:: 8/2019

Stuttgart: Zweithöchstes Einkommen und zweitniedrigste Armutsquote aller deutschen Großstädte

In einer aufsehenerregenden Studie der Bertelsmannstiftung vom April 2019 wurde die Armut in Deutschland als ein besonderes Problem der Großstädte ermittelt. Grundlage war die Armutsquote im Jahr 2016, definiert als Anteil der Bezieher von Sozialhilfe nach SGB XII und von Arbeitslosengeld II beziehungsweise Sozialgeld nach SGB II an der Gesamtbevölkerung; Ziel und Zweck dieser staatlichen Fürsorgeleistungen ist es, den Leistungsberechtigten im Sinne einer Grundsicherung ein menschenwürdiges Existenzminimum zu gewährleisten.

Diese Armutsquote wird im Schaubild unten für die 15 größten Städte Deutschlands dem Verfügbaren Einkommen je Einwohner in 2016 gegenübergestellt, also dem Einkommen, das aus Erwerbstätigkeit und Vermögen erwirtschaftet wird und nach Abzug von direkten Steuern und gezahlten Sozialbeiträgen sowie Hinzufügen von staatlichen Transferleistungen (wie zum Beispiel Sozialhilfe) den privaten Haushalten letztlich zur Verfügung steht.

Aus dem linken Teil des Schaubildes geht hervor, dass hinter dem Spitzenreiter München in Stuttgart die zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen erzielt wurden. Noch über dem bundesweiten Durchschnitt in Höhe von 21 919 Euro je Einwohner lagen Düsseldorf und Hamburg, knapp dahinter Nürnberg, Frankfurt am Main, Köln und Bremen. Auf den hinteren Plätzen finden sich die Ruhrgebietsstädte Essen, Dortmund und Duisburg, die Bundeshauptstadt Berlin sowie die ostdeutschen Städte Dresden und Leipzig; Duisburg erreichte lediglich 57,0 % des Einkommensniveaus von München.

Im rechten Teil des Schaubildes sind – aufgelistet in identischer Rangfolge – die Armutsquoten der Großstädte wiedergegeben. Auch bei der Armutsquote schneidet Stuttgart (9,0 %) nach München (7,0 %) am zweitbesten ab, als einzige Großstädte konnten beide Metropolen den gesamtdeutschen Durchschnitt von 10,1 % unterbieten. Ebenso blieben die beim Pro-Kopf-Einkommen nachfolgenden fünf Städte noch unter oder zumindest auf der Marke von 14,0 %, die von der Bertelsmannstiftung für den Durchschnitt der Städte mit über 100 000 Einwohnern errechnet wurde; allerdings haben sich die beiden süddeutschen Städte Nürnberg und Frankfurt bei der Armutsquote etwas besser platziert als beim Pro-Kopf-Einkommen, ebenso Hannover im Verhältnis zu Bremen. Bei diesen neun einkommensstärkeren Städten sind die Armutsquoten tendenziell umso geringer, je umfangreicher die Verfügbaren Einkommen je Einwohner sind. Für die sechs Großstädte mit den niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen hat dieser Befund insoweit ebenfalls Bestand, als auch die drei Ruhrgebietsstädte Essen, Dortmund und Duisburg sowie Berlin mit 20,0 und 21,0 % die höchsten Armutsquoten aufwiesen; allerdings schneiden die beiden sächsischen Städte Dresden und Leipzig mit 11,0 und 15,0 % deutlich besser ab, der nach der deutschen Wiedervereinigung dort noch bestehende Einkommensrückstand schlägt sich also nicht in hohen Armutsquoten nieder.