Angesichts der Corona-Pandemie und den damit verbundenen ökonomischen Einschränkungen sind es vor allem auch Wirtschaftsindikatoren, welche Aufschluss über die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland geben und auf die Politik und Öffentlichkeit den Blick richten. Neben Umsätzen, Auftragseingängen und anderen Indikatoren sind hier insbesondere auch die Verdienstzahlen von besonderem Interesse, da diese nicht nur Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung geben – Stichwort Kurzarbeit, Beschäftigtenzahl, bezahlte Wochenarbeitszeit usw. – sondern sich direkt im Geldbeutel des Einzelnen bemerkbar machen und unmittelbare Auswirkungen auf das Leben und den Alltag der Menschen haben.
Die aktuellsten Verdienstentwicklungen können die im Herbst 2020 fertiggestellten und geprüften Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2018 (VSE) zwar nicht liefern, aktuelle Daten zur Verdienstentwicklung erhebt die vierteljährliche Verdienststatistik, die jedoch nur eine begrenzte Merkmalsbreite bietet. Mit den Beschäftigtenzahlen und Bruttomonats- und -stundenverdiensten nach Wirtschaftszweig, Geschlecht, Alter, beruflicher Tätigkeit und Position, (Aus-)Bildungsabschluss, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Arbeitszeitmodell, Tarifbindung und vielem mehr stellt die Verdienststrukturerhebung jedoch die momentan neuesten und umfangreichsten Informationen zu den Verdienststrukturen vor der Corona-Krise zur Verfügung, welche die amtliche Statistik zu bieten hat. Eine nähere Betrachtung lohnt sich also gleich in zweierlei Hinsicht. Einmal bietet die VSE 2018 für sich genommen interessante Erkenntnisse. So lässt sich zum Beispiel erst anhand der VSE-Daten der unbereinigte Gender Pay Gap berechnen. Zum anderen dienen die Ergebnisse als Referenzwerte für spätere Vergleiche der Verdienststrukturen vor, während und nach der Corona-Krise.
Der Fokus des Textes wird hierzu unter anderem auf die Struktur des Niedrig- und Mindestlohnbereichs gelegt. Denn gerade auch Beschäftigte mit niedrigen Einkommen und geringfügig Beschäftigte sind in der Regel weniger resilient gegenüber negativen ökonomischen Entwicklungen wie den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sowie den Maßnahmen und Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie, wie der zeitweisen Stilllegung ganzer Betriebe und dem massiven Anstieg von Kurzarbeit.