Die EU, USA und China – drei Kraftzentren der Weltwirtschaft im Vergleich
Die Machtverhältnisse in der Weltpolitik und Weltwirtschaft haben sich seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts nachhaltig verschoben. China sorgte in den 2010er-Jahren für gut ein Drittel des globalen Wirtschaftswachstums. Das »Reich der Mitte« als neue, aufstrebende Großmacht hat gemessen an der Wirtschaftsleistung1 die Vereinigten Staaten und die EU-27 überholt, auch wenn ihr Pro-Kopf-Wert mit 44 % des EU-27-Niveaus noch deutlich hinterherhinkt. Der globale Warenaustausch schwächte sich 2019 verglichen zu den Vorjahren merklich ab. Eine nachlassende Weltkonjunktur wie auch protektionistische Maßnahmen sind mögliche Gründe hierfür. Höhere Zölle sorgten für eine Handelsumlenkung, die bereits zum Teil in der geografischen Verteilung der Exporte sichtbar wird. Angetrieben von Fähigkeiten und Wissen seiner rund 1,43 Milliarden (Mrd.) Menschen scheint derzeit vielen der Aufstieg Chinas unaufhaltsam. Mit 1,5 Millionen (Mill.) Patenten entfiel auf China fast die Hälfte aller weltweiten Patentanmeldungen. Chinas Forschungsausgaben übertreffen die der 27 Mitgliedstaaten der EU und liegen fast gleichauf mit den Innovationsinvestitionen der USA.
Fläche und Bevölkerung
Die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27) sind mit einer Fläche von rund 4,2 Mill. Quadratkilometer (km²) nicht einmal halb so groß wie die USA oder China mit einer Ausdehnung von jeweils fast 10 Mill. km². Setzt man die Fläche in Beziehung zur Bevölkerung, lebten im Jahr 2019 in China mit 149 Einwohnern je km² rund viermal mehr Menschen auf einem km² als in den USA (33 Einwohner je km²). Auch im Durchschnitt der EU-27 war mit 106 Einwohnern je km² die Bevölkerungsdichte geringer als »im Reich der Mitte«. In Deutschland und Baden-Württemberg hingegen lebten mit 232 bzw. 311 Einwohnern deutlich mehr Menschen je km².
Die Weltbevölkerung wuchs zwischen 1960 und 2019 von 3 Mrd. auf 7,7 Mrd. Menschen. Im selben Zeitraum sank der Anteil der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union von 12 % auf 6 %, bei den USA von 6 % auf 4 % und auch Chinas Anteil fiel von 22 % auf heute 19 %. Aber trotz sinkender Anteile an der Weltbevölkerung erhöhte sich die absolute Bevölkerungszahl zwischen 1960 und 2019 in der EU-27 um ein gutes Viertel auf heute 447 Mill. und in den USA um starke 76 % auf 329 Mill. Menschen. Die Bevölkerung Chinas wuchs im gleichen Zeitraum sogar um mehr als das Doppelte auf 1,43 Mrd. Menschen. Weltweit entfiel ein Sechstel des absoluten Bevölkerungswachstums der Jahre 1960 bis 2019 allein auf das Reich der Mitte.2 Nach Bevölkerungsvorausberechnungen3 wird Chinas Einwohnerzahl im Jahr 2030 mit 1,46 Mrd. ihren Höhepunkt erreichen und bis 2070 auf 1,26 Mrd. stetig sinken. Auch die Bevölkerung der EU-27 wird voraussichtlich bis zum Jahr 2040 auf 449 Mill. anwachsen und dann bis 2070 auf 427 Mill. zurückgehen, während die Zahl der Einwohner in den USA bis 2070 – auch aufgrund der Zuwanderung – kontinuierlich auf 404 Mill. steigen wird.
Alternde Gesellschaften
Sowohl in der EU als auch in den USA und in China machen die unter 15-Jährigen einen immer kleineren Teil der Gesamtbevölkerung aus, während der Anteil der über 65-Jährigen immer größer wird. Am jüngsten ist die Bevölkerung in China. Hier sind nur rund 12 % der Menschen älter als 65 Jahre, aber 17,7 % unter 15 Jahre alt. Damit stehen einem älteren Menschen rund 1,5 Junge gegenüber. Dagegen trifft die EU-27 die Alterung der Gesellschaft sehr stark. Hier, und dies gilt im Besonderen auch für Deutschland und Baden-Württemberg, ist der Anteil der über 65-Jährigen jeweils höher als der unter 15-Jährigen. Die Geburtenrate4 bewegt sich heute in allen drei Regionen auf relativ niedrigem Niveau. Mit 1,77 Kindern je Frau weisen die Vereinigten Staaten zwar die höchste Geburtenziffer auf, verfehlen aber auch die bestandserhaltende Rate von über zwei Kindern je Frau (Tabelle 1).
Asiatische Schwellenländer als neues globales Wachstumszentrum
Mit der Integration der asiatischen Schwellenländer in die Weltwirtschaft gewann das globale Wachstum an Schwung. Von einem Durchschnitt von 3,1 % in den 1980er- und 1990er-Jahren stieg das Weltwirtschaftswachstum auf 3,9 % in den 2000er Jahren. Auch im folgenden Jahrzehnt blieb das Wachstum mit 3,8 % hoch und dürfte sich nach Prognose des IWF (Oktober 2019) auch bis 2024 bei durchschnittlich 3,5 % einpendeln. Ein Blick auf die Wachstumsbeiträge großer Regionen macht die Kräfteverschiebung hin zu den asiatischen Schwellenländern deutlich. Standen die entwickelten Volkswirtschaften im Schnitt der 1980er-Jahre noch für 63 % des globalen Wachstums, so sank dieser Anteil auf 23 % im abgelaufenen Jahrzehnt. Entsprechend erhöhte sich der Wachstumsbeitrag der Schwellenländer (Schaubild 1). China sorgte in den 2010er-Jahren für gut ein Drittel des globalen Wachstums. Die übrigen in Asien beheimaten Schwellenländer trugen knapp 23 %, die verbleibenden Schwellenländer 20 % zum Weltwirtschaftswachstum bei. Damit mauserten sich die aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften inklusive China seit den 1980er-Jahren zum globalen Wachstumszentrum. Über die Hälfte des Wachstums kam aus diesen Staaten. Laut der IWF-Prognose dürfte sich das Wachstum in den Jahren 2020 bis 2024 sogar noch stärker auf diese Regionen konzentrieren (siehe i-Punkt »Globales Konjunkturrisiko durch COVID-19«).
Baden-württembergische Wirtschaftsleistung pro Kopf kaufkraftbereinigt dreimal so groß wie in China
Die asiatischen Schwellenländer und hier insbesondere China tragen einen bedeutenden Anteil zum weltweiten Wachstum bei. Bereinigt man ihre Wirtschaftsleistung in Kaufkrafteinheiten um die Einwohnerzahl, so zeigt sich eine deutliche Lücke zu den bereits entwickelten Volkswirtschaften. Da das preis- und kaufkraftbereinigte BIP je Einwohner in den meisten Jahren seit 1980 zulegte, wird diese Größe in Schaubild 2 relativ5 zur EU-27 dargestellt. China verzeichnete seit den 1980er-Jahren einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufstieg, der auch beim BIP je Einwohner sichtbar wird. Dennoch betrug 2019 das kaufkraftbereinigte BIP je Einwohner lediglich 44 % des EU-27-Niveaus. Legt man den Aufholprozess Chinas der letzten 20 Jahre zugrunde, so würde es weitere 34 Jahre dauern, bis China zur EU-27 aufgeschlossen hat. Deutschland rangierte 2019 dagegen 21 % über dem EU-27-Wert, der Südwesten sogar 38 % darüber. Mit einem Plus von 47 % belegten die USA den Spitzenwert der in Schaubild 2 abgebildeten Staaten.
Die Wirtschaftsleistung je Einwohner bewegte sich bei den im Schaubild 2 dargestellten entwickelten Volkswirtschaften über die Zeit hinweg in einem relativ engen Korridor. So rangierte das deutsche BIP pro Kopf von 1980 bis 2019 in einer Spannbreite von 18 % bis 31 % über dem EU-27 Durchschnitt. Etwas höher lag die Spannbreite bei den Vereinigten Staaten. Im verwendeten Zeitraum schwankte das BIP pro Kopf dort zwischen 35 % und 53 % über dem EU-Schnitt. Damit relativiert sich auch das höhere BIP-Wachstum, das die US-Wirtschaft gegenüber der EU aufwies. Dieses verteilt sich im »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« auf ein im EU-Vergleich deutlich stärkeres Bevölkerungswachstum. Dennoch erzielt die US-Wirtschaft bei der Wirtschaftskraft dauerhaft ein deutlich höheres Niveau als die EU-27 und Deutschland. Auch Baden-Württemberg verfehlt die US-Größe um 6,6 %.
Außenhandel: Auslaufender globaler Konjunkturzyklus, »Slowbalisierung« und Protektionismus
Die realen Zuwachsraten im globalen Handel haben 2019 deutlich nachgelassen. Das Exportvolumen sank im Gesamtjahr sogar (– 0,4 % zum Vorjahr)6. Hierbei überlagern sich kurzfristige Trends, wie eine schwächere Investitionsnachfrage aufgrund der bereits 2019 nachlassenden globalen Konjunktur, und bereits seit Jahren zu beobachtende Entwicklungen. Hierzu zählen eine langsamer verlaufende Globalisierung (»Slowbalisierung«)7 und auch protektionistische Tendenzen. Beide Faktoren zusammen sorgten für eine schwächere Exportdynamik am aktuellen Rand. 2018 expandierte der Welthandel noch mit Raten von 3,1 %, 2017 sogar mit 4,4 %. Dies zeigt, wie stark der Rückgang innerhalb eines Jahres ausfiel. Zwischen den größten Wirtschaftsblöcken zeigen sich durchaus Unterschiede. So fiel der Rückgang in der Exportdynamik bei den entwickelten Volkswirtschaften weniger gravierend aus (2018: 2,6 %; 2019: 0,0 %) als bei den Schwellenländern (2018: 3,7 %; 2019: – 1,0 %). Unter den entwickelten Volkswirtschaften gingen die US-Exporte nach einem Zuwachs in 2018 von 4,2 % in 2019 um 0,4 % zurück. Dort ließ die Dynamik deutlich stärker nach als beispielsweise in der Eurozone, wo das Exportwachstum von knapp 2 % auf – 0,2 % sank. Damit scheinen die protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung sich kurzfristig nicht positiv auf deren Exportentwicklung ausgewirkt zu haben.
Aber auch China als Hauptadressat der US-Zollpolitik litt unter dem Handelsdisput. Zwar verzeichnete das »Reich der Mitte« immerhin noch ein reales Exportplus von 0,5 %, die Dynamik reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr jedoch deutlich (5 %).
Exporte der EU-27 in die USA gewinnen an Bedeutung
Der im letzten Abschnitt herangezogene World Trade Monitor lässt allerdings keine Aussage zu, in welche Regionen die Exportgüter geliefert wurden. Detailliertere Daten zu den Handelsverflechtungen gibt die Direction of Trade Statistics des IWF. Die Gesamtexporte der EU-27 werden hierbei um die EU-Intra-Exporte bereinigt. Dies ermöglicht einen realistischeren Vergleich zu den anderen großen Handelsblöcken USA und China.8 Da 2019 der Handel zwischen den EU-27-Staaten knapp 59 % ihrer Gesamtexporte ausmachte, erhöhen sich durch das Herausrechnen des EU-Intrahandels dementsprechend die Anteile der übrigen Handelspartner sehr stark. Die Exporte der USA, China und der EU-27 nach Zielregionen sind in Schaubild 3 dargestellt. So lieferte die EU-27 knapp 42,5 % ihrer Ausfuhren in Schwellenländer und 55,3 % in Industrieländer. Gegenüber den Anteilen von 2017 fand eine Verschiebung in Richtung der entwickelten Volkswirtschaften statt. Insbesondere die Vereinigten Staaten gewannen an Bedeutung (+ 1,8 Prozentpunkte). 9,3 % aller Ausfuhren gingen nach China und damit 0,3 Prozentpunkte mehr als noch 2017. Rückläufig entwickelte sich der Anteil der Schwellenländer außerhalb Asiens (– 1,4 Prozentpunkte).
US-Exportanteil sinkt in China
Die chinesischen Ausfuhren gingen vermehrt in die (asiatischen) Schwellenländer. Diese gewannen 1,9 Prozentpunkte gegenüber 2017 und stiegen auf einen Anteil von 16,4 %. Außerhalb Asiens betrug das Plus einen halben Prozentpunkt und erreichte 2019 einen Wert von 19,2 %. Im Gegenzug sank der US-Exportanteil um 2,1 Prozentpunkte und erreichte mit 16,9 % fast den Anteil der asiatischen Schwellenländer. Als einzige Ländergruppe innerhalb der Industrieländer lieferte China einen steigenden Anteil in die EU-27 (14,6 %, + 0,6 Prozentpunkte gegenüber 2017). Die bedeutendste Region für das Exportgeschäft sind die verbleibenden entwickelten Volkswirtschaften. Fast ein Drittel seiner Ausfuhren liefert China in dorthin. Dies sind 0,8 Prozentpunkte weniger als 2017.
Chinesischer Exportanteil in den USA rückläufig
In den Vereinigten Staaten verlagerte sich die Exporttätigkeit in Richtung der Industriestaaten und hier insbesondere in die EU-27. Gegenüber 2017 stieg der Anteil um 1,4 Prozentpunkte auf 16,2 %. Mehr als doppelt so groß fiel der Exportanteil der übrigen Industrieländer aus (39,9 %). Der Export nach China verringerte sich um knapp 2 Prozentpunkte auf 6,5 %. Ein knappes Drittel der Gesamtexporte entfiel auf die sonstigen Schwellenländer außerhalb Asiens.9
Die Verschiebung der Anteile ist teilweise durch Handelsumlenkungen zu erklären. Die USA und China belegten in den vergangenen Jahren ihre Exporte mit zusätzlichen Zöllen. Die seit 2017 gesunkenen bilateralen Handelsanteile könnten ein sichtbares Resultat dieser Politik sein. Gleichzeitig verfügen manche asiatischen Schwellenländer wie beispielsweise Vietnam über günstigere Zollkonditionen mit den USA im Vergleich zu China, wodurch der Export in die USA aus diesen Regionen attraktiver wird. Des Weiteren ist China wirtschaftlich stark in die südostasiatische Region integriert, sodass es als Lieferant für Vorprodukte in Frage kommt. Ein Indiz hierfür liefert der nun höhere chinesische Exportanteil in die asiatischen Entwicklungsländer. Bislang scheint die EU-27 von der Handelsumlenkung zu profitieren, wie das gestiegene Gewicht der Ausfuhren in die USA zeigt. Wie lange diese Entwicklung anhält, bleibt abzuwarten, da die US-Administration auch Zölle für EU-Produkte angehoben und weitere Erhöhungen angekündigt hat.
China holt bei Forschungsausgaben auf
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in China steigen rasant. Zwischen 2009 und 2018 hat das »Reich der Mitte« seine Forschungsausgaben verdreifacht, auf zuletzt kaufkraftbereinigt 554 Mrd. US-Dollar.10 Damit übertrifft China mit seinen Forschungs- und Entwicklungsausgaben das Innovationsbudget der EU-27 in Höhe von kaufkraftbereinigt 411 Mrd. US-Dollar und erreicht beinahe das Niveau der Vereinigten Staaten, die im Jahr 2018 Investitionen von kaufkraftbereinigt 582 Mrd. US-Dollar tätigten. Die Anteile der weltgrößten Forschernation USA und die der 27 Mitgliedstaaten der EU an den globalen FuE-Ausgaben sanken zwischen 2009 und 2018 von 33 % auf 28 % bzw. von 21 % auf knapp 20 %, während China innerhalb dieser Dekade seinen Beitrag von 15 % auf 26 % fast verdoppelte (Schaubild 4).
Langfristige wirtschaftliche Erfolge brauchen qualifizierte Beschäftigte und auch hier hat das »Reich der Mitte« riesige Fortschritte gemacht. Im Jahr 2016 kamen nach Berechnungen des World Economic Forums 37 % aller weltweit 12,5 Mill. Hochschulabsolventen in STEM-Fächern11 (Science, Technology, Engineering, Mathematics) aus China, 21 % aus Indien, 8 % aus der EU und nur 5 % aus dem »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«. Einen weiteren chinesischen Rekord markieren die 1,5 Mill. Patente, die Forscher in China im Jahr 2018 anmeldeten. Dem Patentamt Chinas folgten auf den weiteren Rängen mit deutlichem Abstand die USA (597 141), Japan (313 567), Südkorea (209 992) und das Europäische Patentamt (174 397). Auf diese fünf Patentämter entfielen zusammen 85 % der 3,3 Mill. weltweiten Patentanmeldungen im Jahr 2018, fast die Hälfte (46 %) allein auf China. Allerdings waren im Hinblick auf die im Ausland eingereichten Anmeldungen – was unter anderem als Bestreben in neue Märkte zu expandieren gedeutet werden kann – die in den USA ansässigen Anmelder mit 230 085 eingereichten Patentanmeldungen führend. Auf die USA folgten Japan (206 739), vor Deutschland (106 753), Südkorea (69 459) und China (66 429).12
Unternehmen steigern ihre Investitionen in FuE weltweit
Die 2 500 Unternehmen, die 2018 weltweit am meisten in Forschung und Entwicklung investierten, konnten ihre Ausgaben gegenüber 2017 um 9 % auf 947 Mrd. US-Dollar steigern. In einem immer schärfer werdenden globalen Technologiewettlauf erhöhten vor allem die US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen ihr Innovationsbudget und ließen ihre europäischen Mitbewerber hinter sich. Das geht aus dem aktuellen EU Industrial R&D Investment Scoreboard der Europäischen Kommission hervor. Der Anzeiger liefert jährlich eine detaillierte Analyse der neuesten Investitionstrends der 2 500 weltweit führenden Industrieunternehmen. Diese Unternehmen repräsentierten im Jahr 2018 rund 90 % der weltweiten Investitionen der Wirtschaft in Forschung und Entwicklung.
Von den 2 500 führenden Industrieunternehmen hatten 424 einen Sitz in einem der 27 Mitgliedstaaten der EU. Deren FuE-Ausgaben entwickelten sich mit einem Plus von knapp 5 % gegenüber dem Vorjahr im weltweiten Vergleich eher unterdurchschnittlich. Auch die im Ranking geführten 130 deutschen Unternehmen konnten im internationalen Vergleich mit einem Plus von unter 4 % nur vergleichsweise schwach zulegen. Im Gegensatz dazu steigerten die 769 Unternehmen mit einem eingetragenen Firmensitz in den Vereinigten Staaten ihr Innovationsbudget um gut 10 %. Am dynamischsten entwickelten sich aber die 507 chinesischen Unternehmen. Ihre FuE-Ausgaben stiegen gegenüber 2017 um über ein Viertel (Schaubild 5).
US-Unternehmen dominieren die Forschungslandschaft
Betrachtet man allerdings die absolute Höhe der FuE-Ausgaben, investierten die Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten mit Abstand am meisten (359 Mrd. US-Dollar), und damit mehr als die Unternehmen der EU-27 und Chinas zusammen (317 Mrd. US-Dollar). Von den im Jahr 2018 weltweiten Forschungsinvestitionen der Wirtschaft in Höhe von 947 Mrd.US-Dollar entfielen damit 38 % auf die USA und 22 % auf die EU-27. Die Unternehmen mit eingetragenem Firmensitz im »Reich der Mitte« hatten mit 12 % einen deutlich geringeren Anteil an den weltweiten FuE-Investitionen, allerdings lag deren Anteil im Jahr 2008 lediglich bei 2 %.
Die 100 Unternehmen mit den weltweit höchsten Innovationsbudgets investierten insgesamt 494 Mrd. US-Dollar in Forschung und Entwicklung und bestritten damit über die Hälfte aller weltweiten FuE-Investitionen. 36 der Top 100 FuE-Unternehmen hatten ihren Hauptsitz in den USA, 26 in der EU-27 und neun in China. Zu den 100 Besten zählen auch zwölf deutsche Unternehmen, darunter vier mit der Konzernzentrale in Baden-Württemberg: Daimler (Platz 10), Robert Bosch (Platz 20), SAP (Platz 43) und ZF Friedrichshafen (Platz 68). Diese baden-württembergischen Schwergewichte hatten zusammen ein Innovationsbudget von 24 Mrd. US-Dollar, was einem Plus von gut 4 % gegenüber 2017 entspricht. Betrachtet man die Top 30 des FuE-Rankings, wird die Dominanz der Vereinigten Staaten noch deutlicher. Hier lag bei der Hälfte der Unternehmen die Konzernzentrale in den USA. Von den führenden Industrieunternehmen mit den höchsten FuE-Ausgaben machten 2 327 Angaben zur Zahl ihrer Beschäftigten. Insgesamt waren in diesen Unternehmen rund 56 Mill. Personen tätig. Ein knappes Drittel arbeitete für Unternehmen mit Hauptsitz in den 27 Mitgliedstaaten der EU und je ein Fünftel für Unternehmen in den USA bzw. China.
Volkswagen Konzern auf Platz 4 im weltweiten Ranking
Das weltweit höchste Innovationsbudget wies mit 21 Mrd. US-Dollar die Google-Muttergesellschaft Alphabet13 aus, ein Plus von 30 % gegenüber 2017. Der US-amerikanische Konzern verdrängte damit den vorjährigen Erstplatzierten, den südkoreanischen Elektronik-Konzern Samsung (17,1 Mrd. US-Dollar) auf Platz 2. Auf den Rängen 3 und 4 folgen das US-amerikanische Unternehmen Microsoft (16,9 Mrd. US-Dollar) und der deutsche Volkswagen Konzern mit Ausgaben von 15,7 Mrd. US-Dollar. Europas größter Autobauer Volkswagen steckte so viel Geld in Forschung und Entwicklung wie kein anderer börsennotierter Konzern der EU, wurde aber trotzdem binnen eines Jahres von Microsoft vom dritten auf den vierten Rang verdrängt. Der US-amerikanische Konzern konnte seine Forschungsausgaben gegenüber 2017 um fast 15 % erhöhen, während der deutsche Autobauer seine Ausgaben nur um knapp 4 % steigerte. Huawei, der chinesische Kommunikationsriese, belegte mit FuE-Ausgaben von 14,7 Mrd. US-Dollar (+ 13 % zum Vorjahr) den fünften Rang und ist damit das bestplatzierte chinesische Unternehmen im weltweiten Ranking (Tabelle 2).
Vor allem an der Spitze zeigt sich, wie stark sich US-amerikanische und europäische Unternehmen auseinanderentwickeln. So betrugen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben der fünf Top-Investoren mit Sitz in den USA insgesamt 77 Mrd. US-Dollar. Die fünf größten europäischen Konzerne Volkswagen (Platz 4), Daimler (Platz 10), BMW (Platz 16), Bosch (Platz 20) und Siemens (Platz 21) – allesamt mit Sitz in Deutschland, – investierten mit 48 Mrd. US-Dollar nur knapp zwei Drittel der Forschungsausgaben ihrer US-amerikanischen Konkurrenten. Zudem steigern die europäischen Großkonzerne ihre FuE-Ausgaben deutlich langsamer als ihre Mitbewerber in den USA und China. Während bei den führenden US-Konzernen die Innovationsausgaben um insgesamt 16 % wuchsen, stiegen sie bei den Topinvestoren Europas nur um 6 %. Die fünf größten chinesischen Konzerne konnten ihre Ausgaben gegenüber dem Vorjahr sogar um stolze 27 % erhöhen. Ihr Innovationsbudget lag mit 28 Mrd. US-Dollar aber immer noch deutlich unter dem der US-amerikanischen und deutschen Schwergewichte.