Abschluss. Rund ein Viertel der insgesamt 175 400 Jugendlichen ging mit dem Hauptschulabschluss ab, gut 36 % mit einem mittleren Abschluss und gut 9 % mit der Fachhochschulreife. Etwas mehr als ein Viertel hatte das Zeugnis der Hochschulreife in der Tasche. Lediglich 4 % verließen die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss.
Die Gesamtzahl der Schulabgänger ist allerdings noch wesentlich höher, da weitere 120 000 Absolventen einen beruflichen Bildungsgang mit einem rein beruflichen Abschluss beendeten und 33 000 Personen von einer beruflichen Schule abgingen, ohne einen zusätzlichen Abschluss erworben zu haben.
Zahl der Studienberechtigten wird noch weiter anstiegen
Gut 45 300 Abiturienten im Jahr 2008 markierten einen neuen Höchststand. 70 % von diesen hatten die Hochschulreife an einer allgemeinbildenden Schule erworben, 30 % an einer beruflichen (Tabelle 3). Darüber hinaus erreichten gut 16 300 Absolventen die Fachhochschulreife – fast alle an einer beruflichen Schule, 306 an einer Freien Waldorfschule. Damit hatten erstmals mehr als 60 000 Personen in einem Jahr eine Hochschulzugangsberechtigung erworben. Dies entspricht rund 48 % eines Altersjahrgangs. Diese Studienberechtigtenquote lag Mitte der 90er-Jahre noch bei knapp 35 %.
Erst 2004 war erstmals die Marke von 50 000 Hochschulzugangsberechtigten überschritten worden. Bis 2011 wird ihre Zahl weiter auf voraussichtlich rund 70 000 ansteigen und auch danach mit – abgesehen von 2012 – leichten Schwankungen auf hohem Niveau bleiben. Bis 2021 dürfte die Zahl der Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung wieder bei gut 60 000 liegen. Danach könnte sie bis 2030 auf 54 000 absinken. Bereits ab dem laufenden Jahr 2010 darf erwartet werden, dass mehr als die Hälfte eines Altersjahrgangs die Hochschul- oder Fachhochschulreife erwirbt. Dieser Anteil könnte im weiteren Verlauf auf rund 56 % ansteigen.
2012 ist das Jahr, in dem für den letzten 9-jährigen Gymnasialzug zusammen mit dem ersten flächendeckenden 8-jährigen die Abiturprüfungen anstehen. Daher ist in diesem Jahr mit einer besonders hohen Zahl von Abiturientinnen und Abiturienten zu rechnen. Nach den Annahmen dieser Vorausrechnung werden über 58 000 Jugendliche die Hochschulreife an einer allgemeinbildenden Schule erhalten. Hierzu kommen noch knapp 17 000 Absolventen beruflicher Schulen mit Hochschulreife. Weitere rund 18 000 Personen dürften mit der Fachhochschulreife ebenfalls die Hochschulzugangsberechtigung erwerben. Damit dürften 2012 etwa 93 000 Studienberechtigte die Schulen verlassen. Dies wären noch 6 000 mehr als nach der letzten Vorausrechnung aus dem Jahr 2007 zu erwarten war.1 Dies hat mehrere Ursachen. Ein Hauptgrund ist der Ausbau des Angebots an beruflichen Gymnasien in den vergangenen 3 Jahren.2 Allein hierdurch dürften über 2 500 zusätzliche Abiturientinnen und Abiturienten zu erwarten sein. Darüber hinaus spielt auch der Anstieg der Schülerzahlen an den Berufskollegs und Fachschulen infolge der aktuellen Wirtschaftskrise eine Rolle. An den Berufskollegs hat sich zudem seit dem Schuljahr 2007/08 (an kaufmännischen Berufskollegs) bzw. 2008/09 (an technischen und hauswirtschaftlichen Berufskollegs) das Ausbildungsziel geändert, sodass mittlerweile mehr Absolventen der Berufskollegs die Fachhochschulreife erwerben als früher. Außerdem ist die Zahl der Klassenwiederholungen im letzten G9-Jahrgang geringer als im Durchschnitt der vorhergegangenen Schuljahre.3
Die Zahl der mittleren Abschlüsse wird durch die neue Werkrealschule ansteigen …
Im Jahr 2008 verließen gut 49 200 Jugendliche eine allgemeinbildende Schule mit dem Realschulabschluss und fast 14 600 eine berufliche Schule mit der Fachschulreife. Damit waren es insgesamt knapp 900 weniger, die einen mittleren Bildungsabschluss erreichten als im Jahr zuvor. Diese rückläufige Tendenz dürfte bis 2012 anhalten. In diesem Jahr werden gemäß den Annahmen dieser Vorausrechnung gut 59 000 Schulabsolventen mit mittlerem Abschluss erwartet.
Das Jahr 2013 wird dann das erste Jahr sein, in dem Schülerinnen und Schüler der neuen Werkrealschule und Hauptschule den mittleren Bildungsabschluss erwerben können. Wenn dieses Angebot wie angenommen genutzt wird, dürften dann 70 000 Jugendliche einen mittleren Bildungsabschluss erwerben. In den darauf folgenden Jahren wird dieser Effekt weniger stark sein, denn dann werden weniger Jugendliche als bisher nach Erwerb des Hauptschulabschlusses auf eine 2-jährige Berufsfachschule wechseln, um dort die Fachschulreife zu erwerben. Deswegen dürfte bereits 2014 die Zahl der Absolventen um knapp 5 000 unter dem 2013 erreichten Stand liegen. Bis 2030 könnte die Zahl dann demografisch bedingt auf rund 50 000 absinken.
… die Zahl der Hauptschulabschlüsse dagegen deutlich abnehmen
Die Zahl der Schulabsolventen mit Hauptschulabschluss ist bereits seit 2004 rückläufig. Damals hatten ihn fast 47 800 Jugendliche erworben. Im Jahr 2008 waren es noch 43 000, und zwar 37 500 an einer allgemeinbildenden und 5 500 an einer beruflichen Schule. Diese Tendenz wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Im Jahr 2011 dürften noch knapp 35 000 Hauptschulabschlüsse erreicht werden. Danach wird es durch die neue Werkrealschule und Hauptschule zu einem Einbruch kommen: 2012 könnte die Zahl der Hauptschulabschlüsse mit gut 23 000 um rund ein Drittel niedriger sein. Bis 2030 ist aus heutiger Sicht ein weiteres Absinken auf rund 17 000 zu erwarten.
Die Zahl der Schulabgänger, die keinen Hauptschulabschluss erreicht hatten, lag 2008 bei 6 879. Darunter waren gut 3 000 mit dem Abschluss der Förderschule und rund 900 mit dem der Schule für geistig Behinderte. Damit hatten etwa 5,4 % eines Altersjahrgangs die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Das ist – wie schon seit Jahren – bundesweit die niedrigste Quote aller Bundesländer.4 Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss könnte allein aus demografischen Gründen bis 2030 weiter auf rund 5 000 absinken.