:: 266/2024

Pressemitteilung 266/2024

Wassergefährdende Stoffe: Große freigesetzte Menge bei Wirtschaftsdüngern

Die meisten Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen ereignen sich im Straßenverkehr

Für 2023 meldeten die Wasserbehörden des Landes insgesamt 209 Unfälle, bei denen wassergefährdende Stoffe in die Umwelt austraten. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, wurden 125 Unfälle bei der Beförderung solcher Stoffe erfasst, wovon 115 Unfälle auf den Straßenverkehr und 10 Unfälle auf den Bahn-, Schiffs- oder Luftverkehr entfielen. 84 Unfälle wurden durch einen unsachgemäßen Umgang mit wassergefährdenden Stoffen zum Beispiel bei deren Lagerung, Herstellung und Verwendung verursacht.

In der Summe kam es zu 45 Verunreinigungen eines Oberflächengewässers und 7 Verunreinigungen des Grundwassers. Zwei Drittel dieser Verunreinigungen entfielen auf die Unfälle beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, trotz kleinerer Unfallzahl relativ zur Beförderung. Ein Grund dafür könnte sein, dass Unfälle beim Umgang im Durchschnitt eine größere Schadstoffmenge freisetzen als Unfälle bei der Beförderung. So entwichen aus beschädigten privaten oder gewerblichen Heizölverbraucheranlagen durchschnittlich 400 Liter und aus JGS-Anlagen (Jauche, Gülle, Silagesickersaft) 60 000 Liter je Unfall. Demgegenüber waren es im Straßenverkehr durchschnittlich 150 Liter wassergefährdende Stoffe, die je Unfall austraten. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Freisetzungen an stationären Anlagen, zum Beispiel JGS-Anlagen, mitunter erst dann entdeckt werden, wenn die Gewässerverunreinigung bereits eingetreten ist.

Als wassergefährdend werden Stoffe bezeichnet, die geeignet sind, die Wasserqualität nachteilig zu verändern; sie sind in drei Wassergefährdungsklassen (WGK) eingestuft. Wie das Statistische Landesamt hierzu weiter mitteilt, wurden bei drei Viertel (147) von 209 Unfällen Stoffe der mittleren WGK 2 freigesetzt. Dabei handelte es sich überwiegend um Mineralölprodukte. Wirtschaftsdünger und weitere Stoffe landwirtschaftlicher Herkunft gehören keiner WGK an und gelten als allgemein wassergefährdend. 2023 waren es 10 Unfälle in dieser Stoffklasse.

Tabelle 1
Unfälle beim Umgang mit und der Beförderung von wassergefährdenden Stoffen in Baden-Württemberg 2023
MerkmalUmgang1)Beförderung2)
insgesamtdarunter im Straßenverkehr

1) Zum Beispel Heizölverbraucheranlage, Tankstelle, JGS- und Biogasanlage.

2) Straßen-, Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr. Einbezogen sind 90 Unfälle (freigesetzte Menge: 15,0 m³, nicht wiedergewonnene Menge: 1,5 m³), bei denen ausschließlich ein Betriebsstofftank beschädigt wurde.

3) Sowie vergleichbare in der Landwirtschaft anfallende Stoffe.

4) Zum Teil Schätzungen durch die meldenden Wasserbehörden erforderlich.

Datenquelle: Erhebung der Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen.

Unfälle (Anzahl)84125115
Mineralölprodukte61120110
Jauche, Gülle, Silagesickersaft (JGS)3)8
Gärsubstrat, Gärrest, sonstige Stoffe1555
Freigesetzte Menge (m³)4)851,421,717,6
Mineralölprodukte336,520,216,1
Jauche, Gülle, Silagesickersaft (JGS)3)495,3
Gärsubstrat, Gärrest, sonstige Stoffe19,61,51,5
Nicht wiedergewonnene Menge (m³)4)308,12,11,3
Mineralölprodukte2,42,11,3
Jauche, Gülle, Silagesickersaft (JGS)3)305,3
Gärsubstrat, Gärrest, sonstige Stoffe0,4
Unfallgrößenklasse (Anzahl)
von … bis unter … m³ freigesetzte Menge4)
unter 0,1236360
0,1–0,5365146
0,5–1,01287
1,0–10,0532
10,0 und mehr8
Unfallfolge (Anzahl, Mehrfachnennungen)
Verunreinigung einer versiegelten/befestigten Fläche497373
Verunreinigung des Bodens509891
Verunreinigung eines Kanalnetzes und/oder einer Kläranlage262222
Verunreinigung eines Oberflächengewässers291613
darunter mit Fischsterben3
Verunreinigung des Grundwassers522
Verunreinigung einer Wasserversorgung
Brand/Explosion71515
Sonstige/ungeklärte Unfallfolgen6