Konjunktur in Baden-Württemberg kühlt sich etwas ab
Die Konjunktur in Baden-Württemberg hat Ende 2006 einen Höhepunkt erreicht und kühlt sich seitdem etwas ab. Die Südwestkonjunktur ist inzwischen aber robust genug, um weiterhin mit hoher Drehzahl zu wachsen. Ausschlaggebend dafür ist, dass neben dem Export auch von den inländischen Investitionen kräftige Impulse ausgehen und die Beschäftigung zuletzt deutlich zunahm.
Nach einem Wirtschaftswachstum von real 3,5 % im 3. Quartal rechnet das Statistische Landesamt im 4. Quartal 2006 mit einer gleichen Rate. Im Jahresdurchschnitt 2006 ergäbe sich daraus ein reales Wachstum von ebenfalls rund 3,5 %. Im 1. Quartal 2007 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um real ca. 2,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal zunehmen. Diese Zahlen überzeichnen allerdings die gegenwärtige Wachstumsverlangsamung: Das 4. Quartal 2006 profitierte von vorgezogenen Käufen wegen der Mehrwertsteuererhöhung vom 1. Januar, während es im 1. Vierteljahr 2007 zu einer entsprechenden Gegenreaktion kommen dürfte.
Nach dem vom Statistischen Landesamt berechneten Konjunkturindikator dürfte die leichte Wachstumsabschwächung bis etwa zur Jahresmitte 2007 anhalten. Der Konjunkturindikator läuft der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung etwa drei Quartale voraus. Sein leichter Rückgang geht in erster Linie auf den im Herbst 2006 beobachteten Dynamikverlust bei den industriellen Auftragseingängen aus dem In- und Ausland zurück. Auf der anderen Seite tendierten der DAX und das L-Bank-ifo-Geschäftsklima in der Gewerblichen Wirtschaft weiter nach oben.
In den Herbstmonaten September bis November 2006 war die Konjunktur in Baden-Württemberg durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:
- Die Auslandsumsätze der Industrie entwickelten sich weiterhin kraftvoll. Die größten Zuwächse verzeichneten der Maschinenbau und der Bereich »Büro-, Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik«. Besonders dynamisch entwickelten sich die Exporte nach Russland, in die Schweiz und nach China.
- Die Binnenkonjunktur war überaus kräftig. Industrie und Bauhauptgewerbe expandierten dank höherer Inlandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft deutlich und gaben Impulse für Großhandel und Verkehrsgewerbe. Gute Geschäfte meldeten auch Steuer- und Unternehmensberater.
- Die Beschäftigung nahm erneut deutlich zu. In der Industrie erhöhte sich die Zahl der Arbeitsplätze erstmals seit 5 Jahren. In den meisten Dienstleistungsbereichen stieg die Zahl der Beschäftigten deutlich und im Bauhauptgewerbe ging sie nur noch geringfügig zurück.
Weltkonjunktur bleibt günstig
Die Weltwirtschaft expandierte im Jahr 2006 mit viel Tempo und verzeichnete mit real gut 5 % ein sehr hohes Wachstum. Allerdings verlor die Konjunktur in den USA und Japan im Verlauf des Jahres an Fahrt. Die Aussichten bleiben aber insgesamt günstig.
Die US-Wirtschaft wuchs 2006 dank stark gestiegener Unternehmensinvestitionen und Exporte um real 3,3 % gegenüber dem Vorjahr. In der zweiten Jahreshälfte ließ die Dynamik aber nach. Maßgeblich dafür war der kräftige Rückgang der Wohnungsbauinvestitionen infolge der Zinserhöhungen der Zentralbank und des hohen Bestands an Wohnimmobilien.
Einen ähnlichen Verlauf nahm die Konjunktur in Japan. Nach einem guten Jahresauftakt flachte sich das Wachstum zusehends ab; im Jahresdurchschnitt belief es sich auf real 2,1 %. Bremswirkungen gingen vor allem von geringeren öffentlichen Investitionen und einem schwächeren Privatkonsum aus.
In China erhöhte sich das Wachstumstempo 2006 nochmals. Angetrieben von boomenden Bruttoanlageinvestitionen und privaten Konsumausgaben stieg das Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt um real knapp 11 % gegenüber dem Vorjahr. Die Wirtschaft Indiens und Russlands expandierte ebenfalls mit anhaltend hohem Tempo; die Wachstumsraten betrugen dort gut 8 bzw. knapp 7 %.
Die ehemals 12 Länder der Eurozone erreichten im vergangenen Jahr mit durchschnittlich real +2,7 % das höchste Wachstum seit dem Jahr 2000 und expandierten fast so stark wie die USA. Getragen wurde die Konjunktur vor allem von gestiegenen Bruttoanlageinvestitionen. Wachstumsspitzenreiter war Irland, während Portugal das Schlusslicht bildete. Zu Jahresbeginn 2007 wird die Konjunktur in der Eurozone wohl etwas an Schwung verlieren, aber dennoch kräftig bleiben. Dämpfend werden die geringere Dynamik in den USA und Japan, die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar, die Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank und die Steuererhöhungen in Deutschland und Italien wirken. Impulse werden von der Verbilligung von Rohöl und der Verbesserung der Arbeitsmarktlage ausgehen.
Im Vereinigten Königreich nahm die Konjunktur 2006 Fahrt auf, weil die Unternehmen die Investitionen ausweiteten und die Staatsausgaben stiegen. In den neuen EU-Mitgliedstaaten beschleunigte sich das reale Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr auf knapp 6 %. Die Expansion dürfte sich dort Anfang 2007 kräftig, jedoch etwas verlangsamt fortsetzen.
In Baden-Württemberg nahm das reale Bruttoinlandsprodukt 2006 um schätzungsweise 3,5% gegenüber dem Vorjahr zu. Damit war das Wachstum hierzulande deutlich stärker als in Deutschland insgesamt mit +2,5 %. Besser als im Bundesdurchschnitt entwickelte sich im Südwesten die Industrie, das Bauhauptgewerbe sowie der Einzel- und Großhandel. Im Kfz-Handel stiegen die Umsätze hierzulande dagegen schwächer als im Bund insgesamt.