Zahl der bestellten Amtsvormundschaften durch Jugendämter fast verdoppelt

Beim Tod beider Eltern, aber auch bei einem vollständigen Entzug der elterlichen Sorge, einer anonymen Geburt oder bei der Einreise eines minderjährigen unbegleiteten Flüchtlings kann das Familiengericht das Jugendamt als Vormund einsetzen (bestellte Amtsvormundschaft). Dies betraf nach Feststellung des Statistischen Landesamtes 2015 insgesamt 5 306 Kinder und Jugendliche in Baden‑Württemberg, davon 1 142 Mädchen und 4 164 Jungen. Damit hat sich die Zahl der bestellten Amtsvormundschaften gegenüber 2014 (2 709) fast verdoppelt. Die Zahl der bestellten Amtsvormundschaften für junge Menschen mit ausländischer Nationalität lag 2015 mit 3 473 fast viermal so hoch wie im Vorjahr. Dies ist insbesondere auf die steigende Zahl minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge zurückzuführen.

Eine gesetzliche Amtsvormundschaft bestand 2015 für 390 Kinder und Jugendliche und damit knapp 6 Prozent mehr als im Jahr 2014 (369). Dabei wird die Vormundschaft ohne richterliche Anordnung vom zuständigen Jugendamt übernommen, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen für ein Tätigwerden eintreten. Gesetzlicher Amtsvormund ist das Jugendamt z. B. bei nicht ehelichen Kindern, solange die Mutter noch minderjährig ist sowie während eines laufenden Adoptionsverfahrens.

Schließlich befanden sich 2 396 Kinder und Jugendliche unter bestellter Amtspflegschaft. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn vom Familiengericht ein teilweiser Entzug des Sorgerechts angeordnet wurde und das Jugendamt die Pflegschaft für diejenigen Teilbereiche übernimmt, die der Familienrichter entzogen hat.