Corona-Pandemie hinterlässt im Jahr 2020 tiefe Spuren in der Südwestindustrie
Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen nahmen im Jahr 2020 starken Einfluss auf das Verarbeitende Gewerbe und sorgten insbesondere im April und Mai 2020 für massive Einbrüche der Konjunkturindikatoren. In der Jahresbilanz relativierte sich der drastische Konjunktureinbruch, da die Südwestindustrie im weiteren Jahresverlauf weniger stark von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen war und so deutliche Aufholeffekte verzeichnen konnte. Dennoch verbuchten die Industriebetriebe Baden-Württembergs im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr signifikante Rückgänge im Hinblick auf Umsätze, Beschäftigte und Entgelte. Auf Branchenebene verzeichneten rund drei Viertel der Branchen eine negative Entwicklung der Geschäftstätigkeit im Vorjahresvergleich. Der exogene Schock der Corona-Pandemie traf dabei die Südwestindustrie in ihrer gesamten Branchenvielfalt und regional breiten Verteilung und sorgte im Jahr 2020 in allen zwölf Regionen für einen Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr.
Die verschiedenen Erhebungen über die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes in Baden-Württemberg (i-Punkt) bilden die Basis für Analysen der Industriestruktur auf Landes-, Regional- und Kreisebene, da die amtliche Statistik hier eine regionalscharfe Abgrenzung bei gleichzeitig hoher Datenqualität liefert. Neben der räumlichen Verteilung ist insbesondere die branchenspezifische Abgrenzung, in diesem Beitrag auf Ebene der Abteilungen nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige, essenziell für die Analyse der Industriestruktur.1 Der Begriff Industriestruktur beschreibt die Verteilung der einzelnen Industriebranchen in einem bestimmten Raum und lässt sich durch verschiedene Kennzahlen wie Anzahl der Betriebe, Beschäftigte oder Umsätze charakterisieren. Durch die Beobachtung der einzelnen Kennzahlen über einen längeren Zeithorizont lässt sich die Entwicklung der Industriestruktur analysieren. Dabei prägt das Konjunkturgeschehen die Industriestruktur, da es als Gradmesser die vorherrschende gesamtwirtschaftliche Lage beschreibt und dementsprechend das Konsum- und Investitionsklima sowie das Handeln und die Erwartungshaltung der wirtschaftlichen Akteurinnen und Akteure nachhaltig beeinflusst.2
Corona-Pandemie verursacht Konjunktureinbruch
Das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg erlebte im Jahr 2020 eine der stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte. Mit Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus im März 2020 brach die Nachfrage nach baden-württembergischen Industrieprodukten zu Beginn des Jahres 2020 massiv ein und auch die Produktionstätigkeit der Südwestindustrie verzeichnete zwischen März und Mai des Jahres 2020 erhebliche Störungen. In der Folge gingen die Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes in Baden-Württemberg ebenfalls dramatisch zurück und lagen im Jahr 2020 deutlich unter dem Vorjahr. Preis- und arbeitstäglich bereinigt sanken im Jahr 2020 die Auftragseingänge um – 4,2 % (2019: – 6,8 %), die Produktion um – 10,3 % (2019: – 2,6 %) und der Umsatz um – 10,1 % (2019: – 1,6 %).3 Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinflusste auch zusehends den Arbeitsmarkt der Südwestindustrie. So fand das seit dem Jahr 2011 andauernde Beschäftigungswachstum im Verarbeitenden Gewerbe zum Jahresbeginn 2020 sein Ende.
Hinsichtlich der Analyse der zentralen Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs liegt der Fokus in der Konjunkturbeobachtung insbesondere auf der preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Zeitreihe, die einen störungsfreieren Eindruck der konjunkturellen Tendenzen ermöglicht, sowie auf der Trend-Konjunktur-Komponente, die als Schätzung die mittel- und langfristigen auf die Zeitreihe wirkenden Einflussgrößen isoliert darstellt.4 Die Verläufe der Indizes des Auftragseingangs, der Produktion und des Umsatzes im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg gleichen sich dabei insbesondere im Hinblick auf Trendänderungen. Die Südwestindustrie durchlebte von den Jahren 2005 bis Anfang 2008 eine starke Expansionsphase, die mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Ende fand (Schaubild 1). Zwischen Anfang des Jahres 2008 und Mitte des Jahres 2009 befanden sich die Industriebetriebe Baden-Württembergs in einer rezessiven Phase mit deutlich rückläufiger Umsatzentwicklung. Anschließend setzte ein starker Aufholprozess ein, den ein von hoher Unsicherheit geprägtes wirtschaftliches Umfeld im Jahr 2012, insbesondere verursacht durch die Auswirkungen der Euro- und Staatsschuldenkrise, bremste. In den Folgejahren zeigten sich die Industrieumsätze in einem aufwärtsgerichteten Trend. Das Vorkrisenniveau aus dem Februar 2008 erreichte die Südwestindustrie im Hinblick auf die Trend-Konjunktur-Komponente allerdings erst Juni 2017 wieder. Mit Beginn des Jahres 2018 stagnierte die Entwicklung der Industrieumsätze und folgte den deutlich absinkenden Auftragseingängen im Jahr 2019 ins Minus nach. Mit der sich im Jahr 2019 abzeichnenden Schwächephase der Industrie erfolgte eine zyklische Korrekturphase der konjunkturellen Entwicklung, die sich in Folge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Anfang des Jahres 2020 und einem damit einhergehenden massiven Einbruch der Nachfrage und der Produktion von Industrieprodukten sowie der Industrieumsätze in eine starke Rezession im Verarbeitenden Gewerbe wandelte. Im weiteren Jahresverlauf drehte der konjunkturelle Trend, angetrieben durch stark steigende Auftragseingänge, die Industrieproduktion und die Umsatzentwicklung der baden-württembergischen Industriebetriebe wieder in Richtung des Vorkrisenniveaus.
Industrieumsätze, Beschäftigte und Entgelte sinken deutlich
Die Entwicklung der Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe spiegelte sich in der Jahresbilanz 2020 der Südwestindustrie5 wieder. So verzeichneten die Industriebetriebe Baden-Württembergs einen deutlichen Rückgang der Umsätze im Vorjahresvergleich um 23,2 Milliarden (Mrd.) Euro (– 6,3 %) auf 346,6 Mrd. Euro (Tabelle 1). Dabei brachen im Vergleich zum Vorjahr die Auslandsumsätze mit einem Minus von 7,0 % bzw. 14,3 Mrd. Euro auf 189,9 Mrd. Euro etwas stärker ein als die Inlandsumsätze, die um 5,4 % bzw. 8,9 Mrd. Euro auf 156,8 Mrd. Euro zurückgingen. Nichtsdestotrotz verzeichnete das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg seit dem Tiefpunkt nach der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 eine signifikante Stärkung des Wirtschaftsstandortes mit einem Rekordumsatz von 370,7 Mrd. Euro im Jahr 2018. Vor allem die starke Exporttätigkeit der Südwestindustrie trieb diese Entwicklung. So legten die Auslandsumsätze nach dem Einbruch im Jahr 2009 bis zum Jahr 2018 um 85,1 % zu, während die Inlandsumsätze im gleichen Zeitraum nur ein Wachstum von 35,0 % verzeichneten. Dieser Trend zu einer stärkeren Auslandsorientierung in der Südwestindustrie manifestierte sich in einer deutlich gestiegenen Exportquote. Schon im Zeitraum der Jahre 1995 (31,5 %) bis 2008 (48,6 %) legte die Exportquote der baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes um beachtliche 17,1 Prozentpunkte zu und erreichte schließlich im Jahr 2020 ein Niveau von 54,8 %. Die konjunkturelle Schwächephase im Jahr 2019 und insbesondere die weltweit getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Jahr 2020 beendeten die langjährige Expansionsphase im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg, was sich im Jahr 2020 auch deutlich auf den Arbeitsmarkt der Südwestindustrie niederschlug.
So endete die seit dem Jahr 2011 andauernde Wachstumsphase des Beschäftigtenstandes im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2020 mit einem Rückgang der Industriebeschäftigten um 3,5 % im Vorjahresvergleich. Somit waren im Jahr 2020 nur noch insgesamt 1 286 859 Personen in der Südwestindustrie beschäftigt, 46 967 weniger als im Vorjahr. Auch die Entgelte verbuchten im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Minus von 7,2 % auf 68,9 Mrd. Euro. Damit verzeichnete die Südwestindustrie erstmals seit 2009 einen Rückgang der Einkommen. Zu beachten ist dabei und im Weiteren, dass durch das Instrument der Kurzarbeit ein relevanter Teil der Entlohnung im Jahr 2020 von der Bundesagentur für Arbeit übernommen und somit in den erhobenen Entgelten der Betriebe nicht mehr nachgewiesen wurde. Durch die Entlastung konnten die Betriebe verhältnismäßig mehr Beschäftigte halten. Ohne das Instrument der Kurzarbeit wäre der Beschäftigungsrückgang wohl stärker ausgefallen. So lag die realisierte Kurzarbeit im April 2020 mit bundesweit knapp 6 Millionen (Mill.) Kurzarbeitenden auf einem Rekordhoch.6 In der Konsequenz war das Entgelt pro Kopf im Jahr 2020 in Höhe von 53 577 Euro je Beschäftigten im Vorjahresvergleich rückläufig. Einen ähnlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete das Entgelt pro Kopf lediglich im Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009, ansonsten legte die Kennzahl seit dem Jahr 1995 (33 038 Euro je Beschäftigten) kontinuierlich zu und spricht damit für die gestiegene Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg.
Mittelstand und Großbetriebe als Grundlage für Wirtschaftstätigkeit
Mit 8 683 Industriebetrieben in Baden-Württemberg im Jahr 2020 wird die zentrale Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbes für den Wirtschaftsstandort deutlich. Damit belegte Baden-Württemberg mit einem Anteil von 18,2 % an den Industriebetrieben in Deutschland Platz 2 vor Bayern (7 903 Betriebe bzw. 16,6 %). Lediglich in Nordrhein-Westfalen (10 559 Betriebe bzw. 22,2 %) war eine größere Anzahl an Industriebetrieben ansässig. Die Verteilung der Industriebetriebe im Hinblick auf Beschäftigungsgrößenklassen zeigt die Kennzahlen der Südwestindustrie aus einem differenzierten Blickwinkel. In Baden-Württemberg gilt insbesondere der Mittelstand als tragende Säule der Wirtschaft sowie Motor für Innovationen und Unternehmertum.7 So lag im Jahr 2020 der Anteil der kleinen Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten an der Gesamtzahl der Betriebe bei 48,9 %, der der mittleren Betrieben mit mehr als 50 und weniger als 500 Beschäftigten bei einem Anteil von 46,3 %, während die Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten nur 4,8 % ausmachten. Allerdings beschäftigten die Großbetriebe 46 % der Industriebeschäftigten in Baden-Württemberg im Jahr 2020, zahlten 55 % der Entgelte auf Landesebene und erwirtschafteten mit 207,9 Mrd. Euro 60 % der Gesamtumsätze der Südwestindustrie. Besonders im Hinblick auf die Exporttätigkeit dominierten Großbetriebe das Geschehen. Diese verbuchten im Jahr 2020 einen Auslandsumsatz von 136,2 Mrd. Euro und waren damit für 71,7 % der Umsätze im Auslandsgeschäft verantwortlich, während die kleinen Betriebe lediglich einen Anteil von 1,9 % am Auslandsumsatz der Südwestindustrie verbuchten. Besonders offensichtlich wird dieser Aspekt in Betrachtung der Betriebe auf Ebene der einzelnen Wirtschaftszweige. So kamen die von wenigen Großbetrieben geprägten Branchen »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« und »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« im Jahr 2020 in der Südwestindustrie auf 750,7 bzw. 524,6 Beschäftigte pro Betrieb, während beispielsweise im »Maschinenbau« (205,1 Beschäftigte pro Betrieb), der »Herstellung von Metallerzeugnissen« (90,5 Beschäftigte pro Betrieb) oder der »Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau« (29,8 Beschäftigte pro Betrieb) im Landesdurchschnitt teilweise deutlich weniger Personen in den Betrieben beschäftigt waren.
Umsatzeinbruch und Beschäftigungsabbau auf Branchenebene
Die Südwestindustrie im Jahr 2020 zeigte im Hinblick auf die einzelnen Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes mit Ausnahme der in Baden-Württemberg nicht vorhandenen Industriebranchen »Kohlebergbau«, »Gewinnung von Erdöl und Erdgas«, sowie »Erzbergbau« ein breit gefächertes Wirtschaftsgeschehen. Lediglich die Kennzahlen der Branchen »Tabakverarbeitung« und »Kokerei und Mineralölverarbeitung« unterlagen in Baden-Württemberg im Jahr 2020 aufgrund der geringen Anzahl an Betrieben zu einem Großteil der Geheimhaltung. Schlüsselpositionen in der Südwestindustrie nehmen traditionell insbesondere die Industriezweige »Maschinenbau« und »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« ein, aber auch andere Wirtschaftsbranchen bilden jeweils Schwerpunkte in der Industriestruktur Baden-Württembergs.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie trafen die Wirtschaftszweige der Südwestindustrie sehr stark (Tabelle 2). Etwa drei Viertel (76 %) der in Baden-Württemberg meldenden Industriebranchen verbuchten einen Rückgang in der Umsatzentwicklung. So verzeichnete im Jahr 2020 die umsatzstärkste Branche mit einem Anteil von 29,6 % an den Gesamtumsätzen der Südwestindustrie, die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, einen Rückgang der Umsätze im Vorjahresvergleich um 7,6 Mrd. Euro (– 6,9 %) auf ein Volumen von 102,5 Mrd. Euro. Einen noch größeren absoluten Umsatzeinbruch im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr verbuchte allerdings die mit einem Anteil von 20,6 % zweitgrößte Branche gemessen an den Industrieumsätzen, der »Maschinenbau« mit einem Umsatzminus von 8,1 Mrd. Euro (– 10,2 %). Insgesamt erwirtschaftete der »Maschinenbau« 71,3 Mrd. Euro. Auch die »Herstellung von Metallerzeugnissen« erzielte im Jahr 2020 mit einem Volumen von 24,5 Mrd. Euro im Vorjahresvergleich 2,7 Mrd. Euro (– 9,8 %) weniger Umsatz. Zusammen mit der »Herstellung von elektrischen Ausrüstungen«, die im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich ebenfalls einen Umsatzrückgang von 2 Mrd. Euro (– 8,2 %) auf 23 Mrd. Euro verbuchte, erwirtschafteten diese Branchen knapp zwei Drittel (63,9 %) der gesamten Industrieumsätze in Baden-Württemberg.
Auch am Arbeitsmarkt zeigten sich im Jahr 2020 deutliche Spuren der negativen konjunkturellen Entwicklung, so bauten etwa drei Viertel (76 %) der Wirtschaftszweige im Vorjahresvergleich Personal ab. Insbesondere die beiden beschäftigungsstärksten Branchen verzeichneten einen signifikanten Beschäftigungsrückgang und waren damit für etwas mehr als die Hälfte (57,1 %) des Personalabbaus verantwortlich. So verzeichnete im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich die mit einem Anteil von 25 % an den Industriebeschäftigten der Südwestindustrie beschäftigungsstärkste Branche, der »Maschinebau«, einen Personalrückgang um 12 857 Beschäftigte (– 3,8 %) auf 321 999 Beschäftigte. Die mit einem Anteil von 17,2 % gemessen an den Industriebeschäftigten zweitgrößte Branche, die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, verbuchte einen noch größeren absoluten Beschäftigungsrückgang um 13 971 Personen (– 5,9 %) auf 221 463 Beschäftigte. Im Hinblick auf die Entwicklung der Entgelte zeigte sich im Jahr 2020 eine ähnliche Entwicklung. So zahlten knapp unter drei Viertel (72 %) der Branchen im Jahr 2020 weniger Entgelte aus, allerdings gingen dabei 73,1 % des Entgeltrückgangs im Vorjahresvergleich auf den »Maschinenbau« und die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« zurück. Der »Maschinenbau« verzeichnete im Jahr 2020 trotz des Rückgangs der Entgelte um 2 Mrd. Euro (– 9,6 %) im Vorjahresvergleich absolut gesehen die größten Entgeltzahlungen der Südwestindustrie in Höhe von 18,8 Mrd. Euro, gefolgt von der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, die mit einem Minus von 1,9 Mrd. Euro (– 11,3 %) immer noch 15 Mrd. Euro an Entgelten ausschüttete.
Umsatzminus in allen Regionen – Industrieschwerpunkt in der Region Stuttgart
In der Regionalbetrachtung8 verfügte die Südwestindustrie im Jahr 2020 über eine breite räumliche Verteilung des Verarbeitenden Gewerbes über alle Regionen mit einem starken Industriezentrum in der Region Stuttgart. Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen sorgten im Jahr 2020 in allen Region der Südwestindustrie für einen Rückgang der Industrieumsätze im Vorjahresvergleich. Insbesondere die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit einem Minus im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich von 12,1 %, die Region Stuttgart mit einem Rückgang um 8,3 %, die Regionen Mittlerer und Südlicher Oberrhein, die jeweils ein Minus von 7,3 % verbuchten sowie die Region Bodensee-Oberschwaben mit einem Rückgang um 7,0 % und die Region Nordschwarzwald mit einem Minus von 6,6 % waren dabei verglichen mit dem Landesschnitt (– 6,3 %) stärker betroffen. Nachdem die Industrieumsätze (Schaubild 2) im letzten Jahrzehnt deutlich zugelegt hatten und in allen Regionen über das Niveau vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 gestiegen waren,9 musste die Südwestindustrie in den letzten 2 Jahren mit der Schwächephase des Verarbeitenden Gewerbes im Jahr 2019 und der Corona-Pandemie im Jahr 2020 einige Rückschläge verkraften. So verzeichnete die Region Stuttgart nach dem Einbruch im Jahr 2009, begünstigt durch starke Aufholeffekte im Zeitraum der Jahre 2008 bis 2018 einen Anstieg der Industrieumsätze um 32,7 % und baute ihre Vorreiterrolle als Industriezentrum der Südwestindustrie weiter aus, erwirtschaftete in den Folgejahren 2019 und 2020 im Vorjahresvergleich jedoch weniger Umsätze. Im Jahr 2020 erzielte die Region Stuttgart 100,6 Mrd. Euro an Industrieumsätzen, was 29,0 % der Gesamtumsätze des Verarbeitenden Gewerbes in Baden-Württemberg entsprach. Zu den Regionen, die im Betrachtungszeitraum von 2008 bis 2020 das größte Wachstum der Industrieumsätze verbuchten, zählten die Region Nordschwarzwald (42,3 % bzw. 3,0 % p.a.), die Region Mittlerer Oberrhein (33,0 % bzw. 2,4 % p.a.), die Region Neckar-Alb (30,4 % bzw. 2,2 % p.a.) und die Region Ostwürttemberg (26,0 % bzw. 1,9 % p.a.).
Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgen weiter für Unsicherheit
Trotz des sich zum Jahreswechsel 2020/2021 wieder deutlich verstärkenden Infektionsgeschehens und den damit verbundenen Einschränkungen für weite Teile der Gesellschaft, zeigt sich die Industrie zu Jahresbeginn weiterhin vergleichsweise robust und insbesondere die Frühindikatoren entwickeln sich positiv. Während die im Dezember 2020 begonnenen Impfungen Hoffnungen auf eine weitere Erholung in Aussicht stellen, beeinträchtigen Lieferengpässe von Halbleiterprodukten zunehmend die Produktion der Automobilindustrie.10 Diese Entwicklung lässt sich auch an den zentralen Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg ablesen. So lagen die Auftragseingänge preis- und arbeitstäglich bereinigt im Zeitraum Januar bis Februar 2021 im Vorjahresvergleich um 8,0 % im Plus, schlugen sich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht in vollem Umfang auf die Produktion (– 1,6 %) und die Umsätze (– 0,3 %) nieder. Erst im März 2021 verzeichnete die Südwestindustrie preis-, arbeitstäglich und saisonbereinigt eine deutlich aufwärtsgerichtete Entwicklung des Umsatzindex mit dem höchsten Wert seit Mai 2019 und auch der Produktionsindex erreichte ein Niveau wie zuletzt im August 2019.
Mit der Aussicht auf Lockerungen im Hinblick auf die Infektionsschutzmaßnahmen im Sommerhalbjahr 2021 ist eine kräftige Erholung der wirtschaftlichen Lage möglich. Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen unter der Annahme der weitestgehenden Aufhebung der Einschränkungen im 3. Quartal, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 3,7 % zulegen dürfte.11