Reallöhne in Baden-Württemberg im 2. Quartal 2022 fast 6 % gesunken

Steigende Verbraucherpreise drücken die Reallohnentwicklung

Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, haben sich die Nominallöhne (Bruttomonatsverdienste inkl. Sonderzahlungen) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Baden-Württemberg im 2. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 % erhöht. Die Verbraucherpreise legten im gleichen Zeitraum um 7,1 % zu. Da die Verbraucherpreise somit deutlich stärker angestiegen sind als die Nominallöhne, ergibt sich für die preisbereinigten Reallöhne ein Rückgang von 5,8 % für das 2. Quartal 2022.

Im 2. Quartal 2020 war es noch die coronabedingt negative Entwicklung der Nominallöhne, die einen starken Rückgang der preisbereinigten Löhne verursachte (‒7,2 %). Im 2. Quartal dieses Jahres ist es hingegen der ungewöhnlich starke Anstieg der Verbraucherpreise, der die realen Löhne drückt.

Alle Ergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt. Entsprechend wird in 2023 eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen.

Schaubild 1: Reallohnindex in Baden-Württemberg seit 2018

Tabelle 1

Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und der Verbraucherpreise in Baden Württemberg seit 2014^*)
Jahr/Quartal		Reallohnindex¹⁾	Nominallohnindex¹⁾	Verbraucherpreisindex
Jahr/Quartal		Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
*) Nominallöhne: Bruttomonatsverdienst inklusiv Sonderzahlungen. 1) Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer/-innen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich. 2) Die VVE wurde nach dem 4. Quartal 2021 eingestellt und durch die monatliche Verdiensterhebung (VE) abgelöst. Durch die Erhebungsumstellung und damit einhergehende Änderungen gibt es einen gewissen Bruch in den Indexreihen. Eine Index-Verkettung auf Grundlage der Veränderungsraten der Indizes der letzten zehn Jahre der VVE wurde vorgenommen, dennoch handelt es sich bei dem Nominallohnindex für 2022 um einen "künstlich" erzeugten Index, so dass keine uneingeschränkte Vergleichbarkeit mit der vorherigen Zeitreihe gegeben ist. Alle Verdienstergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt und entsprechend eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen wird. Der Verbraucherpreisindex bleibt hiervon unberührt. Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung [VVE], monatliche Verdiensterhebung [VE] . © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2022
2014	I	+1,7	+2,9	+1,1
	II	+2,3	+3,4	+1,0
	III	+1,0	+1,8	+0,8
	IV	+1,2	+1,6	+0,5
2015	I	+1,4	+1,3	–
	II	+1,9	+2,8	+0,9
	III	+1,5	+2,4	+0,8
	IV	+2,5	+3,0	+0,5
2016	I	+2,3	+2,7	+0,3
	II	+1,6	+1,8	+0,2
	III	+1,4	+1,9	+0,5
	IV	+1,1	+2,2	+1,1
2017	I	+0,8	+2,6	+1,7
	II	+1,2	+2,7	+1,5
	III	+0,4	+2,2	+1,8
	IV	+0,6	+2,2	+1,5
2018	I	+1,1	+2,6	+1,5
	II	+0,7	+2,7	+2,0
	III	+1,5	+3,6	+2,0
	IV	+0,9	+3,2	+2,3
2019	I	+0,9	+2,5	+1,6
	II	+0,2	+2,0	+1,8
	III	+3,2	+4,7	+1,5
	IV	–	+1,2	+1,1
2020	I	−0,8	+0,8	+1,6
	II	−7,2	−6,4	+0,8
	III	−4,3	−4,1	+0,2
	IV	−1,3	−1,2	+0,1
2021	I	−2,3	−0,9	+1,5
	II	+4,6	+7,1	+2,3
	III	+1,3	+4,9	+3,6
	IV	−0,8	+3,9	+4,7
2022²⁾	I	−1,2	+4,0	+5,2
	II	−5,8	+0,9	+7,1

Weitere Informationen

Hinweise

Wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie beeinflussen nach wie vor auch Verdienstergebnisse

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie führten zu einem erheblichen Anstieg bei der Auszahlung von Kurzarbeitergeld. Die Ergebnisse der Verdiensterhebungen beinhalten ausschließlich die von Arbeitgeberseite gezahlten Verdienste. Kurzarbeitergeld (KuG) ist eine Lohnersatzleistung, die von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt wird und deshalb in den hier ausgewiesenen Bruttoverdiensten nicht enthalten ist. Arbeitnehmende, die von Kurzarbeit betroffen sind, werden mit den entsprechend gekürzten Verdiensten und gekürzten Arbeitsstunden in die Datenmeldung der Verdienststatistik einbezogen. Arbeitnehmende, die für einen ganzen Kalendermonat ausschließlich Kurzarbeitergeld erhalten (sogenannte Kurzarbeit Null), werden in diesem Monat nicht erfasst.

Methodischer Hinweis

Die Entwicklung der Nominallöhne wird mit dem Nominallohnindex berechnet. Dieser bildet die Veränderung der Bruttomonatsverdienste inklusive Sonderzahlungen der vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ab. Für den Reallohnindex wird der Nominallohnindex mit dem Verbraucherpreisindex verrechnet. Der Verbraucherpreisindex ist ein Maß für die durchschnittliche Preisveränderung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Die Entwicklung des Reallohnindex ist damit eine Aussage über die Kaufkraftentwicklung. Die Berechnungsformel ist: Reallohnindex=Nominallohnindex∕Verbraucherpreisindex × 100

Reform der Verdiensterhebungen

Mit der am 1. 1. 2021 in Kraft getretenen Reform des Verdienststatistikgesetzes erfolgte eine weitreichende Erhebungsumstellung im Verdienstbereich. So wurden die vierteljährliche Verdiensterhebung (VVE) und die vierjährige Verdienststrukturerhebung (VSE) inhaltlich zusammengeführt und ab dem Jahr 2022 auf eine monatliche Erhebung von Einzeldaten umgestellt. Entsprechend wurde die VSE nach dem Erhebungsabschluss für das Berichtsjahr 2018 und die VVE mit Abschluss des 4. Quartals 2021 eingestellt. Durch die neue monatliche Verdiensterhebung (VE) mit einem gegenüber früheren Erhebungen leicht geänderten Merkmalskranz soll den gestiegenen Nutzerbedarfen Rechnung getragen werden. Gleichzeitig wird eine Bürokratieentlastung der Berichtsbetriebe durch die weitestgehend in der Lohnabrechnungssoftware und als Personalstammdaten digital vorliegenden und entsprechend automatisiert übermittelbaren Erhebungsmerkmale angestrebt.

Verkettung und Basisumstellung der Verdienstindizes

Bei der Ausweisung der Verdienstindizes für das 1. Quartal 2022 sowie die Folgequartale 2022 ist Folgendes zu beachten:

Um die große Nachfrage nach längerfristigen Zeitreihen zur Verdienstentwicklung zu erfüllen, erfolgte für die quartalsweisen Verdienstindizes, die bisher auf Grundlage der VVE berechnet wurden, eine rechnerische Verknüpfung der Indexzeitreihen der VVE und der neuen Verdiensterhebung. Unter Verwendung eines aktualisierten Wägungsschemas mit einer durchschnittlichen Veränderungsrate der Indizes aus den letzten zehn Jahren der VVE fand für alle Verdienstindizes ab 2022 eine Verkettung und Umbasierung der bisherigen Indexwerte mit dem 1. Quartal 2022 als vorläufig neuer Basis (=100) statt. Alle Ergebnisse der Berichtsquartale 2022 werden als vorläufige Ergebnisse veröffentlicht, da nach Abschluss des 4. Quartals 2022 im Jahr 2023 eine Umstellung auf den Basiszeitraum 2022=100 erfolgt und entsprechend eine vollständige Revision aller Verdienstindizes vorgenommen wird.

Durch die Erhebungsumstellung und die damit verbundenen (Merkmals-)Änderungen sind die Daten für das Jahr 2022 zudem nur eingeschränkt mit den Daten für 2021 vergleichbar. Dies gilt insbesondere auf Ebene der Wirtschaftszweige, so dass aufgrund der eingeschränkten Datenqualität in der Übergangsphase auf eine tiefergehende Analyse und Berichterstattung über die Gesamtwirtschaft hinaus im Berichtsjahr 2022 verzichtet wird.

Themenbereich: Arbeit/Verdienste

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