:: 5/2022

Lieferengpässe bremsen Erholung der Südwestindustrie im Jahr 2021

Nach einer der bislang stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte im Jahr 2020 erlebte das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg im Jahr 2021 eine Erholung mit angezogener Handbremse. Während die Auftragseingänge ungeahnte Höhen erreichten, entwickelten sich die Produktion und in der Folge auch die Umsätze verhalten. Die mit dem »Corona-Schock« im Jahr 2020 aus dem Takt geratene Gesamtchoreografie der arbeitsteiligen Weltwirtschaft wirkte sich im Jahr 2021 mit anhaltenden Lieferengpässen erkennbar negativ auf die Produktion und den Absatz der Südwestindustrie aus.

Anfang des Jahres 2021 standen die Zeichen der wirtschaftlichen Entwicklung der Südwestindustrie noch auf Erholung. So legten insbesondere die Auftragseingänge, aber auch die Produktion und der Umsatz im 1. Halbjahr 2021 – nach starker Erholung Ende 2020 – weiter zu. Erst im 2. Halbjahr bremste sich die Erholung der Südwestindustrie ein. Eine analoge Entwicklung zeichnete der bundesweite ifo-Geschäftsklimaindex, der im Verarbeitenden Gewerbe ab Juli 2021 rückläufig war und erst wieder gegen Ende des Jahres ins Plus drehte.1 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Deutschland verzeichnete für das gesamte Jahr 2021 einen preisbereinigten Anstieg zum stark krisenbelastetem Vorjahr 2020 um 2,7 %.2

Die Analyse der konjunkturellen Entwicklung erfolgt in der Regel anhand von verschiedenen Indikatoren, die wichtige Kennzahlen des Wirtschaftsgeschehens abbilden und die mithilfe von Mustern und Regelmäßigkeiten wirtschaftlicher Prozesse eine Interpretation der gesamtwirtschaftlichen Lage ermöglichen. Dabei unterscheiden sich die verwendeten Kennzahlen unter anderem durch einen unterschiedlichen Zeithorizont hinsichtlich ihrer Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Frühindikatoren, wie der ifo-Geschäftsklimaindex oder der Auftragseingangsindex im Verarbeitenden Gewerbe, laufen der wirtschaftlichen Entwicklung voraus und weisen auf mögliche Trendänderungen hin. Präsensindikatoren, wie das Bruttoinlandsprodukt oder der Produktions- und Umsatzindex im Verarbeitenden Gewerbe, bilden die gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Lage ab. Spätindikatoren, wie die Arbeitslosenquote oder die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe, folgen der wirtschaftlichen Entwicklung nach und dienen der Bestätigung der von Frühindikatoren prognostizierten oder durch Präsensindikatoren nachgewiesenen Trends.3 Für die Südwestindustrie (i-Punkt) eigenen sich insbesondere die drei Volumenindizes (Auftragseingangsindex, Produktionsindex und Umsatzindex) des Verarbeitenden Gewerbes für Baden-Württemberg – auf die in diesem Beitrag näher eingegangen wird – zur Konjunkturanalyse.

Nachfrage nach Industrieprodukten auf sehr hohem Niveau

Die bereits im 2. Halbjahr 2020 eingeleitete Erholung der Nachfrage nach Industrieprodukten in Baden-Württemberg setzte sich im 1. Halbjahr des Jahres 2021 fort. So legte der Auftragseingangsindex mit einem preisbereinigten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 12,9 % im 1. Quartal, 53,4 % im 2. Quartal und 8,3 % im 3. Quartal einen beachtlichen Aufholprozess hin, der erst im 4. Quartal mit einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal von – 3,1 % endete. Der Auftragsanstieg (Tabelle) wurde dabei preisbereinigt mit einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 12,7 % im 1. Quartal, 65,3 % im 2. Quartal, 8,2 % im 3. Quartal, einem Rückgang von 4,8 % im 4. Quartal und damit einem Plus gegenüber dem Vorjahr von insgesamt 15,7 % stärker vom Ausland getragen. Das Inlandsgeschäft entwickelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum preisbereinigt mit einem Plus von 13,3 % im ersten, 36,5 % im zweiten, 8,6 % im 3. Quartal und einem stagnierenden Inlandsgeschäft im 4. Quartal von 0,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls gut, aber mit einem Zuwachs von insgesamt 13,6 % im Vergleich zum Vorjahr etwas schwächer als das Auslandsgeschäft. Für die Südwestindustrie resultierte aus dem Inlands- und Auslandsgeschäft im Jahr 2021 preisbereinigt insgesamt ein Anstieg der Aufträge von 14,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Auftragseingänge lagen damit im langfristigen Vergleich auf einem sehr hohem Niveau. Das Mitte des Jahres 2021 erreichte Niveau dürfte selbst in einer normalen Situation deutlich über den Produktionskapazitäten der Südwestindustrie gelegen haben und damit auch den Produktionsengpässen geschuldet sein.

Die Auftragslage der einzelnen Wirtschaftszweige entwickelte sich im Jahr 2021 sehr unterschiedlich (Schaubild 1). Die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« verbuchte im 2. Quartal 2021 preisbereinigt im Vergleich zum krisenbelastetem Vorjahreszeitraum einen massiven Anstieg der Aufträge in Höhe von 66,2 %. Im 3. und 4. Quartal gingen die Auftragseingänge mit 9,6 % bzw. 16,6 % wieder zurück, sodass die Aufträge der Branche in diesem Jahr letztlich nur um 5,8 % gegenüber den schwer von der Corona-Pandemie gezeichneten Auftragseingängen des Vorjahres zulegen konnten. Auch der »Maschinenbau« verzeichnete im 2. Quartal 2021 preisbereinigt im Vergleich zum krisenbelastetem Vorjahreszeitraum einen starken Anstieg der Aufträge um 56,8 %, konnte allerdings auch im 3. und 4. Quartal mit 23,0 % bzw. 9,5 % weitere Zuwächse vorweisen. Insgesamt legte die Nachfrage nach Industrieprodukten im »Maschinenbau« im Jahr 2021 so um 25,2 % zu. Deutlich anders entwickelte sich die Branche »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen«, die sowohl in allen Quartalen des Jahres 2020 als auch in allen Quartalen des Jahres 2021 preisbereinigt deutliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnete. Gegen Ende des Jahres 2021 schwächte sich diese beeindruckende Entwicklung ab. Gleichwohl erreichte die Branche preisbereinigt für das Jahr 2020 ein Plus von 22,9 % und für das Jahr 2021 ein Plus von 22,0 % jeweils gegenüber dem Vorjahr. Gegen den allgemeinen Trend entwickelte sich auch die Nachfrage nach Industrieprodukten in der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« die preisbereinigt im Jahr 2020 um 7,8 % und im Jahr 2021 um 2,6 % gegenüber dem Vorjahr zulegte.

Lieferengpässe bremsen Industrieproduktion

Die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im März und April 2020 verursachten eine tiefgreifende Störung der Produktionstätigkeit der Südwestindustrie, die sich im Jahr 2021 deutlich auf die Erholung des Produktionsindex im Verarbeitenden Gewerbe auswirkte und die Diskrepanz in der Entwicklung zwischen Auftragseingang und Produktion erklärt. So brachten die weltweit beobachtbaren starken Verwerfungen im Jahr 2020 den Welthandel deutlich durcheinander. Im Jahr 2021 folgten weitere Sondereffekte, wie die Blockade des Suezkanals und vorübergehend gesperrte Häfen, die den internationalen Güterhandel und damit auch die wirtschaftliche Erholung zusätzlich störten. Einen branchenspezifischen Sondereffekt, der aber auch schon vor der Corona-Krise bestand, stellt der Mangel an Halbleitern dar. Dieser hatte wegen der dominanten Automobilindustrie einen erheblichen Einfluss auf die Südwestkonjunktur im Jahr 2021.

Die Industrieproduktion der baden-württembergischen Betriebe erreichte daher im Jahr 2021 preisbereinigt ein Plus von nur 6,4 % im Vergleich zu der deutlich von der Corona-Pandemie gezeichneten Industrieproduktion des Jahres 2020. Bis Mitte des Jahres 2021 standen die Zeichen noch auf Erholung. So legte die Produktion preisbereinigt im 1. Quartal des Jahres 2021 um 1,5 % und im 2. Quartal um 27,4 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal zu. Im 3. Quartal stieg die Produktion preisbereinigt nur noch leicht um 1,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal und stagnierte im 4. Quartal nahezu mit einem Minus von 0,3 % gegenüber dem 4. Quartal 2020.4

In der Branchenbetrachtung zeigt sich, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Produktionstätigkeit der einzelnen Branchen im Jahr 2021 unterschiedlich trafen. Der Wirtschaftszweig »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« verbuchte bis Mitte des Jahres 2021 insgesamt ein preisbereinigtes Plus von 23,0 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beeindruckend erscheint in diesem Zeitraum insbesondere der Anstieg der Produktion im Monat April 2021 um 354,8 % im Vergleich zum massiv krisenbelastetem Vorjahresmonat April 2020, der einen preisbereinigten Indexstand von 19,4 Punkten zu verzeichnen hatte. Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal erlitt die Branche im 3. (– 20,8 %) und 4. (– 8,0 %) Quartal wieder deutliche Rückschläge und erreichte insgesamt im Jahr 2021 nur ein preisbereinigtes Plus von 2,2 % gegenüber der bereits schwachen Industrieproduktion des Vorjahres 2020. Besser schlug sich der »Maschinenbau«, der insgesamt ein preisbereinigtes Plus von 9,3 % gegenüber dem Vorjahr 2020 verbuchte. Bis Mitte des Jahres 2021 verzeichnete die Branche insgesamt einen preisbereinigten Zuwachs von 10,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Maschinenbau fiel der Anstieg der Produktion im Monat April 2021 mit einem Plus von 36,4 % im Vergleich zum krisenbelastetem Vorjahresmonat April 2020, in Anbetracht des zuvor genannten Anstiegs in der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, moderat aus. Allerdings war im Maschinenbau auch der Einbruch im April 2020 auf einen Indexstand von 67,9 Punkten deutlich milder verlaufen.

Einen ganz anderen Verlauf zeichnete die Entwicklung in der Branche »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen«, die im gesamten Jahr 2021 einen preisbereinigten Zuwachs von 10,7 % im Vergleich zum Vorjahr verbuchen konnte und auch im Jahr 2020 einen kleinen Zuwachs von 1,9 % verzeichnet hatte. Im Dezember 2021 lag der Branchenindex somit bei einem beeindruckenden Rekordstand von 145,8 Punkten. Ebenfalls positiv, wenn auch nicht so überragend wie in dem zuvor genannten Industriesektor, fiel die Entwicklung in der Branche zur »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« aus. Insgesamt erzielte die Branche im Jahr 2021 einen preisbereinigten Zuwachs von 1,1 % im Ver­gleich zum Vorjahr 2020, das seinerseits mit einem Plus von 4,7 % abgeschlossen hatte.

Industrieumsätze folgen schwacher Produktion

Vergleichbar zur Produktion entwickelte sich auch der konjunkturell nachgelagerte Umsatz der Südwestindustrie. So verbuchten die baden-württembergischen Industriebetriebe im Jahr 2021 preisbereinigt insgesamt ein Umsatzplus von nur 5,8 % im Vorjahresvergleich. Während der Umsatzindex der Südwestindustrie (Tabelle) im 1. Quartal 2021 preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahresquartal nur um 1,2 % zulegte, verzeichnete er im 2. Quartal einen deutlichen Zuwachs von 29,2 %. Bereits im 3. Quartal ging der Umsatzindex allerdings wieder um 1,8 % zurück und stagnierte im 4. Quartal.

Auch auf der Branchenebene nahm die Umsatzentwicklung der Südwestindustrie einen ähnlichen Verlauf wie die jeweiligen Produktionsindizes. Die Umsätze der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« holten im 2. Quartal 2021 preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Plus von 53,8 % deutlich auf, schwächelten aber im weiteren Jahresverlauf insbesondere im 3. Quartal mit einem Minus von 20,0 % und im 4. Quartal mit einem Minus von 4,1 % schon wieder. In der Jahresbilanz 2021 verzeichnete die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« preisbereinigt so nur ein kleines Plus von 2,7 % im Vergleich zum krisenbelastetem Vorjahr. Der »Maschinenbau« entwickelte sich im Vergleich dazu positiver und verbuchte im Jahr 2021 preisbereinigt insgesamt ein Umsatzplus von 9,9 % im Vorjahresvergleich. Den größten Beitrag leistete das 2. Quartal mit einem deutlichen Plus von 24,0 % und auch im 3. und 4. Quartal konnte ein Plus von 9,8 % bzw. 7,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbucht werden. Ähnlich den Produktionsindizes hat sich auch die Entwicklung der Umsatzindizes in der »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« und der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« deutlich von den zuvor genannten Branchen und dem allgemeinen Trend abgekoppelt (Schaubild 2). So erzielten beide Branchen in den Jahren 2021 und 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein positives Umsatzwachstum. In der »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« belief sich das Plus im Jahr 2021 gegenüber 2020 auf 10,6 % und in der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« auf 4,4 %.

Konjunkturelle Entwicklung der Südwestindustrie im Zeitablauf

Nach einer der bislang stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte im Jahr 2020 erlebte das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg im Jahr 2021 eine Erholung mit angezogener Handbremse. So übertraf die Entwicklung des Auftragseingangsindex – der das Potenzial an künftiger Kapazitätsauslastung darstellt – deutlich die tatsächliche Auslastung, die durch die Entwicklung des Produktionsindex abgebildet wird. Entsprechend blieb auch der Umsatzindex unter den durch die Auftragseingänge angedeuteten Möglichkeiten (Schaubild 3). Zur vertiefenden Analyse der langfristigen Entwicklung der zentralen Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs werden im weiteren die preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Zeitreihen, die einen störungsfreieren Eindruck der konjunkturellen Tendenzen ermöglichen, sowie die Trend-Konjunktur-Komponenten, die als Schätzungen die mittel- und langfristigen auf die Zeitreihen wirkenden Einflussgrößen isoliert darstellen, betrachtet.5 Die Südwestindustrie durchlebte von den Jahren 2005 bis Anfang 2008 eine starke Expansionsphase, die mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Ende fand. Zwischen Anfang des Jahres 2008 und Mitte des Jahres 2009 befanden sich die Industriebetriebe Baden-Württembergs in einer rezessiven Phase mit deutlich rückläufiger Industrieproduktion. Anschließend setzte ein starker Aufholprozess ein, den ein von hoher Unsicherheit geprägtes wirtschaftliches Umfeld im Jahr 2012, insbesondere verursacht durch die Auswirkungen der Euro- und Staatsschuldenkrise, bremste. In den Folgejahren zeigte sich die Industrieproduktion in einem aufwärtsgerichteten Trend. Das Vorkrisenniveau aus dem Februar 2008 erreichte die Südwestindustrie im Hinblick auf die Trendentwicklung allerdings erst wieder im Dezember 2016. Im Jahr 2017 löste sich der Trend des Auftragseingangsindex von der Trendentwicklung des Produktions- und Umsatzindex und überschritt zeitweise die langfristigen Produktionskapazitäten der Südwestindustrie. Gegen Ende 2018 verlor die Industrieproduktion an Tempo und folgte den zwischenzeitlich deutlich abgesunkenen Auftragseingängen im Jahr 2019 ins Minus. Mit der sich im Jahr 2019 abzeichnenden Schwächephase der Industrie erfolgte eine zyklische Korrekturphase der konjunkturellen Entwicklung. In der Folge löste Anfang des Jahres 2020 ein externer Schock verursacht durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie erdrutschartige Einbrüche der Nachfrage, der Produktion und der Umsätze in der Südwestindustrie im Jahr 2020 aus. Diese werden aufgrund ihrer Schnelligkeit hier nur in den preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Zeitreihen in ihrer ganzen Schärfe sichtbar (blasse Linien). Ebenso schnell setzte die Gegenbewegung ein, sodass im weiteren Verlauf des Jahres 2020 und Anfang des Jahres 2021 der konjunkturelle Trend, angetrieben durch stark gestiegene Auftragseingänge, die Industrieproduktion und die Umsatzentwicklung der baden-württembergischen Industriebetriebe wieder in Richtung des Vorkrisenniveaus drehten. Interessant an der Entwicklung ist die deutliche Abkopplung der Trendentwicklung des Auftragseingangsindex von der Entwicklung des Produktions- und Umsatzindex. Hier kommt zum einen ein starker Nachholeffekt und zum anderen die weltweit nicht befriedigte Nachfrage zum Ausdruck, die sich offensichtlich auch in überzeichneten Aufträgen Bahn gebrochen hat.

Ausblick

Die Analyse zeigt, dass die massiven Verwerfungen im weltweiten Güterhandel bis zuletzt einen starken Einfluss auf die wirtschaftliche Erholung der Südwestindustrie ausübten. Angesichts der zum Redaktionsschluss dieses Beitrags Mitte März 2022 ganz aktuellen Entwicklungen um den russischen Angriff auf die Ukraine, der folgenden Sanktionen und Gegenreaktionen drängen sich nun, auch mit Blick auf Deutschlands Energieimporte weitere Unsicherheiten auf, die erhebliche Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung in der Industrie und der gesamten Wirtschaft haben könnten. Zusätzlich übt auch die weitere Entwicklung der Pandemie und die ihr folgenden nationalen oder weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung noch große Unsicherheit auf das künftige weltwirtschaftliche Geschehen aus.

1 Ifo Institut: ifo Geschäftsklima erholt sich (Januar 2022), in: ifo Geschäftsklima Deutschland.

2 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 020 vom 14. Januar 2022.

3 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Glossary:Lagging_indicator/de (Abruf: 11.03.2022).

4 Weiterführende Informationen, Daten und Grafiken zur Südwestindustrie finden Sie unter: www.statistik-bw.de/Industrie/.

5 Speth, Hans-Theo (2004): Komponentenzerlegung und Saisonbereinigung ökonomischer Zeitreihen mit dem Verfahren BV4.1, in: Statistisches Bundesamt – Schriftreihe Methodenberichte, Heft 3.