:: 12/2016

Im Blickpunkt: Die Stadt Gundelsheim

In diesem Beitrag aus der Reihe »Im Blickpunkt« stellt das Statistische Landesamt die Stadt Gundelsheim vor. Das Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) bietet mit seiner Fülle an Regionaldaten interessante Erkenntnisse zu ihrer Struktur und der Entwicklung. So lässt sich festhalten, dass die Bevölkerungszahl zwar niedriger liegt als vor 10 Jahren, die Beschäftigungssituation sich hingegen verbessert hat und dass ausländische Touristen vergleichsweise gerne in Gundelsheim Station machen.

Gundelsheim gehört zum Landkreis Heilbronn im fränkisch geprägten Nordosten von Baden-Württemberg. Die Stadt erstreckt sich am rechten Ufer des Neckars im Übergangsbereich des Neckarbeckens um Heilbronn zum Odenwald. Gundelsheim liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraße 27 und ist mit dem Fernverkehr über die 14 km entfernte Auffahrt »Heilbronn-Neckarsulm« mit der Autobahn A 6 und über die 16 km entfernte Auffahrt »Neuenstadt am Kocher« mit der Autobahn A 81 verbunden. Durch die Neckartalbahn (Heidelberg – Bad Friedrichshall) ist die überregionale Anbindung an das Schienennetz gegeben. Stadtbahnen der Linie S41 sichern den Regionalverkehr nach Mosbach und Heilbronn.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Gundelsheim als Gundolfsheim im Jahr 767 in einer Urkunde im Schenkungs- und Besitzregister des Klosters Lorsch. Im Jahr 2017 feiert die Stadt daher ihr 1250. Jubiläum. Ihre Gründung ging vom Deutschen Ritterorden aus. Dieser besaß seit dem 13. Jahrhundert die ortszugehörige Burg Horneck. Im Jahr 1378 verlieh Kaiser Karl IV. dem Ort, der sich inzwischen in Gänze im Besitz des Ordens befand, das Stadtrecht. Der römisch-deutsche König Wenzel bestätigte dies 20 Jahre später und fügte wirtschaftliche Vergünstigungen wie das Marktrecht hinzu. Im Jahr 1438 wurde die Burg Horneck Residenz des Deutschmeisters, der oberster Würdenträger der zugehörigen Ordensprovinz war. Zudem wurde Horneck zum Mittelpunkt für alle Verwaltungsbezirke des Ordens. Von hier gingen die Weisungen der jeweiligen Deutschmeister ab und hier liefen auch die an sie gerichteten Botschaften und Berichte zusammen. Unter der Führung des Deutschen Ordens erlebte Gundelsheim eine Blütezeit.

Im Bauernkrieg des Jahres 1525 zerstörten aufständische Bauern die Burg Horneck. Nach dem Wiederaufbau als Schloss wurde Horneck zu einer Niederlassung, einer sogenannten Komturei, des Deutschen Ordens. Nach dem 16. und 17. Jahrhundert, als die Stadt durch Besatzungen, Kampfhandlungen und Pestepidemien in Mitleidenschaft gezogen wurde, erlebte sie eine erneute Blüte. Durch die Verstaatlichung von Kirchen- und Ordensbesitztümern fiel Gundelsheim 1805 dem Königreich Württemberg zu.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Horneck eine Kuranstalt. Die Kuraufenthalte in den Jahren 1925 bis 1928 des Industriellenehepaares Theresia und Wilhelm Kühne aus Berlin im Sanatorium Schloss Horneck, führten dazu, dass die Familie Gefallen an der Burgen- und Weinlandschaft am Neckar fand und beschloss, in Gundelsheim zu bleiben. Der »Essig-Baron« Kühne übernahm die Gundelsheimer Gurkeneinlegerei und baute 1933 eine große Fabrik. In der Folge etablierte sich Gundelsheim zur »Gurkenstadt« auf der ganzen Welt. Zudem ermöglichte eine Revolution in der Verschlusstechnik, der »Twist-off-Deckel« die Mehrfachverwendung des »Gundelsheimer Glases«. 2013 endete die 93-jährige »Gundelsheimer Gurken-Ära.«

In den 1930er-Jahren wurden in und um Gundelsheim unter strengster Geheimhaltung mehr als 70 Bunkeranlagen erstellt und somit die sogenannte Neckar-Enz-Stellung errichtet. Zum Kriegsende hin besetzten US-Truppen die Stadt und insbesondere Siebenbürger Sachsen siedelten sich an und schufen sich auf Schloss Horneck mit dem »Heimathaus Siebenbürgen« ihr kulturelles Zentrum in der neuen Heimat.

In den Jahren 1955 und 1971 drohte Gundelsheim eine Auskreisung aus dem Landkreis Heilbronn, die Stadt sollte an den Landkreis Mosbach fallen. Erfolgreich setzten sich die Bürgerschaft und die Verwaltung aus wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen und historischen Gründen zur Wehr. Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden zur Stärkung der Wirtschafts- und Verwaltungskraft Bachenau, Höchstberg mit Bernbrunn, Obergrießheim und Tiefenbach eingemeindet. Bereits 1938 wurde der bis dahin selbstständige Ort Böttingen in die Stadt Gundelsheim eingegliedert.

Gundelsheim hat eine Gemarkungsfläche von 3  844 Hektar (ha). Davon werden mehr als 52 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart etwas über dem Landesdurchschnitt von gut 45 %. Die Waldfläche beträgt knapp 34 % – also mehr als im Durchschnitt des Landkreises Heilbronn (26 %), aber weniger als im Landesdurchschnitt (38 %). Gut 11 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Mit 189 Personen je Quadratkilometer (km2) entsprach die Besiedlung den eher ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und lag merklich unter dem Kreis- und Landesdurchschnitt, von jeweils über 300 Personen je km2. Ende 2015 lebten 7 258 Personen in Gundelsheim. Das sind 3 % weniger als 2005. Nachdem die Bevölkerung über mehr als 10 Jahre kontinuierlich zurückgegangen war, stieg sie aber in den letzten beiden Jahren wieder. Das Durchschnittsalter der Bürgerinnen und Bürger von Gundelsheim betrug 43,6 Jahre und bewegte sich nur dezent über dem Landesdurchschnitt von 43,2 Jahren. Knapp 11 % der Einwohner von Gundelsheim hatten 2015 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Gundelsheim lag damit niedriger als im Landesdurchschnitt von fast 14 %. Auch im Vergleich zum Kreis liegt der Wert noch um 2 Prozentpunkte niedriger.

Trotz rückläufiger Bevölkerung wurde in Gundelsheim rege gebaut. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 stieg der Wohnungsbestand um knapp 4 %. Die Werte für baureifes Land waren in dem Zeitraum zwischen 2013 und 2015 mit 143 Euro je Quadratkilometer (EUR/m2) vergleichsweise günstig. Sie lagen um 29 Euro unter dem durchschnittlichen Kreiswert und um 43 Euro niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Fast 71 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 49 m2 je Einwohner liegt Gundelsheim zudem über dem Landesdurchschnitt von 46 m2 und über dem Durchschnitt des Landkreises Heilbronn (47 m2).

Die Chance auf eine Beschäftigung in Gundelsheim hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten 2015 rund 1 260 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz in der Deutschordensstadt. Dies sind gut 22 % mehr als 2005. Dennoch pendeln mehr Beschäftigte aus als es Einpendler gibt. 100 Auspendlern stehen 32 Einpendler gegenüber. Mehr als 47 % aller Arbeitsplätze in Gundelsheim liegen in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes, der somit die Beschäftigtenstruktur dominiert. Das gilt auch für den Kreis. Im Landesdurchschnitt ist das Produzierende Gewerbe zwar ebenfalls nach wie vor ein zentraler Bereich, kommt aber nur noch auf einen Anteil von 36 %. Landesweit dominiert inzwischen der Dienstleistungsbereich. Er umfasst gut 43 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Baden-Württembergs. In Gundelsheim und dem zugehörigen Landkreis gilt das nur für knapp ein Drittel der Beschäftigten.

In Bezug auf die Finanzlage der Stadt lässt sich sagen, dass im Jahr 2015 der Schuldenstand je Einwohner 841 Euro betrug. Der Schuldenstand lag zwar unter dem Landesdurchschnitt von 1 008 Euro je Einwohner, aber über dem Kreisdurchschnitt von 591 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2015 deutlich unter dem Kreisdurchschnitt und auch unter dem Landesdurchschnitt.

Gundelsheim ist ein Weinbauort. Er gehört zur Großlage »Staufenberg« im Weinbaugebiet Württemberg, genauer gesagt zum Bereich »Württembergisches Unterland«. Überregional bekannt ist der Ort für die Steillage Himmelreich. Der durch meterhohe Mauern gekleidete Felsvorsprung am Michaelsberg ist die steilste noch bewirtschaftete Weinlage in Württemberg. Zusammen mit der umfließenden Neckarschleife ist der Michaelsberg seit 1976 ein großes Landschaftsschutzgebiet, das zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt. Neben der Tradition als Deutschordensstadt mag dies ein weiterer Grund sein, dass die Zahl der Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner im Jahr 2015 mit 1 720 deutlich über dem Durchschnitt des Landkreises Heilbronn (324) und des Landesdurchschnittes (1 038) liegt. Und das, obwohl die Übernachtungen von Gästen insgesamt eher etwas unterdurchschnittlich sind.