Abfälle aus privaten Haushalten im Ländervergleich
Abfälle aus privaten Haushalten stehen auch nach Verabschiedung des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes im vergangenen Jahr weiterhin im Fokus abfallwirtschaftlicher Planungen. Mit Maßnahmen zur Abfallvermeidung und zum weiteren Ausbau einer möglichst hochwertigen stofflichen Verwertung oder der Optimierung ihrer energetischen Nutzung sollen die übergeordneten Ziele des Ressourcenschutzes, der Energiewende und des Klimaschutzes unterstützt werden. Wichtige Indikatoren für Entwicklungen in diesem Kontext sind das jährliche Aufkommen an Haus- und Sperrmüll und der durch verschiedenste Aktivitäten getrennt erfasste Teil der häuslichen Abfälle, bestehend aus Wertstoffen, Bio- und Grünabfällen sowie eine Reihe weiterer Materialien. Diese Abfälle fallen weitgehend in den Zuständigkeitsbereich der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger und werden von diesen jährlich in kommunalen Abfallbilanzen nachgewiesen. Die Amtliche Statistik fasst diese Ergebnisse zu Länderabfallbilanzen zusammen und ermöglicht so bundesweit vergleichbare Darstellungen zum Aufkommen und zur Zusammensetzung der Haushaltsabfälle. Entsprechende Informationen liegen derzeit für Deutschland insgesamt sowie die einzelnen Bundesländer für den Zeitraum von 1990 bis 2011 vor.
Anhaltender Rückgang der Haus- und Sperrmüllmenge im Land
Das zu entsorgende Aufkommen an Haus- und Sperrmüll hat in Baden-Württemberg seit 1990 um mehr als 40 % auf 1,56 Mill. Tonnen (t) (2011) abgenommen. Nach aktuellen Ergebnissen war diese durch die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger in den Stadt- und Landkreisen des Landes erfasste Menge mit 1,53 Mill. t auch im Jahr 2012 leicht rückläufig. Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf den Zeitraum von 1990 bis 2011, für den vergleichbare Angaben für alle Bundesländer vorliegen.
Bundesweit hat die Menge an Haus- und Sperrmüll von 26,4 Mill. t im Jahr 1990 auf 16 Mill. t im Jahr 2011 um knapp 40 % abgenommen. Der Rückgang des Aufkommens war damit im Land geringfügig (rund 1 %) stärker als im Bundesdurchschnitt. In den einzelnen Bundesländern fiel die seit 1990 erreichte Minderung der jährlich zu entsorgenden Menge an Haus- und Sperrmüll sehr verschieden aus. Sie reicht von −61 % in Sachsen bis zu −16 % in der Hansestadt Hamburg. Auffällig ist der fast durchweg deutlich überdurchschnittliche Rückgang der Haus- und Sperrmüllmenge in den neuen Bundesländern. Unter den alten Bundesländern weist nur das Saarland mit knapp −52 % eine weit überdurchschnittliche Verringerung auf. Knapp über dem Bundesdurchschnitt liegen außer Baden-Württemberg auch die Minderungserfolge in den Ländern Niedersachsen und Rheinland-Pfalz mit einem Minus von jeweils rund 41 %. In den anderen alten Flächenländern, wie auch in den Stadtstaaten, fiel die prozentuale Abnahme deutlich unterdurchschnittlich aus.
Unterschiede im Mengenrückgang auch durch gegenläufige Bevölkerungsentwicklung
Die Unterschiede in der Entwicklung der Haus- und Sperrmüllmenge sind teilweise mit dem nach der Wende in den neuen Bundesländern zunächst sprunghaft erhöhten Aufkommen an Haushaltsabfällen insgesamt zu erklären. Dies zeigt sich auch darin, dass die erfassten Mengen dort in den ersten Jahren nach 1990 zunächst noch weiter angestiegen sind, während in den alten Bundesländern schon Anfang der 1990er-Jahre erste Erfolge bei der Reduzierung der Haus- und Sperrmüllmengen durch Maßnahmen zur getrennten Erfassung verwertbarer Materialien zu verzeichnen waren.
Aber auch die teils stark gegenläufige Entwicklung der Einwohnerzahl verstärkt die Streuung der Minderungsquote zwischen den Ländern. In allen Ländern mit weit überdurchschnittlichem Rückgang der Gesamtmenge an Haus- und Sperrmüll lag die Einwohnerzahl 2011 teils sogar deutlich niedriger als im Jahr 1990. Die folgenden Betrachtungen der einwohnerbezogenen Mengen basieren auf den Ergebnissen des Zensus 2011 bzw. auf deren Grundlage zum 31. Dezember 2011 fortgeschriebenen Einwohnerzahlen (siehe i-Punkt).
Im Land überdurchschnittlicher Rückgang der Pro-Kopf-Menge
Aufgrund der teils deutlich rückläufigen Einwohnerzahl liegt die Minderungsquote bezogen auf die Pro-Kopf-Menge an Haus- und Sperrmüll vor allem in den neuen Bundesländern, aber auch im Saarland, in Berlin und Bremen, erkennbar unter der bezogen auf die zugehörige Gesamtmenge. Umgekehrt sind die Pro-Kopf-Mengen in den anderen Bundesländern, darunter auch in Baden-Württemberg, deutlich stärker zurückgegangen als die Gesamtmenge, da dort die Einwohnerzahl gegenüber 1990 noch teils kräftig angestiegen ist. Im Bundesdurchschnitt ist der Rückgang der Pro-Kopf-Menge (−40 %) um knapp 1 % stärker als auf die Gesamtmenge bezogen. Bei den meisten ostdeutschen Ländern und im Saarland errechnen sich zwar auch bei der Pro-Kopf-Menge Minderungsquoten deutlich oberhalb des Bundesdurchschnitts, aber mit erheblich geringerem Abstand als bei den Gesamtmengen. In Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo ein besonders starker Bevölkerungsrückgang festzustellen ist, sinkt die Minderungsquote bezogen auf die Pro-Kopf-Menge sogar unter den Bundesdurchschnitt. Umgekehrt weist Baden-Württemberg ebenso wie Niedersachsen und Rheinland-Pfalz mit über 44 % Rückgang der Pro-Kopf-Menge einen deutlich überdurchschnittlichen Wert auf.
Aufkommen an Haushaltsabfällen im Land bei 448 kg
Das aktuelle Niveau und die erreichte Minderung der über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger erfassten Menge an Haus- und Sperrmüll hängt in erster Linie vom erreichten Stand bei der getrennten Erfassung verwertbarer Teile der Abfälle aus privaten Haushalten ab. Zwar existieren auch bei der Pro-Kopf-Menge der in den Ländern über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger insgesamt erfassten Abfälle aus Haushalten – bestehend aus Haus- und Sperrmüll, Bio- und Grünabfällen, Wertstoffen und sonstigen Abfällen1 – relativ große Unterschiede. Diese sind jedoch weniger auffällig als bei der Restmüllmenge, die aus dem Haus- und Sperrmüll besteht.
Auch die Rangfolge der Länder unterscheidet sich bei der Gesamtmenge aller Abfälle aus Haushalten auffällig von der allein bezogen auf Haus- und Sperrmüll. Die mit Abstand größte Pro-Kopf-Menge an Haushaltsabfällen errechnet sich für Rheinland-Pfalz (519 kg) und Niedersachsen (514 kg). Die ebenfalls mit deutlichem Abstand geringste Menge wird in Sachsen über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger erfasst (329 kg). In Baden-Württemberg liegt die Pro-Kopf-Menge bei 448 kg und damit um 15 kg unter dem Bundesdurchschnitt. Im Zeitablauf für alle Länder vergleichbare Mengen über Haushaltsabfälle insgesamt liegen erst seit 2004 vor.
Kaum Rückgang bei Gesamtmenge an Abfällen aus Haushalten
Die Gesamtmenge der Abfälle aus privaten Haushalten hat sich bundesweit wie auch in der Mehrzahl der Bundesländer seit 2004 nur wenig verändert. Im Bundesdurchschnitt lag sie 2011 um rund 1 % niedriger als 2004. Nur in Thüringen, Sachsen-Anhalt und im Saarland hat die Gesamtmenge an Haushaltsabfällen um mehr als 10 % abgenommen. In einigen Ländern, wie auch in Baden-Württemberg und in Bayern, lag sie um rund 4 % höher als vor 7 Jahren. In diesen beiden Ländern werden allerdings auch weit überdurchschnittliche Abschöpfungsquoten – das ist der Anteil der getrennt erfassten Wertstoffe sowie Bio- und Grünabfälle zusammengenommen am gesamten Aufkommen an Haushaltsabfällen – erreicht. Diese Quote wurde in fast allen Ländern seit 2004 spürbar gesteigert. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Zunahme 4,3 Prozentpunkte, in den Ländern reicht die Veränderung von −0,4 % bis +10 %. In Baden-Württemberg wurde, ausgehend vom bereits 2004 bundesweit höchsten Wert, immerhin ein Plus von 4,8 Prozentpunkten und damit nach Sachsen-Anhalt, dem Saarland und Thüringen unter den Flächenländern die vierthöchste Steigerung erreicht.
Ein Zeitvergleich der Pro-Kopf-Menge der gesamten Haushaltsabfälle erscheint derzeit kaum sinnvoll, da noch keine auf Basis des Zensus 2011 zurückgerechneten Einwohnerzahlen für die Vorjahre vorliegen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die für 2004 und die Folgejahre auf der Basis der Volkszählung 1987 fortgeschriebenen Einwohnerzahlen durchweg überhöht sind.
Mit 67 % im Land höchste Abschöpfungsquote
Die getrennte Erfassung von Wertstoffen sowie von Grün- und Bioabfällen hat in den Ländern ein sehr unterschiedliches Niveau erreicht. Die Abschöpfungsquote lag 2011 in Baden-Württemberg bei 67 %. Das war bundesweit die höchste Abschöpfungsquote. Ebenfalls über 60 % Abschöpfung wurden in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz erreicht. Der Bundesdurchschnitt von 57 % wurde außerdem in Hessen (57 %) und im Saarland (59 %) erreicht bzw. übertroffen. In der Mehrzahl der anderen Länder lag die Abschöpfungsquote zwischen 45 und 53 %. In Berlin und Hamburg wurden 2011 rund 38 bzw. 31 % realisiert. Seit 2004 konnte die Abschöpfungsquote nahezu flächendeckend gesteigert werden. In Baden-Württemberg nahm sie um 4,8, im Bundesdurchschnitt um 4,3 Prozentpunkte zu.
Hohes Niveau im Land bei Wertstoffabschöpfung …
Bei den in erster Linie zum Zwecke der stofflichen Verwertung getrennt erfassten Wertstoffen streuten die auf Länderebene realisierten Pro-Kopf-Mengen 2011 im Bereich von 113 kg bis 175 kg bei einem Bundesdurchschnitt von 150 kg je Einwohner. Baden-Württemberg erreichte mit 169 kg nach Rheinland-Pfalz die zweithöchste Pro-Kopf-Menge. Vergleichsweise geringe Mengen an Wertstoffen wurden in den Stadtstaaten, aber auch in einer Reihe von Flächenländern ausgewiesen. In Sachsen stand der geringen Wertstoffmenge auch die mit Abstand geringste über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger erfasste Gesamtmenge an Haushaltsabfällen gegenüber.
… aber unterdurchschnittliche Erfassung von Bioabfällen
Sehr viel größer als bei den Wertstoffen war 2011 der Unterschied zwischen den Ländern bei den getrennt erfassten Bio- und Grünabfällen. Die Pro-Kopf-Menge der über die Biotonne erfassten organischen Abfälle reichte von lediglich 2 kg in Brandenburg bis zum Wert von 82 kg in Hessen. Weit über dem Durchschnitt rangierten auch die getrennt erfassten Mengen an Bioabfällen in den Ländern Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Im Saarland und in Bayern lagen die Pro-Kopf-Mengen noch im Bereich des Bundesdurchschnitts von 54 kg. In Baden-Württemberg wurde zuletzt mit 43 kg je Einwohner eine Menge erreicht, die noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt lag. Die Pro-Kopf-Mengen der anderen Länder waren noch geringer. Aus der Sicht des Landes positiv stellt sich der Vergleich mit den anderen Bundesländern bezogen auf die getrennt erfassten Grünabfälle dar. Hier erreichte Baden-Württemberg mit 88 kg je Einwohner nach Bayern und Niedersachsen die dritthöchste Menge und rangiert damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 59 kg pro Einwohner.
Große Unterschiede in den Stadt-und Landkreisen verdeutlichen Potenzial im Land
Ausgehend vom vergleichsweise geringen Niveau richtet sich in Baden-Württemberg das Augenmerk vor allem auf die Verbesserung der Abschöpfung von Bioabfällen sowie eine Steigerung der Effizienz bei der Verwertung getrennt erfasster Bio- wie auch der Grünabfälle. Ein Vergleich der Pro-Kopf-Mengen an Haushaltsabfällen und der in den Stadt- und Landkreisen des Landes realisierten Abschöpfungsquoten zeigt, dass besonders bei der Erfassung von Bioabfällen in der Biotonne, aber auch bei der getrennten Erfassung von Wertstoffen, noch große Unterschiede bestehen und somit auch zusätzlich nutzbares Potenzial liegt. Im derzeit in Vorbereitung befindlichen Teilplan Siedlungsabfälle des Landes werden vor allem auch diesbezügliche Ziele formuliert und Möglichkeiten für Maßnahmen zur Steigerung der stofflichen Verwertung von Abfällen aus privaten Haushalten aufgezeigt.