:: 242/2016

Pressemitteilung 242/2016

Flächenverbrauch bei 5,2 Hektar pro Tag

Baden‑Württemberg: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche bei 14,4 Prozent – Große Unterschiede in den Kreisen des Landes

Im Jahr 2015 nahm die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden‑Württemberg um 1 899 Hektar (ha) oder 0,4 Prozent zu. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, entspricht dies einer Größenordnung von rund 2 713 Fußballfeldern (100 m x 70 m). Nach den Ergebnissen der Flächenerhebung ergibt sich auf der Grundlage von Auswertungen des amtlichen Liegenschaftskatasters für das Jahr 2015 damit rein rechnerisch eine tägliche Flächeninanspruchnahme für Baumaßnahmen in den Bereichen Wohnen, Gewerbe und Industrie sowie Straßen von 5,2 ha. Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes ist der tägliche Flächenverbrauch damit auf Vorjahresniveau. 2013 und 2014 betrug die tägliche Inanspruchnahme 5,3 ha. Längerfristig ist allerdings eine abnehmende Tendenz festzustellen. So lag 2007 die tägliche Inanspruchnahme noch bei rund 10 ha und 2009 bei 7 ha.

Flächenumwidmung wozu?

Der Schwerpunkt der Baumaßnahmen lag wiederum vorrangig bei der Gebäude- und Freifläche (1 633 ha, +0,6 Prozent) und weniger bei der Verkehrsfläche (171 ha, +0,1 Prozent). Die Erholungsfläche, die sich etwa hälftig aus Sportfläche und Grünanlage zusammensetzt, wurde um 115 ha oder 0,4 Prozent ausgedehnt. Die langjährige Betrachtung zeigt seit dem Jahrtausendwechsel bei der Gebäude- und Freifläche tendenziell sinkende jährliche Zuwachsraten bei der Erholungsfläche dagegen zunächst steigende, ab 2008 dann aber ebenfalls abnehmende Zuwachsraten. Der Flächenverbrauch für Verkehrszwecke ist in seiner Entwicklung schwankend. Hier dürfte nicht zuletzt der Zeitpunkt, wann Großprojekte ihren Niederschlag im Kataster und damit im statistischen Zahlenwerk finden, großen Einfluss haben.

Zum Jahresende 2015 bezifferte sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden‑Württemberg auf 515 883 ha. Dies entspricht einem Anteil von 14,4 Prozent an der Landesfläche (3,575 Millionen ha). Vor 10 Jahren lag dieser Wert noch bei 13,2 Prozent. Aktuell entfallen 197 542 ha oder knapp 40 Prozent auf Verkehrsflächen, d. h. Straßen, Wege, Plätze, den Schienen- und den Luftverkehr. Bei 278 777 ha oder 54,0 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche handelt es sich um Gebäude- und Freifläche, bei weiteren 31 474 ha (6,1 Prozent) um Erholungsfläche. Aber: Die Siedlungs- und Verkehrsfläche umfasst in erheblichem Umfang Grün- und Freiflächen. »Flächenverbrauch« ist demnach nicht mit »Versiegelung« (dem teilweisen oder vollständigen Abdichten offener Böden) gleich zu setzen. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes sind im Südwesten knapp die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche, etwa 238 500 ha oder 6,7 Prozent der Landesfläche, tatsächlich versiegelt.

Siedlungsaktivitäten prägen verdichtete Gebiete

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche insgesamt differiert bei regionaler Betrachtung sehr stark. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche erreicht in den Verdichtungsräumen des Landes mit durchschnittlich fast 28 Prozent Flächenanteil erwartungsgemäß deutlich höhere Werte als in den Randzonen (16 Prozent), den Verdichtungsbereichen im Ländlichen Raum (17 Prozent) oder im Ländlichen Raum im engeren Sinne mit 10 Prozent. Somit kommt in den eher ländlich geprägten Landkreisen Freudenstadt, Sigmaringen, Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Ravensburg oder Neckar-Odenwald-Kreis die Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Anteilswerte innerhalb einer Bandbreite von 9,7 bis 10,7 Prozent, in den verdichteten Gebieten wie dem Rhein‑Neckar-Kreis, sowie den Landkreisen Esslingen, Ludwigsburg und Böblingen dagegen auf deutlich höhere Anteile von 22,6 bis 24,7 Prozent. In den Stadtkreisen nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche zwischen 30,2 Prozent (Heidelberg) und 58,2 Prozent (Mannheim) der Flächen ein. Eine Sonderstellung unter den Stadtkreisen kommt Baden-Baden (14,7 Prozent) zu.

Kleine und große Gemeinden

In den kleineren Gemeinden mit weniger als 3 500 Einwohnern entfallen weniger als 10 Prozent der Bodenfläche insgesamt auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche, in Gemeinden über 10 000 Einwohnern sind es bereits über 14 Prozent. In Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern beansprucht die Siedlungs- und Verkehrsfläche rund ein Viertel der gesamten Bodenfläche, in den neun Großstädten mit über 100 000 Einwohnern sogar über 41 Prozent. So gewinnt die Gebäude- und Freifläche mit wachsender Einwohnerzahl mehr und mehr an Bedeutung und erreicht bei Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern einen Anteil von knapp 60 Prozent an der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Zugleich kommt der Erholungsfläche in größeren Städten weitaus mehr Bedeutung zu als in den kleineren Gemeinden. Hier liegen begrünte Flächen quasi direkt vor der Haustüre. Umgekehrt werden in den kleineren Gemeinden große Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche (fast 50 Prozent) für den Verkehr genutzt. Hier fallen die überörtlichen Verbindungsstraßen relativ stark ins Gewicht. In den Großstädten sinkt der Anteil der Verkehrsflächen auf 30 Prozent und darunter.

Hierbei ist allerdings zu beachten: Die im letzten Jahr erfolgte Umstellung des Liegenschaftskatasters auf ALKIS wirkt sich auch weiterhin auf das Zahlenmaterial aus. Denn bedingt durch die umfangreichen und rechenintensiven Umstellungen mussten andere Arbeiten zurückstehen, so dass es der Vermessungsverwaltung nicht immer möglich war, die laufenden Fortschreibungen im Kataster zeitnah einzuarbeiten. Einen gewissen Zeitverzug gibt es hierbei in »Normaljahren« zwar auch. Da aber eine größere Anzahl von bereits in 2014 abgeschlossenen Flurbereinigungsverfahren beim aktuellen Stand des Katasters (31. 12. 2015) nach wie vor noch nicht erfasst ist, dürfte die Siedlungs- und Verkehrsfläche und damit der Flächenverbrauch von 5,2 ha/Tag im Jahr 2015 leicht unterschätzt sein. Die Nachmeldungen aus 2015 werden sich im Ergebnis für das jetzt laufende Jahr 2016 niederschlagen.

Schaubild 1: Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg 1981 bis 2015
Schaubild 1: Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg 1981 bis 2015
Tabelle 1
Täglicher Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Baden-Württemberg
Nutzungsart200320042005200620072008200920102011201220132)20142)2015
Hektar/Tag

1) Summe aus Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche ohne Abbauland, Erholungsfläche und Friedhof, Verkehrsfläche.

2) Mittelwert aus 31.12.2012 und 31.12.2014

Datenquelle: Statistik der Flächenerhebung.

Gebäude- und Freifläche6,65,65,95,75,85,24,93,94,34,53,53,54,5
Erholungsfläche1,31,51,82,22,51,50,91,00,60,70,60,60,3
Verkehrsfläche2,41,51,01,42,01,51,21,61,21,41,01,00,5
Betriebsfläche ohne Abbauland + Friedhof0,00,30,20,10,10,30,10,10,10,10,20,2−0,1
Siedlungs- und Verkehrsfläche1)10,38,88,89,410,38,27,06,66,36,75,35,35,2
Schaubild 2: Bodenfläche in Baden-Württemberg 2015
Schaubild 2: Bodenfläche in Baden-Württemberg 2015
Tabelle 2
Bodenfläche in Baden-Württemberg 2015
Nutzungsartha%

1) Sonstige Siedlungs- u. Verkehrsfläche (SuV): Betriebsfläche ohne Abbauland.

Datenquelle: Statistik der Flächenerhebung.

Bodenfläche insgesamt3.575.133100
Landwirtschaftsfläche1.623.49845
Waldfläche1.369.97638
Siedlungs- u. Verkehrsfläche515.88314
Verkehrsfläche197.54238
Gebäude- und Freifläche (GF)-Wohnen150.75729
Gebäude- und Freifläche (GF)-Gewerbe/ Industrie48.6429
sonstige Gebäude- und Freifläche (GF)79.37815
Erholungsfläche31.4746
sonstige SuV1)8.0902
Rest65.7762
Schaubild 3: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2000 und 2015
Schaubild 3: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2000 und 2015
Tabelle 3
Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2000 und 2015
StadtKreis (SKR), Landkreis (LKR)Bodenfläche insgesamtSiedlungs- und Verkehrsfläche (SuV)Anteil der SuV an Gesamtfläche
2000201520002015
Hektar%

Datenquelle: Statistik der Flächenerhebung.

Stuttgart (SKR)20.73510.34010.69749,951,6
Böblingen (LKR)61.78212.83014.14520,822,9
Esslingen (LKR)64.14814.82715.89723,124,8
Göppingen (LKR)64.23610.04710.63615,616,6
Ludwigsburg (LKR)68.68315.41116.76522,424,4
Rems-Murr-Kreis (LKR)85.81413.99315.20516,317,7
Heilbronn (SKR)9.9883.4403.57634,435,8
Heilbronn (LKR)109.99316.94319.28415,417,5
Hohenlohekreis (LKR)77.6769.36210.20712,113,1
Schwäbisch-Hall (LKR)148.40015.57317.44110,511,8
Main-Tauber-Kreis (LKR)130.44113.29814.19810,210,9
Heidenheim (LKR)62.7137.2357.92711,512,6
Ostalbkreis (LKR)151.15717.23819.57611,413,0
Baden-Baden (SKR)14.0211.9992.07114,314,8
Karlsruhe (SKR)17.3467.6328.07544,046,6
Karlsruhe (LKR)108.49517.49219.63116,118,1
Rastatt (LKR)73.8759.84910.49813,314,2
Heidelberg (SKR)10.8843.1643.29429,130,3
Mannheim (SKR)14.4967.9678.42755,058,1
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR)112.62511.14412.0619,910,7
Rhein-Neckar-Kreis (LKR)106.17119.03220.95417,919,7
Pforzheim (SKR)9.8002.7133.04527,731,1
Calw (LKR)79.7518.0998.97710,211,3
Enzkreis (LKR)57.3698.2759.26514,416,1
Freudenstadt (LKR)87.0677.9968.4589,29,7
Freiburg (SKR)15.3064.6954.89030,731,9
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR)137.83313.55014.4079,810,5
Emmendingen (LKR)67.9886.8167.58510,011,2
Ortenaukreis (LKR)186.07920.09821.97910,811,8
Rottweil (LKR)76.9439.1409.95611,912,9
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR)102.52611.02111.87710,711,6
Tuttlingen (LKR)73.4357.9378.65310,811,8
Konstanz (LKR)81.79811.66612.74814,315,6
Lörrach (LKR)80.6769.45010.34011,712,8
Waldshut (LKR)113.11610.82711.6339,610,3
Reutlingen (LKR)109.27212.77614.42711,713,2
Tübingen (LKR)51.9198.6849.36016,718,0
Zollernalbkreis (LKR)91.77111.56912.40512,613,5
Ulm (SKR)11.8693.5313.85329,732,5
Alb-Donau-Kreis (LKR)135.86714.04515.70710,311,6
Biberach (LKR)140.97514.71316.52110,411,7
Bodenseekreis (LKR)66.4818.9269.88313,414,9
Ravensburg (LKR)163.18215.43317.3809,510,7
Sigmaringen (LKR)120.43411.05611.9709,29,9
Baden-Württemberg3.575.133471.832515.88312,014,4