:: 20/2020

Pressemitteilung 20/2020

Brexit: Vereinigtes Königreich wichtiger Handelspartner Baden-Württembergs

Exporte 2019 erstmals nach dem Brexit-Referendum wieder gestiegen

Die Handelsbeziehungen Baden-Württembergs mit dem Vereinigten Königreich haben sich seit dessen Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im Jahr 1973 um zweistellige Größenordnungen vervielfacht. Wie das Statistische Landesamt anlässlich des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU) am 31. Januar 2020 mitteilt, exportierte Baden-Württemberg im Jahr 2018 Waren im Wert von 10,1 Milliarden (Mrd.) Euro in das Vereinigte Königreich, während es 1973 lediglich 0,7 Mrd. Euro waren. Umgekehrt wurden 2018 Güter mit einem Warenwert von 3,8 Mrd. Euro aus dem Vereinigten Königreich nach Baden-Württemberg importiert. 45 Jahre zuvor lag der entsprechende Warenwert noch bei 0,2 Mrd. Euro. Damit wurde das Vereinigte Königreich – insbesondere im Exportgeschäft – zu einem wichtigen Handelspartner Baden-Württembergs. Im Jahr 2018 rangierte das Vereinigte Königreich mit einem Anteil am Gesamtexport Baden-Württembergs von 5,0 % hinter den Vereinigten Staaten (12,4 %), China (7,8 %), Frankreich (7,6 %), den Niederlanden und der Schweiz (jeweils 7,3 %) auf Rang 6 der wichtigsten Export-Zielländer. Bei den Wareneinfuhren spielte das Vereinigte Königreich mit einem Anteil von 2,1 % eine nachrangigere Rolle (Rang 16).

Das Brexit-Referendum im Juni 2016 hatte deutliche Bremsspuren in den Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich hinterlassen. Im Zeitraum 2016 bis 2018 waren die Südwest-Exporte nach Großbritannien um fast ein Drittel eingebrochen. Zahlenmäßig gingen diese um 4,3 Mrd. Euro auf 10,1 Mrd. Euro zurück und fielen 2018 auf das Niveau des Jahres 2013. Belastend für die Exporte in das Vereinigte Königreich war zusätzlich die kräftige Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro, die insbesondere im Jahr 2016 für eine starke Verteuerung der Exporte der Euro-Zone in das Vereinigte Königreich sorgte. Spiegelbildlich verlief die Entwicklung der Importe aus dem Vereinigten Königreich nach Baden-Württemberg.

Im Jahr 2019 haben sich die Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich erstmals seit dem Brexit-Referendum wieder positiv entwickelt. Nach vorläufigen Angaben lagen die Südwest-Exporte nach Großbritannien von Januar bis November 2019 um 5,2 % über dem vergleichbaren Vorjahreswert, bei den Importen betrug der entsprechende Zuwachs 7,4 %. Damit entwickelten sich die Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich spürbar dynamischer als die Gesamtausfuhr (+1,2 %) und die Gesamteinfuhr Baden-Württembergs (+3,4%). Zu diesen positiven Entwicklungen dürften unter anderem beigetragen haben, dass sich beide Handelspartner vor dem ursprünglichen Brexit-Termin 29. März 2019 sowie den wiederholt verschobenen Terminen noch mit Waren eingedeckt haben. Auf britischer Seite wurden insbesondere Autos »Made in Baden-Württemberg« stark nachgefragt.

Wie beim Gesamtexport Baden-Württembergs stehen auch bei den Ausfuhren in das Vereinigte Königreich Kraftwagen und Kraftwagenteile aus Baden-Württemberg unter allen Gütergruppen mit deutlichem Abstand auf Platz 1. Im Jahr 2018 machte diese Warengruppe 27,9 % der baden-württembergischen Exporte in das Vereinigte Königreich aus. Damit kam landesweit mehr als jeder vierte Euro im Exportgeschäft mit Großbritannien der Kfz-Branche zugute. Weitere wichtige Exportgüter waren Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse mit Anteilswerten von 19,7 % und 8,7 %.

Im bundesweiten Vergleich kommt Baden-Württemberg beim Export von Pharmaprodukten, elektrischen Ausrüstungen und Maschinen in das Vereinigte Königreich eine Schlüsselrolle zu: In diesen Warengruppen stammte 2018 jeweils mehr als ein Fünftel des Wertes der aus Deutschland nach Großbritannien exportierten Waren aus baden-württembergischer Produktion. Beim Gesamtexport Deutschlands in das Vereinigte Königreich lag der Anteil Baden-Württembergs mit 12,2 % deutlich niedriger.

Bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen betrug 2018 der Südwest-Anteil am Exportwert Deutschlands in das Vereinigte Königreich dagegen lediglich 12,5 %. Allerdings steht das Vereinigte Königreich im baden-württembergischen Exportgeschäft mit Kraftwagen und Kraftwagenteilen weit oben auf der Kundenliste. So rangierte Großbritannien im Jahr 2018 mit einem Anteil von 6,3 % am gesamten Kfz-Exportwert des Landes hinter den Vereinigten Staaten (17,5 %) und China (11,4 %) auf Platz 3 der wichtigsten Zielländer und war damit für Baden-Württemberg das wichtigste Abnehmerland von Kraftwagen und Kraftwagenteilen in Europa, vor Frankreich, Italien und Spanien.

Schaubild 1: Außenhandel Baden-Württembergs insgesamt und mit dem Vereinigten Königreich 1973 bis 2018
Schaubild 1: Außenhandel Baden-Württembergs insgesamt und mit dem Vereinigten Königreich 1973 bis 2018
Tabelle 1
Außenhandel Baden-Württembergs insgesamt und mit dem Vereinigten Königreich 1973 bis 2018
JahrAusfuhr insgesamtDarunterEinfuhr insgesamtDarunter
Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich
1973 = 100

Datenquelle: Außenhandelsstatistik.

1973100100100100
1974121116123156
1975117100123148
1976136119149174
1977148141160199
1978155182167220
1979172231198386
1980192234230462
1981215256248533
1982234313247549
1983237320257670
1984264370290912
1985297419310979
1986309438283645
1987312452288764
1988327526307728
1989363592348755
1990363547384744
1991359478433873
1992366494425906
1993349470369712
1994383532409902
19954096314461.111
19964346674611.192
19974938065031.306
19985438715801.437
19995387886381.473
20006419497351.668
20016719957921.747
20026591.0807551.637
20036841.0738102.033
20047201.0828721.984
20057821.1059562.341
20068991.1841.1182.191
20079511.3921.1802.083
20089481.2451.2372.088
20097831.0121.0361.832
20109701.0781.2231.878
20111.0921.2081.3892.887
20121.1121.3021.3502.480
20131.1001.3781.3282.207
20141.1481.4941.4092.352
20151.2441.9621.5081.991
20161.2111.6541.5602.106
20171.2711.5091.6471.951
20181.2891.3741.7261.751