:: 9/2023

Homeoffice in Zeiten von Corona

Wie das Arbeiten von zu Hause das Berufsleben Baden-Württembergs prägt

Die Coronapandemie und die in diesem Zusammenhang ergriffenen legislativen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen zur Kontaktbeschränkung haben zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Homeoffice-Nutzung im Arbeitsleben geführt. Während 2019 nur 11,3 % der abhängig Beschäftigten angaben, mindestens einmal in den letzten 4 Wochen von zu Hause aus gearbeitet zu haben, waren es 2022 mehr als doppelt so viele (23,9 %).

Dieser Beitrag nutzt Mikrozensus-Ergebnisse der Jahre 2019, 2021 und 2022, um sozioökonomische, soziale und strukturelle Faktoren zu durchleuchten, die als Erklärungsansätze für Veränderungen beim Homeoffice betrachtet werden können. Die Betrachtung dieser 3 Jahre gibt Aufschluss darüber, wie sich die Einführung der Homeoffice-Pflicht und deren Aufhebung auf die Verbreitung des Homeoffice auswirkten. Dass sich auch nach dem Auslaufen der Corona-Beschränkungen der Umfang des Homeoffice kaum wieder reduzierte, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich das Arbeiten von zu Hause in der Arbeitswelt auf neuem Niveau verfestigt. Jedoch ist es in den verschiedenen Berufsgruppen sehr unterschiedlich verbreitet. Vor allem akademische Berufe mit ortsunabhängigen Tätigkeiten profitieren von diesem Trend.

Legislative Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie

Im März 2020 beschlossen die Bundes- und Landesregierungen zahlreiche Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Weitreichende Kontaktbeschränkungen, Beherbergungsverbote, Schul-, Kita- und Gastronomieschließungen gehörten zu den anfänglichen Maßnahmen. Die Bund-Länder-Konferenz beschloss im Januar 2021 im Rahmen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung die Pflicht, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden das Arbeiten von zu Hause ermöglichen mussten, solange keine betriebsbedingten Gründe dagegensprachen.1 In der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes im April 2021 wurde der Zusatz aufgenommen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Möglichkeit des Homeoffice annehmen mussten, solange ihrerseits keine Gründe dagegensprachen.2 Die Homeoffice-Pflicht endete vorläufig im Juni 2021 und wurde im November desselben Jahres wegen steigender Infektionszahlen wieder in Kraft gesetzt. Im 1. Quartal 2022 wurden die Maßnahmen mit sinkenden Infektions- und hohen Impfquoten schrittweise aufgehoben. Die Arbeitsschutzverordnungen vom März 2022 sahen keine Homeoffice-Pflicht mehr vor.3

Homeoffice verbleibt auf hohem Niveau und nimmt an Intensität ab

Die oben genannten einschneidenden arbeitsrechtlichen Maßnahmen führten innerhalb von kurzer Zeit in Baden-Württemberg zu einer erheblichen Ausweitung der Arbeit im Homeoffice.

2019 arbeiteten 11,3 % der abhängig Beschäftigten im Alter von 15 bis unter 65 Jahren an mindestens einem Arbeitstag in den letzten 4 Wochen von zu Hause (zur Definition siehe i-Punkt »Erhebung von Homeoffice im Mikrozensus«). Dies waren knapp 600 000 der 5,29 Millionen (Mill.) Beschäftigten. In den Jahren 2021 und 2022 stieg dieser Wert um ungefähr 670 000 auf ca. 1,27 Mill. Beschäftigte.4 Prozentual lag 2022 der Anteil mit 23,9 % etwas niedriger als im Vorjahr 2021 (24,4 %). Diese minimale Abnahme ist damit begründet, dass 2022 bei gleichbleibender Anzahl an Homeoffice-Nutzenden mehr Personen abhängig beschäftigt waren als 2021 (5,34 Mill. im Vergleich zu 5,20 Mill.).

Der Anteil der Beschäftigten, die mehr als die Hälfte der Arbeitstage in den letzten 4 Wochen von zu Hause arbeiteten (= gewöhnlich), betrug vor der Coronapandemie 3,5 % und verfünffachte sich bis 2021 auf 16,7 %. 2022 sank dieser Wert auf 14,4 % (–2,3 Prozentpunkte). In absoluten Zahlen stieg der Wert im Zeitraum 2019 bis 2021 von nahezu 190 000 auf knapp 870 000 und nahm 2022 um ungefähr 100 000 auf gut 770 000 ab.

Weitere Auswertungen unter Beschäftigten mit gewöhnlichem Homeoffice ergeben, dass 2021 mit 9,3 % ein besonders hoher Anteil vollständig zu Hause arbeitete. Das waren 482 000 Beschäftigte. Im Jahr 2019 hatten nur 2,0 % der Beschäftigten vollständig im Homeoffice gearbeitet (103 000). Nach Beendigung der Pandemielage nahm dieser Anteil 2022 wieder auf 6,4 % und damit auf rund 341 000 Personen ab.

Bei Beschäftigten, die weniger als die Hälfte der Arbeitstage (= manchmal) von zu Hause arbeiteten, war der Verlauf etwas anders. In den Jahren 2019 und 2021 gab es mit Anteilen von 7,8 % bzw. 7,7 % (gut 400 000) keine merklichen Unterschiede. Erst 2022 stieg der Wert um die bereits erwähnten etwa 100 000 auf 505 000 an. Das entsprach einem Anteil von 9,4 % an den Beschäftigten (Schaubild 1).

Trotz wegfallender Homeoffice-Pflicht erfolgte im Jahr 2022 somit kein nennenswerter Rückgang der Zahl der Beschäftigten mit Homeoffice. Der oben beschriebene Rückgang bei den Homeoffice-Beschäftigten, die mehr als die Hälfte der Tage daheim arbeiteten, sowie die gleichzeitige Zunahme bei den manchmal zu Hause Arbeitenden deutet darauf hin, dass die Beschäftigten im Jahr 2022 den Umfang der Homeoffice-Tätigkeit reduziert haben und wieder mehr »vor Ort« arbeiteten.

Europäischer Vergleich: Deutschland und Baden-Württemberg im Mittelfeld

Im europäischen Vergleich bewegten sich im Jahr 2022 Baden-Württemberg und Deutschland im Mittelfeld. In Deutschland betrug der Anteil der Beschäftigten mit Homeoffice 22,3 % und lag somit knapp hinter Baden-Württemberg (23,9 %). Deutschlandweit arbeiteten 13,2 % der abhängig Beschäftigten gewöhnlich und 9,1 % manchmal zu Hause (Baden-Württemberg: 14,4 % und 9,4 %).

In ost- und südeuropäischen Mitgliedstaaten ist die Arbeit von daheim noch nicht so verbreitet. Besonders beliebt ist sie dagegen in den nordeuropäischen Ländern. In Bulgarien und Rumänien arbeiteten im Jahr 2022 mit 3,4 % und 4,1 % nicht einmal jeder 20. Beschäftigte im Homeoffice. Skandinavische Länder, wie Finnland, Norwegen und Schweden, bewegten sich in einer Spanne von 37,3 % bis 42,5 %. Der Spitzenreiter waren die Niederlande mit nahezu der Hälfte der Beschäftigten (48,8 %), die zumindest manchmal von zu Hause arbeiteten.

Innerhalb Baden-Württembergs gab es deutliche Schwankungen. Der Regierungsbezirk Freiburg hatte mit einem Homeoffice-Anteil von insgesamt 18,6 % einen erheblich niedrigeren Wert als die übrigen Regierungsbezirke Tübingen, Karlsruhe und Stuttgart mit Anteilen von 21,5 %, 26,0 % und 26,5 %. Stuttgart und Karlsruhe befinden sich somit im oberen Drittel des Europa-Rankings (Schaubild 2).

Diese regionalen Unterschiede können unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass Behörden, Großunternehmen und hoch qualifizierte Arbeitsplätze, bei denen Homeoffice-Arbeit verbreiteter ist, eher in Ballungszentren bzw. Großstädten sind. Tiefergehende Analysen zum Einfluss der Betriebsgröße und Berufsgruppen auf das Homeoffice werden im Folgenden beschrieben.

Je größer der Betrieb, desto mehr Homeoffice

Die Möglichkeit, die Erwerbstätigkeit zu Hause zu verrichten, wird bis zu einem gewissen Grad durch die Betriebsgröße beeinflusst.

Im Jahr 2022 arbeiteten in Baden-Württemberg in Großunternehmen ab 500 Mitarbeitenden vier von zehn Beschäftigten (40,8 %) zumindest manchmal im Homeoffice. Mit absteigender Betriebsgröße nahm auch der Homeoffice-Anteil ab. Bei Kleinbetrieben mit unter 20 Beschäftigten war nur etwa jede zehnte Person (11,5 %) zumindest hin und wieder zu Hause erwerbstätig.

Auf erheblich niedrigerem Niveau existierte dieser Zusammenhang bereits im Jahr 2019. Bei den Großunternehmen ab 500 Mitarbeitenden war der Anteil der Beschäftigten mit Homeoffice mit 16,9 % am höchsten, bei den Kleinbetrieben unter 20 Beschäftigten mit 7,8 % am geringsten. Der Vergleich der Zahlen nach Betriebsgrößenklassen zeigt zudem deutlich, dass die Entwicklung bei der Homeoffice-Arbeit in den vergangenen Jahren umso dynamischer verlief je größer die Betriebe waren.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Mehr finanzielle Ressourcen großer Unternehmen, die Branche (Verwaltung und IT) oder bereits existierende technische Infrastruktur gehen in der Regel mit besserer Ausstattung einher.5 Darüber hinaus können kurzfristige Investitionen in die nötige Technik und Hardware von Großunternehmen eher finanziell gestemmt werden. Außerdem sind Kleinunternehmen häufig Handwerksbetriebe oder personenbezogene Dienstleistungen, deren Arbeit von einer Ortsabhängigkeit geprägt ist (siehe nachfolgende Ausführungen) (Tabelle).

Erhebliche Unterschiede zwischen den Berufsbereichen

In vielen Berufen ist Homeoffice kaum möglich, weil die Tätigkeit eine physische Anwesenheit am Arbeitsplatz erfordert. Entsprechend niedrig ist in diesen Berufen die Quote mit Homeoffice. So lag bei Berufen im Gesundheitswesen sowie in den Bereichen Soziales und Erziehung der Anteil der Beschäftigten, die überhaupt Homeoffice machten, auch 2022 nur bei 8,1 % (2019: 6,0 %). Berufsgruppen in der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung hatten 2022 einen etwas höheren (17,1 %) und vor der Pandemie einen nahezu identischen Anteilswert von 6,1 %.

Personen in Berufen der Informationstechnik und Naturwissenschaften zeigten ein komplett entgegengesetztes Bild und wiesen die mit Abstand höchsten Anteile bei Homeoffice-Arbeit auf. 2022 verrichteten fast zwei Drittel (65,3 %) dieser Beschäftigten zumindest manchmal die Arbeit von zu Hause. Vor der Coronapandemie lag dieser Anteil mit 30,3 % ebenfalls auf einem hohen Niveau. Weitere Auswertungen zeigen, dass im Vergleich zu den übrigen Berufsgruppen auch überdurchschnittlich viel Arbeitszeit im Homeoffice verbracht wurde. 2022 arbeitete nahezu die Hälfte (49,2 %) mehr als 50 % der Arbeitstage von zu Hause aus. Darunter befand sich ein großer Teil, der sogar täglich im Homeoffice war.

Beschäftigte in der Verwaltung, Unternehmensführung- und Organisation sowie in der Buchhaltung und Finanzdienstleistung hatten gleichermaßen einen überdurchschnittlichen Anteil an Homeoffice. 42,1 % dieser Beschäftigten erledigten 2022 zumindest manchmal ihre Tätigkeit von zu Hause (2019: 16,0 %). Mit über 24 % machte jeder Vierte sogar gewöhnlich Homeoffice.

Die lehrenden Berufe, worunter auch Lehrer und Lehrerinnen fallen, hatten mit 55,8 % einen etwas niedrigeren Wert als die Informatikerinnen und Informatiker und Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen. Damit war der Anteil der Beschäftigten mit Homeoffice nur unwesentlich höher als im Jahr 2019, als dieser Berufsbereich mit 53,8 % den mit Abstand höchsten Anteil hatte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die zu Hause durchgeführten Korrekturen von Hausaufgaben und Unterrichtsvor- und -nachbereitung einen erheblichen Teil der Arbeit einnimmt (Schaubild 3).

Ein Drittel der Beschäftigten mit akademischem Abschluss arbeitet über die Hälfte der Arbeitstage zu Hause

Bei den oben dargestellten Berufsgruppen mit hohem Anteil an Homeoffice handelt es sich vielfach um technologisierte Tätigkeiten, die eine akademische Ausbildung voraussetzen. Entsprechend wundert es nicht, dass unter Akademikerinnen und Akademikern Homeoffice besonders verbreitet ist. Weit über der Hälfte der Beschäftigten mit akademischem Abschluss (56,9 %) arbeitete 2022 überhaupt und gut ein Drittel (35,8 %) sogar für gewöhnlich im Homeoffice. Bereits 2019 waren diese Werte mit jeweils 31,7 % und 9,3 % auf sehr hohem Niveau.

Beschäftigte mit einer Lehre/Berufsausbildung oder einem Fachschulabschluss kamen 2019 auf deutlich niedrigere Anteile. Nur 5,2 % der Beschäftigten mit einer Lehre oder vergleichbarer Berufsausbildung und 8,4 % mit Fachschulabschluss arbeiteten 2019 überhaupt zu Hause. 2022 stiegen diese Werte lediglich auf jeweils 14,3 % und 17,9 % an und lagen damit weit unter denen der Akademikerinnen und Akademiker.

Sehr geringe Anteile an Homeoffice mit 2,2 % im Jahr 2019 und 5,4 % im Jahr 2022 wiesen Beschäftigte ohne einen beruflichen Bildungsabschluss auf.

Zugewanderte Erwerbstätige mit niedrigster Quote an Homeoffice

Das Merkmalsprogramm des Mikrozensus ermöglicht Auswertungen nach Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Dabei hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Personen mit Migrationshintergrund können in zwei weitere Gruppen unterteilt werden. Ist die Person in Deutschland geboren, besitzt sie keine eigene Migrationserfahrung. Im Ausland geborene Personen besitzen entsprechend eine eigene Migrationserfahrung.

Unter den Personen mit Migrationshintergrund ist der Anteil ohne beruflichen Bildungsabschluss relativ hoch und die Akademisierungsquote niedriger als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Dementsprechend gehen Personen mit Migrationshintergrund öfter Beschäftigungsverhältnissen in Berufsbereichen mit Anwesenheitspflicht nach.

Beispielsweise hatten nur 21 % der Beschäftigten der oben erwähnten Berufsgruppe der Verwaltung, Unternehmensführung- und Organisation sowie Buchhaltung und Finanzdienstleistung einen Migrationshintergrund. Im Berufsbereich mit niedrigeren Anteilen an Homeoffice, wie der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung, hatten wiederum 42 % einen Migrationshintergrund. Diese von Menschen ohne Migrationshintergrund abweichende Verteilung auf die Berufsbereiche beeinflusst auch die Homeoffice-Anteile.

2022 arbeiteten 28,9 % der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund zumindest manchmal im Homeoffice. Hatten die Personen eigene Migrationserfahrung, so war der Anteil mit 12,4 % nicht halb so hoch. Hatte eine Person zwar Migrationshintergrund, aber keine eigene Migrationserfahrung, erhöhte sich der Wert auf 20,0 %. Ähnliche Unterschiede zwischen diesen drei Personengruppen ließen sich auch vor der Coronapandemie beobachten. Beschäftigte ohne Migrationshintergrund hatten 2019 mit 13,6 % ebenfalls einen mehr als doppelt so hohen Wert als Personen mit Migrationserfahrung (6,2 %). Mit 8,6 % lag der Wert der Beschäftigten mit Migrationshintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung, wieder ungefähr in der Mitte der beiden anderen Personengruppen.

Mütter weisen niedrige Anteile an Homeoffice auf

2022 arbeiteten mit 23,7 % weniger als ein Viertel der Mütter im Alter von 30 bis unter 50 Jahren zumindest manchmal von zu Hause. Vor der Pandemie lag der Anteil mit 12,6 % noch halb so hoch. 2022 arbeiteten 7,7 % der Mütter manchmal und mit 16,0 % mehr als doppelt so viele gewöhnlich zu Hause.

Väter hatten 2022 mit 30,7 % (2019: 16,4 %) einen deutlich höheren Anteil an Homeoffice als Mütter. Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den Müttern die Intensität der Homeoffice-Nutzung gleichmäßiger verteilt war. 13,1 % der Väter arbeiteten manchmal und 17,5 % gewöhnlich in den eigenen vier Wänden.

Fast ein Drittel (32,0 %) der kinderlosen erwerbstätigen Frauen im Alter von 30 bis unter 50 Jahren arbeiteten zumindest an einzelnen Tagen von zu Hause. Dies ist im Vergleich zu den anderen Gruppen nicht nur der höchste Wert, sondern mit 16,4 Prozentpunkten seit 2019 die höchste Steigerung. Wie bei den Müttern, gibt es mit Anteilen von jeweils 11,5 % und 20,5 % einen erheblichen Abstand zwischen den Ausprägungen manchmal und gewöhnlich.

Kinderlose Männer verrichteten 2022 mit 26,7 % deutlich weniger ihrer Arbeit zu Hause als Väter und kinderlose Frauen (Schaubild 4).

Potenzielle Gründe für diese Divergenzen, insbesondere bei Kinderlosen, auf Basis von Daten des Mikrozensus bedürfen weiterer Analysen. Für Eltern wiederum spielen unter anderem Faktoren wie die Kinderanzahl, Alter des Kindes, Migrationsstatus, Teilzeitquote und der Bildungsstand eine Rolle in der Nutzung von Homeoffice.6

Fazit

Im Zuge der Coronapandemie hat sich das Arbeiten von zu Hause aus von 2019 bis 2021 sehr dynamisch entwickelt und nach aktueller Datenlage in vielen Beschäftigtengruppen 2022 auf hohem Niveau etabliert. Insbesondere hat sich der Anteil der Beschäftigten mit Homeoffice fast nicht verändert. Lediglich die Intensität der Homeoffice-Nutzung hat sich nach dem Auslaufen der gesetzlichen Homeoffice-Pflicht 2022 etwas verringert.

Die Daten des Mikrozensus zeigen, dass sich vor der Pandemie bestimmte Berufsgruppen durch vergleichsweise hohe Quoten an Homeoffice auszeichneten. Durch die allgemeine Erhöhung des Homeoffice haben sich entlang dieser Unterschiede die Divergenzen sogar vergrößert. Sowohl vor als auch nach der Pandemie waren es höher gebildete Beschäftigte in Großunternehmen in ortsunabhängigen/technologisierten Berufsgruppen, die dieses Instrument intensiv nutzten. Bei Berufsbereichen, in denen ein Großteil der Tätigkeiten »vor Ort« ausgeübt werden müssen (zum Beispiel Gesundheits- und Pflegebereich oder Produktion), stößt die Homeoffice-Arbeit an Grenzen. Es handelt sich dabei oft um Bereiche, in denen vor allem Personen mit Lehre/Ausbildung oder Fachschulabschluss tätig sind. Die Möglichkeit von Homeoffice im späteren Berufsleben wird von vielen Schülerinnen und Schülern, für die eine Berufsausbildung infrage kommt, als sehr attraktiv wahrgenommen.7 Insofern erscheint es wahrscheinlich, dass sich geringere Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice zusätzlich verschärfend auf den Nachwuchs- und Fachkräftemangel in diesen Berufen auswirken.8

1 Vgl. SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung vom 21.01.2021, in: Bundesanzeiger, S. 1, veröffentlicht am 22.01.2021, https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/5QH1uegEXs2GTWXKeln/content/5QH1uegEXs2GTWXKeln/BAnz%20AT%2022.01.2021%20V1.pdf?inline (Abruf: 25.08.2023)

2 Vgl. Bundesgesetzblatt (2021): Viertes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite, Teil I Nr. 18, vom 22.04.2021, S. 802, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/B/4_BevSchG_BGBL.pdf (Abruf: 25.08.2023).

3 Vgl. SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung vom 17.03.2022, in: Bundesanzeiger, S. 1, veröffentlicht am 18.03.2022, https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/YO5YlcRqdzH4YPDHoxg/content/YO5YlcRqdzH4YPDHoxg/BAnz%20AT%2018.03.2022%20V1.pdf?inline (Abruf: 25.08.2023).

4 Wegen starker Einschränkungen bei der Durchführung des Mikrozensus im Jahr 2020 werden Ergebnisse aus diesem Jahr nicht veröffentlicht (vergleiche i-Punkt »Mikrozensus«).

5 Arnts, Melanie et al: Corona hat den digital Graben zwischen den Betrieben vertieft, in: IAB-Kurzbericht, Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Ausgabe 4/2023, S. 2 ff, https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-04.pdf (Abruf: 25.08.2023).

6 GesellschaftsReport BW: Vereinbarkeit im Stresstest – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Erwerbstätigkeit und Rollenverteilung in Familien, Ausgabe 4-2021, S. 10 ff, https://www.statistik-bw.de/FaFo/Familien_in_BW/R20214.pdf (Abruf: 25.08.2023).

7 Der Anteil unter diesen Schülerinnen und Schülern, die ein zukünftiges Arbeiten im Homeoffice anstreben, ist jetzt schon größer als jene, die sich das Arbeiten zu Hause nicht vorstellen können. Vgl. Mergener, Alexandra/Baum, Myriam: Betriebliches Homeoffice-Angebot: (Wo) gilt es auch für Auszubildende? Wie aus der COVID-19-Pandemie Möglichkeiten für die Zukunft aufgezeigt werden können, in: BIBB-Report, Ausgabe 4/2022, S. 13, Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/18096 [Abruf: 15.09.2023].

8 Zum Stichtag 30. September 2022 vermeldete die Bundesagentur für Arbeit laut Ausbildungsmarktstatistik 79 640 gemeldete Berufsausbildungsstellen bei 50 695 gemeldeten Bewerber/-innen. In 2009 betrug das Verhältnis noch 66 368 zu 68 277 (vgl. Christ, Alexander et al (2022): Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022, Analysen auf Basis der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge und der Ausbildungsmarktstatis­tik der Bundesagentur für Arbeit zum Stichtag 30. September, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, S. 35., https://www.bibb.de/dokumente/pdf/ab11_beitrag_ausbildungsmarkt-2022.pdf [Abruf: 15.09.2023].