:: 213/2016

Pressemitteilung 213/2016

Forschungs- und Entwicklungs-Monitor Baden‑Württemberg 2016 erschienen

Brenner: In den Kreisen Heidelberg, Böblingen, Bodenseekreis und Stuttgart sind die FuE-Ressourcen bezogen auf die Erwerbstätigen am höchsten

Im »Forschungs- und Entwicklungs-Monitor Baden‑Württemberg 2016« werden mithilfe von international vergleichbaren Kenngrößen Tendenzen und Strukturveränderungen in Forschung und Entwicklung (FuE) aufgezeigt und folgende Fragen beantwortet:

  • Wie sieht die baden‑württembergische Forschungslandschaft aus?
  • Wo steht diese im weltweiten Forschungs- und Entwicklungswettbewerb?
  • Was sind die Stärken und Schwächen des Forschungsstandortes?
  • Welche Regionen sind die Innovationsmotoren im Land?

Baden‑Württemberg ist eine der führenden Forschungsregionen in Deutschland und Europa. Mit seinen gut ausgebauten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und dem erfolgreichen Zusammenspiel von Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen leistet Baden‑Württemberg ein Viertel der gesamtdeutschen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Dass sich diese Investitionen lohnen, belegt die gute Positionierung Baden‑Württembergs auf den internationalen Märkten. Die hervorragende Wettbewerbsfähigkeit von Produkten »Made in Baden‑Württemberg« lässt sich am hohen Anteil der Wertschöpfung in Branchen wie beispielsweise Kraftfahrzeugbau, Maschinenbau und Elektrotechnik messen. Fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung wird hierzulande von den »Forschungsintensiven Industriebranchen« erbracht.

»Dieser Erfolg ist allerdings kein Selbstläufer, er muss ständig neu erarbeitet werden. Um den Wettbewerbsvorteil im internationalen Umfeld zu bewahren, sind permanent Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Generierung von Innovationen erforderlich«, so die Präsidentin des Statistischen Landesamtes in Baden‑Württemberg, Dr.Carmina Brenner.

Internationaler Wettbewerb nimmt deutlich zu

Der bestehende hohe Wettbewerbsdruck im Bereich Forschung und Entwicklung lässt sich anhand folgender Zahlen eindrucksvoll belegen: In den letzten zehn Jahren hat sich das globale FuE-Aufkommen mehr als verdoppelt und die zunehmende Ausrichtung einiger asiatischen Länder auf eine forschungsintensive Produktion schreitet nachdrücklich voran. Der Anteil der Länder China, Südkorea und Singapur am weltweiten FuE-Aufkommen hat sich im Betrachtungszeitraum 2003 bis 2013 von fast 10 auf rund 25 Prozent erhöht und damit mehr als verdoppelt, wohingegen der weltweite FuE-Anteil der USA, Japans und der EU rückläufig war. Inzwischen investieren die drei Länder China, Südkorea und Singapur einen höheren Anteil am weltweiten FuE-Aufkommen als die EU (gut 21 Prozent). Baden‑Württemberg konnte seinen Anteil an den weltweiten Investitionen in FuE zwar nicht ausbauen, aber bei knapp zwei Prozent halten.

Die wichtigste Kennzahl zur Messung der Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten eines Landes, die FuE-Intensität, betrug 2013 in Baden‑Württemberg 4,8 %.1 Mit diesem hohen Wert belegt der Südwesten mit deutlichem Abstand den Spitzenplatz im nationalen Vergleich und auch im Vergleich der 98 NUTS-1-Regionen2 in der Europäischen Union.

Im Land sind die hohen FuE-Ressourcen regional sehr unterschiedlich verteilt

Gemessen am Forschungspersonal ist neben der Region Stuttgart die Region Rhein‑Neckar ein bedeutender FuE-Standort. In diesen zwei Regionen war 2013 zusammen mehr als die Hälfte des gesamten FuE-Personals im Südwesten tätig.

Insgesamt lag der Anteil des FuE-Personals in den Stadtkreisen Stuttgart und Heidelberg sowie in den Landkreisen Böblingen, Rhein‑Neckar und Ludwigsburg bei teilweise weit über 5 Prozent. In diesen Kreisen waren landesweit rund 43 Prozent des FUE-Personals beschäftigt.3 Diese Kreise verfügten 2013 nicht nur über die höchsten absoluten personellen FuE-Ressourcen im Land, sondern setzten auch einen hohen Anteil der Erwerbstätigen in Forschung und Entwicklung ein.

In den Kreisen Heidelberg, Böblingen, Bodenseekreis und Stuttgart war die FuE-Personalintensität4 mit über 5 Prozent am höchsten und lag damit weit über dem Landesdurchschnitt von 2,8 Prozent (siehe Karte).

Statistisch wird die Forschungslandschaft in die drei Sektoren Wirtschaft, Staat und Hochschulen gegliedert. In Deutschland und auch in der Europäischen Union stellt der Wirtschaftssektor den Löwenanteil der FuE-Investitionen, und zwar 2013 mit 67 bzw. 63 Prozent. In Baden‑Württemberg ist dieser Anteil noch deutlich höher, er betrug 2013 knapp 81 Prozent und ist damit im Vergleich zum Jahr 2011 stabil geblieben. Der Anteil des Staatssektors und des Hochschulsektors lag im Jahr 2013 im Südwesten bei 9 bzw. 11 Prozent.

Wie verteilen sich die FuE-Ressourcen des Wirtschaftssektors im Land?

Die Kreise mit der höchsten FuE-Personalintensität im Wirtschaftssektor in Baden‑Württemberg waren 2013 der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis, der Landkreis Heilbronn sowie der Rhein‑Neckar-Kreis mit einer FuE-Personalintensität von 7,2 Prozent, 5,5 Prozent und je 4,5 Prozent. Alle 4 Kreise haben ihre Forschungsintensität 2013 gegenüber 2011 weiter aufgebaut. Am deutlichsten war das Plus mit 0,8 Prozentpunkten im Landkreis Böblingen. Der Spitzenreiter hat damit seinen bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2007 um 0,4 Prozentpunkte übertroffen.

1 FuE-Ausgaben bezogen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt, Berechnungsstand November 2014/Februar 2015.

2 Die Gebietssystematik „Nomenclature des Unités Territoriales Statistiques“ - kurz NUTS - ist eine Klassifikation der Regionen innerhalb der Europäischen Union (28 Länder) zur Erstellung regional vergleichbarer Statistiken, die auf Verwaltungseinheiten basiert. Die NUTS-1-Ebene entspricht in Deutschland den Bundesländern.

3 Die FuE-Ressourcen des Staatssektors und des Hochschulsektors unterliegen auf Kreisebene aus datenschutzrechtlichen und methodischen Gründen der Geheimhaltung. Die Gesamtanalyse der FuE-Ressourcen auf Kreisebene kann daher nur einschränkt veröffentlicht werden.

4 FuE-Personal bezogen auf die Erwerbstätigen. Jeweils gemessen in Vollzeitäquivalenten. Erwerbstätigenrechnung Berechnungstand August 2014.

Tabelle 1
FuE-Personal im Wirtschaftssektor in Baden-Württemberg 2011 und 2013 nach Regionen und Kreisen
Stadtkreis (SKR),
Landkreis (LKR),
Region, Regierungsbezirk,
Land
Anteil an Baden-WürttembergFuE-Personalintensität1
2011201320112013
Prozent

1) FuE-Personal in Vollzeitäquvalenten bezogen auf die Erwerbstätigen in Vollzeitäquivalenten, Berechnungsstand August 2015.

2) Soweit Land Baden-Württemberg.

Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Arbeitskreis "Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder".

Regierungsbezirk Stuttgart55,156,52,93,0
Region Stuttgart44,245,43,43,6
Stuttgart, (SKR)16,416,03,93,8
Böblingen, (LKR)12,013,26,47,2
Esslingen, (LKR)4,84,92,22,3
Göppingen, (LKR)0,90,90,90,9
Ludwigsburg, (LKR)7,57,73,63,7
Rems-Murr-Kreis, (LKR)2,82,71,71,7
Region Heilbronn-Franken7,58,11,81,9
Heilbronn, (SKR)0,60,60,80,7
Heilbronn, (LKR)5,46,04,04,5
Hohenlohekreis, (LKR)0,80,71,31,2
Schwäbisch Hall, (LKR)0,40,50,50,6
Main-Tauber-Kreis, (LKR)0,30,30,50,5
Region Ostwürttemberg3,33,01,71,6
Heidenheim, (LKR)0,80,61,41,2
Ostalbkreis, (LKR)2,52,41,91,8
Regierungsbezirk Karsruhe19,018,01,51,5
Region Mittlerer Oberrhein5,44,61,11,0
Baden-Baden, (SKR)0,10,10,30,4
Karlsruhe, (SKR)1,31,10,70,6
Karlsruhe, (LKR)2,02,11,21,3
Rastatt, (LKR)1,91,22,01,3
Region Rhein-Neckar2)11,611,32,22,2
Heidelberg, (SKR)1,21,21,31,3
Mannheim, (SKR)2,12,01,01,0
Neckar-Odenwald-Kreis, (LKR)0,20,20,30,3
Rhein-Neckar-Kreis, (LKR)8,17,94,44,5
Region Nordschwarzwald2,12,20,90,9
Pforzheim, (SKR)0,20,30,30,4
Calw, (LKR)0,40,50,70,9
Enzkreis, (LKR)0,80,71,21,1
Freudenstadt, (LKR)0,60,71,21,4
Regierungsbezirk Freiburg9,89,21,01,0
Region Südlicher Oberrhein2,82,70,60,6
Freiburg, (SKR)0,80,60,60,5
Breisgau-Hochschwarzwald, (LKR)0,60,60,60,6
Emmendingen, (LKR)0,70,71,31,4
Ortenaukreis, (LKR)0,70,80,40,4
Region Schwarzwald-Baar-Heuberg3,53,41,51,6
Rottweil, (LKR)0,70,71,01,1
Schwarzwald-Baar-Kreis, (LKR)1,21,31,31,4
Tuttlingen, (LKR)1,61,42,32,1
Region Hochrhein-Bodensee3,53,01,41,2
Konstanz, (LKR)1,11,21,01,1
Lörrach, (LKR)2,01,52,41,8
Waldshut, (LKR)0,40,30,70,4
Regierungsbezirk Tübingen16,116,42,02,0
Region Neckar-Alb4,04,21,41,5
Reutlingen, (LKR)2,72,82,32,4
Tübingen, (LKR)0,40,50,50,6
Zollernalbkreis, (LKR)0,80,91,11,2
Region Donau-Iller2)6,46,02,52,4
Ulm, (SKR)2,52,42,52,4
Alb-Donau-Kreis, (LKR)0,70,51,00,8
Biberach, (LKR)3,23,23,63,6
Region Bodensee-Oberschwaben5,76,12,02,2
Bodenseekreis, (LKR)5,15,45,15,5
Ravensburg, (LKR)0,40,40,30,4
Sigmaringen, (LKR)0,30,20,50,5
Baden-Württemberg1001002,02,1