Personengesellschaften und Gemeinschaften und deren gewerbliche Einkünfte
Eine Analyse für Baden-Württemberg
Der folgende Beitrag widmet sich den Personengesellschaften und Gemeinschaften in Baden-Württemberg und wertet deren steuerlich relevante Einkünfte aus Gewerbebetrieb nach Rechtsformen und Wirtschaftszweigen aus. Im Jahr 2011 erzielten rund 68 000 Personengesellschaften und Gemeinschaften Einkünfte aus Gewerbebetrieb in Höhe von 15,9 Mrd. Euro in Baden-Württemberg. Das waren 78,2 % aller Einkünfte von Personengesellschaften und Gemeinschaften. Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Compagnie Kommanditgesellschaft (GmbH & Co. KG) waren die am weitesten verbreiteten Rechtsformen. Unter der Rechtsform GmbH & Co KG wurde mit 77,6 % ein Großteil der Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt. Das Verarbeitende Gewerbe und darunter der Maschinenbau spielten bei der Betrachtung der Wirtschaftszweige eine herausragende Rolle.
Bei jeder Unternehmensgründung stellt sich eine wichtige Frage, die weitreichende finanzielle und steuerliche Folgen hat – die Wahl der Rechtsform. Bei Gründungen mit mehr als einer Person kommen insbesondere die Rechtsformgruppe der Personengesellschaften und die der Kapitalgesellschaften in Betracht. Unter den Personengesellschaften werden Rechtsformen zusammengefasst, die Zusammenschlüsse von natürlichen und/oder juristischen Personen zu einem wirtschaftlichen Zweck darstellen. Beteiligte können dabei natürliche Personen, Körperschaften sowie andere Personengesellschaften sein. Die Beteiligten haften unbeschränkt mit ihrem Vermögen für die Verpflichtungen der Gesellschaft.1 Personengesellschaften sind im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften selbst keine juristischen Personen und nicht steuerpflichtig. Daher werden ihre Einkünfte in der einheitlichen und gesonderten Gewinnfeststellung von der Finanzverwaltung festgestellt und bei den Gesellschaftern im Rahmen der Einkommenssteuer (bei natürlichen Personen und Personengesellschaften) bzw. der Körperschaftssteuer (bei Körperschaften) versteuert.
Gemeinschaften werden gegründet, wenn ein Recht mehreren zusteht und gemeinschaftlich verwaltet wird, wie beispielsweise Grundstücksgemeinschaften oder Erbengemeinschaften. Auf Gemeinschaften wird an dieser Stelle nicht vertieft eingegangen, da sie bei den Einkünften aus Gewerbebetrieb ein eher geringes Gewicht haben, wie die folgende Analyse zeigen wird.
Personengesellschaften spielen als Rechtsformen neben den Kapitalgesellschaften eine wichtige Rolle in der baden-württembergischen Wirtschaft. Ein Blick auf verschiedene Steuerstatistiken zeigt dies. So erzielten nach der Statistik der Gewerbesteuerpflichtigen 2011 in Baden-Württemberg 53 882 Personengesellschaften (und Ähnliche) 26 % des insgesamt erfassten abgerundeten Gewerbeertrags, während 121 916 Kapitalgesellschaften und Erwerbs – und Wirtschaftsgenossenschaften 46 % erzielten. Nach der Statistik der Umsatzsteuer-Veranlagung von 2011 produzierten 121 438 Personengesellschaften 31 % und 99 246 Kapitalgesellschaften 46 % aller Lieferungen und Leistungen. Je nach Steuerart ist die Steuerpflicht von Unternehmen unterschiedlich abgegrenzt, sodass sich die Anzahl der erfassten Unternehmen auch unterscheidet. Trotzdem zeigen diese Zahlen deutlich, dass sich wirtschaftliche Aktivität in Baden-Württemberg nicht auf Kapitalgesellschaften konzentriert, sondern auch zu einem wichtigen Anteil in der Rechtsform von Personengesellschaften stattfindet.
Insgesamt wurden im Jahr 2011 in Baden-Württemberg rund 170 000 Personengesellschaften und Gemeinschaften von der Finanzverwaltung über die einheitliche und gesonderte Gewinnfeststellung erfasst (siehe i-Punkt). Sie erzielten zusammen eine Summe der Einkünfte von 20,3 Mrd. Euro. Davon erwirtschafteten 68 119 Personengesellschaften und Gemeinschaften Einkünfte von rund 15,9 Mrd. Euro aus Gewerbebetrieb. Zum Vergleich: Nach der Einkommensteuerstatistik von 2010 betrugen Einkünfte aus Gewerbebetrieb 18,2 Mrd. Euro – ein wesentlicher Teil dieser Einkünfte dürfte von Personengesellschaften und Gemeinschaften stammen. Mit den bereits erwähnten 15,9 Mrd. Euro Einkünften aus Gewerbebetrieb wurde der überwiegende Anteil an der Summe der Einkünfte von Personengesellschaften und Gemeinschaften erwirtschaftet – nämlich 78,2 %. Deutlich geringere Einkünfte hingegen wurden beispielsweise aus selbstständiger Arbeit mit rund 2,8 Mrd. Euro und aus Vermietung und Verpachtung mit rund 0,9 Mrd. Euro erfasst. Im Folgenden werden daher Personengesellschaften und Gemeinschaften mit Einkünften aus Gewerbebetrieb genauer analysiert.
GmbH & Co KG bei Gewerbeeinkünften von Personengesellschaften dominierend
Die Rechtsformen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Compagnie Kommanditgesellschaft (GmbH & Co. KG) waren unter Personengesellschaften und Gemeinschaften mit gewerblichen Einkünften am weitesten verbreitet. 55 % aller Personengesellschaften und Gemeinschaften waren unter der Rechtsform der GbR tätig, gefolgt von 31,2 % unter der Rechtsform GmbH & Co.KG. Unter der Rechtsform Kommanditgesellschaft (KG) firmierten nur 3,9 %, weitere 3,8 % hatten eine Rechtsform zusammengefasst als »Ähnlichen Gesellschaften und Gemeinschaften«2. Unternehmen unter der Rechtsform Offene Handelsgesellschaft (OHG) stellten 3,5 %. Weitere Rechtsformen der Personengesellschaften, wie die GmbH & Co. OHG oder die Aktiengesellschaft & Co. OHG, stellten 2,5 % der erfassten Rechtsformen. 0,1 % der Unternehmen hatten ausländische Rechtsformen.
Während bei der Anzahl der Personengesellschaften und Gemeinschaften die Rechtsform GbR die größte Rolle spielte, waren 77,6 % der Einkünfte aus Gewerbebetrieb auf Personengesellschaften der Rechtsform GmbH & Co.KG konzentriert. Mit weitem Abstand folgte die Rechtsform KG mit 9,5 % bzw. die GbR mit 8,5 % aller Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Diese relativ geringen Einkünfte bei einer hohen Anzahl an Unternehmen könnte dadurch bedingt sein, dass Kleingewerbetreibende häufig diese Rechtsform wählen, da sie keine Formalitäten und kein Mindestkapital erfordert. Unter der Rechtsform OHG wurden nur 3,3 % der Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt, gefolgt von den »Ähnlichen Gesellschaften und Gemeinschaften« mit 1 %. Gemeinschaften und Gesellschaften in dieser Kategorie sowie weitere und ausländische Rechtsformen erzielten nur geringe Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Die GmbH & Co.KG ist damit nach der GbR die beliebteste Rechtsform und hat das größte wirtschaftliche Gewicht unter Personengesellschaften und Gemeinschaften mit Einkünften aus Gewerbebetrieb. Dies könnte sich damit erklären, dass die Rechtsform GmbH & Co.KG die Flexibilität der KG (zum Beispiel Eigenkapitalbeschaffung durch Kommanditeinlagen) bietet und gleichzeitig die private Haftung des Komplementärs beschränkt.
Verarbeitendes Gewerbe erzielt die höchsten Gewerbeeinkünfte
Betrachtet man Personengesellschaften und Gemeinschaften nach Wirtschaftszweigen, zeigt sich, dass deren Anzahl und die Höhe gewerblicher Einkünfte sehr unterschiedlich über einzelne Wirtschaftsabschnitte verteilt sind.
Mit einer Anzahl von 11 782 sind die meisten baden-württembergischen Personengesellschaften und Gemeinschaften mit Einkünften aus Gewerbebetrieb im Handel sowie in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen tätig und erzielten gemeinsam Einkünfte von rund 2,5 Mrd. Euro. 10 668 Personengesellschaften und Gemeinschaften waren in der Energieversorgung tätig. Dieser hohen Anzahl standen mit 91 Mill. Euro jedoch relativ geringe Einkünfte aus Gewerbebetrieb gegenüber. 9 275 Personengesellschaften und Gemeinschaften fanden sich im Grundstücks- und Wohnungswesen mit Einkünften aus Gewerbebetrieb von 1,2 Mrd. Euro wider. Im Verarbeitenden Gewerbe waren dagegen nur 7 599 Personengesellschaften und Gemeinschaften tätig, sie erzielten mit rund 7,3 Mrd. Euro allerdings die mit Abstand höchsten Einkünfte. Eine vergleichsweise geringe Anzahl an Personengesellschaften und Gemeinschaften in Kombination mit relativ hohen Einkünften aus Gewerbebetrieb finden sich auch bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit Einkünften in Höhe von gut 1,3 Mrd. Euro sowie bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit Einkünften von rund 1,3 Mrd. Euro.
Wie bereits beschrieben, waren Einkünfte aus dem Verarbeitenden Gewerbe für Personengesellschaften und Gemeinschaften besonders wichtig – sie entsprachen 45,8 % aller Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Vergleicht man diesen Anteil mit der bundesweiten Statistik, zeigt sich eine starke Spezialisierung der Personengesellschaften und Gemeinschaften Baden-Württembergs auf das Verarbeitende Gewerbe. Im gesamten Bundesgebiet hatte das Verarbeitende Gewerbe einen Anteil von 31,4 % an den Einkünften aus Gewerbebetrieb, das sind gut 14 Prozentpunkte weniger. Der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen spielte in absoluten Zahlen zwar auch eine gewichtige Rolle in Baden-Württemberg, lag mit einem Anteil von 15,6 % aber deutlich unter dem Anteil im gesamten Bundesgebiet von 19,8 %. Bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen wurden in Baden-Württemberg mit 8,3 % anteilig mehr Einkünfte erzielt als deutschlandweit (6,7 %). Vergleichsweise geringere Anteile wurden in Baden-Württemberg dagegen im Grundstücks- und Wohnungswesen sowie der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen erwirtschaftet.
Maschinenbau erwirtschaftet 27,3 % der Einkünfte aus Verarbeitendem Gewerbe
Schaubild 4 vergleicht die Einkünfte aus dem Verarbeitenden Gewerbe für ausgewählte Abteilungen in Baden-Württemberg mit den Ergebnissen der bundesweiten Statistik. Von den Einkünften aus dem Verarbeitenden Gewerbe von knapp 7,3 Mrd. Euro stammten rund 2 Mrd. Euro aus dem Bereich Maschinenbau, was einem Anteil von 27,3 % entspricht. Im gesamten Bundesgebiet betrug dieser Anteil nur 19,5 %, also knapp 8 Prozentpunkte weniger. Auch die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (8,2 %) und die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (7,4 %) wiesen in Baden-Württemberg deutlich höhere Anteile an den Einkünften im Verarbeitenden Gewerbe auf, als dies bundesweit der Fall war (5 % bzw. 6,7 %). Auch der Anteil bei der Herstellung von Pappe und Papier war in Baden-Württemberg mit 6,3 % fast doppelt so hoch wie deutschlandweit mit 3,2 %. Dagegen wurden von Personengesellschaften und Gemeinschaften in Baden-Württemberg mit der Herstellung von Nahrungs- und Futtermittel sowie chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen deutlich geringere Anteile erzielt.
Fazit
Die Auswertung der Statistik über die Personengesellschaften und Gemeinschaften bietet diverse Analysemöglichkeiten zu ihren steuerlichen Einkünften und weiteren Merkmalen dieser Rechtsformen. Als Vollerhebung (siehe i-Punkt) bietet sie eine gute Möglichkeit, die Einkünfte aus Gewerbebetrieb nach Rechtsformen und Wirtschaftszweigen verlässlich zu analysieren und mit deutschlandweiten Zahlen die Relevanz einzelner Wirtschaftsabschnitte und -abteilungen zu vergleichen. Bei Personengesellschaften und Gemeinschaften mit Einkünften aus Gewerbebetrieb nahm die GmbH & Co. KG als Rechtsform eine herausgehobene Stellung ein. Einkünfte aus Gewerbebetrieb wurden in Baden-Württemberg besonders im Verarbeitenden Gewerbe und darunter dem Maschinenbau erzielt. Dagegen spielten beispielsweise die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie chemische und pharmazeutische Erzeugnisse eine weniger wichtige Rolle.