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Öffentliche Wasserversorgung 2013

Aufgrund der Teilung Baden-Württembergs in wasserreiche und wasserarme Gebiete hat sich bereits sehr früh ein Wassernetz entwickelt, das heute einen guten Anschlussgrad und eine stabile Versorgung gewährleistet. Nahezu alle Einwohner im Land beziehen nach strengen Vorgaben kontrolliertes Wasser aus dem öffentlichen Trinkwassernetz. Im Laufe der Jahre hat sich allerding der Wasserbedarf der Bevölkerung verändert. Die Entwicklung wassersparender Techniken, steigende Wassergebühren sowie das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung haben zu einem rückläufigen Wasserverbrauch geführt. Statistisch wurde mit 759 Mill. m3 im Trockenjahr 1991 die bislang größte Wasserentnahme für die öffentliche Trinkwasserversorgung registriert. Aktuell ist die Wassergewinnung auf 653 Mill. m3 gesunken.

Rückläufiger Trend bei privaten Hausbrunnen

Die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser gehört zu den Kernaufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge. Diese Dienstleistung können die Kommunen selbst wahrnehmen oder an ein Unternehmen vergeben. Im Jahr 2013 haben insgesamt 1 325 baden-württembergische Wasserversorger die Trinkwasserversorgung im Land sichergestellt, darunter waren knapp drei Viertel Regie- oder Eigenbetriebe einer Gemeinde.

Die Zahl der Wasserversorger ist in Baden-Württemberg tendenziell rückläufig. Dies erklärt sich in der Regel dadurch, dass kleinere örtliche Unternehmen oder Zweckverbände an größere Wasserversorger angeschlossen oder sogar stillgelegt werden. Häufige Gründe hierfür sind gestiegene Anforderungen an Qualität und Versorgungssicherheit, die nicht erfüllt werden können, oder auch der Wunsch der Bevölkerung nach einer geringeren Wasserhärte. Hartes Wasser gefährdet zwar nicht die Gesundheit, lässt aber Waschmaschinen und Wasserleitungen verkalken.

Rund 99,6 % der Einwohner im Land beziehen ihr Trinkwasser aus dem Netz der öffentlichen Wasserversorgung. In den Stadtkreisen des Landes sind praktisch sogar 100 % der Bevölkerung an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. Im Vergleich dazu lag die Anschlussquote im Jahr 1975 bei nur 97,8 %, die restlichen 2,2 % der Baden-Württemberger deckten ihren Wasserbedarf durch private Brunnen und Quellen. Diese Zahl ist seither kontinuierlich zurückgegangen. Eine private Versorgung gibt es heute vor allem noch in ländlichen, abgelegenen Gebieten, in denen ein Anschluss an das öffentliche Netz aus technischen, hygienischen oder ökonomischen Gründen nicht sinnvoll ist.

Leichter Anstieg der Wassergewinnung

Für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung haben die baden-württembergischen Wasserversorger im Jahr 2013 rund 653 Mill. m3 Wasser gewonnen, das sind rund 1 Mill. m3 mehr als im Jahr 2010. Seit 1991 ist damit die Gewinnungsmenge erstmals wieder leicht angestiegen.

Aufgrund wachsender Bevölkerung und technischer Entwicklungen ist der Trinkwasserbedarf bis Anfang der 1990er-Jahre im Wesentlichen gestiegen. Der Spitzenwert der Wassergewinnung im Land lag mit 759 Mill. m3 im Jahr 1991. Mit wachsendem Umweltbewusstsein in der Gesellschaft hat sich diese Entwicklung umgekehrt. Zwischen 1991 und 2010 ist die Wassergewinnung um knapp 107 Mill. m3 zurückgegangen. Dabei war der Rückgang in den ersten Jahren zwischen 1991 und 1995 am größten und pendelte sich in der Folgezeit bei einer mittleren Einsparung von knapp 2 Mill. m3 pro Jahr ein. Mit rund 28 Mill. m3 bzw. durchschnittlich 9 Mill. m3 Wasser pro Jahr konnte dann zwischen 2004 und 2007 wieder eine größere Einsparung erreicht werden. Der aktuell leichte Anstieg der Wassergewinnungsmenge erklärt sich unter anderem auch durch die im Vergleich zu 2010 höheren Wasserverlustmengen, die beispielsweise durch Mängel an Rohrleitungen und Armaturen entstehen.

Baden-Württemberg trinkt, duscht und kocht größtenteils mit Grundwasser

Beim Vergleich der gewonnenen Wasserarten steht Grundwasser seit jeher an erster Stelle bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung im Land. Im Jahr 2013 wurden von den Wasserversorgern knapp 333 Mill. m3 Grundwasser gewonnen. Grundsätzlich setzt sich das im Land für Trinkwasserzwecke gewonnene Wasser aus rund 50 % Grundwasser, einem Fünftel Quellwasser und gleichfalls einem Fünftel See- und Talsperrenwasser zusammen. Die restlichen Mengen verteilen sich auf Flusswasser, Uferfiltrat und angereichertes Grundwasser.

Eine besondere Rolle kommt dem Bodensee als Trinkwasserreservoire für Baden-Württemberg zu. Der See fasst rund 50 Mrd. m3 und wird vor allem gespeist mit Wasser aus den Alpen, und zwar nahezu unbelastet von Industrie, Besiedlung und Landwirtschaft. Gemessen an der für die öffentliche Versorgung gewonnenen Wassermenge steht unter allen Stadt- und Landkreisen der Bodenseekreis mit 141 Mill. m3 ganz oben. Es folgen der Alb-Donau-Kreis (62 Mill. m3) und der Landkreis Heidenheim (41 Mill. m3). In diesen Kreisen liegen unter anderem Entnahmestellen des Zweckverbandes Landeswasserversorgung. Demgegenüber stehen die vergleichsweise geringen Gewinnungsmengen in den Stadtkreisen Stuttgart, Pforzheim und Freiburg im Breisgau.

Hohe Versorgungssicherheit im Land

Die Versorgung mit Trinkwasser in bester Qualität und flächendeckend direkt zu Hause ist heute für uns ganz selbstverständlich. Diese Leistung stützt sich in Baden-Württemberg auf eine historisch gewachsene Struktur bestehend aus Eigen-, Gruppen- und Fernwasserversorgungen. Diese drei Ebenen bilden zusammen ein sehr sicheres und verlässliches Versorgungssystem.

Die erste Ebene der öffentlichen Wasserversorgung ist die Eigenwasserversorgung, bei der ortsnahe Wasservorkommen genutzt werden. Reichen diese Quellen qualitativ oder quantitativ nicht aus, können sich Gemeinden zu einer Gruppenversorgung zusammenschließen. Ein Zusammenschluss ermöglicht den Gemeinden eine gemeinsame Finanzierung und Verwaltung von beispielsweise Pumpwerken und Speicheranlagen. Diese zweite Ebene entwickelte sich vor allem auf der durch ihre Geologie und Hydrologie wasserarmen Schwäbischen Alb. Die 1869 gegründete Albwasserversorgungsgruppe, die ihr Wasser aus dem Quelltopf der Blau bezog, war sogar die erste Gruppenwasserversorgung in Europa.1 Die dritte Ebene der öffentlichen Wasserversorgung in Baden-Württemberg ist die Fernwasserversorgung, bei der der Ort der Wassergewinnung weit entfernt vom eigentlichen Versorgungsgebiet liegt. In Baden-Württemberg gibt es vier große Fernwasserversorgungsunternehmen, die Bodensee-Wasserversorgung (BWV), die Landeswasserversorgung (LW), die Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) sowie die Wasserversorgung Kleine Kinzig (WKK). Die Kleine Kinzig im Schwarzwald ist die einzige Trinkwassertalsperre im Land. Knapp zwei Drittel der insgesamt durch die öffentliche Wasserversorgung geförderten Wassermenge werden von Fernwasserversorgungsunternehmen gewonnen.

Wasserverbrauch der Haushalte weiter gesunken

Neben der Eigengewinnung von 653 Mill. m3 Wasser haben die Wasserversorger im Land rund 1 Mill. m3 Wasser von Industriebetrieben und sonstigen Lieferanten in Baden-Württemberg sowie aus anderen Bundesländern und dem Ausland bezogen. Das gesamte Wasseraufkommen der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg belief sich 2013 damit auf 654 Mill. m3 Wasser. Von dieser Menge haben private Haushalte und andere Kleinverbraucher in Baden-Württemberg rund 448 Mill. m3 bezogen, das sind rund 2 Mill. m3 weniger als noch im Jahr 2010.

Die Entwicklung des durchschnittlichen Bedarfs an Trinkwasser der Haushalte und anderen Kleinverbraucher ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum Beispiel wirken sich steigende Wasserpreise sowie ein zunehmendes Umweltbewusstsein auf das Verbrauchsverhalten der Bevölkerung aus. Auch die Entwicklung wassersparender Technik, zum Beispiel in Waschmaschinen oder Armaturen, lässt den Pro-Kopf-Verbrauch sinken. Neben dem unterschiedlichen Verbrauchsverhalten verschiedener Haushaltstypen, abweichenden Siedlungsstrukturen und anderen direkt verbrauchsbeeinflussenden Faktoren, haben auch der Fremdenverkehrsanteil und vor allem die zusammen mit dem Haushaltsverbrauch ausgewiesenen Verbrauchsmengen von Kleingewerbe und Dienstleistungseinrichtungen einen erheblichen Einfluss auf die ausgewiesene Höhe des Wasserbedarfs von Haushalten und Kleinverbrauchern.

Zusammenfassung

Die Geografie gliedert Baden-Württemberg in wasserreiche Gebiete an den Landesgrenzen und eher wasserarme Gebiete in der Mitte des Landes. Aus diesem Ungleichgewicht heraus hat sich langfristig eine Versorgungsstruktur entwickelt, die heute eine hohe Versorgungssicherheit mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser gewährleistet. Im Jahr 2013 wurden rund 653 Mill. m3 Grund-, Quell- und Oberflächenwasser für die öffentliche Wasserversorgung gewonnen. Den Hauptteil des für die öffentliche Trinkwasserversorgung gewonnenen Wassers stellen dabei nach wie vor die Grund- und Quellwasservorkommen (rund 71 %) im Land. Der Wasserverbrauch der Bevölkerung war dabei im Vergleich zu 2010 weiter rückläufig.

1 Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Handbuch der baden-württembergischen Geschichte 5. Stuttgart, 2007, S. 316.