:: 7/2016

Einflussfaktoren auf Struktur und Höhe der Konsumausgaben privater Haushalte

Ergebnisse der EVS 2013 für Baden-Württemberg

Die Ermittlung der Konsumausgaben privater Haushalte ist ein wesentlicher Zweck der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die alle 5 Jahre bundesweit erhoben wird – zuletzt 2013. Mit den Ergebnissen der EVS kann gezeigt werden, welche Haushaltsmerkmale wichtige Einflussfaktoren auf die Struktur und auf die Höhe des Konsums bilden. So nimmt mit zunehmender Haushaltsgröße auch die Höhe der Konsumausgaben zu, in einer Pro-Kopf-Betrachtung jedoch ab. Bei Haushalten mit höherem Einkommen ist der Anteil der Ausgaben fürs Wohnen sowie für Nahrungsmittel und Getränke deutlich geringer als bei Haushalten mit geringem Einkommen.

In Baden-Württemberg betrugen die Konsumausgaben1 der Privathaushalte im Jahr 2013 durchschnittlich 2 665 Euro im Monat. Die Höhe der Konsumausgaben ist in besonderem Maß von der Größe des Haushalts, also der Anzahl der Personen, und von der Höhe des Einkommens des jeweiligen Haushalts abhängig. Aber auch andere Haushaltsmerkmale bilden ein Erklärungsmuster für die Ausgabenhöhe und die Konsumstruktur. Die Differenzen nach einzelnen Haushaltstypen (Alleinlebende, Alleinerziehende, Paare mit und ohne Kinder) wurden bereits in einem früheren Beitrag behandelt.2 In diesem Beitrag stehen Unterschiede der Konsumstrukturen im Zusammenhang mit der Haushaltsgröße, der Einkommenshöhe und dem Alter der Haupteinkommensperson im Blickpunkt.

Haushaltsgröße beeinflusst auch Konsumstruktur

Die Anzahl der Personen, die in einem Haushalt leben, bestimmt ganz wesentlich die Höhe, aber auch die Struktur der Konsumausgaben. So wächst mit zunehmender Haushaltsgröße kontinuierlich der Anteil für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren an den gesamten Ausgaben. Während Einpersonenhaushalte in Baden-Württemberg 12,2 %, das sind knapp 200 Euro im Monat, für Essen und Getränke ausgaben, waren es bei Haushalten mit fünf oder mehr Personen immerhin 15,1 % (626 Euro). Auch bei den Ausgaben für Bekleidung und Schuhe zeigt sich ein vergleichbarer Zusammenhang. Der Anteil hierfür an den Konsumausgaben im Jahr 2013 wuchs mit steigender Personenzahl von 4,3 % auf über 6 % an.

Demgegenüber gaben kleine Haushalte anteilsmäßig mehr fürs Wohnen aus. 39,5 % des Budgets von Alleinlebenden entfielen auf Miete, Nebenkosten, Energie und Wohnungsinstandhaltung. Der entsprechende Anteil lag bei Haushalten mit fünf und mehr Personen mit 30,2 % dagegen deutlich niedriger.

Bei den Verkehrsausgaben (hierzu rechnen unter anderem der Kauf und die Reparatur von Fahrzeugen, Kraftstoffkosten, ÖPNV-Monatskarten und Fahrkarten) zeigt sich eine deutliche Zunahme von Ein- bis zu den Dreipersonenhaushalten. So gab ein Einpersonenhaushalt hierfür monatlich im Durchschnitt 11,9 % seines Konsums (194 Euro) aus, bei drei Personen im Haushalt waren es bereits 17,5 % (623 Euro im Monat). Bei noch größeren Haushalten sank der Anteil der Ausgaben für Verkehr dann wieder leicht ab, und zwar auf 15,7 % bei den Fünf-und-mehr-Personen-Haushalten.

Zur Feststellung, dass die Konsumausgaben mit zunehmender Haushaltsgröße ansteigen, lohnt sich ergänzend eine »Pro-Kopf-Rechnung«. Hierbei ergibt sich dann eine abnehmende Höhe der Konsumausgaben je Person im Haushalt. Haben zum Beispiel Einpersonenhaushalte monatliche Konsumausgaben von 1 632 Euro, so sind dies in Zweipersonenhaushalten 1 482 Euro »pro Kopf« und in Vierpersonenhaushalten nur noch 950 Euro. Dies zeigt auch die Kostenvorteile, die das gemeinsame Wirtschaften in einem Haushalt möglich machen.

Konsumstruktur auch vom Einkommen abhängig

Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 1 300 Euro gaben im Jahr 2013 in Baden-Württemberg durchschnittlich 1 027 Euro im Monat für den privaten Konsum aus. Mehr als viermal so viel (4 422 Euro) wendeten Haushalte mit einem Monatsnettoeinkommen von 5 000 bis 18 000 Euro für ihren Konsum auf. Steht im Haushalt mehr Geld zur Verfügung, kann also entsprechend mehr ausgegeben werden. Die Höhe des Nettoeinkommens der Haushalte beeinflusst aber nicht nur die Höhe der Ausgaben, sondern auch die Struktur des Konsums.

Knapp mehr als die Hälfte der Konsumausgaben (52 %) wurden für die drei Bereiche Wohnen, Ernährung und Bekleidung und somit für die Deckung von Grundbedürfnissen aufgewendet. Bei Haushalten mit geringem Einkommen machten diese Grundbedürfnisse mehr als zwei Drittel ihres Konsums aus, während dieser Anteil bei Haushalten mit höherem Einkommen nur gut 46 % betrug.

Die Anteile der einzelnen Ausgabenbereiche an den Konsumausgaben zeigt Schaubild 1 für fünf Einkommensgruppen. Dabei wird deutlich, dass bei Haushalten mit einem geringen Einkommen unter 1 300 Euro insbesondere die monatlichen Ausgaben für Wohnen und Energie (480 Euro, das sind 47 % des Konsums) sowie für Nahrungsmittel und Getränke (177 Euro, 17 %) einen bedeutenden Anteil haben. Mit steigendem Haushaltseinkommen sinken diese Prozentanteile ab auf 29 % fürs Wohnen und 12 % für Ernährung bei der höchsten Einkommensgruppe. Dieser Verlauf gilt ebenso – wenn auch auf einem deutlich geringeren Niveau – für den Bereich Post und Telekommunikation (4 % bei geringem und 2 % bei hohem Haushaltseinkommen).

Alle anderen Ausgabenbereiche nehmen in ihrer anteiligen Bedeutung bei steigendem Einkommen zu. Besonders deutlich wird dies bei den Verkehrsausgaben. Haushalte der hohen Einkommensgruppe wendeten mit 17,4 % (771 Euro im Monat) ihrer Konsumausgaben hierfür wesentlich mehr auf als Haushalte der geringsten Einkommensgruppe mit 7,6 % (78 Euro). Auch für Freizeit, Unterhaltung und Kultur betrug der Ausgabenanteil von Haushalten mit hohem Einkommen (11,3 %, 498 Euro) deutlich mehr als bei denjenigen mit geringem Einkommen (7,3 %, 75 Euro).

Einfluss von Alter und Familienphase auf die Ausgabenhöhe

Die Konsumausgaben der Haushalte unterscheiden sich deutlich je nach Alter der Haupteinkommensperson. Hierbei spiegeln sich typische Lebens- und Familienphasen wider. Schaubild 2 zeigt die Verteilungskurve der Konsumausgaben nach Altersgruppen. Sie stiegen im Jahr 2013 von 1 495 Euro im Monat bei den Haushalten der unter 25-Jährigen auf 3 000 Euro bei den 45- bis 55-Jährigen an und sanken dann wieder kontinuierlich ab auf rund 2 000 Euro bei den Haushalten der über 80-Jährigen.

Die Höhe der Konsumausgaben ist, wie oben bereits gezeigt, stark abhängig von der Anzahl der Personen im Haushalt. Um diesen Effekt miteinzubeziehen, ist im Schaubild 2 ergänzend die Höhe der Ausgaben je Person im Haushalt dargestellt (das heißt die Ausgabensumme dividiert durch die Zahl der Personen im Haushalt). Hierbei macht sich insbesondere die Familienphase mit Kindern im Haushalt bei den 35- bis 55-Jährigen bemerkbar.

Bei dieser Betrachtungsweise zeigt sich, dass bei Haushalten in den genannten mittleren Altersgruppen die Ausgaben pro Person nicht oder nur kaum anstiegen. Erst in den späteren Lebensabschnitten, in denen die Kinder aus dem Haus gezogen sind, nahmen die Pro-Kopf-Konsumausgaben wieder deutlich zu und erreichten dabei ihren Höchstwert von gut 1 600 Euro im Monat bei den Haushalten der 65- bis 70-Jährigen. Die Konsumausgaben der Haushalte von über 65-Jährigen liegen also in Bezug auf deren Einnahmen relativ hoch, während sie entsprechend weniger auf »die hohe Kante« legen. So wiesen die Seniorenhaushalte im Jahr 2013 eine sehr geringe Sparquote von 1,2 % auf und lagen damit weit unter dem Landesdurchschnitt von 11,7 %.