Im Blickpunkt: Die Stadt Horb am Neckar
In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Horb im Landkreis Freudenstadt. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Horb wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.
Horb am Neckar ist eine Stadt im Südwesten von Baden-Württemberg und befindet sich etwa 50 km von Stuttgart entfernt. Horb liegt in einer Höhe von 422 m ü. NN (Rathaus Horb) am östlichen Rande des Nordschwarzwalds im oberen Gäu, bei der Einmündung des Grabenbachs in den Neckar. Die gut erhaltene Altstadt liegt auf einem Hochflächensporn oberhalb des Neckars. Die Vororte erstrecken sich in die Täler der fünf Zuflüsse zum Neckar, entlang von Dießenbach, Lochbrunnenbach, Isenburger Talbach, Eutinger Talbach und Eyach sowie entlang dem Tal der Steinach. Horb am Neckar bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Nordschwarzwald. Zum Mittelbereich Horb gehören neben der Stadt Horb die Gemeinden Empfingen und Eutingen im Gäu. Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Altheim, Bildechingen, Ihlingen, Isenburg, Rexingen, Untertalheim, Ahldorf, Grünmettstetten, Nordstetten, Betra, Dettensee, Dettingen, Mühringen, Dettlingen, Bittelbronn, Dießen, Mühlen am Neckar und Obertalheim eingemeindet. Horb bildet eine Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Empfingen und Eutingen im Gäu. Seit 1981 ist Horb große Kreisstadt.
Die Stadt ist direkt an die Bundesautobahn A 81 Stuttgart–Singen angeschlossen. Ferner führen die Bundesstraßen B 28, B 32 und B 463 durch das Stadtgebiet. Horb ist ein bedeutsamer Eisenbahnknoten mit Nah- und Fernverkehr, an dem die drei Bahnstrecken Gäubahn (Stuttgart–Zürich), Obere Neckarbahn (Tübingen–Horb) und Nagoldtalbahn (Pforzheim–Horb) zusammenlaufen.
Horb wurde um das Jahr 1090 im Codex Hirsaugiensis erstmals urkundlich erwähnt. Der Name der Stadt Horb geht auf Sigefridus de Horwa, den Vertreter eines nicht unbedeutenden Edelfreiengeschlechts, zurück. Die Keimzelle der Stadt ist eine Burg, die am östlichen Ende des Schüttebergausläufers über den Talniederungen von Grabenbach und Aischbach lag. Der Sumpf entlang des Neckars zwang die Erbauer der Stadt dazu, diese ebenfalls an den Ausläufern des sogenannten Schüttebergs anzulegen. Bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden die Herren von Horb in den Quellen nicht mehr genannt. Ihre Güter scheinen vor allem in den Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen gekommen zu sein. Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts verlieh Pfalzgraf Rudolf II. der jungen Siedlung das Stadtrecht und es etablierte sich in Horb eine Seitenlinie der Tübinger Pfalzgrafen, die auf der Burg residierten. Die Stadt kam zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch Heirat an Graf Burkhard IV. von Hohenberg. Die Grafschaft Hohenberg gelangte mit ihrem Herrschafts- und Verwaltungszentrum Rottenburg 1381 durch Kauf an Herzog Leopold III. von Österreich. Unter der Herrschaft der Habsburger entwickelte sich Horb im 15. Jahrhundert besonders durch Tuchwebereien, Tuchhandel, Kunstgewerbe und Weinbau zu einer blühenden Stadt. Mit seinen zahlreichen Kirchen und Klöstern bildete Horb auch einen geistlichen Mittelpunkt. Am 11. Juni 1498 rückte Horb in den Mittelpunkt der deutschen Politik, als durch das Einwirken von Kaiser Maximilian der geisteskranke württembergische Herzog Eberhard II. seine Abdankungsurkunde, den sogenannten Horber Vertrag, unterschrieb.
Ein großer Brand im Jahre 1556, der Dreißigjährige Krieg und ein weiterer Stadtbrand im Jahre 1725 brachten den Niedergang der spätmittelalterlichen Blütezeit für Horb. 1806 fiel Horb an das Königreich Württemberg, ein Jahr später wurde es Verwaltungssitz für das Oberamt Horb, das in den folgenden Jahren mehrmals in seinen Grenzen verändert wurde. 1866 erreichte der Bau der Oberen Neckarbahn Horb, womit der Anschluss an das Netz der Württembergischen Eisenbahn kam. 1934 wurde das Oberamt Horb in Kreis Horb umbenannt und 1938 in den Landkreis Horb überführt. Bei der zum 1. Januar 1973 wirksam gewordenen Kreisreform wurde der Landkreis Horb aufgelöst. Der überwiegende Teil des Landkreises Horb, darunter auch die Stadt Horb, wurde in den Landkreis Freudenstadt eingegliedert.
Horb hat eine Gemarkungsfläche von 11 976 Hektar. Davon werden 51 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart deutlich über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt knapp 31 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 15 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, das entspricht in etwa dem Landesmittel.
Am 31. Dezember 2018 lebten 25 135 Personen in Horb. Mit 210 Personen je Quadratkilometer zeigt die Besiedelungsdichte Merkmale der ländlich geprägten Teile Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 leicht negativ. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 3,1 % abgenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Horb betrug 43,8 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Annähernd 13 % der Einwohner von Horb hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Horb lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.
Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Horb ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand leicht um 0,1 % zu und liegt damit unter dem sehr positiven Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 105 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 83 EUR/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Sie bieten somit einen Anreiz für junge Familien, sich hier niederzulassen. Gut 68 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 49 m2 je Einwohner liegt der Wert in Horb deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Architektonisch fallen im Stadtbild von Horb zahlreiche historische Gebäude auf: das Rat- und Wachthaus am Marktplatz mit dem Marktbrunnen, das Geßlersche Haus, die Stiftskirche zum Heiligen Kreuz als das Wahrzeichen der Stadt, das ehemalige Dominikanerinnenkloster, der Schurkenturm mit Burggarten, der Luziferturm, das Stubensche Schlösschen, die Hirschgasse mit Steinhaus, die Liebfrauenkapelle, der Untere Markt mit zahlreichen Fachwerkhäusern und dem Platzbrunnen, das Talhaus, der Ringmauerweg mit den Ringmauertürmen und der Schütteturm, ein ehemaliger 26 m hoher Wachturm oberhalb der Altstadt, der auf Anfrage als Aussichtsturm bestiegen werden kann.
Die Chance auf eine Beschäftigung in Horb hat in den vergangenen 10 Jahren leicht abgenommen. So hatten hier 2018 rund 7 821 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind 5 % weniger als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 aber um gut 1 620 höher als 1999. Fast 48 % aller Arbeitsplätze in Horb liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit eine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein.
Der Schuldenstand je Einwohner in Horb belief sich auf 2 247 Euro im Jahr 2017 und lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 unter dem Landesniveau.
Kulturell hat Horb seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Horb hat unter anderem ein Heimatmuseum, ein wehrgeschichtliches Museum im Ringmauerturm, das Freilichtmuseum Steinerner Geschichtsgarten in Horb-Hohenberg, das Wassermuseum in Ihlingen, das Dorfmuseum in Altheim und das Berthold-Auerbach-Museum in Nordstetten. Seit Mai 2011 befindet sich auf einem Teilstück des ehemaligen Rangier- und Güterbahnhofs bei Horb-Isenburg ein neues Eisenbahnmuseum der Stuttgarter Schienenverkehrsgesellschaft.
Das alljährlich größte Ereignis in Horb sind die Maximilian-Ritterspiele Anfang des Sommers. Bei den Spielen wird die Stadt mittelalterlich hergerichtet sowie ein der damaligen Zeit entsprechender Markt geboten, auf dem auch zahlreiche Schausteller und Gaukler auftreten. Erstmals wurden die Ritterspiele im Juni 1997 veranstaltet und erinnern an die Absetzung Eberhards II. durch den römisch-deutschen König Maximilian I. im Jahr 1498. Die Musiktage Horb sind eine jährlich stattfindende Reihe klassischer Konzerte, organisiert von der städtischen Musikschule. Bei der Horber Fasnet werden am 6. Januar durch den Hofmarschall und Narrenrat die Masken aus dem Kratten genommen, abgestaubt und den Gruppen übergeben. In der Zeit bis zur Hauptfasnet veranstaltet die Narrenzunft Horb den Eröffnungsball. Am Schmotzigen Donnerstag beginnt dann mit der Schlüsselübergabe auf dem historischen Marktplatz die Straßenfasnet. Den Höhepunkt der Straßenfasnet stellt am Fasnetsmontag der Umzug durch die Gassen Horbs dar, dieser wird gestaltet von Fußgruppen aus der Umgebung und umrahmt von einer Menge feiernder Zuschauer.
Auch die Natur rund um Horb hat viel zu bieten, geologisch liegt die Stadt mit ihren Teilorten im oberen Muschelkalk, ein hartes Gestein, das für die oft schroffe Geländeausprägung verantwortlich ist. Steile Hänge, steinige Halden und scharfkantige bläulich graue Felsen sind typisch für dieses Gestein. Diesen extremen Lebensraum besiedeln zahlreiche darauf spezialisierte Pflanzen und Tiere – Arten die selten solche Lebensräume finden und daher häufig auf der Roten Liste stehen.
Die Besucher dieser ökologisch wertvollen Flächen in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten können auf ausgewiesenen Wanderwegen diese Naturschönheiten bestaunen. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 1 589 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Horb kam.