Pressemitteilung 230/2024
Unsere Flüsse: Stellen Wasser bereit und nehmen Einleitungen auf
Zum Internationalen Tag der Flüsse und zu den River CleanUps im September
Wasserintensive Branchen decken ihren Bedarf überwiegend aus Flüssen. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, gewann die Wirtschaft im Jahr 2022 insgesamt rund 2 200 Millionen Kubikmeter (Mill. m³) Wasser, wovon knapp 2 000 Mill. m³ (90 %) Flusswasser waren. Hauptsächlicher Wassernutzer war die Energieversorgung, die knapp 1 800 Mill. m³ - fast ausschließlich Flusswasser - als Kühlwasser für den Kraftwerksbetrieb einsetzte. Zu den wasserintensiven Branchen des Verarbeitenden Gewerbes gehören die Zellstoff- und Papierherstellung sowie die chemische und pharmazeutische Industrie, die weitere 90 bzw. 75 Mill. m³ Flusswasser für Kühl- oder Produktionszwecke benötigten, das damit 90 bzw. 70 % der gewonnenen Wassermenge ausmachte. In entsprechend geringerem Umfang (10 bzw. 30 %) wurde Grundwasser gewonnen und zur weiteren Bedarfsdeckung Wasser aus dem öffentlichen Netz bezogen, sofern Flusswasser am Betriebsstandort nicht verfügbar war oder qualitativ hochwertiges Wasser zum Beispiel für Produktionszwecke gebraucht wurde. Dagegen setzt die Trinkwasserversorgung im Land überwiegend auf Grund- und Quellwasser und auf den Bodensee. Von den 700 Mill. m³ gewonnenen Trinkwassers waren knapp 45 Mill. m³ Flusswasser.
Ausreichende Wasserführung als Voraussetzung für wirtschaftliche Tätigkeit
Die Flussgebiete im Land unterscheiden sich in ihrer Bedeutung als Wirtschaftsstandort. Wasser ist ein Produktionsfaktor, indem Wärmekraftwerke und das wasserintensive Verarbeitende Gewerbe auf eine ausreichende Wasserführung (Abflussmenge) angewiesen sind. Sie kann insbesondere der Rhein gewährleisten. So stammten 2022 von den knapp 2 000 Mill. m³ entnommenen Flusswassers gut 1 600 Mill. m³ (gut 80 %) aus dem Oberrhein und seinen Nebenflüssen wie Murg, Kinzig und Elz. Dort entfielen gut 1 500 Mill. m³ auf die Energieversorgung und 73 Mill. m³ auf die Zellstoff- und Papierherstellung. Zudem kamen gut 10 % des von der Wirtschaft benötigten Flusswassers (254 Mill. m³) aus dem Neckar und seinen Nebenflüssen wie Enz, Kocher und Jagst.
Die Größenordnung der Flusswasserentnahme spiegelt sich in den Abwassereinleitungen wider. So wurden 2022 in den Oberrhein rund 1 700 Mill. m³ und in den Neckar 230 Mill. m³ Abwasser aus wirtschaftlicher Tätigkeit direkt eingeleitet. Die Direkteinleitungen im Land lagen über alle Wirtschaftsbereiche hinweg bei 2 100 Mill. m³, wobei das Abwasser je nach Beschaffenheit vor der Einleitung in betriebseigenen Anlagen behandelt wurde. Die Daten zu den Einleitungen beziehen sich nicht allein auf Flusswasser nach der Nutzung, sondern auf das gesamte direkt eingeleitete Abwasser unabhängig von dessen Herkunft.
Kaum Unterschiede im Umgang mit häuslichem und kleingewerblichem Abwasser
Dagegen unterscheidet sich die öffentliche Abwasserinfrastruktur in den Einzugsgebieten kaum. Im Land lebt die Hälfte der Bevölkerung im Einzugsgebiet des Neckars mit seinen Nebenflüssen und gut ein Viertel im Oberrheingebiet. Die südlichen und südöstlichen Landesteile sind die Einzugsgebiete von Hochrhein, Bodensee und Donau. Die Einwohnerinnen und Einwohner sind annähernd flächendeckend an öffentliche Kläranlagen angeschlossen. Landesweit liegt der Anschlussgrad bei 99,5 %. Die in öffentlichen Kläranlagen behandelte und in das nahegelegene Gewässer eingeleitete Abwassermenge - im Land waren es 2022 insgesamt 1 400 Mill. m³ - entspricht in den Einzugsgebieten daher weitgehend dem Einwohneranteil. So entfielen auf das Neckargebiet rund 755 Mill. m³ und auf den Oberrhein rund 315 Mill. m³ Abwasser. In den öffentlichen Kläranlagen wird neben häuslichem Abwasser auch Abwasser aus Gewerbebetrieben (Indirekteinleitung) mitbehandelt.