Vergleich der 15 größten deutschen Städte
Das Interesse an Städtevergleichen mit möglichst aktuellen statistischen Daten ist sehr groß und hält unvermindert an. Das Leipziger Amt für Statistik und Wahlen veröffentlicht daher einmal jährlich einen Vergleich der 15 bevölkerungsreichsten Städte der Bundesrepublik Deutschland. Dabei bilden Bevölkerungsentwicklung, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktstatistik sowie weitere statistische Angaben den Schwerpunkt der Betrachtung. Nachfolgend werden die Entwicklungen des Jahres 2007 und zum Teil des Jahres 2006 vorgestellt. Die Informationen entstammen den Online-Angeboten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Damit ist die Vergleichbarkeit der Angaben gewährleistet.
Stuttgart wächst, Einwohnerzahl von Dortmund, Essen und Duisburg nimmt weiter ab
Die Betrachtung der Bevölkerungszahlen der 15 größten deutschen Städte offenbart für das Jahr 2007 zunächst keine Überraschungen. Wie im Vorjahr konnten die meisten dieser Großstädte ein Einwohnerplus verzeichnen; Duisburg, Essen und Dortmund verloren dagegen erneut Einwohner. Am stärksten stieg die Einwohnerzahl von 2006 auf 2007 in München mit 1,3 %. Seine Zuwachsrate war aber im Vergleich zum Jahr davor, als sie 2,8 % betrug, weniger als halb so groß. Mit einem Bevölkerungsplus von 1,0 bzw. 0,8 % lagen Frankfurt am Main und Leipzig an 2. und 3. Stelle. Stuttgart hatte mit 0,5 % ebenfalls ein Einwohnerplus zu verzeichnen und befand sich damit in der Entwicklung gleich auf mit Hamburg, Dresden und Nürnberg. Während in Leipzig die Zuwachsrate mit 0,8 % genauso hoch war wie im Vorjahr, konnte Dresden mit einem Plus von 0,5% seinen relativ starken Zuwachs aus dem Vorjahr in Höhe von 1,9 % nicht halten.
Die Einwohnerdichte von 4 171 Einwohnern je km2 ist in München mit Abstand am höchsten, wobei es aber deutlich weniger Einwohner als Berlin und auch Hamburg aufweist. Stuttgart steht mit 2 880 Einwohnern je km² nach München und Berlin auf Rang 3, obwohl es von der Einwohnerzahl her nicht einmal halb so groß ist wie München. Die niedrigsten Einwohnerdichten verzeichnet Dresden zusammen mit Bremen und Leipzig.
Keine gravierenden Veränderungen gab es 2007 im Vergleich zu 2006 bei den Anteilen der Ausländer an der Gesamtbevölkerung. In den ostdeutschen Städten leben weniger Ausländer als in den westdeutschen. Die Ausländerquoten Leipzigs und Dresdens betragen nur etwa ein Viertel derer in München und Stuttgart, wo die Ausländeranteile mit über 23 % am höchsten sind.
Die Darstellung der Jugend- und Altenquotienten verdeutlicht die Altersstrukturen der einzelnen Städte. Sie beschreiben das Verhältnis der unter 15-Jährigen bzw. der über 65-Jährigen zu den 15- bis 65-Jährigen, den sogenannten Erwerbsfähigen. Es fällt auf, dass Dortmund und Duisburg mit über 20 % die höchsten Jugendquotienten und auch die höchsten Altenquotienten mit deutlich über 30 % aufweisen. Der Anteil der Erwerbsfähigen liegt in diesen Städten deutlich unter 50 % – ebenso in Essen und Bremen. Dies sind etwa 10 % weniger als in Frankfurt, München und Berlin. In Leipzig und Dresden liegen die Erwerbsfähigenanteile zwar leicht über 50 %, aber hier ist der Altenquotient doppelt so hoch wie jener der Kinder und Jugendlichen – eine Folge der geringen Geburtenzahlen in den 90er-Jahren.
In Stuttgart weiterhin mehr Geburten als Sterbefälle
In Stuttgart gab es 2007 je 1 000 Einwohner 9,2 Lebendgeburten. Mit diesem Wert steht Stuttgart unter den 15 Vergleichsstädten an 9. Stelle. Im Vergleich zum Vorjahr kamen damit erneut mehr Kinder zur Welt. Zudem lag mit 8,4 je 1 000 Einwohner die Sterberate deutlich darunter, sodass ein Zuwachs von 0,9 je 1 000 Einwohner die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Stuttgart beschreibt. Mit Stuttgart hatten nur 6 der 15 betrachteten Städte mehr Geburten als Sterbefälle zu verzeichnen. Am höchsten lag dieses Geburtenplus mit 2,6 in München. Der negative Saldo fiel am stärksten in den Ruhrgebietsstädten Essen, Dortmund und Duisburg sowie in Bremen aus.
Die meisten Städte mit natürlichen Bevölkerungsverlusten konnten diesen mit Wanderungsgewinnen begegnen. Den Ruhrgebietsstädten gelang dies nicht. Die Wanderungsgewinne von Dortmund und Essen fielen geringer aus als deren Geburtendefizit. Damit konnte der natürliche Bevölkerungsrückgang nicht aufgefangen werden. Duisburg kehrten mit 1,8 je 1 000 Einwohner als einziger Stadt unter den hier aufgeführten gar mehr Einwohner den Rücken als hinzuzogen, sodass zu dem natürlichen Bevölkerungsrückgang zusätzlich Wanderungsverluste hinzukamen.
Den höchsten Wanderungssaldo unter den Vergleichsstädten hatte München mit 10,4 und Dresden mit 10,7 Personen je 1 000 Einwohner. Bremen hatte mit 2,2 je 1 000 Einwohner ein ähnlich großes Geburtendefizit wie im Vorjahr, das aber durch einen positiven Wanderungssaldo ausgeglichen werden konnte. In Stuttgart trug ein Wanderungssaldo von 4,6 Personen je 1 000 Einwohner zusammen mit dem Geburtenplus zur weiteren Bevölkerungszunahme der Stadt bei. Leipzigs Geburtendefizit konnte durch einen Wanderungsgewinn von 9,0 je 1 000 Einwohner kompensiert werden. Dieser entspricht dem dritthöchsten Wert unter den Vergleichsstädten hinter München mit einem Wanderungssaldo von 10,4 und Dresden mit 10,7 je 1 000 Einwohner.
Beschäftigtenquote in Stuttgart mit 83 % an 3. Stelle nach Frankfurt und Düsseldorf
Die Beschäftigtenquote beschreibt das Verhältnis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am jeweiligen Arbeitsort zur erwerbsfähigen Bevölkerung. Zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen nicht: Selbstständige, Beamte, mithelfende Familienangehörige und Arbeitslose. Obwohl Berlin absolut erwartungsgemäß die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten vorzuweisen hatte, war seine Beschäftigtenquote mit 44,0 % die geringste. Eine geringe Beschäftigtenquote deutet darauf hin, dass es keinen gravierenden Einpendlerüberschuss gibt. Der Blick auf den Pendlersaldo je 1 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort bestätigt dies. Berlin hatte mit 90 je 1 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen für eine Großstadt untypisch geringen Einpendlerüberschuss. Demnach lässt eine hohe Beschäftigtenquote auf einen hohen Pendlersaldo schließen.
Die Beschäftigtenquote war 2007 in Frankfurt am Main mit 107 % am höchsten, gefolgt von Düsseldorf mit 87 %, Stuttgart mit 83 %, Nürnberg mit 78 % und Hannover mit 77 %. Geringe Quoten von weniger als 60 % finden sich in Leipzig und Essen. Die geringsten Beschäftigtenquoten lagen allerdings neben Berlin in Dortmund mit 49 % und Duisburg mit 48 % vor.
In alle Städte pendelten mehr Beschäftigte ein als auspendelten – ein für Großstädte nicht untypisches Phänomen. Der Blick auf die Pendlersalden verdeutlicht oben beschriebenen Zusammenhang zwischen Beschäftigtenquote und Pendlersaldo. In Frankfurt am Main bestand demnach der mit Abstand höchste Pendlersaldo von 530 je 1 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Jeder zweite in Frankfurt am Main arbeitende sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wohnte nicht in der Stadt. Die Städte mit den nächsthöheren Beschäftigtenquoten – Düsseldorf, Stuttgart und Hannover – konnten auch die nächsthöheren Pendlersalden verbuchen.
Wie bereits in den Vorjahren hatte Leipzig auch 2007 zusammen mit Berlin die höchste Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen). Mit 15,5 % lag sie klar über denen von Dortmund mit 14,4 %, Duisburg mit 14,1 % und Essen mit 13,4 %. Dennoch ist Leipzigs Beschäftigtenquote von 55 % im Jahr 2006 auf 58 % im Jahr 2007 gestiegen. Vom Leipziger Arbeitsmarkt profitierten demnach nicht nur Leipziger, sondern auch relativ viele Einpendler. Die wenigsten Arbeitslosen gab es in Stuttgart und in München, mit Arbeitslosenquoten von 5,5 % bzw. 6,2 %.
BIP je Erwerbstätigen in Frankfurt am höchsten, in Leipzig am niedrigsten
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beschreibt den Wert aller innerhalb eines Wirtschaftsgebietes während eines bestimmten Zeitraumes produzierten Waren und Dienstleistungen. Es stellt damit die gesamtwirtschaftliche Leistung dar. Seine Bewertung erfolgt zu Marktpreisen. Über eine gewisse Zeitspanne betrachtet, lässt sich vom BIP auf die Wirtschaftsentwicklung der entsprechenden Gebietseinheit schließen. Bezogen auf die Erwerbstätigen eines Gebiets ergibt sich ein vergleichbarer Indikator.
Der Blick auf das BIP der 15 größten deutschen Städte verdeutlicht, dass die Gesamtwirtschaftsleistung in Frankfurt am Main am höchsten war – gefolgt von Düsseldorf und Hamburg. Die geringsten Werte waren in den ostdeutschen Städten Leipzig, Dresden und Berlin zu verzeichnen, wobei Leipzig das mit Abstand geringste BIP erwirtschaftete. Mit 45 304 Euro je Erwerbstätigen betrug es 2006 etwa 54 % des BIP vom Spitzenreiter Frankfurt am Main mit 84 583 Euro je Erwerbstätigen. Selbst im Vergleich mit Dresden, das mit 51 270 Euro je Erwerbstätigen das zweitgeringste BIP aufwies, erreichte Leipzig nur knapp 87 %. Stuttgart lag mit 72 888 Euro je Erwerbstätigen an 5. Stelle und konnte gegenüber 2005 einen Zuwachs von 4,8 % verbuchen. Bis auf Nürnberg und Duisburg stieg das BIP je Erwerbstätigen von 2005 auf 2006 in allen Vergleichsstädten – am stärksten in Dortmund, Köln, Stuttgart und München.
Die meisten Übernachtungen je Einwohner hat Frankfurt am Main
Aus touristischer Sicht stand Berlin 2007 an 1. Stelle unter den 15 größten deutschen Städten. Es konnte die mit Abstand meisten Gästeankünfte und Übernachtungen verbuchen, wenngleich in Frankfurt am Main, München, Dresden und Düsseldorf mehr Übernachtungen je Einwohner gezählt wurden. Frankfurt am Main, das mit 8,2 die meisten Übernachtungen je Einwohner vorzuweisen hatte, profitiert hier sicherlich von seinem internationalen Flughafen. Stuttgart befand sich mit 4,3 Übernachtungen je 1 000 Einwohner im Mittelfeld der 15 betrachteten Großstädte.