:: 9/2018

Statistisches Monatsheft September 2018

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wussten Sie, dass nach den aktuellsten Zahlen über 45 % der gesamten Bodenfläche Baden‑Württembergs landwirtschaftlich genutzt wird? Oder, dass der größte Anteil der gesamten Salat-Anbaufläche Baden‑Württembergs im Landkreis Esslingen liegt?

Anlässlich des 100. Landwirtschaftlichen Hauptfestes widmet sich die Septemberausgabe des Statistischen Monatsheftes auch vielen weiteren Themen rund um die Landwirtschaft im Südwesten. So verbrachten beispielsweise Touristen im Ländlichen Raum im Jahr 2017 im Durchschnitt 2,9 Tage. Besonders die Anzahl der Übernachtungen ausländischer Gäste hat hier in den vergangenen 10 Jahren mit rund 58 % stärker zugenommen als in den städtischen Regionen. Damit kommt dem Tourismus im Ländlichen Raum als Wirtschaftsfaktor eine wichtige Rolle zu.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Carmina Brenner, Präsidentin

Aus- und Weiterbildung in landwirtschaftlichen Berufen

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist zwar in den letzten Jahren beständig zurückgegangen, die Anforderungen an die Leiterinnen und Leiter dieser Betriebe sind aber weiter angestiegen. Dies spiegelt sich auch in der steigenden formalen Qualifikation der Betriebsinhaberinnen und -inhaber wider. Eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung in landwirtschaftlichen Berufen ist daher eine wichtige Rahmenbedingung für den Erhalt konkurrenzfähiger Betriebe. Die Absolventenzahl in der dualen Berufsausbildung wies in den letzten Jahren eine eher leicht rückläufige Tendenz auf. Landwirtschaftliche Fachschulen sind weitgehend ausgelastet, wobei hier auch neue Angebote aktuelle Entwicklung auf dem Agrarmarkt aufgreifen. Ein wachsender Anteil der Betriebsinhaberinnen und -inhaber verfügt bereits heute über einen Hochschulabschluss, weshalb die Hochschulen als Ausbildungsstätten für den Führungskräftenachwuchs auch in der Landwirtschaft zunehmend in Betracht gezogen werden müssen. Ob das Angebot an gut ausgebildeten Nachwuchskräften ausreichend sein wird, um den künftigen Ersatzbedarf an Betriebsleiterinnen und -leitern zu decken, wird auch vom weiteren Fortgang des Strukturwandels in der Landwirtschaft abhängen.

Baden-Württemberg: Land der Sonderkulturen

Produktionswert der Südwestlandwirtschaft 2016 bei gut 4,3 Mrd. Euro

Gemessen am Produktionswert der landwirtschaftlichen Erzeugung zählt Baden-Württemberg, mit über 4,3 Mrd. Euro im Jahr 2016, zu den vier größten Agrarproduzenten in Deutschland. Entsprechend der vorherrschenden natürlichen Standortbedingungen, allen voran Klima, Boden und Terrain, haben die sogenannten Sonderkulturen hier zu Lande eine herausgehobene Bedeutung. Dazu zählen neben Obst, Gemüse und Reben unter anderem Hopfen sowie Tabak. Mit diesen Erzeugnissen werden relativ hohe Produktionswerte erzielt. Im Sonderkulturanbau insgesamt waren dies 2016 annähernd 1,1 Mrd. Euro bzw. knapp ein Viertel des hiesigen landwirtschaftlichen Gesamtproduktionswerts zu Erzeugerpreisen. Baden-Württembergs Landwirtschaft wird in starkem Maße auch von der tierischen Erzeugung geprägt. Mit tierischen Erzeugnissen erwirtschafteten die heimischen Landwirte im Jahr 2016 einen Produktionswert in Höhe von fast 1,7 Mrd. Euro. Die Milcherzeugung in Verbindung mit Rinderhaltung und Kälberzucht stellen dabei die wichtigsten Produktionszweige für die baden-württembergischen Viehhalter dar.

Salate aus Baden-Württemberg – ein bunter Mix für die Salatbar

Die Anforderungen an Salat sind ziemlich eindeutig: Knackig und frisch sollte er sein und möglichst aus der Region stammen. Einen Einblick in den Salatanbau Baden-Württembergs geben die Daten aus der Gemüseerhebung, zu deren Merkmalskranz auch die Salate gehören. Für die Gemüsebauer im Land ist der Salatanbau inzwischen zu einer wichtigen Stütze geworden, wie die kontinuierlich über Jahrzehnte nach oben gehenden Anbauzahlen zeigen. Während Anfang der 1980er-Jahre eine Fläche von fast 1 200 Hektar (ha) mit Salaten bepflanzt war, steigerte sich der Anbau inzwischen auf über 2 500 ha. Dies entspricht einer Erweiterung der Anbaufläche um über 50 %. Die Produktpalette umfasst die unterschiedlichsten Salatvarianten, vom kernigen Endivie bis zum feinblättrigen Rucola.

Jungpflanzenspezialisten und Selbstpflückefelder – Zierpflanzenbau in Baden-Württemberg

Bunt wie ihre Blumenfelder selbst stellen sich die Betriebe dar, die in Baden-Württemberg Zierpflanzen anbauen: Da ist der traditionelle Gärtner, der seine selbstgezogenen Balkonpflanzen über das eigene Ladengeschäft verkauft, die Gräber auf dem Friedhof bepflanzt und Hochzeiten mit Blumenschmuck beglückt. Daneben gibt es hochspezialisierte Betriebe, die wenige Kulturen in hohen Stückzahlen produzieren und teils weltweites Renommee genießen. Auf der anderen Seite zählen auch Landwirte, die Blumen zum Selbstpflücken in ihre Fruchtfolge eingebunden haben, zu den Zierpflanzenbetrieben. Nach 5-jähriger Pause wurde im Jahr 2017 wieder eine Zierpflanzenerhebung durchgeführt. In Verbindung mit den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2016, die auch Fragestellungen zum Gartenbau umfasste, kann eine strukturelle Analyse des Zierpflanzenbaus vorgenommen werden (i-Punkt »Zierpflanzenerhebung 2017«).

Internationale Handelsbeziehungen der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs

Mit der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung und der Ausweitung des Welthandels haben sich auch die Handelsbeziehungen der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs in den letzten 15 Jahren intensiviert. Allerdings kommt dem internationalen Handel mit Waren der Ernährungswirtschaft hierzulande sowohl gemessen am gesamten Außenhandel des Landes mit seiner stark exportorientierten Industrie als auch im Vergleich zu dessen Anteil im gesamten Bundesgebiet eine untergeordnete Bedeutung zu. Anders als in anderen Warengruppen, die deutliche Exportüberschüsse aufweisen, überwiegt in der Ernährungswirtschaft der Importwert von Waren. Im Vergleich zum Gesamtexport bzw. -import Baden-Württembergs hat bei Waren der Ernährungswirtschaft der innereuropäische Handel ein weitaus höheres Gewicht.

Der landwirtschaftliche Grundstücksmarkt zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Grund und Boden stellt die Basis jedweder landwirtschaftlichen Produktion dar. Als Produktionsfaktor ist Grund und Boden ein knappes Gut und zudem unbeweglich. Dies sind letztendlich die Ursachen, warum der landwirtschaftliche Grundstücksmarkt sich räumlich in eng begrenzte Teilmärkte gliedert, in denen sehr unterschiedliche Faktoren preisbestimmend sein können. Für alle Teilmärkte gilt, dass sich wenige potenzielle Anbieter auf der einen und vergleichsweise wenige potenzielle Nachfrager auf der anderen Seite gegenüberstehen.

Werden unsere Nahrungsmittel immer teurer?

Der Verbraucherpreisindex gibt die Antwort

»Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen« so sagt ein Sprichwort und unterstreicht damit die Bedeutung, die die Nahrungsaufnahme in unserem Leben einnimmt. Nahezu täglich werden Nahrungsmittel eingekauft. Die Konsumhäufigkeit ist damit deutlich höher als die anderer Güter, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Preise für Nahrung im ständigen Fokus der Verbraucher stehen. Dabei stimmt die persönliche Wahrnehmung des Konsumenten hinsichtlich der Preisentwicklung von Nahrungsmittel nicht immer mit den von der amtlichen Statistik veröffentlichten Daten überein.

Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, ob die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln besonders ausgeprägt ist, und wenn ja, welche Nahrungsmittel hierfür verantwortlich sind.

Wasserwirtschaftliche Daten für Stadt und Land

Seit den 1970er-Jahren werden Daten zur zentralen und dezentralen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von der amtlichen Statistik erhoben. Es zeigt sich, dass die politischen Bemühungen um gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land, die allerorts eine sichere und umweltfreundliche Infrastruktur zugänglich machen sollen und 2015 als Staatsziel in die Landesverfassung aufgenommen wurden, weit vorangeschritten sind und sich fast die gesamte Bevölkerung auf eine zentrale Wasserversorgung und Abwasserentsorgung verlassen kann. Allerdings werden zum Beispiel durch die Siedlungsstruktur und Topografie Grenzen gesetzt, die eine Abwägung mit der wirtschaftlichen Vertretbarkeit und an den Standort angepasste umweltfreundliche Alternativen in privater Verantwortung erfordern. Dementsprechend bestehen weiterhin – wenn auch geringfügige – regionale Unterschiede im Anschlussgrad an zentrale Ver- und Entsorgungseinrichtungen.

Landwirtschaft – Opfer oder Täter des Klimawandels?

Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft

Der UN-Klimarat warnt: »Bei ungebremster Erderwärmung werden extreme Unwetter häufiger und stärker auftreten, feuchte Weltregionen werden noch feuchter, trockene dagegen noch trockener – teils mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft. Schon eine geringe globale Temperaturerhöhung kann zu sinkenden Getreideernten führen«.

Die Landwirtschaft ist unmittelbar vom Klimawandel betroffen. Gleichzeitig gehört sie heute zu den wichtigsten Quellen anthropogener Treibhausgas-Emissionen. 2016 waren die landwirtschaftlichen Emissionen nach den energiebedingten Treibhausgas-Emissionen (ca. 89 %) mit einem Anteil von 6 % die zweitgrößte Verursachergruppe der Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg. Dabei dominieren die Methan (CH4)- und Lachgas (N2O)-Emissionen. Die Treibhausgase zeigen unterschiedliche Klimawirksamkeit. Methan ist 25-fach und Lachgas sogar 298-fach klimaschädlicher als Kohlendioxid. Der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Emissionen entfällt auf die Quellgruppen »Tierhaltung« beziehungsweise auf die landwirtschaftliche Bodennutzung sowie den dortigen Einsatz von Mineral- und Wirtschaftsdünger. Wie sieht die aktuelle und langfristige Emissionsentwicklung in der Landwirtschaft aus? Welche landwirtschaftlichen Aktivitäten tragen am meisten zu den Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg bei?

Emissionsrückgang verlangsamt

Tourismus in Baden-Württemberg

Strukturen und Entwicklungen in Verdichtungsräumen und im ländlichen Raum

Baden-Württemberg erfreut sich als Reiseland zunehmender Beliebtheit, dies zeigen die Gäste- und Übernachtungszahlen der letzten Jahre aus der Beherbergungsstatistik ganz deutlich. Das Land mit seinen zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, darunter auch UNESCO-Welterbestätten, seinen vielfältigen Sport-, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, seiner berühmten Gastronomie und den beliebten Urlaubsregionen wie Schwarzwald und Bodensee ist ein attraktives und vielfältiges Reiseziel sowohl für Urlauber als auch für Geschäftsreisende. Darüber hinaus profitiert das Reiseziel Baden-Württemberg sicherlich auch von Entwicklungen auf internationaler Ebene, wie zum Beispiel der zunehmenden Zahl von Touristen aus Asien und der Diskussion um die Sicherheit von Reisezielen weltweit.

Flächen für Landwirtschaft in den Kreisen Baden-Württembergs

Wie der Name schon sagt, beinhaltet Landwirtschaft in hohem Maße die Bewirtschaftung von Land. Ohne geeignete Flächen ist es schwer, sich als Landwirt zu betätigen. Schon wegen der Endlichkeit von Flächen konkurriert die Landwirtschaft mit anderen Flächennutzungen, insbesondere mit den Nutzungsartengruppen Wald sowie Siedlungs- und Verkehrsfläche. Insgesamt nimmt die Landwirtschaft derzeit in Baden-Württemberg den größten Teil unter den Nutzungsartengruppen ein. Allerdings unterscheidet sich ihr Anteil an der Gesamtfläche je nach Kreis zum Teil erheblich.

Betrachtet man die Flächennutzung in den Stadt- und Landkreisen, wird deutlich, dass sich neben dem reinen Anteil landwirtschaftlicher Fläche auch Unterschiede bezüglich der Nutzung dieser Flächen zeigen. Tendenziell ist in Landkreisen der Anteil an Grünland größer, wogegen in Stadtkreisen deutlich höhere Gartenlandanteile vorliegen.