:: 130/2024

Pressemitteilung 130/2024

Abwasserinfrastruktur: mehr Trennkanalisation, mehr Regenbecken

Zur European Green Week 2024

Die Neuerschließung bebauter Flächen erfolgt mittlerweile überwiegend im Trennsystem, das Schmutz- und Regenwasser in getrennten Kanälen ableitet. Basis der öffentlichen Kanalisation im Land ist weiterhin das klassische Mischsystem zur gemeinsamen Ableitung von Schmutz- und Regenwasser. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, wurden seit Anfang der 2000er-Jahre im Land mehr Trennkanäle als Mischwasserkanäle gebaut. Zwischen 2019 und 2022 kamen weitere rund 1 200 Kilometer (km) Trennkanalisation – 700 km für Regenwasser und 500 km für Schmutzwasser – gegenüber rund 500 km Mischwasserkanälen neu hinzu. Der Anteil der Trennkanalisation an der gesamten öffentlichen Kanalisation erhöhte sich damit zum 31.12.2022 auf rund 35 %. Insgesamt waren es 2022 gut 82 000 km öffentliche Kanalisation, von denen knapp 54 000 km auf das Mischsystem und knapp 29 000 km auf das Trennsystem entfielen. Das Trennsystem besteht gerundet je hälftig aus Schmutz- und Regenwasserkanälen.1

Eine kompakte Siedlungsstruktur verringert den Aufwand, den die Kommunen für den Bau und die Instandhaltung der Kanalisation haben. Die Siedlungsstruktur spiegelt sich in einer Kennzahl wider, die sich aus der Länge der Kanalisation und den daran angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohnern berechnet. Die Spanne zwischen den Gemeinden ist groß und reicht von 2,7 Meter (m) je Einwohnerin und Einwohner in Mannheim bis 43,4 m in Gutenzell-Hürbel im Landkreis Biberach.2 Die Beispiele im Einzelnen:

  • Mannheim: rund 840 km Kanalisation und 311 000 Einwohnerinnen und Einwohner,
  • Gutenzell-Hürbel: rund 80 km Kanalisation und 1 800 Einwohnerinnen und Einwohner.

Der Landesdurchschnitt lag am 31.12.2022 bei 7,4 m Kanalisation je Einwohnerin und Einwohner. 1975 waren es 3,9 m. Als in den folgenden Jahren ländliche Siedlungsgebiete an zentrale Kläranlagen angeschlossen wurden, erhöhte sich die Kennzahl deutlich auf 5,9 m im Jahr 1998.

Zur Zwischenspeicherung und Behandlung von Regenwasser ergänzen Regenbecken, überwiegend Regenüberlaufbecken3, die Mischwasserkanäle und die Regenwasserkanäle der Trennkanalisation. Am 31.12.2022 standen im Land insgesamt rund 9 700 dieser Bauwerke zum Schutz der nachfolgenden Kläranlagen und Gewässer zur Verfügung.

Die diesjährige Green Week der EU-Kommission am 29. und 30. Mai in Brüssel widmet sich der Wasserresilienz. Der Klimawandel mit den einhergehenden Wetterextremen wie Starkregen und ausgeprägte Trockenheit setzt den Wasserressourcen zusätzlich zu. Die Green Week greift die Themen des im Oktober 2023 angekündigten European Blue Deal auf und wird in den nächsten Monaten von europaweiten Veranstaltungen begleitet.

1 Die Erhebung der öffentlichen Abwasserentsorgung findet seit 1995 alle 3 Jahre statt; zwischen 1975 und 1995 war es ein vierjähriger Turnus.

2 Dazu ist eine interaktive Gemeindekarte abrufbar.

3 Daneben Stauraumkanäle, Regenrückhaltebecken, Regenklärbecken und Retentionsbodenfilteranlagen.