:: 8/2023

Statistisches Monatsheft August 2023

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

seit 8 Jahren steigt die Zahl junger Erwachsener ohne abgeschlossene Berufsausbildung kontinuierlich an. Ein dauerhafter Verzicht auf eine abgeschlossene Ausbildung bedeutet für die Betroffenen häufig eine höhere Unsicherheit bei der Arbeitsmarktintegration und ein Wohlstandsverlust gegenüber Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Angesichts des demografischen Wandels, der einen weiteren Rückgang der Zahl der jungen Erwachsenen in den nächsten Jahrzehnten zur Folge hat, stellt eine große Zahl Ungelernter wegen der Verschärfung des Fachkräftemangels auch ein wirtschaftspolitisches Problem dar. Im Titelbeitrag zeichnet Dr. Bernhard Hochstetter aus Daten des Mikrozensus ein Bild über die Entwicklung und die aktuelle Situation junger Erwachsener hinsichtlich ihres Berufsbildungsstandes und vertieft so das Wissen über die Gruppe der Ungelernten.

Beim Thema Bildung spielen auch Lehrkräfte eine wichtige Rolle. Dr. Rainer Wolf stellt in seinem Beitrag fest, dass die Zahl der Lehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden, weiter zurück geht. Von Oktober 2021 bis Oktober 2022 haben insgesamt knapp 2 400 Lehrkräfte die Schulen nach Beendigung ihrer Dienstzeit verlassen. Der Zahl derjenigen, die aus Altersgründen in den Ruhestand eingetreten sind, ist aufgrund der Alterszusammensetzung der Lehrkräftekollegien seit Mitte des vorigen Jahrzehnts rückläufig. Dagegen steigt tendenziell die Zahl der Lehrkräfte an, die aufgrund von Dienstunfähigkeit die Schulen verlassen müssen. Rund ein Viertel aller Abgänge entfiel 2021/22 auf diese Gruppe von Lehrkräften. Beim Ausscheiden von Lehrkräften aus dem Schuldienst sind allerdings in vielerlei Hinsicht deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schulzweigen festzustellen.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung

Ergebnisse des Mikrozensus

Die Zahl junger Erwachsener ohne abgeschlossene Berufsausbildung steigt seit 8 Jahren kontinuierlich an. Ein dauerhafter Verzicht auf eine abgeschlossene Ausbildung bedeutet für die Betroffenen häufig eine höhere Unsicherheit bei der Arbeitsmarktintegration und ein Wohlstandsverlust gegenüber Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Angesichts des demografischen Wandels, der einen weiteren Rückgang der Zahl der jungen Erwachsenen in den nächsten Jahrzehnten zur Folge hat, stellt eine große Zahl Ungelernter wegen der Verschärfung des Fachkräftemangels auch ein wirtschaftspolitisches Problem dar. Der folgende Beitrag zeichnet ein Bild über die Entwicklung und die aktuelle Situation junger Erwachsener hinsichtlich ihres Berufsbildungsstandes und vertieft so das Wissen über die Gruppe der Ungelernten aus Daten des Mikrozensus.

Zentrale Erkenntnisse sind: Besonders häufig sind zugewanderte Männer ohne berufliche Qualifizierung. Aber auch in Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Die Zunahme in den letzten 8 Jahren ist auch bei Menschen ohne Migrationshintergrund zu beobachten. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bzw. ohne abgeschlossenes Studium verfügen häufig über höherwertige Schulabschlüsse. Je rund ein Viertel haben einen Realschulabschluss oder eine Studienberechtigung erworben. Nur gut 20 % haben bereits die Schule ohne Abschluss verlassen.

Zensus 2022: Gute Zusammenarbeit mit örtlichen Erhebungsstellen

Am 15. Mai 2022 war der Stichtag des Zensus 2022 in Deutschland. Dieser umfasste eine Gebäude- und Wohnungszählung sowie eine Bevölkerungszählung, die aus einer Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis und einer Vollerhebung an Sonderbereichen (Wohnheime und Gemeinschaftsunterkünfte) bestand. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den in Baden-Württemberg eingerichteten örtlichen Erhebungsstellen, die für die Durchführung der Befragungen von auskunftspflichtigen Personen vor Ort verantwortlich waren. Insgesamt wurden bei der Bevölkerungszählung im Südwesten knapp 1,8 Millionen (Mill.) Personen befragt.

Zensus 2022: Die Durchführung der Gebäude- und Wohnungszählung

Die größte Erhebung der amtlichen Statistik

Die Gebäude- und Wohnungszählung 2022 war nicht nur die größte Erhebung des Zensus in Baden-Württemberg, sondern auch der gesamten amtlichen Statistik im Land. Die damit erhobenen Daten dienen als wichtige Grundlage für zentrale wohnungspolitische Entscheidungen.

Zahl der Lehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden, geht weiter zurück

Von Oktober 2021 bis Oktober 2022 haben insgesamt knapp 2 400 Lehrkräfte die Schulen nach Beendigung ihrer Dienstzeit verlassen. Der Zahl derjenigen, die aus Altersgründen in den Ruhestand eingetreten sind, ist aufgrund der Alterszusammensetzung der Lehrkräftekollegien seit Mitte des vorigen Jahrzehnts rückläufig. Dagegen steigt tendenziell die Zahl der Lehrkräfte an, die aufgrund von Dienstunfähigkeit die Schulen verlassen müssen. Rund ein Viertel aller Abgänge entfiel 2021/22 auf diese Gruppe von Lehrkräften. Das Durchschnittsalter dieser Lehrkräfte lag zuletzt bei 59 Jahren. Beim Ausscheiden von Lehrkräften aus dem Schuldienst sind allerdings in vielerlei Hinsicht deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schulzweigen festzustellen.

Erwerbstätigkeit und Arbeitsvolumen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019

Stadt- und Landkreise 2021 noch mehrheitlich unter Vorkrisenniveau

In der Hälfte der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs war 2021 gegenüber 2020 ein Zuwachs der Erwerbstätigenzahl zu verzeichnen. Im Vergleich zu 2019 lag die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2021 allerdings lediglich in zwölf Stadt- und Landkreisen höher. Die deutliche Mehrheit der Stadt- und Landkreise, und somit auch Baden-Württemberg insgesamt, konnten die Erwerbstätigenverluste der Coronakrise noch nicht wieder kompensieren. Die teils gravierenden Einbrüche im Jahr 2020 bei der Anzahl geleisteter Arbeitsstunden je Erwerbstätigen, waren vor allem aufgrund der hohen Inanspruchnahme von Kurzarbeit im zweiten Quartal 2020 zurückzuführen. Aber auch in 2021 lag die Kurzarbeiterzahl noch deutlich über den Jahren vor 2019, was dazu führte, dass das Niveau des Arbeitsvolumens von 2019 – je nach Kreis und Wirtschaftsbranche – in keinem der Kreise Baden-Württembergs erreicht werden konnte. Landesweit lag die Erwerbstätigenzahl 2021 um 1 % unter jener von 2019, das Arbeitsvolumen fiel sogar um 4 % geringer aus.

Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit in Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 1991 bis 2022

Das Ende der DDR und die Anfangsjahre im wiedervereinigten Deutschland haben zu erheblichen Veränderungen, ja Verwerfungen in Wirtschaft und Gesellschaft geführt. Während die Wirtschaft in den alten Ländern beispielsweise durch Zuwanderung insbesondere junger, erwerbsbereiter Menschen und die Erweiterung bisheriger Absatzmärkte unter dem Strich profitiert hat, sind in den neuen Ländern infolge der Abwanderung und des Zusammenbruchs der Industrie schmerzliche Lücken bei Bevölkerung und Erwerbstätigkeit entstanden. Die dadurch entstandenen Disparitäten sind heute noch sichtbar, auch wenn im Laufe der Jahre eine Stabilisierung der ostdeutschen Wirtschaft erreicht werden konnte.

In drei Untersuchungen dieser Schriftenreihe konnten diese Entwicklungen für die beiden traditionsreichen Industrieländer Baden-Württemberg und Thüringen anhand von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) nachgezeichnet werden. Hervorzuheben ist insbesondere eine Halbierung der Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe Thüringens innerhalb von nur 4 Jahren, deren Auswirkungen durch kräftige Zunahmen im Baugewerbe nur teilweise ausgeglichen werden konnten. Trotz Abwanderung zahlreicher Menschen im erwerbsfähigen Alter ist deshalb die Arbeitslosigkeit in Thüringen, wie in allen neuen Ländern, deutlich angestiegen. In Baden-Württemberg ist dagegen Anfang der 1990er-Jahre der Erwerbstätigenrückgang im Verarbeitenden Gewerbe und der Erwerbstätigenaufbau im Baugewerbe erheblich moderater ausgefallen, ebenso die Zunahme der Arbeitslosigkeit.

Im vorliegenden Beitrag soll die Entwicklung der Wertschöpfung, der Erwerbstätigkeit und der Produktivität im Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (IuK) analysiert werden. Es handelt sich dabei um einen Wirtschaftsbereich, der zwar zu den Dienstleistungsbereichen zählt, aber in vielfacher Hinsicht eng mit dem Produzierenden Gewerbe verbunden ist. Insbesondere soll herausgearbeitet werden, wie sich dieser Wirtschaftsbereich in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung in Thüringen gehalten hat und worin Unterschiede zu Baden-Württemberg bestehen.

Karte des Monats: Entgelte und Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2022

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen. Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.