Das Statistische Landesamt Baden‑Württemberg und seine Vorgänger
Amtsgebäude am Raiffeisenplatz 5, Fellbach
Die Wurzeln des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg reichen bis zu den Statistischen Bureaus des
Großherzogtums Baden (1852) und des Königreichs Württemberg (1820). Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwischen
1945 und 1952 zeitweise vier Statistische Landesämter mit Standorten in Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen.
Diese Ämter wurden 1953 zum Statistischen Landesamt Baden-Württemberg im Geschäftsbereich des Finanzministeriums
zusammengeführt.
Statistische Ämter von Baden
Gründung des Statistischen Bureaus Baden
Baden-Baden
Im Geschäftsbereich des Ministeriums des Innern wurde 1852 das
Statistische Bureau Baden gegründet. Bis dahin wurden statistische Aufgaben wie die Zollvereinszählungen von den
badischen Ministerien in eigener Regie durchgeführt.
1855 erschien das erste Heft der »Beiträge zur Statistik der Inneren Verwaltung des Großherzogtums Baden«. Es enthält
die Verwaltungsgliederung Badens und ein Ortsverzeichnis mit bevölkerungsstatistischen Daten des Jahres 1852.
Zuordnung zum neu gegründeten Handelsministerium
Das Statistische Bureau wurde 1860 dem neu gegründeten Handelsministerium unterstellt. Mit dieser Änderung und der
Bestellung eines hauptamtlichen Amtsvorstandes wurde die badische Statistik von einer unkoordinierten Ressortstatistik
zu einem übergreifenden und querschnittsorientierten System entwickelt.
Ernennung des Statistischen Bureaus zur »selbständigen Staatsstelle«
Mit der Ernennung zur selbständigen Staatsstelle wird das Statistische Bureau 1865 unabhängig in seiner Aufgabenerfüllung.
Ab 1868 erschien das »Statistische Jahrbuch für das Großherzogtum Baden«. Die »Statistischen Mitteilungen über das
Großherzogtum Baden« wurden ab 1869 in unregelmäßiger Folge publiziert.
Umorganisation und Umbenennung in Statistisches Landesamt Baden
Durch die landesherrliche Verordnung von Großherzog Friedrich von Baden erfolgten 1897 eine Umorganisation und die
Umbenennung des Bureaus in »Statistisches Landesamt Baden«. §1 der Landesherrlichen Verordnung:
Mit Sammlung, Bearbeitung und Veröffentlichung der Materialien zur Landes- und Reichsstatistik ist, …
eine dem Ministerium des Innern untergeordnete Zentralbehörde, das Statistische Bureau betraut, welches für die
Folge die Bezeichnung: »Statistisches Landesamt« zu führen hat. Das Amt und die Landesstatistik erhalten eine
neue Organisation, werden den badischen Zentralbehörden gleichgestellt und dem Ministerium des Innern unterstellt.
Auflösung des Statistischen Landesamts Baden.
Kriegsbedingt wurden fast alle Archivbestände und auch das Amtsgebäude in Karlsruhe 1945 zerstört. Mit dem Kriegsende
und der damit einhergehenden Auflösung aller staatlichen Institutionen endet auch die Ära des Statistischen
Landesamts Baden.
Im Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungsblatt wurde Anfang Dezember 1820 in einem Dekret verkündet,
dass für die Statistik und Topografie des Vaterlandes ein eigenes Büro zu errichten sei.
Regelung der Aufgabenstellung und Zusammenarbeit
Mit der Verordnung vom 26.03.1821 durch das Department der Finanzen wurde die Aufgabenstellung des
»Statistisch-Topographischen Bureaus« geregelt. Als Aufgabe wurde dieser neuen Behörde angewiesen, eine genaue und
vollständige Landes-, Volks- und Ortskunde von Württemberg zu liefern und die sich jährlich ergebenden
Veränderungen sorgfältig zu sammeln. Die Dienstaufsicht für die Statistikbehörde lag in Württemberg von Beginn an
beim Finanzressort. Das ist der historische Grund dafür, dass auch das heutige Statistische Landesamt Baden-Württemberg
in der Dienstaufsicht des Finanzministeriums liegt.
Umbenennung in »Zentralstelle für die Landesstatistik« Württemberg
Die Umbenennung in »Zentralstelle für die Landesstatistik« erfolgte durch ein Statut vom 20. 6. 1856.
Damit einhergehend erfolgte die Gleichstellung mit den höheren Verwaltungsstellen. Die Aufgabenstellung umfasste damals:
die Durchführung gewerbestatistischer Aufnahmen
eine alle 3 Jahre stattfindende Viehzählung
jährliche Aufstellungen über Feldanbau und Ernteertrag
Weinbau
Landesvermessung zur Katastrierung des Grund und Bodens
Landesbeschreibung und Oberamtsbeschreibungen
Herauslösung verschiedener Abteilungen
Zwischen 1935 und 1939 wurden verschiedene Abteilungen aus dem Statistischen Landesamt Württemberg herausgelöst.
Am 1. April 1935 erfolgte die Abspaltung der Meteorologischen Abteilung, 1936 die der Topographischen Abteilung
und 1939 folgte die Geologische Abteilung.
In der Nachkriegszeit bestanden zunächst vier Statistische Landesämter mit Sitz in Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und
Tübingen. 1952 verbleibt das Statistische Landesamt per Überleitungsgesetz im Geschäftsbereich des Finanzministeriums.
Die bis dahin selbstständigen Ämter in Tübingen und Freiburg werden den Ämtern in Stuttgart und Karlsruhe unterstellt.
Seit Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Ehemaliges Stuttgarter Amtsgebäude in der Büchsenstraße 52–54Ehemaliges Gebäude in der Böblingerstrasse 68, Stuttgart
Im Zuge der Fusion der Bundesländer Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern zum Bundesland Baden-Württemberg
wurden auch die Statistischen Ämter zusammengeführt. 1953 wurde durch eine Bekanntmachung des Innenministeriums
Baden-Württemberg ein Statistisches Landesamt mit Sitz in Stuttgart verfügt. Das Statistische Landesamt verbleibt im
Geschäftsbereich des Finanzministeriums.
Die Ämter in Karlsruhe, Freiburg und Tübingen wurden für eine Übergangsfrist als Außenstellen beibehalten. 1955 wurden
die Außenstellen endgültig aufgelöst.
1969 erhielt das Statistische Landesamt im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreformen von der Landesregierung den
Auftrag zur Entwicklung des bis heute bestehenden Landesinformationssystems und
der Regionaldatenbank.
1974 wurden die bis dahin auf 12 Dienststellen im Stadtgebiet Stuttgarts verteilten Abteilungen in einem neuen Gebäude
in der Böblingerstr. 68 zusammengelegt. Das Gebäude in der Böblingerstr. 68 in Stuttgart-Heslach wurde
im Mai 1974 bezogen.
1991 erhielt die amtliche Statistik in Baden-Württemberg die erste landesgesetzliche Grundlage. Mit dem
Landesstatistikgesetz (LStatG) vom 24. 4. 1991 wurden die bis dahin gültigen Rechtsgrundlagen
vom 18. 9. 1928 für den württembergischen Landesteil und vom 8. 7. 1897 für den badischen
Landesteil aufgehoben.
Zum 1. März 2024 wurde das neue Amtsgebäude am Raiffeisenplatz 5 in Fellbach bezogen.
Nach knapp 50 Jahren am Standort in Stuttgart-Heslach befindet sich das Statistische Landesamt nun somit in Fellbach.
Ehemalige Amtsleiter/-innen
Dr. Carmina Brenner
Von 2007 bis 2020 leitete die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Carmina Brenner das Statistische
Landesamt.
Vor der Zeit als Amtsleiterin gehörte sie von 1996 bis 2007 dem baden-württembergischen Landtag an. Zuvor arbeitete
sie acht Jahre lang als Referentin für Europapolitik im Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg. Ebenso war sie
Gemeinderätin in Horb und Kreisrätin für den Landkreis Freudenstadt. Aus gesundheitlichen Gründen ging Dr. Carmina
Brenner im Oktober 2020 in den vorzeitigen Ruhestand.
Zu Brenners Schwerpunkten während ihrer Amtszeit zählte die erfolgreiche Durchführung des Zensus 2011 in Baden-Württemberg.
Die Volkszählung war nach einer Pause von über 20 Jahren die erste Feststellung aktueller Einwohnerzahlen sowie der Zahl
der Gebäude und Wohnungen in Deutschland.
Sie führte das Statistische Landesamt durch den Beginn der Corona-Pandemie. Unter ihrem besonderen, persönlichen Einsatz
konnten die hohe Qualität der amtlichen Statistik in dieser unübersichtlichen Zeit gewahrt werden.
Als »Frau der Zahlen« legte Brenner Wert darauf, die Öffentlichkeit regelmäßig zu den Ergebnissen von rund 290 gesetzlich
angeordneten Statistiken zu informieren. Darunter waren:
136 Pressekonferenzen im Landtag von Baden-Württemberg
124 Vorträge an Universitäten, Volkshochschulen, bei Verbänden und Kommunen im Land zu allen Themen aus der Statistik
Interviews zu allen Themen in Zeitungen, Zeitschriften, TV und Radio
Dr. Gisela Meister-Scheufelen
Von 2002–2007 führte die Juristin Dr. Gisela Meister-Scheufelen das Statistische Landesamt, 2007 wird sie zur
Ministerialdirektorin des Finanzministeriums Baden-Württemberg ernannt. Als ehemalige Leiterin des Landesgewerbeamts
Baden-Württemberg und ehemalige Staatssekretätin für Wirtschaft und Technologie des Berliner Senats vertiefte sie
die Beziehungen zur Wirtschaft und deren Verbänden.
Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit lag in der Problematisierung von Politik und Gesellschaft für den demografischen
Wandel. Unter Meister-Scheufelen‘s Führung wurde die Produktpalette des Statistischen Landesamtes den neuen
Kommunikationstechniken und -gewohnheiten angepasst und erheblich ausgeweitet. Besonderen Anteil hat Meister-Scheufelen
an der Entwicklung und Umsetzung eines Masterplanes für die deutsche amtliche Statistik.
Im Vordergrund standen dabei die Entlastung von Berichtspflichtigen und die Einführung elektronischer Meldewege. Ihr
besonderer Einsatz gilt der Erhaltung des föderalen Systems der deutschen amtlichen Statistik.
Dr. Eberhard Leibing
Von 1992–2001 war der Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler Staatssekretär i. e. R Dr. Eberhard
Leibing Amtsleiter. 2001 wurde Leibing zum Direktor des Landtags von Baden-Württemberg ernannt.
Leibing intensivierte die Kundenorientierung durch professionelles Marketing und die Errichtung einer eigenen
Abteilung für Informationsdienste. Durch Kosten- und Leistungsrechnung gab er dem Amt eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung.
Er engagierte sich für die Beibehaltung des Subsidiaritätsprinzips im Verhältnis zur EU und zur Bundesstatistik und für die
Unabhängigkeit der Statistik von politischen Einflüssen. Leibing forcierte die Prognosetätigkeit für Baden-Württemberg
und hat für das Land eine eigene Konjunkturbeobachtung eingeführt. Unter seiner Leitung werden die Neuen Bundesländer
in die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen integriert.
Prof. Dr. Max Wingen
Von 1980–1992 leitete der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Prof Dr. Max Wingen das Amt. Zuvor war er Referatsleiter
im Bundesfamilienministerium für Sozialpolitik, Grundsatzfragen der Familienpolitik, Familienforschung und bevölkerungspolitische
Fragen. 1991 ging er als Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung Sozialhilfe ins Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend zurück.
Wingens Arbeitsschwerpunkte waren Familienwissenschaft und Demografie. Dazu gründete er im Statistischen Landesamt die
Familienwissenschaftliche Forschungstelle FaFo. Er verfasste Zahlreiche Analysen zur Sozioökonomie der Familie, zu Familienlasten
und zum Familienleistungsausgleich, zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeitswelt und Familie, sowie theoretische Grundlagenwerke
der Familienwissenschaft.
Wingen wirkte als Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum und als Honorarprofessor für Bevölkerungswissenschaft und
Familienpolitik an der Universität Konstanz.
Dr. Klaus Szameitat
Von 1968–1980 leitete der Volkswirt und Historiker Dr. Klaus Szameitat das Amt. Schwerpunkt seiner Arbeiten war die
Weiterentwicklung der erhebenden amtlichen Statistik, sowie der Prognose- und Analysetätigkeit und insbesondere der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder und die Leitung des gleichnamigen Arbeitskreises (AK-VGR. d.. L.).
Unter Szameitat wurde mit dem Aufbau einer statistischen Regionaldatenbank (RDB) und dem Landesinformationssystem
Baden-Württemberg (LIS-BW) begonnen.
Szameitat trat 1938 in die Dienste des Statistischen Reichsamtes ein, wechselte 1945 nach Auflösung des Reichsamtes zum
Bayerischen Statistischen Landesamt und 1948 zum Statistischen Bundesamt, wo er bis zu seinem Wechsel in das
Statistische Landesamt Baden-Württemberg als Abteilungspräsident für die »Allgemeine Organisation der Statistik und die
Allgemeine Auslandsstatistik« verantwortlich ist. 1961 wird Szameitat zum Mitglied des Internationalen Statistischen
Instituts gewählt.
Dr. Friedrich Werber
Staatsrat Friedrich Werber, promovierter Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Landtags- und Bundestagsabgeordneter,
übernimmt 1962 die Leitung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg.
Unter Werber gewinnt die württembergische Tradition der Landesbeschreibung und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit an Bedeutung.
In seiner Amtszeit beginnt die monografische Beschreibung der damaligen 72 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs. Die dafür
zuständige Abteilung Landesbeschreibung wird am 1. September 1964 der Staatlichen Archivdirektion unterstellt.
Dr. Paul Jostock
In der Amerikanischen Besatzungszone führte ab 1945 der katholische Sozialwissenschaftler und Statistiker Dr. Paul Jostock
die Statistischen Landesämter Württembergs in Stuttgart und Nordbaden in Karlsruhe. Ab 1953 ist er Präsident des durch Zusammenlegung
mit den Landesämtern in Freiburg und Tübingen entstandenen Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.
Jostock tritt 1927 in den Dienst des Deutschen Statistischen Reichsamtes ein, wo er sich mit der Weiterentwicklung der
deutschen Volkseinkommens- und Volksvermögensstatistik einen großen wissenschaftlichen Ruf erworben hat. Er beschäftigt sich
kritisch mit Sozialismus, Kapitalismus und Kollektivismus und entwirft Konzepte für soziale Reformen, die auf dem
Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre aufbauen.
Prof. Dr. Josef Griesmeier
Prof. Dr. Josef Griesmeier beginnt 1929 seinen statistischen Dienst im Württembergischen Statistischen Landesamt.
Von 1938 bis 1945 leitet er als Direktor das Amt. 1946 verliert er im Rahmen eines Entnazifizierungsverfahrens seine Funktionen.
Er ist gewähltes Mitglied des Internationalen Statistischen Institutes und im Vorstand und später Ehrenmitglied der Deutschen
Statistischen Gesellschaft.
Ab 1936 lehrt Griesmeier Statistik an der Universität Tübingen, die ihn 1941 zum Honorarprofessor ernennt. Nach dem Zweiten
Weltkrieg ist er Lehrbeauftragter an der TH Stuttgart. Forschungsschwerpunkte Griesmeiers sind die Zusammenhänge zwischen
wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung, Wanderungswegungen seit der Bauernbefreiung, Urbanisation, Pendelwanderung
und Wahlverhalten.
Prof. Dr. Herrmann Julius Losch
Professor Dr. Hermann Julius Losch ist von 1893 bis 1939 Mitglied der württembergischen Statistischen Ämter, ab 1922 übernimmt
er als Präsident die Leitung des Württembergischen Statistischen Landesamtes. Bereits 1904 besucht Losch das Bureau of the Census in
Washington und lernt dort Holleriths Lochkartenverfahren kennen. Für die Volkszählung 1910 kann Losch, gestützt auf eingehende
Rentabilitätsuntersuchungen mit Zustimmung des Finanzministeriums einen Vertrag mit der Deutschen Hollerithgesellschaft (später IBM)
abschließen.
Das württembergische Statistische Landesamt führt damit die maschinelle Datenverarbeitung in Württemberg ein. Aus organisatorischen
und sozialpolitischen Gründen wird die maschinelle Datenverarbeitung nach dem 1. Weltkrieg eingestellt. Im 1. Weltkrieg
ist Losch Mitglied des wirtschaftlichen Kriegsausschusses und danach Vorstand der Landespreisstelle. Losch ist einer der ersten
Statistiker, der sich mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und der Sozialproduktsbrechnung beschäftigt. Er verfasst über
40 Publikationen insbesondere zu »Volksvermögen, Volkseinkommen und ihre Verteilung«. Als erster Statistiker beschäftigt er sich
mit der Pendelwanderung, der Losch den wissenschaftlichen Namen gibt. Losch vereinbart 1927 mit dem Schwäbischen Albverein,
dass dieser jährlich mindestens 25 000 Wanderkarten im Maßstab 1 : 50 000 abnimmt, damit ist trotz knapper
Haushaltsmittel die rasche Erscheinungsfolge der Wanderkarten garantiert.
Karl Victor von Riecke
Karl Victor von Riecke ist bis 1877 Amtsvorstand, dann bis 1880 Direktor des Statistisch-Topographischen Bureaus. Bereits seit
1863 ist von Riecke ordentliches Mitglied des Bureaus.
1872 wird er auf dem Internationalen Statistischen Kongress in Abwesenheit in die permanente Kommission des Internationalen
Statistischen Instituts (ISI) gewählt, dessen Ehrenmitglied er 1886 wird. Von Riecke verstärkt die statistisch orientierte,
vaterländische Landesbeschreibung. Er profiliert sich als international gefragter Finanzwissenschaftler und erhält auf dem
ISI-Kongress in Stockholm den Auftrag die internationale Finanzstatistik zu bearbeiten. Er verstärkt die Beziehungen zu den
historischen Vereinen in Württemberg.
Ab 1878 lässt von Riecke die Württembergischen Vierteljahreshefte für Landesgeschichte als Beihefte der Württembergischen
Jahrbücher für Statistik und Landeskunde herausgeben. 1880 wird von Riecke zum Direktor des Steuerkollegiums
(Staatsminister für Finanzen) berufen.
Dr. Gustav Lange
Von 1894–1897 leitete Dr. Gustav Lange das Bureau. Er setzte sich bei der badischen Regierung erfolgreich dafür ein, dem
Statistischen Bureau den höheren Status einer Zentralbehörde und eines Landesamtes zu verleihen. Durch eine landesherrliche
Verordnung erhielt das Amt eine neue Organisationsform und zusätzliche Kompetenzen. 1897 übernahm
Lange die Leitung des neu geschaffenen Badischen Statistischen Landesamtes.
1908 erhielten die auf Verwaltung und Wissenschaft ausgerichteten Veröffentlichungen eine möglichst einfache und populäre Darstellung.
Lange forcierte die Beteiligung der amtlichen Statistik auf Messen und Ausstellungen sowie den Einsatz grafischer Darstellungen
wie Karten und Diagramme.
Hermann von Zeller
Von Zeller übernimmt 1894 provisorisch und 1895 definitiv die Leitung des »Königlichen Statistischen Landesamtes«.
Unter seiner Leitung werden die Erhebungen zum Liegenschaftsbesitzwechsel und zur Hypothekenbewegung der Zwangsvollstreckungen
neu in das Arbeitsprogramm aufgenommen.
Ab 1897 ließ er die »Mitteilungen des Königlichen Statistischen Landesamtes« als Beilage zum Staatsanzeigen wieder herausgeben.
1901 erscheint als Datensammlung das erste »Statistische Handbuch für das Königreich Württemberg« und eine vierbändige
Landesbeschreibung für Württemberg.
1903 wird von König Willhelm II der, durch von Zeller vorgeschlagenen, »Errichtung einer Geologischen Abteilung beim Statistischen
Landesamt« durch den Staatsminister für Finanzen zugestimmt. Als Hauptaufgabe wird die bereits 1890 begonnene Erstellung der
geologischen Karten im Maßstab 1 : 25 000 gesehen. 1904 übernimmt Zeller – gegen seinen Willen – die
Vorstandschaft des Steuerkollegiums im Königreich Württtemberg.
Dr. Friedrich Hardeck
Von 1863– 1894 leitete der Philologe Dr. Friedrich Hardeck das Bureau. 1865 wurde er Leiter der neu geschaffenen und selbstständigen
»Staatsstelle für Statistik«. 1866 zum Legationsrat beim Ministerium des »großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten«
ernannt, behielt er die Leitung des Statistischen Bureaus jedoch bei.
Hardeck wurde wegen seines Engagements für die Reichsstatistik zum Ehrenmitglied des Internationalen Instituts ernannt. Unter Hardeck
wurden die statistischen Ergebnisse in verschiedenen Publikationsreihen (u. a. Statistische Mitteilungen für das Großherzogtum
Baden, Statistisches Jahrbuch, Gemeindelexikon) breit gestreut.
Gustav von Rümelin
Der Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung und Mitglied des Württembergischen Landtags übernimmt 1861 die Leitung des
Statistisch-Topographischen Bureaus. Ab 1867 wirkt von Rümelin zusätzlich als Professor für Statistik und vergleichende
Staatenkunde an der Universität in Tübingen. 1881 wird von Rümelin Mitglied der Staatswissenschaftlichen Fakultät in Tübingen.
Von 1870–1888 ist er Kanzler der Universität Tübingen. Seine Hauptlehrtätigkeiten waren Soziale Statistik, Politische Statistik,
vergleichende Staatenkunde und Rechtsphilosophie.
Johann Daniel Georg Memminger
1822–1840 ist Johann Daniel Georg Memminger geschäftsführendes Mitglied. Er war Präzeptor mit dem Charakter und Range eines
Universitätsprofessors. Bereits 1812, also vor der Gründung des Statistisch-Topographischen Bureaus, veröffentlicht Memminger
eine Beschreibung von »Cannstatt und seiner Umgebung« und 1817 von »Stuttgart und Ludwigsburg mit ihren Umgebungen«. 1823 folgt
die 2. Landesbeschreibung.
Seit 1818 ist Memminger Herausgeber der Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde – eine Reihe, die bis 1998
ihre Fortsetzung fand.