:: 4/2023

Südwestindustrie im Jahr 2022 – zwischen Lieferengpässen und Energiekrise

Die seit dem Jahr 2021 anhaltenden Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern, steigende Preise und Unsicherheiten bei der Versorgung mit Energie infolge der Ende Februar von der Russischen Föderation gestarteten Invasion in die Ukraine dämpften die Entwicklung der Südwestindustrie bis Mitte des Jahres 2022 spürbar. In der 2. Jahreshälfte 2022 drehte sich das Bild langsam. So nahmen trotz der bestehenden Unsicherheiten die Produktion und die Umsätze der Südwestindustrie bis zuletzt zu und die Auftragseingänge hielten sich, unbeschadet der rückläufigen Entwicklungen, zunächst auf einem hohen Niveau. Zum Ende des Jahres 2022 setzte sich die positive Produktions- und Umsatzentwicklung mit zunehmender Dynamik fort. Die Auftragseingänge gingen allerdings weiter deutlich zurück.

Ein ähnliches Gesamtbild – wenn auch etwas zeitversetzt – zeichnete der bundesweite ifo-Geschäftsklimaindex, der im Verarbeitenden Gewerbe bis September 2022 rückläufig war und gegen Ende des Jahres wieder anstieg.1 Das Bruttoinlandsprodukt für Deutschland verzeichnete für das gesamte Jahr 2022 einen preisbereinigten Anstieg von 1,9 % gegenüber dem Vorjahr 2021.2

Die Analyse der konjunkturellen Entwicklung erfolgt in der Regel anhand von verschiedenen Indikatoren, die wichtige Kennzahlen des Wirtschaftsgeschehens abbilden und die mithilfe von Mustern und Regelmäßigkeiten wirtschaftlicher Prozesse eine Interpretation der gesamtwirtschaftlichen Lage ermöglichen. Dabei unterscheiden sich die verwendeten Kennzahlen unter anderem durch einen unterschiedlichen Zeithorizont hinsichtlich ihrer Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Frühindikatoren, wie der ifo-Geschäftsklimaindex oder der Auftragseingangsindex im Verarbeitenden Gewerbe, laufen der wirtschaftlichen Entwicklung voraus und weisen auf mögliche Trendänderungen hin. Präsensindikatoren, wie das Bruttoinlandsprodukt oder der Produktions- und Umsatzindex im Verarbeitenden Gewerbe, bilden die gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Lage ab. Spätindikatoren, wie die Arbeitslosenquote oder die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe, folgen der wirtschaftlichen Entwicklung nach und dienen der Bestätigung der von Frühindikatoren prognostizierten oder durch Präsensindikatoren nachgewiesenen Trends.3 Für die Südwestindustrie eignen sich insbesondere die drei Volumenindizes (Auftragseingangsindex, Produktionsindex und Umsatzindex) des Verarbeitenden Gewerbes für Baden-Württemberg – auf die in diesem Beitrag näher eingegangen wird – zur Konjunkturanalyse.

Nachfrage nach Industrieprodukten von sehr hohem Niveau kommend rückläufig

Die bereits im 4. Quartal 2021 eingeleitete Abschwächung der Nachfrage nach Industrieprodukten in Baden-Württemberg setzte sich im gesamten Jahr 2022 fort. So stieg der Auftragseingangsindex im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem preisbereinigten Zuwachs von 8 % zwar noch an, war aber ab dann mit −7,9 % im 2. Quartal, −3,8 % im 3. Quartal und zuletzt −9,7 % im 4. Quartal durchgehend rückläufig (siehe Tabelle 1). Die negative Auftragsentwicklung wurde dabei mit einem preisbereinigten Zuwachs von 1,7 % im 1. Quartal und mit Rückgängen von −10,3 % im 2. Quartal, −6,9 % im 3. Quartal und −10,2 % im 4. Quartal und in Summe mit einem Minus von insgesamt 6,4 % gegenüber dem Vorjahr stärker vom Inland beeinflusst. Das Auslandsgeschäft entwickelte sich hingegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem preisbereinigten Zuwachs von 11,6 % im 1. Quartal, und Rückgängen von −6,4 % im 2. Quartal, −2,0 % im 3. Quartal, −9,3 % im 4. Quartal und insgesamt mit einem Minus von 1,6 % weniger schlecht als das Inlandsgeschäft. Für die Südwestindustrie resultierte aus dem Inlands- und Auslandsgeschäft des Jahres 2022 preisbereinigt insgesamt ein Rückgang der Aufträge von −3,3 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichwohl lagen die Auftragseingänge damit sowohl im langfristigen Vergleich als auch über den Großteil des Jahres 2022 auf einem hohen Niveau. Das Mitte des Jahres 2021 in der Trend-Konjunktur-Komponente erreichte Rekordniveau bei den Auftragseingängen lag deutlich über den Produktionskapazitäten der Südwestindustrie (siehe auch Schaubild 3). Insofern ist zu erwarten, dass sich der Einfluss der negativen Entwicklung der Auftragslage im Jahr 2022 mit einem größeren zeitlichen Verzug und in schwächerem Umfang als in normalen Konjunkturzyklen üblich auf die nachlaufende Produktion und die Umsätze der Südwestindustrie auswirken und damit der Weg zu einem neuen Marktgleichgewicht beschritten wird. Allerdings bleibt vor dem Hintergrund des anhaltenden Kriegsgeschehens in der Ukraine und der damit verbundenen höheren geopolitischen Instabilität das Risiko für unvorhersehbare Entwicklungen auf der Angebots- und Nachfrageseite relativ groß.

Vergleichbar mit dem Jahr 2021 gab es auch im Jahr 2022 bemerkenswerte Unterschiede in der Entwicklung der Auftragseingänge in den einzelnen Wirtschaftszweigen (siehe Schaubild 1). So verbuchte die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« im Gesamtjahr 2022 ein preisbereinigtes Minus von 8 % gegenüber den Auftragseingängen des Vorjahres. Damit hat die Branche eine vergleichsweise schlechte Entwicklung im Jahr 2022 vollzogen. Im »Maschinenbau« verzeichnete die Nachfrage nach Industrieprodukten im Jahr 2022 insgesamt nur ein leichtes preisbereinigtes Minus von 0,8 % gegenüber dem Vorjahr. Der Maschinenbau hielt sich damit etwas über dem Durchschnitt der Südwestindustrie. Die Branche zur »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein preisbereinigtes Plus von 3,4 % verbuchen. Angesichts der starken Entwicklung im Vorjahr ist das beachtlich. Die Bedeutung, die diese Branche in der Coronakrise gewonnen hat, verstetigte sich damit. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die Nachfrage nach Industrieprodukten in der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen«, die preisbereinigt im Jahr 2022 um 4,1 % gegenüber dem Vorjahr zulegte. Zwar ist die Performance seit 2019 schwächer als in der Branche zur »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen«, aber auch sie hat deutlich zugelegt und scheint von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine vergleichsweise unbeeinflusst zu bleiben.

Lieferengpässe und Energiekrise bremsen Industrieproduktion

Die Folgen der ab dem Jahr 2020 weltweit ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie verursachten eine tiefgreifende Störung der Produktionstätigkeit der Südwestindustrie, die sich im Jahr 2021 deutlich auf die Erholung der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe auswirkte und die Diskrepanz zur Entwicklung des Auftragseingangs erklärte. Im Jahr 2021 folgten weitere Sondereffekte, wie die Blockade des Suezkanals und vorübergehend gesperrte Häfen, die den internationalen Güterhandel und damit auch die wirtschaftliche Erholung zusätzlich störten. Zwar entspannte sich die Coronalage im Jahr 2022 weltweit, aber gerade die Volksrepublik China hielt bis Ende des Jahres 2022 an ihrer sogenannten Null-Covid-Strategie fest, die im Jahresverlauf immer wieder zu umfassenden Lockdowns führte. Damit blieb ein bedeutendes Hindernis zur Entspannung der Lieferketten bestehen. Ende Februar 2022 griff die Russische Föderation die Ukraine an. Durch die Kriegshandlungen wurden zusätzlich Lieferketten gestört und infolge der weltweiten Reaktionen stellte die Russische Föderation zunehmend Energielieferungen ein und verzichteten Staaten auf den Bezug von russischen Energieträgern. Die erhoffte Entspannung der Lieferketten blieb damit weitestgehend aus und eine große Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung und starke Preissteigerungen kamen hinzu.

Die Industrieproduktion der baden-württembergischen Betriebe erreichte daher im Jahr 2022 preisbereinigt nur ein Plus von 0,7 % im Vergleich zur Vorjahresproduktion und blieb damit nahezu unverändert.

In der Branchenbetrachtung zeigt sich, dass sich die beschriebene Lage unterschiedlich auf den Produktionsausstoß der einzelnen Branchen im Jahr 2022 auswirkte. So erzielte der Wirtschaftszweig »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« im Jahr 2022 insgesamt ein preisbereinigtes Plus von 4,8 % gegenüber der Produktion des Vorjahres 2021. Der »Maschinenbau« verbuchte im Vorjahresvergleich insgesamt ein schwächeres preisbereinigtes Plus von 1 %. Die Entwicklung im »Maschinenbau« entsprach damit in etwa dem Durchschnitt der Südwestindustrie. Einen ganz anderen Verlauf zeichnete die Entwicklung in der Branche »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen«, die – nach einer schon sehr starken Vorjahresentwicklung  – im Jahr 2022 noch einmal einen preisbereinigten Zuwachs von 7,2 % im Vergleich zum Vorjahr 2021 verbuchen konnte (siehe Tabelle 2). Im Dezember 2022 lag der preisbereinigte Branchenindex somit bei einem beeindruckenden Stand von 148,1 Punkten. Zum Vergleich: Im Dezember 2019 lag der preisbereinigte Branchenindex der »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« noch bei einem Stand von nur 117,2 Punkten.4 Ebenfalls sehr positiv fiel die Entwicklung in der Branche zur »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« aus. Insgesamt erzielte die Branche im Jahr 2022 einen preisbereinigten Zuwachs von 9,6 % im Vergleich zum Vorjahr 2021, das seinerzeit mit einem Plus von 1,1 % abgeschlossen hatte.

Industrieumsätze folgen der Produktionsentwicklung

Vergleichbar zur Produktion entwickelte sich auch der konjunkturell nachgelagerte Umsatz der Südwestindustrie. So verbuchten die baden-württembergischen Industriebetriebe im Jahr 2022 preisbereinigt insgesamt ein Umsatzplus von nur 1 % im Vorjahresvergleich (siehe Tabelle 1). Während der Umsatzindex der Südwestindustrie im 1. Quartal 2022 preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahresquartal unverändert blieb, verzeichnete er im 2. Quartal einen Zuwachs von 0,9 % und im 3. Quartal einen deutlicheren Zuwachs von 4,5 %. Im 4. Quartal ging der Umsatzindex allerdings wieder leicht um 1 % zurück.

Auch auf der Branchenebene nahmen die Umsatzentwicklungen der Südwestindustrie einen ähnlichen Verlauf wie die Produktion. So verzeichnete der Umsatz in der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« im Jahr 2022 preisbereinigt ein Plus von 5,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Der »Maschinenbau« entwickelte sich im Vergleich dazu etwas schwächer und verbuchte im Jahr 2022 preisbereinigt insgesamt ein Umsatzplus von 2,6 % im Vorjahresvergleich. Ähnlich wie bei den Produktionsindizes haben sich auch die Entwicklungen der Umsatzindizes in der »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« und der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« deutlich von den zuvor genannten Branchen und dem allgemeinen Trend abgekoppelt (siehe Schaubild 2). So erzielten beide Branchen in den Jahren 2022 und 2021 im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr ein positives Umsatzwachstum. In der »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« belief sich das preisbereinigte Plus im Jahr 2022 gegenüber 2021 auf 7,5 % und in der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« auf 6,3 %.

Konjunkturelle Entwicklung der Südwestindustrie im Zeitablauf

Nach einer der bislang stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte im Jahr 2020 durchlief das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg im Jahr 2021 eine deutlich gedämpfte Erholungsphase, die sich im Wesentlichen auch im Jahr 2022 fortsetzte. So übertraf die Entwicklung des Auftragseingangsindex – der das Potenzial an künftiger Kapazitätsauslastung andeutet – im Jahr 2021 und bis einschließlich dem 3. Quartal des Jahres 2022 deutlich die tatsächliche Auslastung, die durch die Entwicklung des Produktionsindex abgebildet wird. Entsprechend blieb auch der Umsatzindex unter den durch die Auftragseingänge angedeuteten Möglichkeiten (siehe Schaubild 3). Zur vertiefenden Analyse der langfristigen Entwicklung der zentralen Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs werden im Weiteren die preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Zeitreihen, die einen störungsfreieren Eindruck der konjunkturellen Tendenzen ermöglichen, sowie die Trend-Konjunktur-Komponenten, die als Schätzungen die mittel- und langfristigen auf die Zeitreihen wirkenden Einflussgrößen isoliert darstellen, betrachtet.5

Die Südwestindustrie durchlebte von 2005 bis Anfang 2008 eine starke Expansionsphase, die mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Ende fand. Zwischen Anfang des Jahres 2008 und Mitte des Jahres 2009 befanden sich die Industriebetriebe Baden-Württembergs in einer rezessiven Phase mit deutlich rückläufiger Industrieproduktion. Anschließend setzte ein starker Aufholprozess ein, den ein von hoher Unsicherheit geprägtes wirtschaftliches Umfeld im Jahr 2012, insbesondere verursacht durch die Auswirkungen der Euro- und Staatsschuldenkrise, bremste. In den Folgejahren zeigte sich die Industrieproduktion in einem aufwärtsgerichteten Trend. Das Vorkrisenniveau aus dem Februar 2008 erreichte die Südwestindustrie allerdings erst wieder im Dezember 2016. Im Jahr 2017 löste sich der Trend des Auftragseingangsindex von der Trendentwicklung des Produktions- und Umsatzindex und überschritt zeitweise die langfristigen Produktionskapazitäten der Südwestindustrie. Gegen Ende 2018 verlor die Industrieproduktion an Tempo und folgte den zwischenzeitlich deutlich abgesunkenen Auftragseingängen im Jahr 2019 ins Minus. Mit der sich im Jahr 2019 abzeichnenden Schwächephase der Industrie erfolgte eine zyklische Korrekturphase der konjunkturellen Entwicklung. Anfang des Jahres 2020 löste ein externer Schock, verursacht durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, erdrutschartige Einbrüche der Nachfrage, der Produktion und der Umsätze in der Südwestindustrie aus. Diese werden aufgrund ihrer Schnelligkeit hier nur in den preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Zeitreihen in ihrer ganzen Schärfe sichtbar (Schaubild 3, blasse Linien). Ebenso schnell setzte die Gegenbewegung ein, sodass im weiteren Verlauf des Jahres 2020 und Anfang des Jahres 2021 der konjunkturelle Trend, angetrieben durch stark gestiegene Auftragseingänge, die Industrieproduktion und die Umsatzentwicklung der baden-württembergischen Industriebetriebe wieder in Richtung des Vorkrisenniveaus drehte. Interessant an dieser Entwicklung war die deutliche Abkopplung der Trendentwicklung des Auftragseingangsindex von der Entwicklung des Produktions- und Umsatzindex. Trotz der enorm hohen Auftragseingänge konnte die Südwestindustrie ab Mitte 2021 und bis zuletzt ihre Produktion und damit auch ihren Umsatz nur unwesentlich steigern. Ursächlich dafür dürfte der bereits im Abschnitt zur Industrieproduktion beschriebene Fortbestand von Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Vorprodukten, bedingt durch die chinesische Coronapolitik sowie die zwischenzeitlich großen Unsicherheiten bezüglich der künftigen Verfügbarkeit von Energieträgern – aufgrund der Invasion der Ukraine durch die Russischen Föderation  – gewesen sein. Insgesamt konnte die Südwestindustrie unter diesen Umständen ihr volles Produktionspotenzial nicht ausschöpfen und verharrte damit über lange Strecken auf einem bereits Mitte 2021 erreichten Niveau bei der Produktion und den Umsätzen. Am aktuellen Rand zeigt sich aber bereits eine beschleunigte Zunahme der Produktions- und Umsatzentwicklung.

Ausblick

Bei den beiden zuvor beschriebenen Haupthindernissen, die bislang wesentlich die Erholung der Weltwirtschaft und aufgrund ihrer starken Exportorientierung6 im besonderen Maße auch die Südwestindustrie gebremst haben, liegen Anzeichen für eine Entspannung vor. So steht die nationale Energieversorgung im Winter 2022/2023 deutlich besser da, als noch Mitte 2022 befürchtet. Zudem dürften sich die bestehenden Lieferengpässe mit der drastisch gelockerten chinesischen Coronapolitik im Jahr 2023 weiter lösen. Gleichwohl ist festzuhalten, dass die Märkte in den letzten Jahren sehr starken Verwerfungen ausgesetzt waren  – was mit Blick auf die Südwestindustrie deutlich in den massiv gestiegenen Einfuhrpreisen für Energie und Rohstoffe und gestiegenen Erzeugerpreisen offenkundig wurde.7 Die Findung neuer weltweiter Marktgleichgewichte wird daher Zeit in Anspruch nehmen, sodass im Jahr 2023 zwar eine positive aber weiterhin gedämpfte Entwicklung in der Südwestindustrie zu erwarten ist.

Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass mit Blick auf die Entwicklung des Kriegs in der Ukraine und damit verbunden eventuell weiter zunehmenden geopolitischen Spannungen die Unsicherheiten und das Risiko für eine kurzfristige Verschlechterung des weltwirtschaftlichen Umfelds hoch bleiben.8

1 Ifo Institut: ifo Geschäftsklimaindex gestiegen (Januar 2023), in: ifo Geschäftsklima Deutschland.

2 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 020 vom 13. Januar 2023.

3 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Glossary:Lagging_indicator/de (Abruf: 17.02.2023).

4 Weiterführende Informationen, Daten und Grafiken zur Südwestindustrie unter: https://www.statistik-bw.de/Industrie/ (Abruf: 17.02.2023).

5 Speth, Hans-Theo (2004): Komponentenzerlegung und Saisonbereinigung ökonomischer Zeitreihen mit dem Verfahren BV4.1. in: Statistisches Bundesamt – Schriftreihe Methodenberichte, Heft 3.

6 Für das Jahr 2022 betrug die Exportquote 59,4 %, für das Jahr 2020 lag die Exportquote noch bei 56,7 %.

7 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 038 vom 31. Januar 2023.

8 Dieser Beitrag wurde im Februar 2023 verfasst.