Täglicher Trinkwasserverbrauch pro Kopf in Baden‑Württemberg – Hinweise zur Ergebnisdarstellung

Der Pro-Kopf-Verbrauch im Land lag 2022 bei durchschnittlich täglich 123 Liter Leitungswasser; er ist eine aus Erhebungsdaten berechnete Kennzahl. Die Erhebung der öffentlichen Wasserversorgung richtet sich an die Wasserversorgungsunternehmen (WVU) in Baden-Württemberg. Der Pro-Kopf-Verbrauch errechnet sich aus der Wasserabgabe der WVU an Haushalte und Kleingewerbe und den an das Versorgungsnetz angeschlossenen Einwohnern. Die Wasserabgabe wird an der Übergabestelle von Netz und Gebäude (Hauswasserzähler) gemessen. Für gemischt genutzte Gebäude können die WVU den Wasserverbrauch der Haushalte daher lediglich als Summe mit dem Wasserverbrauch des Kleingewerbes angegeben. Zum sogenannten Kleingewerbe zählen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, zum Beispiel Einzelhandel und Praxen.

Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Wasserverbrauch, zum Beispiel Aus- und Einpendler, Tourismus und die Siedlungsstruktur. Dementsprechend groß ist die Spanne des Pro-Kopf-Verbrauchs zwischen den Gemeinden.

Als weitere Einflussgröße kann eine Unschärfe in der Abgrenzung von Haushalten und Kleingewerbe von anderen Nutzergruppen hinzukommen. Die Wasserabgabe an Haushalte und Kleingewerbe ist eine Teilmenge der Wasserabgabe an Letztverbraucher. Letztverbraucher sind alle Nutzer von Trinkwasser aus dem Versorgungsnetz. Dazu gehören gewerbliche Nutzungen (zum Beispiel für die Lebensmittelproduktion) und öffentliche Nutzungen (zum Beispiel für öffentliche Bäder). Da nicht alle WVU den Wasserverbrauch von Industrie und öffentlichen Einrichtungen ausweisen und den Verbrauch von Haushalten und Kleingewerbe folglich mit dem Gesamtverbrauch gleichsetzen, ist der Pro-Kopf-Verbrauch in diesen Gemeinden tendenziell überhöht.

Der Pro-Kopf-Verbrauch lag in den 1970er- bis 1990er-Jahren noch zwischen täglich 130 und 143 Liter und ging ab Anfang der 1990er-Jahre bis 2010 auf 115 Liter zurück. Im gesunkenen Pro-Kopf-Verbrauch kommt der sorgsamere Umgang mit Trinkwasser zum Ausdruck. Zunehmendes Umweltbewusstsein und Verteuerungen von Energie und Wasser förderten die Entwicklung und Verbreitung von sparsamen Waschmaschinen, Geschirrspülmaschinen und Armaturen. Seit Anfang der 2010er-Jahre lässt eine offenbar gegenläufige Einflussgröße – nahe liegt der Klimawandel mit seinen höheren Jahresmitteltemperaturen und mehr sogenannten Heißen Tage (die Lufttemperatur erreicht gemittelt über das Land 30 °C und mehr) – den Pro-Kopf-Bedarf auf täglich 125 Liter im Jahr 2019 und 123 Liter im Jahr 2022 ansteigen.

2022 waren in Baden-Württemberg 99,6 % der Bevölkerung an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Knapp 42 000 Einwohner versorgten sich dezentral mit Trinkwasser, zum Beispiel über Hausbrunnen.