Älter? Mehr oder doch weniger?
Zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württembergs urbanen und ländlichen Gebieten
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg legte Ende 2015 eine neue Landesvorausrechnung sowie regionalisierte Vorausrechnungsergebnisse mit dem Basisjahr 2014 vor, die den aktuellen Entwicklungen vor allem im Wanderungsgeschehen Rechnung trägt. Nachdem bereits ein Artikel zur Methodik dieser Vorausrechnung1 erschienen ist, befasst sich dieser Beitrag mit der Frage nach der zukünftigen räumlichen Bevölkerungsentwicklung.2
Wir werden weniger. Wir werden älter. Wir werden bunter3. Das sind die Trends, an die gedacht wird, wenn der Begriff demografischer Wandel fällt. Auch wenn gegenwärtig deutliche Bevölkerungszuwächse eingetreten sind, so hat die erste Aussage weiterhin ihre Berechtigung. Ihre Treffsicherheit bestimmt sich allerdings in Abhängigkeit von der betrachteten Zeitspanne in Verbindung mit der betrachteten Raumkategorie.4 Die Ergebnisse der Landesvorausrechnung zeigen, dass noch bis zum Jahr 2024 mit einem Anstieg der Einwohner in Baden-Württemberg gerechnet werden kann. Erst anschließend wird von einem Bevölkerungsrückgang ausgegangen. Gleichzeitig zeigen die regionalisierten Ergebnisse, dass einige Regionen im Land schon bis zum Jahr 2025 mit einem Einwohnerrückgang rechnen müssen. Aus heutiger Sicht ist nach 2025 bis zum Jahr 2035 nur noch in der Region Stuttgart die Fortsetzung des Bevölkerungswachstums wahrscheinlich.5 Dies deutet schon darauf hin, dass auch die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Raumkategorien Baden-Württembergs unterschiedlich verlaufen dürfte.
»Wir werden weniger« – die Treffsicherheit dieser Aussage ist unter anderem abhängig von der betrachteten Zeitspanne
Der in der Bevölkerungsvorausrechnung (Basis 2014) berechnete Anstieg der Einwohnerzahl bis zum Jahr 2024 um rund 420 000 Personen auf dann 11,14 Mill. Einwohner wird entsprechend der Annahmen der Vorausrechnung durch Zuwanderung aus dem Ausland verursacht. Dass sich ein Bevölkerungszuwachs nach 2024 voraussichtlich nicht mehr fortsetzen wird, wird hingegen nur zum Teil durch die Annahme einer geringeren Zuwanderung für diese Jahre bestimmt. Faktoren, wie das Hineinwachsen der Babyboomer in ein Alter mit höherer Sterbewahrscheinlichkeit und die sinkende Zahl der Frauen im Alter mit hohen Geburtenraten bilden sich heute schon in der Bevölkerungsstruktur ab, sind gut vorausrechenbar und lassen vermuten, dass künftig der Sterbefallüberschuss (Geburten minus Sterbefälle) nicht mehr durch die Wanderungen ausgeglichen werden kann. Für die Zukunft ist dann mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen. Die Einwohnerzahl könnte landesweit dennoch nach der Hauptvariante 2060 noch geringfügig über der von Ende 2014 liegen (2014: 10 717 000, 2060: 10 721 000).6 Damit wird deutlich: die Treffsicherheit der Aussage »Wir werden weniger« bemisst sich nicht nur an der betrachteten Region oder regionalen Einheit, sondern ist auch eine Frage der zeitlichen Perspektive. Das heißt im bloßen Vergleich der beiden Jahre 2014 und 2060 trifft aller Voraussicht nach ein »Weniger-werden« nicht zu. Anders stellt es sich allerdings dar, wenn die Jahre 2025 und 2060 zum Vergleich herangezogen werden. Im Folgenden wird die Bevölkerungsentwicklung für mehrere Zeitspannen, differenziert nach Raumkategorien und in einem weiteren Schritt nach zentralen Orten (siehe i-Punkt), dargestellt.
Von 2020 bis 2025 kann auch der Ländliche Raum voraussichtlich eine wachsende Bevölkerung verzeichnen, allerdings nur noch sehr moderat
Schaubild 1 zeigt, dass seit 2000 über die betrachteten Zeitspannen hinweg besonders die Agglomerationsräume an Bevölkerung hinzugewannen. Dabei waren allerdings von 2005 bis 2010 die Verdichtungsräume die einzige Raumkategorie, die einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen konnte. Der stärkste Verlust kann in dieser Zeitspanne für den Ländlichen Raum im engeren Sinn (i. e. S.) festgestellt werden. Die vermehrte Zuwanderung ins Land in den Jahren 2011/2012 führte dazu, dass sich die Bevölkerung des Ländlichen Raums wieder stabilisierte.
Nach Ergebnissen der aktuellen Bevölkerungsvorausrechnung wachsen alle Raumkategorien bis zum Jahr 2025, allerdings in unterschiedlichem Maße. Auch wenn hinsichtlich der Bevölkerungszahl von 2011 bis 2014 alle Raumkategorien von der vermehrten Zuwanderung profitierten, konnte der Ländliche Raum i. e. S. hierbei das schwächste Wachstum verzeichnen. Auch der nach der Vorausrechnung zu erwartende Bevölkerungszuwachs von 2014 bis 2020 fällt im Ländlichen Raum i. e. S. am geringsten aus. Aller Voraussicht nach ist aber auch für den Ländlichen Raum i. e. S. im Vergleich der Jahre 2020 und 2025 weiterhin ein leicht positives Wachstum zu erwarten. Von 2025 bis 2035 kann unter den definierten Annahmen der Bevölkerungsvorausrechnung in allen Raumkategorien von einem – im Vergleich zum starken Wachstum von 2014 bis 2020 – sehr schwachen Bevölkerungsrückgang, zumindest aber von einem Ende des Bevölkerungswachstums ausgegangen werden. Die vorsichtige Aussage »wir werden (allmählich) weniger« trifft daher aus heutiger Sicht für die Zeitspanne 2025 bis 2035 zu. Die Bevölkerung des Ländlichen Raumes i. e. S. beispielsweise läge allerdings 2035 mit einer Bevölkerung von knapp 2,8 Mill. immer noch über dem Ausgangsniveau von 2014.
Über den Vorausrechnungszeitraum 2014 bis 2035 werden voraussichtlich die Verdichtungsräume um 5 %, die Randzonen um die Verdichtungsräume sowie die Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum um 4 % und der Ländliche Raum i. e. S. um 1 % an Bevölkerung gewinnen. Die Bevölkerungszahl könnte in den Verdichtungsräumen 2035 um rund 278 000 Menschen und im Ländlichen Raum im engeren Sinn um rund 38 000 Menschen höher liegen als 2014. Der starke Zuwachs an Bevölkerung, der sich für alle Raumkategorien zwischen 2014 und 2020 zeigt, konzentriert sich vor allem auf die Zentren. Dennoch dürften auch die Umlandgemeinden jeder Raumkategorie einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Während im Vergleich der Jahre 2025 und 2035 die Mittelzentren in den Verdichtungsräume schon mit sehr schwachen Bevölkerungsverlusten rechnen müssen, zeigt sich dieser voraussichtliche negative Trend noch nicht für die Umlandgemeinden in den Verdichtungsräumen.
Von der Alterung der Bevölkerung sind alle Raumkategorien betroffen, wenn auch unterschiedlich stark
Landesweit ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 1950 bis zum Jahr 2014 um rund 9 Jahre gestiegen. Ein Alterungsprozess wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Dabei dämpft die hohe Zuwanderung allerdings die Alterung der Gesellschaft ab. In Baden-Württemberg ist, ausgehend vom Jahr 2014, mit einem Anstieg des Durchschnittsalters um 2,4 Jahre auf 45,7 Jahre in 2035 zu rechnen. Bis zum Jahr 2060 haben die Baden-Württemberger voraussichtlich ein Durchschnittsalter von 48 Jahren. Ohne Berücksichtigung der Zuwanderung läge das voraussichtliche Durchschnittsalter bei 51 Jahren.7
Die Zunahme des Durchschnittsalters von 2014 bis 2035 bewegt sich hinsichtlich der vier Raumkategorien in einer Spanne von 1,9 Jahren in den Verdichtungsräumen und 3,2 Jahren im Ländlichen Raum i. e. S. Demgegenüber liegt der voraussichtliche Alterszuwachs in den Verdichtungsbereichen im Ländlichen Raum mit 2,5 Jahren fast im Landesdurchschnitt. Die Randzonen um die Verdichtungsräume altern aller Voraussicht nach um 2,9 Jahre.
Unterschiede in der Alterung zeigen sich vor allem bei einer tieferen Gliederung nach Zentren und Umlandgemeinden
Die Differenzierung nach Zentren und Umlandgemeinden zeigt, dass die voraussichtliche Alterung in den Umlandgemeinden stärker ausfällt als in den Zentren. Während die Bevölkerung in den Mittelzentren aus heutiger Sicht bis zum Jahr 2035 durchschnittlich nur um 1,9 Jahre altert, müssen die Umlandgemeinden im Durchschnitt mit einem Anstieg des Durchschnittsalters um 2,9 Jahren rechnen. Nimmt man noch die räumliche Zuordnung hinzu, dann stechen vor allem die Umlandgemeinden im Ländlichen Raum i. e. S. mit einem Alterszuwachs von 3,4 Jahren heraus. Diese zählten 2014 mit einem Durchschnittsalter von 43,4 Jahren zusammen mit den Mittelzentren in den Verdichtungsräumen (Durchschnittsalter 42,6) noch zu den Konglomeraten mit der jüngsten Bevölkerung. 2035 zählen die Umlandgemeinden im Ländlichen Raum voraussichtlich mit 46,8 Jahren zu denjenigen mit dem höchsten Durchschnittsalter.
Die Altersstruktur der Ausgangsbevölkerung wirkt auf die Dynamik der Alterung
Faktoren, wie das Hineinwachsen besonders stark besetzter Jahrgänge in ein höheres Lebensalter, ein Rückgang der jüngeren Bevölkerung sowie auch der teilweise damit verbundene Rückgang der Geburten, sind ausschlaggebend für die Alterung einer Gesellschaft und deren Dynamik. Mit Blick darauf finden sich bereits heute unterschiedliche Altersstrukturen in den Bevölkerungen der einzelnen Raumkategorien. Vergleicht man den Altersaufbau der beiden Raumkategorien Verdichtungsräume und Ländlicher Raum i. e. S. fällt auf, dass die Bevölkerung der unter 20-Jährigen im Ländlichen Raum i. e. S. gegenwärtig stärker besetzt ist. Aus heutiger Sicht kann allerdings davon ausgegangen werden, dass sich der Altersaufbau im Ländlichen Raum i. e. S. bei den jüngeren Jahrgängen bis zum Jahr 2035 verengt. Im Verdichtungsraum beginnen die stärkeren Jahrgänge heute bei den 20- bis 40-Jährigen. Auch für 2035 ist bei dieser Altersgruppe weiterhin ein starker Kontrast zwischen Verdichtungsraum und Ländlichem Raum i. e. S. erkennbar. Dagegen ist die Bevölkerung ab Mitte 40 bis Mitte 60 vom heutigen Standpunkt im Ländlichen Raum stärker besetzt als im Verdichtungsraum. Da sich diese starken Jahrgänge bis 2035 weiter in ein höheres Alter verschieben werden, tritt das ungleiche Verhältnis von »Jüngeren« und »Älteren« auch künftig im Ländlichen Raum i. e. S. viel deutlicher zu Tage.
Das Wanderungsverhalten wirkt sich kleinräumlich deutlich altersdifferenziert aus
Da Annahmen über die künftigen Wanderungsverhältnisse8 nicht losgelöst von der Vergangenheit getroffen werden, wird im folgenden Abschnitt ein Überblick über das vergangene Wanderungsverhalten gegeben.
Die Wanderungsbewegungen der 18- bis unter 25-Jährigen (zum großen Teil Ausbildungs- und Berufsstarterwanderung) waren in der vergangenen Zeit quantitativ stärker ausgeprägt als in anderen Altersgruppen.
In den vergangenen 10 Jahren haben allerdings nur noch die Verdichtungsräume und hier vor allem die Zentren in den Verdichtungsräumen (grafisch nicht dargestellt) von der Zuwanderung dieser Altersgruppe profitiert. Alle anderen Raumkategorien haben seit 2006 einen negativen Wanderungssaldo zu verzeichnen. Für den Ländlichen Raum i. e. S. ist dieser Trend des negativen Wanderungssaldos schon seit Mitte der 1990er-Jahre festzustellen und tritt in allen betrachteten Zeiträumen am stärksten zu Tage.
Für die Altersgruppe der 25- bis unter 30-Jährigen gilt im Zeitfenster 2006 bis 2010 ebenfalls, dass nur die Verdichtungsräume hinzugewannen (durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo je 1 000 der Altersgruppe: zehn Personen).9 In den letzten Jahren trifft dies jedoch nicht mehr zu. Jede Raumkategorie profitierte von der verstärkten Wanderung dieser Altersgruppe, dabei konnte der Ländliche Raum i. e. S. allerdings mit einem durchschnittlichen jährlichen Wanderungssaldo von sechs Personen je 1 000 Einwohner der Altersgruppe den geringsten Wanderungsgewinn verzeichnen. Den höchsten Wanderungssaldo hatten weiterhin die Verdichtungsräume (durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo je 1 000 der Altersgruppe: 22 Personen).
Wird die Altersgruppe der Minderjährigen zusammen mit den 30- bis unter 50-Jährigen analysiert, ergibt sich ein Bild von der Familienwanderung. Hier liegt die Annahme zugrunde, dass Minderjährige nur selten alleine umziehen und sich aus der höheren Altersgruppe vorrangig die Eltern rekrutieren. Bei diesen Wanderungen stehen die weniger verdichteten Räume vergleichsweise stärker im Fokus. Insbesondere die Mittelzentren in den Verdichtungsräumen, wenn auch in den letzten Jahren (Zeitspanne 2011 bis 2014) nicht im Verlust liegend, wiesen mit einem durchschnittlichen jährlichen Wanderungssaldo von drei Personen je 1 000 Einwohner der Altersgruppe der 30- bis unter 50-Jährigen (durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo je 1 000 der unter 18-Jährigen: vier Personen) die geringsten Wanderungsgewinne auf.
Quantitativ am wenigsten von Bedeutung sind die Wanderungen der höheren Altersgruppen. In der Altersgruppe der 50- bis unter 65-Jährigen haben in den letzten Jahren die Verdichtungsräume durchgängig Bevölkerung durch Abwanderung verloren. Insbesondere die Randzonen um die Verdichtungsräume und der Ländliche Raum i. e. S. scheinen aber für diese Altersgruppe – evtl. vorbereitend auf den Ruhestand – attraktiv zu sein. Eine Abschwächung der Abwanderung aus den Verdichtungsräumen ist aber zu beobachten. Das Wanderungsverhalten der älteren Bevölkerung – ab 65 Jahre bis unter 75 Jahre – ist durch Abwanderung aus dem Land insgesamt gekennzeichnet. Wenngleich diese mit gut einer Person je 1 000 Einwohner gleichen Alters vergleichsweise gering ausfällt, lässt sich festhalten, dass das seit mehreren Jahren für alle Räume des Landes gilt. Der Fortzug älterer Menschen aus dem Land betrifft vor allem ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die vermutlich in ihre frühere Heimat zurückkehren. Diese lebten überdurchschnittlich oft in den Arbeitsplatzzentren und damit in den größeren Städten, sodass sich in der Folge die stärkste Abwanderung in diesem Altersbereich aus den Verdichtungsräumen zeigt. Auch für die Altersgruppe der 75-Jährigen und älteren kann die stärkste Abwanderung in den Verdichtungsräumen festgestellt werden.10
Zuwachs an älterer Bevölkerung ist im Ländlichen Raum am stärksten
Die Verdichtungsräume altern deutlich weniger als der Ländliche Raum. Das zeigt sich nicht nur an der Entwicklung des Durchschnittsalters, sondern spiegelt sich auch in der prozentualen Veränderung der Altersgruppen über die Zeit hinweg wieder. Schaubild 4 stellt die prozentuale Veränderung der Bevölkerung nach verschiedenen Altersgruppen, differenziert nach Raumkategorien, im Zeitraum 2014 bis 2035 dar. Besonders auffällig ist überall der starke Zuwachs in der Altersgruppe der 65- bis unter 75-Jährigen und etwas schwächer ausgeprägt in der Gruppe der 75-Jährigen und älteren. Dabei verzeichnen vor allem der Ländliche Raum i. e. S. und die Randzonen um die Verdichtungsräume den größten Anstieg von 65-Jährigen und älteren. Gleichzeitig muss der Ländliche Raum i. e. S. voraussichtlich mit einem höheren Bevölkerungsrückgang in der wanderungsaktiven Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen rechnen als die anderen Raumkategorien. Hier könnte diese Bevölkerungsgruppe um nahezu ein Fünftel zurückgehen. In den Verdichtungsräumen dürfte der Verlust in dieser Altersgruppe bei etwa 6 % liegen. Ebenso ist der Ländliche Raum i. e. S. – unter den gegebenen Annahmen der Bevölkerungsvorausrechnung – die einzige Raumkategorie, in der voraussichtlich die Zahl der Minderjährigen abnehmen wird. Allerdings haben auch die Randzonen um die Verdichtungsräume bis 2035 nur eine prozentuale Zunahme dieser Altersgruppe von etwa 1 %. Klassifiziert man die Gemeinden in Zentren und Umlandgemeinden (grafisch nicht dargestellt) gilt, dass die Mittelzentren eine Bevölkerungszunahme in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen von knapp 7 % bis zum Jahr 2035 verzeichnen könnten.
Gesellschaftliche Veränderungen
Neben dem demografischen Wandel wirken sich zahlreiche gesellschaftliche Veränderungen auf das Zusammenleben aus. Dazu gehören beispielsweise das Zurücktreten von traditionellen Familienstrukturen, die zunehmenden Anforderungen an berufliche Flexibilität und räumliche Mobilität, die Veränderung der öffentlichen Infrastruktur und ihrer Erreichbarkeit sowie die wachsende Vielfalt hinsichtlich Ethnie, Kultur und Religion. Dabei stehen demografischer Wandel und gesellschaftliche Veränderungen in wechselseitiger Beziehung und sind an der ein oder anderen Stellen nicht scharf voneinander abgrenzbar. Auch bezüglich des gesellschaftlichen Wandels ist teilweise von einer heterogenen Entwicklung in den Räumen Baden-Württembergs auszugehen. So kann zwar davon ausgegangen werden, dass ein Großteil dieser Veränderungen für alle Raumkategorien zutrifft. Wie stark sich diese Veränderungen jedoch tatsächlich auswirken variiert je nach Raumkategorie. So müssen vermutlich besonders die Menschen im Ländlichen Raum weitere Wege zurücklegen, um beispielsweise zur Schule zu gelangen, Gesundheits- und Kulturangebote in Anspruch nehmen zu können oder ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Auch wie stark sich beispielsweise das demografische Geschehen wie die »dreifache Alterung«11 auswirkt, variiert zwischen den Raumkategorien. Gleichzeitig verfügen die Akteure vor Ort in den Raumkategorien über unterschiedliche Möglichkeiten, um den Herausforderungen entgegen zu treten bzw. die sich ergebenden Chancen zu nutzen. Und bei genauem Hinsehen wird schnell deutlich, dass sich auch innerhalb der definierten Raumkategorien des Landesentwicklungsplanes eine deutliche Heterogenität abzeichnet. Wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen, sind kleinräumige passgenaue Konzepte auf Gemeindeebene – auch wenn sie einer übergeordneten Strategie folgen – unverzichtbar.