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Zensus 2022: Ergebnisse zu Heizung und Energieträger

Im Jahr 2022 wurde in Deutschland nach 11 Jahren wieder ein Zensus durchgeführt, der sowohl eine Volkszählung als auch eine Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) umfasste. Da in Deutschland aktuell kein Verwaltungsregister geführt wird, welches den Bestand an Gebäuden und Wohnungen flächendeckend erfasst, wurde der Zensus 2022 wie auch der Zensus 2011 durch eine umfangreiche Nutzung von Verwaltungsdaten registergestützt durchgeführt. Ziel der GWZ war die flächendeckende und vollzählige Erfassung aller bestehenden Gebäude mit Wohnraum, bewohnten Unterkünften sowie der darin befindlichen Wohnungen.

Aufgrund der Coronapandemie wurde der ursprünglich für 2021 geplante Zensus in Deutschland um 1 Jahr verschoben. In Baden-Württemberg wurden zum Stichtag 15. Mai 2022 im Rahmen der GWZ rund 3 Millionen (Mio.) Eigentümerinnen und Eigentümer bzw. Verwalterinnen und Verwalter von Wohnraum befragt, um verlässliche Informationen über den Wohnungsbestand und die Wohnsituation der Bevölkerung zu erhalten.

Gegenüber dem Zensus 2011 und außerhalb des EU-Fragenkatalogs wurden neu aufgenommen der Energieträger der Heizung (zum Beispiel Öl, Gas), die Leerstandgründe und -dauer sowie die Nettokaltmiete der Wohnung. Die Neuaufnahme dieser (nationalen) Merkmale durch den Gesetzgeber ergänzte den Überblick über die regionale Wohnungsmarktlage.

Der Merkmalskranz (siehe i-Punkt »Gebäudemerkmale der GWZ 2022«) der GWZ ermöglicht so eine umfassende Analyse des Wohnungsmarktes in Deutschland. Anhand der gewonnenen Daten lassen sich vielseitige Aussagen zur Gebäude- und Wohnungsstruktur, zu den Eigentumsverhältnissen und Mietpreisen oder wie im vorliegenden Artikel zu den Energieträgern bzw. Heizungsarten treffen. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für zukünftige wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen in der Raumplanung.

Gebäude- und Wohnungsbestand

Die ersten Ergebnisse des Zensus 2022 wurden am 25. Juni 2024 in einer gemeinsamen Pressekonferenz von Statistischem Bundesamt und den Statistischen Landesämtern der Öffentlichkeit präsentiert. Am 15. Mai 2022 umfasste der Gebäudebestand in Baden-Württemberg knapp 2,6 Mio. Wohngebäude mit fast 5,5 Mio. Wohnungen, was etwa 13 % des bundesweiten Bestands ausmachte. Die meisten Gebäude mit Wohnraum in Baden-Württemberg wurden in den 1960er- und 1970er- Jahren mit jeweils über 370.000 Einheiten erbaut. Danach verringerten sich die Neubautätigkeiten erheblich und es wurden in den vergangenen 12 Jahren von 2010 bis 2022 nur gut 210.000 Gebäude mit Wohnraum erbaut.

Die GWZ-Daten zum Energieträger in Gebäuden bieten eine kleinräumige Auswertungsmöglichkeit bis auf Gemeindeebene. Auch untergemeindliche Auswertungen auf Ebene der Gitterzelle (10 km, 1 km, 100 m) sind möglich und nicht an Gemeindegrenzen gebunden.

Energiewende in Deutschland

Gebäude und Industrie erhalten Wärme und Strom in erster Linie aus Erdgas, Heizöl, Holz und Kohle. Im Jahr 2022 machten konventionelle bzw. fossile Energiequellen noch 80 % unseres Energieverbrauchs aus. Fossile Energieträger werden derzeit noch für den größten Teil der Gebäude verwendet. So machten laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Gasheizungen mit 60 % den Großteil der im Jahr 2023 verkauften Heizungsanlagen aus. Wärmepumpen machten 27 % aus und Ölheizungen weitere 9 %. Biomasse-Heizungen kamen lediglich auf knapp 4 %. Um die zu erwartenden negativen Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren, müsste dieses System so schnell wie möglich reformiert werden. In Deutschland wurde der Prozess einer grundsätzlichen Energiewende in Gang gesetzt. Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiesparen spielen dabei eine zunehmend bedeutende Rolle. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien nahezu verdoppelt werden, basierend auf dem Jahr 2021. Seit Anfang 2023 muss jede neu installierte Heizung laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies gilt zunächst nur für Neubauten. Neue Heizungsanlagen in Bestandsgebäuden müssen – je nach Region – ab spätestens Juni 2028 die 65 %-Vorgabe erfüllen. Bestehende Gas- und Ölheizungen dürfen laut GEG noch bis zum 31. Dezember 2044 betrieben werden. Das neue Heizungsgesetz sieht vor, dass Gas- und Ölheizungen schrittweise bis zum Jahr 2045 vollständig verboten werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland dann laut Gebäudeenergiegesetz klimaneutral sein.1 Wie kann das gelingen bzw. wo stehen wir in Baden-Württemberg?

Eingesetzte Energieträger beim Heizen von Gebäuden mit Wohnraum

Mit dem Zensus 2022 liegen erstmalig flächendeckende Daten zum Energieträger (siehe i-Punkt »Gebäudemerkmale der GWZ 2022«), der für die Beheizung von Gebäuden mit Wohnraum verwendet wird, vor. Bei mehreren Energieträgern im Gebäude war es derjenige, durch den der größte Teil der Wohnfläche beheizt wurde. Bei Passivhäusern, bei welchen der Restwärmebedarf durch eine zusätzliche Quelle gedeckt wurde, war diese Quelle anzugeben.

Tabelle 1 zeigt die Verteilung der Anteile der Energieträger nach den einzelnen Ländern. Innerhalb Deutschlands weisen die einzelnen Bundesländer deutliche Unterschiede bei den hauptsächlich zum Einsatz kommenden Energieträgern für Heizen auf. In erster Linie hängt der Einsatz von der Verfügbarkeit im jeweiligen Bundesland bzw. der Region ab.

Gas wird in allen Bundesländern noch zu weit über 40 % eingesetzt. Ausnahme sind hier Baden-Württemberg und Bayern. Heizöl kommt hingegen in Bayern, Saarland, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz mit über 30 % zum Einsatz. Ein in den ländlichen Gebieten wenig ausgebautes Gasnetz könnte hier der Grund sein. Stadtstaaten wie Hamburg und Berlin sowie die östlichen Bundesländer setzen mehr Fernwärme ein. Der Energieträger Kohle spielte dagegen in Deutschland für die Heizung in Gebäuden quasi keine Rolle mehr.

In Baden-Württemberg genutzte Energieträger zur Beheizung von Wohnraum

Im Jahr 2022 waren regenerative Energien wie Holz, Holzpellets mit 9,8 %, Biomasse, Biogas mit 0,1 % und Solar-/Geothermie, Wärmepumpen mit 5,5 % bei den für die Heizung von Wohnungen verwendeten Energieträgern von geringerer Bedeutung. In mehr als zwei Drittel der Gebäude in Baden-Württemberg waren die fossilen Energien Gas mit 39,6 % bzw. Heizöl mit 33,3 % die Hauptenergieträger (siehe Schaubild 1).

Allerdings verteilten sich die Anteile der einzelnen Energieträger nicht homogen über das Land und gerade auch die Anteile der erneuerbaren Energieträger variieren regional teils stark. In städtischen Gebieten, wo es vorwiegend Mehrfamilienhäuser gibt, ist der Anteil an Solar- und Geothermie oder Wärmepumpen geringer als in ländlichen Regionen mit mehr Einfamilienhäusern. Im Stadtkreis Stuttgart zum Beispiel dominierte der Energieträger Gas mit 72,8 %. Der Stadtkreis Mannheim wies einen Anteil von 41,5 % Fernwärme und fast den gleichen Anteil Gas (41 %) als Energieträger aus. Die Energieträger Heizöl mit 35,8 % sowie Holz und Holzpellets mit 10,8 % waren in den Landkreisen deutlich höher vertreten als in den Stadtkreisen mit 15,1 % Heizöl und 2,2 % Holz/Holzpellets.

Erneuerbare Energieträger überwiegend in Neubauten

Bei den Neubauten nach 2000 konnte man beim Einsatz von erneuerbaren Energieträgern einen deutlichen Zuwachs feststellen. Dabei war insbesondere eine deutliche Zunahme bei der Nutzung von Solar-/Geothermie und Wärmpumpen zu erkennen. Bei den Neubauten in Baden-Württemberg ab dem Jahr 2000 wurden zum Zensusstichtag bei 23,5 % Solar- und Geothermie oder Wärmepumpen als Energieträger der Heizung genutzt. Der Anteil erhöhte sich bei Gebäuden die ab 2016 gebaut wurden weiter auf 44,4 %. Im Vergleich dazu betrug der Anteil an Solar- und Geothermie oder Wärmepumpen bei den Baujahren vor 2000 nur 1,9 %. Baden-Württemberg ist bei den ab 2020 oder später errichteten Neubauten bundesweit Spitzenreiter mit 58 % Solar und Geothermie und Wärmpumpe. Die vor 2000 errichteten Wohngebäude wurden mehrheitlich mit Gas (38,9 %) und Heizöl (38,3 %) beheizt. Bei den ab 2000 errichteten jüngeren Bauten reduzierte sich der Anteil bei Heizöl auf 9,3 % und bei den ab 2016 gebauten Gebäuden sogar auf nur noch 1,6 % der Gebäude. Auch bei dem Energieträger Gas ist ein deutlicher Abwärtstrend erkennbar. So wird nur noch bei 24,3 % der nach 2016 errichteten Gebäude als Hauptenergieträger für die Heizung Gas eingesetzt. Obwohl die Mehrheit aller Gebäude mit Wohnraum unabhängig vom Baujahr in Baden-Württemberg nach wie vor mit Gas (39,6 %) beheizt wird, ist aus den Ergebnissen ein deutlicher Trend weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energieträgern erkennbar (Schaubild 2).

Eingesetzter Energieträger abhängig vom Gebäudetyp

Bei der Verteilung nach Gebäudetypen in Baden-Württemberg machten die Ein- und Zweifamilienhäuser mit rund 77 % den größten Anteil aus. Von den knapp 145.000 Gebäuden in Baden-Württemberg die 2022 als Hauptenergieträger Solar-/Geothermie oder Wärmepumpen einsetzten handelt es sich bei gut 110.000 um Einfamilienhäuser. Das sind 76,5 % aller mit Solar-/Geothermie oder Wärmepumpe beheizten Gebäude in Baden-Württemberg. Betrachtet man die Einfamilienhäuser genauer macht es einen großen Unterschied ob es sich um Einfamilienhäuser die freistehend waren, um Doppelhaushälften oder Reihenhäuser handelt. Bei den freistehenden Einfamilienhäusern betrug der Anteil 60,9 % an mit Solar-/Geothermie und Wärmepumpe beheizten Gebäuden. Bei den Doppelhaushälften lag der Anteil nur noch bei 10,9 % und die Reihenhäuser kamen lediglich auf einen Anteil von 4,7 %. Ähnlich sah es bei Biomasse und Biogas aus. Freistehende Einfamilienhäuser kamen hier auf 34,7 %. Bei den Reihenhäusern lag der Anteil bei 13,9 % und die Doppelhaushälften kamen nur noch auf einen Anteil von 11,4 % (Tabelle 2).

Eingesetzte Heizungsenergieträger und Gebäudegröße

Auch hinsichtlich der Anzahl der Wohnungen im Gebäude zeigten sich deutliche Unterschiede bei den Hauptenergieträgern. In Gebäuden mit nur einer Wohnung kamen in Baden-Württemberg hauptsächlich die Energieträger Gas mit 36,7 % und Heizöl mit 33,6 % zum Einsatz. Der Gasanteil betrug in den Stadtkreisen 58,4 % und war damit deutlich höher als der in den Landkreisen mit 34,8 %. Der Einsatz von Heizöl in den Stadtkreisen betrug nur 16,4 % gegenüber den Landkreisen mit 35,1 %. Bei den Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen kam überwiegend der Energieträger Gas mit 53,5 % zum Einsatz.

Solar- und Geothermie sowie Wärmepumpen wurden mit 7 % hauptsächlich in Gebäuden mit einer Wohnung genutzt. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Stadtkreisen mit einem Anteil von 4,2 % und den Landkreisen mit 7,3 %. Biomasse (ohne Holz) und Biogas wurden in Baden-Württemberg nur in 0,1 % der Gebäude mit Wohnraum genutzt. Es gab bei dem Energieträger Biomasse (ohne Holz) und Biogas praktisch keinen Unterschied zwischen den Stadt- und Landkreisen und der im Gebäude befindlichen Anzahl der Wohnungen. Das gleiche galt für den Energieträger Kohle. Von den knapp 2,6 Mio. Gebäuden in Baden-Württemberg wurden am 15. Mai 2022 nur noch 1.435 Gebäude überwiegend mit Kohle beheizt (Tabelle 3).

Unterschiede in den Stadt- und Landkreisen erkennbar

Am Zensusstichtag lag der Anteil der Beheizung mit Solar-/Geothermie oder Wärmepumpen in den Wohnungen im Landkreis Biberach beispielsweise bei 8,2 %. Auch die Landkreise Heilbronn und Alb-Donau-Kreis wiesen einen Anteil von 6 % dieses Energieträgers bei den Wohnungen aus. In den kreisfreien Städten hat die Stadt Baden-Baden mit 2,6 % den höchsten Anteil an der Nutzung von Solar-/Geothermie oder Wärmepumpen in Wohnungen. In der Landeshauptstadt Stuttgart lag der Anteil bei den Wohnungen mit dem Energieträger Solar-/Geothermie oder Wärmepumpe bei nur 1,5 %. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger bei den Heizungen in Wohnungen in Baden-Württemberg lag bei Holz oder Holzpellets bei 7,2 %, Solar-/Geothermie oder Wärmepumpen bei 3,8 % sowie Biomasse oder Biogas bei 0,1 %. Der überwiegende Teil der Wohnungen wurde mit dem fossilen Energieträger Gas beheizt (45,8 %). Hauptenergieträger in den Stadtkreisen Baden-Württembergs sind Gas mit 55,1 % und Fernwärme mit 28,4 %. Anders als in den Stadtkreisen dominierte in den Landkreisen Baden-Württembergs neben Gas mit 43,5 % als zweiter Hauptenergieträger Heizöl mit 32 % (Schaubild 3).

Energiewende – es gibt noch viel zu tun

Unter Berücksichtigung des Energieverbrauchs in Wohngebäuden in Deutschland werden laut Umweltbundesamt (UBA) in privaten Haushalten über 90 % der Endenergie für Wärme verwendet.2

Sofern die ehrgeizigen Ziele mit dem Gebäudeenergiegesetz erreicht werden sollen, ist in Anbetracht des geringen Anteils von nur 4,2 % neu errichteter Wohngebäude in Baden-Württemberg seit 2016 der Schwerpunkt auch auf die energetische Sanierung bestehender Gebäude zu legen. Idealerweise müssten bei der energetischen Renovierung von Gebäuden nicht nur Fenster mit guter Isolierung oder Dämmung berücksichtigt werden, sondern auch die Umstellung auf die Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärmegewinnung.

1 Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH): Pressemitteilung vom 19.02.2025, Heizungsindustrie: Rekordabsatz in turbulentem Marktumfeld, https://www.bdh-industrie.de/presse/pressemeldungen/artikel/heizungsindustrie-rekordabsatz-in-turbulentem-marktumfeld (Abruf: 14.02.2025).

2 Umweltbundesamt (UBA): Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme, Wärmeverbrauch und -erzeugung nach Sektoren, https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/energieverbrauch-fuer-fossile-erneuerbare-waerme (Abruf: 14.02.2025).