:: 4/2012

6 Jahrzehnte Informationen für die Öffentlichkeit

Mit Gründung des Statistischen Landesamtes stand von Anbeginn nicht nur die Erhebung verschiedenster Statistiken als wichtigste gesetzliche Aufgabe im Vordergrund, sondern ebenso die Information gegenüber interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Presse. An dieser Philosophie hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil! Mit den verschiedensten Produkten des Hauses werden mehr Daten denn je angeboten – und das zum großen Teil kostenfrei. Der Wandel der Medien spielt dabei eine gewichtige Rolle. Insbesondere das Internet bietet neue Wege und Möglichkeiten der Informationsverbreitung. Hat sich die Produktpalette im Laufe der Jahre sehr geändert? Ein kleiner Streifzug durch 6 Jahrzehnte.

Statistiken und Analysen werden nicht erst seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg veröffentlicht. Schon deutlich früher, seit der Gründung des Württembergischen Statistisch-Topografischen Bureaus von 1820 wurde die Zielrichtung der Informationsweitergabe an die Öffentlichkeit verfolgt. Auch mit der Gründung des Landes 1952 verstand sich das Statistische Landesamt bereits als Informationsdienstleister für die allgemeine Öffentlichkeit. Festgehalten wurde dies 1991 durch das Landesstatistikgesetz im §1 mit dem Auftrag »…laufend Daten über Massenerscheinungen zu erheben, zu sammeln, aufzubereiten, darzustellen und zu analysieren«.1 Bis heute gehört die ständige Veröffentlichung des umfangreichen Datenmaterials – also das Publikationswesen – zu den Hauptaufgaben des Amtes und stellt ein Kernelement der gesamten Kommunikation dar. Verankert ist dies zusätzlich im Marketingkonzept des Hauses.

Aus alt mach neu!

Einige der heutigen Produkte (siehe i-Punkt) waren von Anfang an dabei oder existierten gar bereits vor der Gründung des Landes Baden-Württemberg. Eine der ältesten Schriften – das »Jahrbuch« – wurde seinem Charakter nach bereits 1818 herausgegeben.2 Bis zu Beginn des Jahrtausends erschien diese Reihe mit wissenschaftlichen Beiträgen zu verschiedenen Themengebieten. Anfang des neuen Jahrtausends wurde diese Veröffentlichung eingestellt, da eher einzelne Themen mit aktuellen Bezug für den Nutzer im Fokus standen und zunehmend auch über das Internet schneller zur Verfügung standen.

Aber das Jahrbuch war nicht die einzige Veröffentlichung, die bei Landesgründung existierte: Bereits 1951 wurde bundesweit der Ruf nach einheitlichen statistischen Tabellen laut, so dass die Statistischen Berichte entstanden, die auch heute noch deutschlandweit bestehen und von Anfang an einen gemeinsamen Standard in der Veröffentlichung darstellten.

Ebenso bereits vor der Landesgründung gab es monatliche Zeitschriften mit kürzeren Textbeiträgen, die rascher veröffentlicht werden konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten derer gar drei: »Statistische Monatshefte Württemberg-Baden«; »Württemberg-Hohenzollern in Zahlen« und »Statistik in Baden«. 1 Jahr nach dem Zusammenschluss der drei Landesteile wurde der Titel »Statistische Monatshefte Baden-Württemberg« ins Leben gerufen. Anfang der 1970er-Jahre wurde die Monatszeitschrift in »Baden-Württemberg in Wort und Zahl« umbenannt. Heute ist es wieder das »Statistische Monatsheft«.

Das Statistische Taschenbuch wurde unter diesem Namen 1963 erstmals veröffentlicht. Es ließen sich hier noch einige weitere Schriftenreihen aufzählen. Einen Überblick über ausgewählte Veröffentlichungen unseres Hauses seit 1952 gibt die grafische Übersicht.

Pressearbeit gewinnt an Bedeutung

Zunehmend wuchs das Bedürfnis, neben der Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft auch die breite Öffentlichkeit schnell und verständlich zu erreichen. Seit 1954 gab es eher nur vereinzelte Pressearbeit, die aber im Lauf der Jahre mehr und mehr intensiviert wurde. Ab 1958 wurden jährlich fast 100, 1970 bereits 250 Pressemitteilungen veröffentlicht. Aktuell werden jährlich mehr als 400 Mitteilungen und damit im Schnitt täglich mindestens eine veröffentlicht. Das Statistische Landesamt ist damit in der Tagespresse des Landes sehr präsent.

Regionale Ergebnisse von ungebrochenem Interesse

Bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert bestand das Interesse an der Landes- und Ortskunde und daher an kleinräumigen Daten. Seinerzeit wurden die Oberamtsbeschreibungen ins Leben gerufen. Kreisbeschreibungen gab es in verschiedenen Auflagen seit Gründung des Landesamtes immer wieder (»Die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in Wort und Zahl«). Ebenfalls wurden in der jüngeren Zeit Regionendaten aufbereitet und mit »Statistik Kommunal« eine Heftreihe auf Gemeindeebene geschaffen.

Fortschritt der Elektronischen Datenverarbeitung

Ab 1984 erfolgte mit BTX (Bildschirmtext) erstmals der interaktive Austausch mit den Datennutzern. Mit Bildschirmtext wurden den angemeldeten Nutzern seit 1984 bis 1996 zahlreiche Informationen standardisiert über das Landesinformationssystem angeboten. Dazu gehörten der Zugriff auf verschiedene Datenbanken: Regionaldatenbank, Außenhandelsdatenbank, Volkszählungsdatenbank und weitere. Bis zu 150 000 Tabellen sowie Nachweise aus der Datenbank der Informationsdienste standen bis 1996 über diesen Weg zur Verfügung.

Die letzten 2 Jahrzehnte: beschleunigter Wandel von Print zu Online

Von den rasanten technischen Entwicklungen seit den 1990er-Jahren profitierte auch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg. Neue Programme und damit andere Produktionswege hielten Einzug. 1997 ging das Statistische Landesamt online und ist damit seit 15 Jahren rund um die Uhr erreichbar. Zu Beginn wurden Informationen über Aktuelles, Veröffentlichungen und Zeitreihen – die sogenannten »Langen Reihen« – online angeboten. Bis heute sind die Inhalte unter www.statistik-bw.de auf einige tausend Seiten angewachsen, und mehr Daten denn je stehen auch über die Regionaldatenbank kostenfrei zur Verfügung. Mindestens 27 000 Seitenabrufe werden täglich registriert. Über Newsletter oder RSS-Feeds erhalten Kunden automatisiert Auskunft über die aktuell erschienenen Pressemitteilungen oder Statistischen Berichte.

Im Gegenzug gingen die Druckauflagen vieler Produkte, die ebenfalls zunehmend als Online-Version angeboten wurden, deutlich zurück. Um die Jahrtausendwende wurde zum Beispiel noch jede Pressemitteilung 600 Mal gedruckt. Heute sind es jeweils um die 90 Exemplare. Dagegen erfolgen im Schnitt täglich um die 1 000 Seitenaufrufe von Pressemeldungen im Internet.

Der Vorteil des Internets besteht darin, sämtliche Informationen – in diesem Falle statistische Daten und Analysen – breit streuen und sehr leicht für alle zugänglich machen zu können. Und dies rund um die Uhr! Dennoch wird zukünftig immer auch ein Schwerpunkt auf den gedruckten Veröffentlichungen liegen. Ihr hohes Maß an Lesbarkeit, ansprechendem Layout und Handlichkeit ist weiter unverzichtbar.

Das und noch viel mehr …

Neben den hier ausgewählten Veröffentlichungen gibt es noch weitere, wie beispielsweise Faltblätter, Verzeichnisse, Daten-CD-ROM’s, E-Mail-Produkte. Die Öffentlichkeitsarbeit geht aber weit darüber hinaus: Vertretungen auf relevanten Messen, Vorträge zu verschiedensten Anlässen, Pressekonferenzen, Mitarbeit in den unterschiedlichsten Projekten und nicht zuletzt die Beantwortung der täglichen Anfragen unserer Kunden sind wichtige Bestandteile der Informationsversorgung, denn: Die amtlich erstellten statistischen Daten und Analysen werden nicht für die »Schublade« erzeugt!

Das Interesse an statistischen Informationen ist seit 6 Jahrzehnten ungebrochen und in mancherlei Hinsicht noch genauso wie vor 60 Jahren, zum Beispiel wenn es um Daten mit Regionalbezug geht. Besonders die Vermittlung der regional differenzierten Informationen stellt eine große Stärke der Statistischen Landesämter – nicht nur in Baden-Württemberg – dar. Einige Produkte haben sich gewandelt, wurden eingestellt oder neu entwickelt. Die EDV-Entwicklungen, Datenbanken, moderne visuelle Darstellungsmöglichkeiten wie beispielsweise interaktive Atlanten und das Internet haben die Geschwindigkeit und Art, wie statistische Daten verwertet und veröffentlicht werden können, deutlich verändert. Dennoch sind die gedruckten Veröffentlichungen auch heute nicht wegzudenken. Ein maßgeschneidertes Angebot für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer zu schaffen und die Synergieeffekte der »Online- und der Printwelt« zu nutzen und zu optimieren, war, ist und bleibt das gemeinsame Ziel der amtlichen Statistik Baden-Württembergs.

1 Landesstatistikgesetz (LStatG) vom 24. April 1991.

2 Aus »150 Jahre Amtliche Statistik in Baden-Württemberg«, erschienen 1970; S. 245 »Das Veröffentlichungswesen« mit ausführlichen Informationen. Die weiteren historischen Fakten sind diesem Beitrag entnommen.