:: 8/2023

Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit in Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 1991 bis 2022

Das Ende der DDR und die Anfangsjahre im wiedervereinigten Deutschland haben zu erheblichen Veränderungen, ja Verwerfungen in Wirtschaft und Gesellschaft geführt. Während die Wirtschaft in den alten Ländern beispielsweise durch Zuwanderung insbesondere junger, erwerbsbereiter Menschen und die Erweiterung bisheriger Absatzmärkte unter dem Strich profitiert hat, sind in den neuen Ländern infolge der Abwanderung und des Zusammenbruchs der Industrie schmerzliche Lücken bei Bevölkerung und Erwerbstätigkeit entstanden. Die dadurch entstandenen Disparitäten sind heute noch sichtbar, auch wenn im Laufe der Jahre eine Stabilisierung der ostdeutschen Wirtschaft erreicht werden konnte.

In drei Untersuchungen dieser Schriftenreihe konnten diese Entwicklungen für die beiden traditionsreichen Industrieländer Baden-Württemberg und Thüringen anhand von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) nachgezeichnet werden.1 Hervorzuheben ist insbesondere eine Halbierung der Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe Thüringens innerhalb von nur 4 Jahren, deren Auswirkungen durch kräftige Zunahmen im Baugewerbe nur teilweise ausgeglichen werden konnten. Trotz Abwanderung zahlreicher Menschen im erwerbsfähigen Alter ist deshalb die Arbeitslosigkeit in Thüringen, wie in allen neuen Ländern, deutlich angestiegen. In Baden-Württemberg ist dagegen Anfang der 1990er-Jahre der Erwerbstätigenrückgang im Verarbeitenden Gewerbe und der Erwerbstätigenaufbau im Baugewerbe erheblich moderater ausgefallen, ebenso die Zunahme der Arbeitslosigkeit.

Im vorliegenden Beitrag soll die Entwicklung der Wertschöpfung, der Erwerbstätigkeit und der Produktivität im Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (IuK) analysiert werden. Es handelt sich dabei um einen Wirtschaftsbereich, der zwar zu den Dienstleistungsbereichen zählt, aber in vielfacher Hinsicht eng mit dem Produzierenden Gewerbe verbunden ist. Insbesondere soll herausgearbeitet werden, wie sich dieser Wirtschaftsbereich in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung in Thüringen gehalten hat und worin Unterschiede zu Baden-Württemberg bestehen.

Zusammensetzung des Wirtschaftsbereichs

Der Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation ist recht heterogen zusammengesetzt, wie die Auflistung der Teilbereiche im i-Punkt zeigt. Einige dieser Dienstleistungen wie Großhandel, Gütertransport und Lagerwesen arbeiten eher mit produzierenden oder dienstleistenden Wirtschaftsbereichen zusammen und sind deshalb unmittelbar von der gewerblichen Wirtschaft abhängig, andere Dienstleistungen wie Einzelhandel, Beherbergung und Gastronomie, Verlage, Funk und Fernsehen sind eher auf die Nachfrage privater Haushalte ausgerichtet.

Untersuchungszeitraum ist grundsätzlich 1991 bis 2022. Die hierzu verwendeten Länderdaten zur Bruttowertschöpfung, zur Erwerbstätigkeit und zur Arbeitsproduktivität werden in den VGR für die Jahre 1991 bis 2022 jedoch nur für den gesamten Bereich nachgewiesen. Für die beiden Teilbereiche Information und Kommunikation sowie Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe liegen Daten für die Jahre 2000 bis 2021 vor, für die drei Unterbereiche Handel, Installation und Reparatur von Kraftfahrzeugen; Verkehr und Lagerei; Gastgewerbe sogar nur für die Jahre 2008 bis 2020. Deshalb kann insbesondere die spannende Zeit nach der Wende lediglich für den Wirtschaftsbereich insgesamt nachvollzogen werden.

Bruttowertschöpfung

  • Umfang und Entwicklung in jeweiligen Preisen

Der Gesamtbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation hatte unmittelbar nach der Wiedervereinigung in Thüringen ein sehr hohes Gewicht: Im Jahr 1991 hat er zu 19,9 % und 1992 sogar zu 21,2 % zur Bruttowertschöpfung dieses Landes beigetragen (Tabelle 1). In Baden-Württemberg waren es in beiden Jahren 15,7 % bzw. 15,2 %. Der hohe Anteilswert Thüringens hängt einerseits mit dem damals noch sehr niedrigen Beitrag des Verarbeitenden Gewerbes zur Wertschöpfung des Landes zusammen, der sich 1991 auf lediglich 14,5 % und 1992 auf nur 11,7 % belief und durch damals noch große Wertschöpfungsbeiträge des Baugewerbes in Höhe von 13,5 % bzw. 17,4 % nur teilweise ausgeglichen werden konnte. Andererseits unterstreicht die umfangreiche Quote des Bereichs in den frühen 1990er-Jahren dessen Bedeutung für die Stabilisierung der Wirtschaft in Thüringen, die noch sehr stark vom Zusammenbruch der zuvor dominierenden Industrie geprägt war. So hat im Jahr 1992 die Bruttowertschöpfung des Bereichs Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen mit 4,39 Mrd. Euro die Beiträge des Verarbeitenden Gewerbes in Höhe von 2,42 Mrd. Euro um 81,4 % bzw. des Baugewerbes in Höhe von 3,61 Mrd. Euro um 21,1 % übertroffen. Ganz anders stellen sich die Relationen in Baden-Württemberg dar, wo 1992 die Bruttowertschöpfung von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Höhe von 35,40 Mrd. Euro gerade einmal 43 % bezogen auf den Beitrag des Verarbeitenden Gewerbes (82,34 Mrd. Euro) erreicht, aber den Beitrag des Baugewerbes (14,58 Mrd. Euro) um 143 % übertroffen hat.

In den Folgejahren hat sich der Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in beiden Ländern sehr unterschiedlich entwickelt: In Thüringen sind die Anteilswerte nach 21,2 % im Jahr 1992 tendenziell recht kontinuierlich zurückgegangen, haben ihren Tiefpunkt in den Jahren 2017 und 2018 mit 14,7 % erreicht und sind danach wieder bis auf 15,6 % im Jahr 2022 angestiegen. In Baden-Württemberg war die Situation eher umgekehrt: Die Anteilswerte haben im Zeitraum 1991 bis 1997 zwischen 15,2 % und 15,9 % gelegen, danach kräftig auf 18,4 % im Jahr 2001 zugenommen und dieses Niveau bis 2016 in etwa gehalten, um dann nochmals bis auf 20,1 % im Jahr 2022 zuzulegen. Aus insoweit unterschiedlichen Richtungen wurde 2001 für beide Länder eine etwa gleich hohe Quote in Höhe von gut 18 % gemessen.

Ausgehend vom Jahr 1991 lag das Wachstum in jeweiligen Preisen bis 2022 in Baden-Württemberg mit + 200 % und in Thüringen mit + 225 % (oder jährlich + 3,6 bzw. + 3,9 %) gar nicht so weit auseinander. Die jährliche Entwicklung verlief jedoch sehr unterschiedlich, wie Schaubild 1, Teil a) über die Darstellung 2015 = 100 % unterstreicht. So hat sich in den ersten 4 Jahren zwischen 1991 und 1995 in Ostdeutschland (+ 86,8 %) und insbesondere in Thüringen (+ 92,3 %) ein recht steiler Anstieg eingestellt, in Westdeutschland (+ 13,6 %) und in Baden-Württemberg (+ 12,3 %) verlief er deutlich flacher. Obwohl in den nachfolgenden 13 Jahren bis 2008 die Wachstumsraten im Westen größer ausgefallen sind als im Osten, konnte in Thüringen bereits 1997 und in Ostdeutschland 1998 eine Verdoppelung der Wertschöpfung gegenüber 1991 erzielt werden, in Baden-Württemberg wurde dies erst 2012 und in Westdeutschland sogar erst 2016 erreicht. Ab 2008 hat sich die Entwicklung in den vier Gebieten zunächst in einem erstaunlichen Gleichschritt bewegt, der in Thüringen allerdings nur bis 2016 angehalten hat und erst wieder ab 2018 in einen parallelen Verlauf eingemündet ist. Oder anders ausgedrückt: Aufgrund einer zwischen 2016 und 2018 deutlich schwächeren Entwicklung, vor allem in den beiden Teilbereichen Verkehr und Lagerei sowie Information und Kommunikation, hat Thüringen im Gesamtbereich mittelfristig an Boden verloren.

Demzufolge hat der Anteil Thüringens an Ostdeutschland nach zunächst leichten Verbesserungen (1991: 15,5 %; 1997: 16,1 %) seit der Jahrtausendwende kontinuierlich nachgegeben und 2022 nur noch 13,8 % betragen. Insbesondere Brandenburg durch einen Ausbau der Wertschöpfung im Bereich Verkehr und Lagerei sowie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen durch überproportionale Verbesserungen im Bereich Gastronomie und Beherbergung haben sich günstiger entwickelt als Thüringen. Auch der Anteil Baden-Württembergs an Westdeutschland war zunächst rückläufig, allerdings nicht so deutlich (1991: 13,9 %; 1997: 13,6 %), hat jedoch in den Folgejahren nach oben tendiert und sich zuletzt bei rund 16 % gehalten. Ausschlaggebend war ein überdurchschnittlich hohes Wachstum vor allem im Vergleich zu den anderen großen Flächenländern Westdeutschlands.

Entsprechend dieser Entwicklung hat sich bei der Bruttowertschöpfung von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation der Anteil Baden-Württembergs an Deutschland insgesamt nach 1991 (12,3 %) zunächst verringert und von 1992 bis 1999 bei knapp 12 % eingependelt. Er hat danach wieder zugenommen und 2019 sogar 14 % erreicht, in den letzten Jahren aber bis auf 13,6 % im Jahr 2022 nachgegeben. Der Bundesanteil Thüringens hat zunächst deutlich zugenommen, nämlich zwischen 1991 und 1994 von 1,1 % auf 1,8 % und hat sich bis 1998 auf diesem Niveau gehalten. Danach ging die Tendenz nach unten bis auf 1,3 % ab dem Jahr 2017.

  • Preisbereinigte Entwicklung

Die Bruttowertschöpfung wurde zunächst in jeweiligen Preisen und damit in nominaler Rechnung beschrieben, weil nur in dieser Darstellung absolute Werte vorliegen und Anteilswerte errechnet werden können. Die Entwicklung der Bruttowertschöpfung wird von den VGR außerdem in preisbereinigter Form für Veränderungsraten bzw. Indizes veröffentlicht und kann so die reale Entwicklung nachvollziehen.

Auch in realer Rechnung lag das Wachstum des Bereichs Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation im Gesamtzeitraum 1991 bis 2022 in Baden-Württemberg mit + 116,6 % und in Thüringen mit + 115,5 % ganz nahe beieinander, pro Jahr entspricht dies bei beiden Ländern einer Zunahme um 2,5 %. Dabei hat das Wachstum dieses Wirtschaftsbereichs in Thüringen exakt der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, entsprochen; in Baden-Württemberg war es pro Jahr doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft (+ 1,25 % oder insgesamt + 46,9 %). Außerdem hat der Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation auch real in Baden-Württemberg stärker zugenommen als in Westdeutschland ohne Berlin (+ 89,3 % oder + 2,1 % pro Jahr), während Thüringen hinter dem Wachstum der ostdeutschen Flächenländer (+ 143,7 % oder + 2,9 % pro Jahr) zurückgeblieben ist.

Erwerbstätige: Umfang und Entwicklung des Gesamtbereichs

Während die Bruttowertschöpfung des Bereichs Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung in Thüringen kräftig angestiegen ist und sich zwischen 1991 und 1997 nominal verdoppelt hat (Tabelle 1), hat die Zahl der Erwerbstätigen innerhalb dieser 6 Jahre leicht von 238 700 auf 235 200 Personen abgenommen (Tabelle 2). Sehr deutlich kommt dieses Auseinanderlaufen von Produktion und Beschäftigung bei einem Vergleich von Teil a) und Teil b) in Schaubild 1 zum Ausdruck.

Interessanterweise erfolgte von 1991 auf 1992 bei der Bruttowertschöpfung mit + 41 % der mit Abstand stärkste Anstieg und bei der Erwerbstätigkeit mit – 8,5 % der absolut höchste Rückgang innerhalb des Gesamtzeitraums. Dies unterstreicht nachhaltig die einzigartige Entwicklung in dieser Umbruchphase unmittelbar nach der Wende, die in den anderen ostdeutschen Flächenländern in ähnlicher, wenn auch nicht ganz so dramatischer Weise stattgefunden hat. Offensichtlich ist der Bedarf an Dienstleitungen dieses Bereichs schlagartig angewachsen, musste aber mit erheblich verringertem Personal bewältigt werden. In Baden-Württemberg hat sich dieser Bereich dagegen in vergleichsweise normalen Bahnen bewegt: Gegenüber 1991 hat der Umfang der Bruttowertschöpfung 1992 um 1,9 % und 1997 um 17,3 % zugenommen, die Zahl der Erwerbstätigen um 2,2 % bzw. 2,5 %.

Nach 1992 hat sich in Thüringen zunächst ein Erwerbstätigenaufbau bei Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen eingestellt, und zwar bis 1999 mit durchaus respektablen Zuwachsraten und vor allem stärker als in Ostdeutschland sowie in Baden-Württemberg und in Westdeutschland. Danach ist die Entwicklung der Erwerbstätigkeit in diesem Bereich in Thüringen konstant hinter Ostdeutschland und vor allem hinter Baden-Württemberg zurückgeblieben, das auch gegenüber Westdeutschland kontinuierlich aufgeholt hat (Schaubild 1, Teil b).

Der Anteil der bei Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation beschäftigen Personen an den Erwerbstätigen insgesamt hat sich in Baden-Württemberg im Zuge dieser Entwicklung nach 1991 recht kontinuierlich von 23,2 % auf 24,7 % in den Jahren 2013 und 2014 erhöht, ist aber danach leicht auf 24,3 % im Jahr 2022 zurückgegangen. In Thüringen erfolgte zunächst ein kräftiger Aufbau von 19,4 % im Jahr 1991 über 20,9 % in 1992 auf 21,4 % in 1993, der danach in der Tendenz noch angehalten hat. Zwischen 1996 und 2009 wurden stets mehr als 22 % erreicht, der höchste Wert 2004 mit 23,2 % erzielt. Ab 2011 haben die dann niedrigeren Anteilswerte zwischen 21,3 % und 21,6 % geschwankt. Hervorzuheben ist, dass im gesamten Betrachtungszeitraum diese Quoten in Baden-Württemberg um gut 1 bis knapp 4 Prozentpunkte über denen in Thüringen gelegen sind, der Bereich also in Baden-Württemberg bei der Erwerbstätigkeit durchweg mehr Gewicht erlangt hat als in Thüringen; bei der Bruttowertschöpfung war es wie ausgeführt im Zeitablauf deutlich differenzierter.

Keine nennenswerten Unterschiede zwischen Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit sind bei den Anteilen an Deutschland insgesamt bzw. den beiden Teilgebieten festzustellen. Wie ein Vergleich der Tabellen 1 und 2 zeigt, hat Baden-Württemberg auch bei der Zahl der Erwerbstätigen sein Gewicht innerhalb Deutschlands und Westdeutschlands kontinuierlich ausgebaut, während Thüringen vor allem ab 2010 gegenüber Deutschland wie Ostdeutschland an Boden verloren hat.

Erwerbstätige: Umfang und Entwicklung nach Teilbereichen

Wie ausgeführt, liegen für bestimmte Zeitabschnitte tiefer gegliederte Ergebnisse vor – neben der Bruttowertschöpfung auch für die nachfolgend untersuchte Zahl der Erwerbstätigen (Schaubilder 2 und 3). Die betrachteten Teilbereiche sind im i-Punkt näher beschrieben. Leider kann jedoch der besonders interessante Zeitabschnitt der 1990er-Jahre nicht näher betrachtet werden. Um die Bedeutung der Erwerbstätigen im Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation sowie in den Teilbereichen einordnen zu können, wird in den Schaubildern außerdem ein Vergleich zu den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe durchgeführt.

  • Gegenüberstellung zum Verarbeitenden Gewerbe und zum Baugewerbe 1991 bis 2022

In Schaubild 2 sind die Informationen für Baden-Württemberg aufgezeichnet. Deutlich wird zunächst der ziemlich kontinuierliche Anstieg der Erwerbstätigkeit bei Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation von 1,2 Millionen (Mill.) Personen im Jahr 1991 auf 1,55 Mill. Personen im Jahr 2022 (+ 29,4 %), während im Verarbeitenden Gewerbe zwischen 1991 und 1997 ein Rückgang von 1,73 Mill. auf 1,45 Mill. Personen (– 16 %) erfolgt ist und in den Folgejahren Erwerbstätigenbestände in einer vergleichsweise engen Bandbreite zwischen 1,42 Mill. und 1,58 Mill. Personen ermittelt wurden. Ab 2020 war in Baden-Württemberg die Zahl der Erwerbstätigen bei Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation höher als im Verarbeitenden Gewerbe.

Insoweit noch dominanter ist Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen, wo dieser Bereich bereits seit 1992 in jedem Jahr mehr Erwerbstätige beschäftigt hat als das Verarbeitende Gewerbe, das innerhalb von 2 Jahren (zwischen 1991 und 1993) nahezu eine Halbierung der Erwerbstätigkeit von 368 900 auf 188 500 Personen verkraften musste und sich erst ab 1997 schrittweise erholen konnte (Schaubild 3). Anders als in Baden-Württemberg war allerdings die Tendenz bei Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen rückläufig, 238 700 Erwerbstätigen im Jahr 1991 standen 2022 nur noch 220 000 Erwerbstätige gegenüber (– 7,8 %).

  • Information und Kommunikation 2000 bis 2021

Für den Teilbereich Information und Kommunikation liegen Daten für die Jahre 2000 bis 2021 vor. In Baden-Württemberg handelt es sich hierbei um einen in diesem Zeitraum recht dynamischen Wirtschaftsbereich: Die Zunahme war mit + 27 % fast doppelt so hoch wie im Gesamtbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 14,8 %). Der Anteil an der gesamten Erwerbstätigenzahl des Landes ist von 3 % auf 3,4 % angestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hat der Teilbereich mit 167 400 Personen 49 % des Erwerbstätigenbestands im Baugewerbe Baden-Württembergs erreicht, im Jahr 2021 waren es mit 212 600 Personen bereits 61 %.

Thüringen konnte dagegen seinen Erwerbstätigenstand bei Information und Kommunikation im Betrachtungszeitraum nicht ausbauen. Zwischen 2000 und 2012 war er sogar rückläufig und hat sich erst danach etwas erholt. Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2021 hat er von 18 300 auf 18 000 Personen abgenommen, mit – 1,6 % war der Verlust allerdings deutlich niedriger als im Gesamtbereich (– 11,6 %). Der Beitrag zur gesamten Erwerbstätigkeit Thüringens ist leicht von 1,7 % auf 1,8 % angestiegen. Gleichwohl war die Quote damit 2021 in Thüringen nur gut halb so groß wie in Baden-Württemberg (3,4 %).

  • Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe 2000 bis 2021

Die Erwerbstätigkeit im weitaus größeren Teilbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe hat in Baden-Württemberg zwischen 2000 und 2021 von 1,16 Mill. auf 1,31 Mill. bzw. um 13,1 % zugenommen. Der Anteil an der baden-württembergischen Gesamtwirtschaft hat sich zwischen 2000 und 2020 zumeist zwischen gut 21 % und 21,5 % bewegt und ist erst 2021 auf 20,7 % zurückgefallen. Hierzu haben zweifelsohne auch die Auswirkungen der Coronapandemie beigetragen, von denen Teile dieses Bereichs nachhaltig betroffen waren. So hat die Zahl der Erwerbstätigen von 2019 auf 2020 um 25 400 Personen oder 1,9 % abgenommen und von 2020 auf 2021 nochmals um 17 700 Personen oder 1,3 %.

In Thüringen war demgegenüber der Erwerbstätigenstand von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe im gesamten Zeitraum 2000 bis 2021 rückläufig – er hat sich von 226 700 auf 198 700 Personen und damit um 12,4 % verringert. Auch in Thüringen waren die Abnahmeraten 2020 gegenüber 2019 mit – 2,7 % und 2021 gegenüber 2020 mit – 1,4 % coronabedingt ausgesprochen hoch. Der Beitrag zur Erwerbstätigenzahl in Thüringen insgesamt hat sich zwischen 2000 und 2021 von 21 % auf 19,5 % reduziert.

  • Unterbereiche von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe 2008 bis 2020

Innerhalb dieses Teilbereichs kann die Erwerbstätigkeit in drei Unterbereichen für den Zeitraum 2008 bis 2020 analysiert werden. Der größte Unterbereich ist Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, wo der Erwerbstätigenstand in Baden-Württemberg 2008 bei 801 500 und 2020 bei 821 800 Personen lag; im Vor-Coronajahr 2019 waren es noch 827 800 Personen. Der Zuwachs zwischen 2008 und 2020 ist mit + 2,5 % unterdurchschnittlich ausgefallen, der Anteil an der Erwerbstätigkeit des ganzen Landes hat sich von 13,9 % auf 13 % vermindert. Gleichwohl hat die Zahl der Erwerbstätigen bei Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen in Baden-Württemberg 2008 mehr als das 2,7-Fache und 2020 immerhin noch fast als das 2,4-Fache des Beschäftigtenstandes im Baugewerbe betragen; im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe waren es jeweils rund 53 % und damit gut die Hälfte.

Anders als Baden-Württemberg musste Thüringen auch bei Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen seinen Erwerbstätigenstand zwischen 2008 und 2020 verringern, und zwar von 129 100 auf 115 500 Personen und damit um 10,5 %; im Vor-Coronajahr 2019 waren es noch 117 400 Personen. Der Beitrag zur gesamten Erwerbstätigkeit war in Thüringen durchweg niedriger als in Baden-Württemberg, er ist von 12,4 % auf 11,3 % gesunken. Im Vergleich zum Baugewerbe hat Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen in Thüringen über die Jahre hinweg einen 1,5- bis 1,6-fach so hohen Erwerbstätigenstand erzielt, gemessen am Verarbeitenden Gewerbe waren es 2020 fast 62 % und 2008 gut 54 % und damit etwa so viel wie in Baden-Württemberg.

Die Zahl der Erwerbstätigen im Unterbereich Verkehr und Lagerei hat 2008 in Baden-Württemberg mit 228 000 Personen und 2020 mit 276 500 Personen jeweils knapp vier Fünftel der Erwerbstätigkeit im Baugewerbe erreicht. In der Entwicklung wurde eine überproportionale Zunahme um 21,3 % sowie ein Anteilszuwachs von 4 % auf 4,4 % erreicht.

Als einziger Unterbereich konnte Verkehr und Lagerei auch in Thüringen eine Zunahme der Erwerbstätigenzahlen zwischen 2008 und 2020 verbuchen, und zwar von 47 000 auf 51 600 Personen. Der Zuwachs fiel mit + 9,8 % allerdings weniger als halb so hoch aus wie in Baden-Württemberg. Immerhin haben die Beiträge zum gesamten Erwerbstätigenstand des Landes zwischen 2008 und 2020 von 4,5 % auf 5 % merklich zugelegt und höhere Anteilswerte erzielt als in Baden-Württemberg. Dies ist Ausdruck zuletzt umfangreicher Investitionen in das Verkehrs- und Logistikzentrum Thüringen in der Mitte Deutschlands.

Beim Gastgewerbe hat Baden-Württembergs seinen Erwerbstätigenstand zwischen 2008 und 2019 von 198 500 auf 246 800 Personen und damit um 24,3 % kräftig ausbauen können, er ist jedoch im Coronajahr 2020 um 18 400 auf 228 400 Erwerbstätige gesunken, wodurch sich der Zuwachs gegenüber 2008 auf 15,1 % verringert hat.2 Der Anteil an der gesamten Erwerbstätigenzahl hat sich von 3,4 % im Jahr 2008 recht deutlich auf 3,9 % im Jahr 2019 erhöht und danach auf 3,6 % im Jahr 2020 vermindert.

Trotz seiner zahlreichen touristischen Highlights konnte Thüringen mit der baden-württembergischen Entwicklung nicht Schritt halten. Die Zahl der Erwerbstätigen im Gastgewerbe hat zwischen 2008 und 2019 von 37 500 auf 37 000 Personen und damit um 1,3 % abgenommen und bis 2020 nochmals um 2 500 Personen auf 34 500 Personen.3 Das war der niedrigste Erwerbstätigenstand im gesamten Betrachtungszeitraum und hat zu einem Abbau gegenüber 2008 um 8 % geführt. Der Anteil an der gesamten Erwerbstätigenzahl des Landes war 2008 mit 3,6 % noch etwas größer als in Baden-Württemberg, 2019 mit 3,5 % und 2020 mit 3,4 % aber jeweils kleiner.

Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen

  • Umfang und Entwicklung in jeweiligen Preisen

Die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen wird oft als Indikator für die Produktivität bzw. Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft oder eines Wirtschaftsbereichs betrachtet. Informationen hierzu bietet zunächst Tabelle 3. Hieraus wird deutlich, dass im ersten Jahr nach der Wiedervereinigung (1991) die von den Erwerbstätigen erarbeitete Bruttowertschöpfung im Gesamtbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Baden-Württemberg mit 28 951 Euro je Erwerbstätigen (ET) mehr als doppelt so hoch war wie in Thüringen mit 13 019 Euro je ET. Aufgrund erheblicher Produktionsausweitungen (+ 41,1 %; Tabelle 1) und merklicher Arbeitskräfteeinsparungen (– 8,5 %; Tabelle 2) ist die Produktivität in Thüringen bereits im Folgejahr 1992 um stattliche 54,2 % angestiegen, die Relation Baden-Württemberg zu Thüringen ist vom 2,2-Fachen auf das 1,4-Fache zurückgegangen: 28 853 Euro je ET in Baden-Württemberg standen 20 076 Euro je ET in Thüringen gegenüber. Bis 1996 hat sich eine weitere Angleichung der Produktivitätszahlen eingestellt, die Relation hat sich auf das 1,2-Fache verringert (32 097 gegenüber 26 139 Euro je ET). Im Anschluss ist dann jedoch Baden-Württemberg bei der Produktivität Thüringen wieder enteilt, 2022 belief sich die Relation mit 67 088 zu 45 901 Euro je ET auf knapp das 1,5-Fache.

In der Entwicklung über den Gesamtzeitraum steht eine Zunahme der nominalen Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Thüringen um 253 % einer Ausweitung in Baden-Württemberg um 132 % gegenüber (Tabelle 3). Im Vergleich zu Deutschland insgesamt ist für Baden-Württemberg über die Jahre hinweg eine ähnlich hohe Produktivität festzustellen, unterbrochen nur durch etwas geringere Werte von 1992 bis 2002. Dies hängt wiederum mit dem in diesem Zeitraum besonders starken Aufholen ostdeutscher Länder zusammen, abzulesen auch aus den in diesen Jahren höheren Werten Thüringens im Deutschlandvergleich mit teilweise über 75 %; vergleiche Tabelle 3. Gemessen an der Höhe der Produktivität in den jeweiligen Teilgebieten kann für Baden-Württemberg ein zumeist geringerer Betrag festgestellt werden als für Westdeutschland und ein durchweg niedrigerer Wert für Thüringen als für Ostdeutschland. Zumindest in den Jahren ab 2008 ist dies auf bedeutend höhere Produktivitätswerte in den Norddeutschen Küstenländern mit der hochproduktiven Seeschifffahrt sowie in Hessen und Brandenburg mit ihren bedeutenden Flughäfen zurückzuführen.

Eindrucksvoll wird die Entwicklung der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Teil c) von Schaubild 1 nachgezeichnet. Besonders auffallend ist der steile Anstieg in Thüringen und in Ostdeutschland zwischen 1991 und 1995, als jeweils eine Verdoppelung der Produktivität dieses Bereichs stattgefunden hat. Hierfür auschlaggebend war das Wertschöpfungswachstum in diesen Jahren (Schaubild 1, Teil a), das 1991/1992 durch den drastischen Erwerbstätigenabbau in beiden Gebieten verstärkt wurde (Schaubild 1, Teil b). Demgegenüber hat die Produktivität in Baden-Württemberg und in Westdeutschland bis 2020 ziemlich stetig, konjunkturell nur leicht beeinflusst zugenommen und ist erst in den beiden letzten Jahren 2021 und 2022 merklich kräftiger gewachsen. Bemerkenswerterweise verlief die Entwicklung ab 2001 und damit über 20 Jahre lang in den vier Gebieten recht gleichförmig, zwischen dem Westen und dem Osten war kein gravierender Unterschied mehr festzustellen.

  • Preisbereinigte Entwicklung

In der realen, also preisbereinigten Arbeitsproduktivität kommt der technologische Fortschritt besser zum Ausdruck, Untersuchungen sind jedoch auch hier nur in Form von Veränderungsraten oder Indizes möglich. Gemessen über die preisbereinigte Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen ist die reale Arbeitsproduktivität des Bereichs Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen nach der Wende fast explosionsartig angewachsen – die Steigerungsraten beliefen sich, jeweils zum Vorjahr, 1992 auf + 41,4 %, 1993 auf 8,6 % und 1994 auf 6,7 %, das sind insgesamt + 64 % oder pro Jahr + 17,9 %. Für Baden-Württemberg wurden im Vorjahresvergleich für 1992 und 1993 Verringerungen um 2,9 % und 2,3 % errechnet und für 1993 nur ein leichter Anstieg um 1 %, insgesamt damit ein Rückgang um 4,1 % oder jahresdurchschnittlich 1,4 %.

In den Folgejahren 1994 bis 2022 sind die Zuwachsraten in Baden-Württemberg mit insgesamt + 74,8 % oder + 2 % pro Jahr merklich höher ausgefallen als in Thüringen mit + 42,6 % bzw. + 1,4 % pro Jahr. Aufgrund der genannten extrem hohen Steigerungsraten in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre haben die Zuwachsraten im Gesamtzeitraum 1991 bis 2022 in Thüringen mit insgesamt + 134 % oder pro Jahr + 2,8 % die Steigerungsraten in Baden-Württemberg mit + 67,5 % bzw. + 1,7 % pro Jahr dennoch deutlich übertroffen.

Zusammenfassende Bewertung

Im Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation waren in den vergangenen 3 Jahrzehnten in Baden-Württemberg jährlich fast ein Viertel und in Thüringen über ein Fünftel aller Erwerbstätigen beschäftigt, er stellt also in beiden Ländern einen gewichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Deutlich unterstrichen wird dies durch eine Gegenüberstellung mit dem Erwerbstätigenstand im Verarbeitenden Gewerbe, der in Thüringen von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation bereits ab 1992, in Baden-Württemberg immerhin ab 2020 jedes Jahr übertroffen wurde. Der Anteil des Bereichs an allen Erwerbstätigen ist in Baden-Württemberg zwischen 1991 und 2022 von 23,2 % auf 24,3 % angestiegen, in Thüringen sogar von 19,4 % auf 21,5 %.

Wie beim Verarbeitenden und beim Baugewerbe zeigen sich auch beim relativ gewerbenahen Dienstleistungsbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation besonders auffällige Unterschiede zwischen beiden Ländern in den Jahren unmittelbar nach der politischen Wende. So hat in diesem Wirtschaftsbereich zwischen 1991 und 1997 die Zahl der Erwerbstätigen in Thüringen um 1,5 % abgenommen, obwohl sich die Produktion, gemessen an der nominalen Bruttowertschöpfung, fast verdoppelt hat, wogegen in Baden-Württemberg trotz eines mit + 17,3 % deutlich geringeren Wertschöpfungsanstiegs der Erwerbstätigenstand um 2,5 % ausgebaut werden konnte. Entsprechend ist die nominale Arbeitsproduktivität innerhalb dieser 6 Jahre in Thüringen um 103 %, in Baden-Württemberg nur um 14,4 % angestiegen. Offensichtlich hat sich der Bedarf an Dienstleitungen dieses Bereichs im Zuge des raschen wirtschaftlichen Aufbaus nach der Wiedervereinigung in Thüringen schlagartig erhöht, ihre Bereitstellung musste aber mit erheblich verringertem Personal bewältigt werden; erst ab 2000 verlief die Produktivitätsentwicklung in beiden Ländern im Gleichklang. Im gesamten Betrachtungszeitraum 1991 bis 2022 ist die Bruttowertschöpfung von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Thüringen nominal pro Jahr um 3,9 % und in Baden-Württemberg um 3,6 % gewachsen, real waren es in beiden Ländern + 2,5 %. Bei der Zahl der Erwerbstätigen stand einer durchschnittlichen Zunahme um 0,7 % pro Jahr in Baden-Württemberg ein Rückgang um 0,5 % pro Jahr in Thüringen gegenüber.

Leider erlauben die Länderdaten der Erwerbstätigenrechnung für die turbulenten 1990er-Jahre keine sektoral tiefer gegliederte Betrachtung dieses doch recht heterogenen Wirtschaftsbereichs. Interessant ist gleichwohl, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Teilbereich Information und Kommunikation zwischen 2000 und 2021 in Baden-Württemberg um 27 % zu-, in Thüringen dagegen um 1,6 % abgenommen hat; abgesehen vom Medienstandort Sachsen, das eine beachtliche Zunahme um 30,2 % verbuchen konnte, hat sich der Erwerbstätigenbestand in den anderen ostdeutschen Flächenländer sogar erheblich stärker verringert. Beim weitaus gewichtigeren Teilbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe stand ein Aufbau des Erwerbstätigenstandes in Baden-Württemberg um 13,1 % einem Abbau in Thüringen um 12,4 % gegenüber, wie übrigens auch in den anderen ostdeutschen Flächenländern außer der Verkehrsdrehscheibe Brandenburg.

Für drei Unterbereiche von Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe liegen auch Daten für die Jahre 2008 bis 2020 vor. Interessant ist, dass in Baden-Württemberg jeder dieser Unterbereiche Erwerbstätigenzuwächse verbuchen konnte, so Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen um 2,5 %, Verkehr und Lagerei sogar um 21,3 % und das Gastgewerbe immerhin um 15,1 %. In Thüringen konnte dagegen nur Verkehr und Lagerei im Zuge des Ausbaus als deutsche Verkehrs- und Logistikdrehscheibe seinen Erwerbstätigenstand erhöhen, und zwar um 9,8 %, während Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 10,5 % und das Gastgewerbe 8 % seiner Erwerbstätigen innerhalb dieser 12 Jahre verloren haben.

1 Münzenmaier, Werner: Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 1991 bis 2021, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2023, S. 29–44. Derselbe: Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe 1991 bis 2021, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2023, S. 45–53. Derselbe: Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit im Baugewerbe 1991 bis 2022, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6+7/2023, S. 45–53.

2 Zur Entwicklung des Beherbergungsgewerbes in Baden-Württemberg vgl. Kopf, Saskia: Rückkehr zur Normalität? Wie hat sich der Tourismus in Baden-Württemberg während der Pandemie entwickelt? in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2023, S. 3–9.

3 Zur Entwicklung des Gastgewerbes und des Beherbergungswesens in Thüringen vgl. Schlapp, Sylvia: Die wirtschaftliche Entwicklung Thüringens im Jahr 2020, in: Statistisches Monatsheft Thüringen, März 2021, S. 31–34.