:: 112/2016

Pressemitteilung 112/2016

Brenner: Generation 50 Plus deutlich häufiger im Krankenhaus

Zur Pflege-Messe in Stuttgart: Mehr als 60 000 Behandlungsfälle je 100 000 Hochbetagte im Jahr 2014

Die Häufigkeit, mit der eine stationäre Behandlung im Krankenhaus in Anspruch genommen wird, ist vom Alter abhängig. »Unsere aktuelle Auswertung der Diagnosestatistik zeigt: Stationäre Krankenhausbehandlungen nehmen ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu.« Dies und weitere Fakten zu Krankenhausbehandlungen nach dem Alter präsentierte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Dr. Carmina Brenner heute am Stand des Statistischen Landesamtes auf der Messe Pflege Plus in Stuttgart (Stand C 60, Halle 4). Brenner: »Herz-Kreislauferkrankungen sind für Männer ab 50 Jahren ein besonderes Problem.«

Rund 2,16 Millionen Krankenhausbehandlungen1 von Baden‑Württembergern erfasste das Statistische Landesamt für das Jahr 20142. Rein rechnerisch wurde damit ein Fünftel der Einwohner des Landes (20 200 Fälle je 100 000 Einwohner) einmal stationär im Krankenhaus behandelt, sei es als Stundenfall oder über einen längeren Zeitraum3. In der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen ist die Häufigkeit stationärer Behandlung mit 15 000 Fällen je 100 000 Einwohner noch unterdurchschnittlich. Bis zur Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen erhöht sich die Zahl der Krankenhausaufenthalte jedoch auf mehr als das Doppelte auf 37 000 Fälle je 100 000 Einwohner. Bei 90-Jährigen und Älteren ist die Häufigkeit von stationären Behandlungen mit 67 000 Fällen je 100 000 Einwohner am höchsten.

Neben dem Alter spielt auch das Geschlecht bei Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten eine Rolle. Männer nehmen in den Altersgruppen ab 50 Jahren öfter stationäre Behandlungen in Anspruch als Frauen. In der Altersgruppe der 90-Jährigen und Älteren ist die Behandlungshäufigkeit bei Männern mit fast 80 000 Fällen je 100 000 der gleichaltrigen Bevölkerung um ein Fünftel höher als bei Frauen. Allerdings ist der Krankenhausaufenthalt männlicher Patienten in den betrachteten Altersgruppen im Durchschnitt etwas kürzer als bei Frauen. Die längste Verweildauer im Krankenhaus ist in den Altersgruppen zwischen 80 und 90 Jahren zu beobachten: Frauen waren 2014 je Behandlungsfall im Durchschnitt 9,0 Tage, Männer 8,6 Tage in stationärer Behandlung.

Die häufigere Inanspruchnahme stationärer Behandlungen durch ältere Männer ist zum Teil auf Faktoren zurückzuführen, die auch im Zusammenhang mit der niedrigeren Lebenserwartung von Männern4 diskutiert werden: Lebensstil, Gesundheitsbewusstsein und Wahrnehmung von Gesundheitsvorsorge.

Die Gründe für den Krankenhausaufenthalt über 50-jähriger Frauen und Männer unterscheiden sich ebenfalls und zeigen sich bereits auf der relativ groben Ebene der Diagnosegruppen5. So sind Kreislauf-Erkrankungen für Männer in allen Altersgruppen ab dem 50. Lebensjahr der Behandlungsanlass Nr. 1. Bei Frauen treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen erst ab der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren in den Vordergrund. Zuvor spielen Krebserkrankungen (Neubildungen) und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, wie Hüft- oder Kniearthrose, noch eine größere Rolle als Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Stationäre Behandlungen der Folgen von äußeren Ursachen, beispielsweise eines Oberschenkelhalsbruchs nach Sturz, fallen bei Frauen bereits ab dem Alter von 75 Jahren, bei Männern erst ab 85 Jahren unter die drei wichtigsten Behandlungsanlässe.

1 In dieser Zahl sind auch gesunde Neugeborene enthalten.

2 Daten für das Berichtsjahr 2015 werden im 4. Quartal vorliegen.

3 Jeder Krankenhausaufenthalt eines vollstationär behandelten Patienten wird als eigener Fall gezählt. Ausnahme: Bei Wiederaufnahmen und Rückverlegungen ins Krankenhaus (unveränderte Diagnose) sowie bei mehrtägigen Beurlaubungen von Patienten werden die Krankenhausaufenthalte zu einem Fall zusammengefasst. Besonders in höheren Altersgruppen, ist davon auszugehen, dass mehrfach Erkrankte innerhalb eines Jahres mehr als einmal stationär behandelt werden. Bei Stundenfällen handelt es sich um Patienten, die in ein Krankenhaus aufgenommen und noch am gleichen Tag wieder entlassen werden.

4 Laut Sterbetafel für 2012/2014 für Baden‑Württemberg haben 50-jährige Männer eine weitere durchschnittliche Lebenserwartung von 31,1 Jahren, 50-jährige Frauen von 35,0 Jahren.

5 Kapitel der Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision (ICD-10).

Schaubild 1: Behandlungshäufigkeit im Krankenhaus bei über 50-jährigen Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Schaubild 1: Behandlungshäufigkeit im Krankenhaus bei über 50-jährigen Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Tabelle 1
Behandlungshäufigkeit im Krankenhaus bei über 50-jährigen Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Alter von … bis … JahrenFälle1) je 100.000 Einwohner
weiblichmännlichinsgesamt
Anzahl

1) stationäre Fälle inkl. Stundenfälle.

Datenquelle: Diagnosestatistik.

alle Altersgruppen20.88819.57320.241
50 - 54  14.58416.25115.426
55 - 59  17.00721.35519.172
60 - 64  20.22226.57323.295
65 - 69  25.44132.81529.003
70 - 74  32.35042.01436.861
75 - 79  41.58251.20545.878
80 - 84  51.76462.65656.211
85 - 89  60.80172.17564.631
90 und mehr  63.45979.93567.252
Schaubild 2: Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus bei 50-Jährigen und älteren Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Schaubild 2: Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus bei 50-Jährigen und älteren Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Tabelle 2
Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus bei 50-jährigen und älteren Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014*)
Altersgruppe von … bis … JahrenDurchschnittliche Verweildauer
weiblichmännlich
in Tagen

*) Stationäre Fälle inklusive Stundenfälle.

Quelle: Diagnosestatistik.

alle Altersgruppen7,47,4
50 - 548,27,6
55 -59 8,17,6
60 - 647,77,5
65 - 697,97,7
70 - 748,38,0
75 - 798,78,3
80 - 849,08,6
85 - 899,08,6
90 und älter8,48,1
Tabelle 3
Männer: Häufigste stationäre Behandlungsanlässe nach ausgewählten Altersgruppen in Baden-Württemberg 2014*)
im Alter von … bis … Jahren häufigste Diagnose 2. häufigste Diagnose 3. häufigste Diagnose
Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe

*) Diagnosen nach Kapiteln der ICD-10 inkl. Stundenfälle, nach Länderaustausch.

Quelle: Diagnosestatistik.

50-54Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
2.444Verdauungssystem (K00-K93)2.158Muskel-Skelett-System (M00-M99)1.999
55-59Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
3.919Verdauungssystem (K00-K93)2.672Neubildungen
(C00-D48)
2.634
60-64Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
5.674Neubildungen
(C00-D48)
3.823Verdauungssystem (K00-K93)3.122
65-69Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
7.735Neubildungen
(C00-D48)
5.243Verdauungssystem (K00-K93)3.558
70-74Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
10.348Neubildungen
(C00-D48)
6.731Verdauungssystem (K00-K93)4.366
75-79Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
13.408Neubildungen
(C00-D48)
7.030Verdauungssystem (K00-K93)5.202
80-84Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
16.764Neubildungen
(C00-D48)
7.535Verdauungssystem (K00-K93)6.402
85-89Herz-/Kreislauf
(I00-I99)
18.346Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)7.650Verdauungssystem (K00-K93)7.189
90 und mehrHerz-/Kreislauf
(I00-I99)
18.614Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)11.147Atmungssystem
(J00-J99)
8.978
Tabelle 4
Frauen: Häufigste stationäre Behandlungsanlässe 2014 nach ausgewählten Altersgruppen in Baden-Württemberg*)
im Alter von … bis … Jahren häufigste Diagnose 2. häufigste Diagnose 3. häufigste Diagnose
Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Alters-gruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Altersgruppe

*) Diagnosen nach Kapiteln der ICD-10 inkl. Stundenfälle, nach Länderaustausch.

Quelle: Diagnosestatistik.

50-54Neubildungen (C00-D48)2.274Muskel-Skelett-System (M00-M99)2.094Verdauungssystem (K00-K93)1.607
55-59Muskel-Skelett-System (M00-M99)2.641Neubildungen
(C00-D48)
2.616Herz-/Kreislauf (I00-I99)1.870
60-64Neubildungen (C00-D48)3.167Muskel-Skelett-System (M00-M99)3.086Herz-/Kreislauf (I00-I99)2.837
65-69Herz-/Kreislauf (I00-I99)4.390Neubildungen
(C00-D48)
3.853Muskel-Skelett-System (M00-M99)3.707
70-74Herz-/Kreislauf (I00-I99)6.439Muskel-Skelett-System (M00-M99)4.689Neubildungen
(C00-D48)
4.170
75-79Herz-/Kreislauf (I00-I99)9.513Muskel-Skelett-System (M00-M99)5.206Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)4.692
80-84Herz-/Kreislauf (I00-I99)13.175Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)7.093Verdauungssystem (K00-K93)5.017
85-89Herz-/Kreislauf (I00-I99)15.812Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)10.332Verdauungssystem (K00-K93)5.854
90 und mehrHerz-/Kreislauf (I00-I99)16.284Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)13.065Verdauungssystem (K00-K93)6.245