:: 275/2023

Pressemitteilung 275/2023

Jahresfahrleistungen 2022: Nach Corona-Einbruch wieder mehr Straßenverkehr in Baden-Württemberg

Pkw-Fahrten nahmen 2022 um über 5 % zu

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes1 sind die Jahresfahrleistungen des Straßenverkehrs in Baden-Württemberg 2022 um mehr als 4 % im Vergleich zu 2021 auf nun 85 Milliarden (Mrd.) km angestiegen. Gegenüber 2020 betrug der Anstieg 6 %. Das Jahr 2020 war geprägt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, welche zu einem drastischen Einbruch der Fahrleistungen um 15 Mrd. km (−16 %) gegenüber 2019 führten. Die Gesamtleistung 2020 betrug noch 80 Mrd. km (2019: 95 Mrd. km), was dem Stand Anfang der 1990er-Jahre entspricht.

Die Corona-Maßnahmen wirkten sich auf das Verkehrsaufkommen der einzelnen Fahrzeugarten unterschiedlich aus. Am stärksten betroffen war der Pkw-Verkehr, der 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, um −18 % (−15 Mrd. km) zurückging. Pkw-Fahrten besitzen mit über 80 % den größten Anteil am gesamten Straßenverkehr. Private Fahrten waren stärker betroffen als beruflich bedingte, wie sich aus den Ganglinien der automatischen Zählstellen ablesen lässt2. Diese weisen für 2020 an Sonn- und Feiertagen einen Rückgang von −24 % aus, während das Minus zwischen Montag und Freitag mit −14 % weitaus geringer ausfiel. Der Güterverkehr mit leichten und schweren Nutzfahrzeugen hingegen verzeichnete nur einen geringen Rückgang von −0,5 %. Dabei legten die leichten Nutzfahrzeuge (<= 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse) mit einem Anstieg von knapp 4 % auf nun 7,2 Mrd. km sogar mehr Kilometer auf baden-württembergischen Straßen zurück als je zuvor. Sie waren im ersten Corona-Jahr die einzige Fahrzeugart mit positiver Veränderungsrate und kompensierten innerhalb des Güterverkehrs nahezu den Rückgang der Fahrleistungen der schweren Nutzfahrzeuge um −5 % auf 6,2 Mrd. km.

Bereits im zweiten Corona-Jahr 2021 nahmen die Fahrleistungen über alle Fahrzeugarten hinweg wieder leicht um 1,4 % zu (+1,1 Mrd. km). Den größten Anstieg erzielte erneut der Güterverkehr (+3,5 %), wobei der Zuwachs bei den schweren Nutzfahrzeugen mit über 4 % ausgeprägter war als bei den leichten Nutzfahrzeugen mit knapp 3 %. In diesem Zeitraum stieg auch die Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg in gleicher Größenordnung an (Bruttoinlandsprodukt BIP +3,2 %). Beim Pkw-Verkehr fiel der Anstieg der Fahrleistungen mit +1 % im Vergleich zum Güterverkehr nur schwach aus. Der größte Verkehrszuwachs aller Fahrzeugarten insgesamt entfiel auf die Autobahnen (+5 %) und damit den Fernverkehr. Fahrten auf Außerorts- und Innerortsstraßen blieben gegenüber 2020 nahezu unverändert. Die automatischen Zählstellen an Autobahnen registrierten unterschiedlich ausgeprägte Entwicklungen der Fahrten von Montag bis Freitag (Mo-Fr) und Fahrten an Sonn- und Feiertagen. Während Fahrten von Mo-Fr, die überwiegend beruflich bedingt sein dürften, insgesamt um knapp 4 % zunahmen (Schwerverkehr +6,5 %), stiegen die mehr privaten Zwecken dienenden Fahrten an Sonn- und Feiertagen um fast 11 % an. Im 2. Pandemiejahr 2021 wurde die Arbeit im Homeoffice erheblich ausgeweitet, wodurch Pendlerfahrten reduziert wurden, während der Tourismus im Land bereits wieder Zuwächse bei den Inlandsübernachtungen verzeichnete3, welche wiederum zu mehr Verkehr führten.

Im Jahr 2022 gab es in der Folge der Aufhebung der Corona-Beschränkungen einen sprunghaften Anstieg der Fahrleistungen um 3,6 Mrd. km (+4 %). Dieser entfiel mit über 5 % auf nun 69,3 Mrd. km fast ausschließlich auf den Pkw-Verkehr. Der Güterverkehr hingegen stieg nur vergleichsweise schwach um ca. 1 % auf 14 Mrd. km. Dabei ging der Verkehr mit schweren Nutzfahrzeugen sogar um −1,3 % zurück, was die leichten Nutzfahrzeuge mit einem Plus von 3 % wieder ausglichen.

Beim Pkw-Verkehr verschiebt sich die Motorisierung weiter in Richtung Fahrzeuge mit Ottomotor (Benzin)4. So stiegen deren Fahrleistungen um fast 8 % gegenüber 2021 an, während Diesel-Pkw nach Jahren des Rückgangs lediglich um 2 % anstiegen. Ihr Anteil an den gesamten Pkw-Fahrleistungen ging in der Folge des Abgasskandals seit 2016 kontinuierlich von 51 % auf jetzt 44 % (30,8 Mrd. km) zurück, während die Otto-Pkw ihren Anteil auf nun 56 % (38,5 Mrd. km) steigerten. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in dem seit 2018 um fast 10 % verringerten Anteil von Diesel-Pkw am Pkw-Bestand wieder. Im gleichen Zeitraum nahmen die anderen Antriebsarten um 13 % zu. Elektro-Pkw (ohne Hybridantrieb) spielen noch keine große Rolle. Zwar stieg der Bestand um über 50 % im Vergleich zum Vorjahr auf 165 000 Fahrzeuge, mit einem Anteil von 2,4 % am Pkw-Bestand beträgt ihr Anteil an den Pkw-Fahrleistungen lediglich 1,6 %.

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1 Bis zum Vorliegen der endgültigen Ergebnisse der bundesweiten Straßenverkehrszählung 2021 wurden die Daten für 2022 auf Basis der Ergebnisse der automatischen Zählstellen im Land fortgeschrieben.

2 Quelle: Ergebnisse der automatischen Zählstellen in Baden-Württemberg. Herausgegeben vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.

3 Kopf, Saskia: Rückkehr zur Normalität? Wie hat sich der Tourismus in Baden-Württemberg während der Pandemie entwickelt?, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2023, S. 3

4 Einschl. rein elektrisch betriebene Pkw. Hybrid-Pkw sind den jeweiligen Kraftstoffarten ihres Verbrennermotors zugeordnet.

Schaubild 1: Jahresfahrleistungen in Baden-Württemberg seit 1990 nach ausgewählten Fahrzeugkategorien
Schaubild 1: Jahresfahrleistungen in Baden-Württemberg seit 1990 nach ausgewählten Fahrzeugkategorien
Tabelle 1
Jahresfahrleistungen in Baden-Württemberg seit 1990 nach ausgewählten Fahrzeugkategorien
JahrJahres­fahr­leistungen insgesamt1)darunter
Diesel-PkwOtto-Pkw2)Leichte Nutz­fahrzeugeSchwere Nutz­fahrzeuge
Mrd. km

1) Einschl. Krafträder und Busse.

2) Einschl. Elektro, Gas, Sonstige.

Datenquelle: Verkehrszählungsergebnisse des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg und eigene Modellrechnungen.

199075,511,654,52,34,9
199176,713,054,22,25,1
199280,014,755,42,25,3
199381,415,256,42,15,4
199482,115,057,22,15,4
199584,319,155,12,15,6
199685,419,455,72,25,7
199786,019,356,12,35,8
199887,319,756,72,56,0
199988,620,357,02,66,2
200088,821,555,82,86,3
200189,224,053,72,86,2
200290,626,252,92,96,3
200390,927,651,72,96,3
200491,029,250,03,06,4
200590,530,648,32,96,3
200691,031,947,13,06,6
200792,233,446,53,16,7
200892,233,746,03,16,8
200992,635,045,83,16,2
201088,733,943,04,05,9
201191,035,743,14,16,2
201290,836,642,14,26,0
201391,237,841,24,26,0
201493,239,541,14,46,1
201592,939,539,55,96,3
201694,340,539,56,16,4
201794,540,039,86,46,5
201895,139,440,66,76,6
201995,338,541,46,96,6
202080,330,734,57,26,2
202181,430,235,67,46,5
202285,030,838,57,76,4
Tabelle 2
Automatische Straßenverkehrszählungen in Baden-Württemberg seit 2020
JahrStraßenklasseZählzeitraum
Kraftfahrzeuge insgesamtdarunter Schwer­verkehr
Alle Tage Mo-SoWerktage Mo-FrSonn-/
Feiertag
Werktage
Mo-Fr
Veränderung zum Vorjahr in %

Datenquelle: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Automatische Straßenverkehrszählungen in Baden-Württemberg - Jahresergebnisse der Jahre 2020, 2021 und 2022.

2020Bundesautobahnen (BAB)−17,3−14,7−25,9−4,2
2020Bundesstraßen (B)−15,0−13,0−23,7−6,4
2020Landesstraßen (L)−15,9−14,0−23,5−6,9
2021Bundesautobahnen (BAB)5,23,810,76,5
2021Bundesstraßen (B)0,70,24,22,5
2021Landesstraßen (L)0,3−0,21,91,0
2022Bundesautobahnen (BAB)5,63,810,9−2,0
2022Bundesstraßen (B)3,93,026,00,7
2022Landesstraßen (L)4,13,536,9−1,9