:: 5/2016

Internetnutzung in privaten Haushalten − Sicherheitsprobleme und Sicherheitsbedenken

Ergebnisse des IKT-Sondermoduls 2015 »Sicherheit im Internet«

Die Fragen des Sondermoduls im Jahr 2015 der EU-weiten Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in privaten Haushalten – kurz IKT – bezogen sich zum einen auf persönliche Erfahrungen mit Sicherheitsproblemen im Internet, zum anderen auf persönliche Einschränkungen bei der Nutzung des Internets aufgrund von Sicherheitsbedenken. Die Ergebnisse zeigen, dass in Baden-Württemberg mittlerweile weitaus weniger Internetnutzerinnen und -nutzer1 über Probleme mit der Internetsicherheit klagen, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Sicherheitsbedenken sind jedoch nach wie vor hoch.

Es vergeht fast keine Woche ohne einen Hinweis in der Presse auf neue Bedrohungen aus dem Netz. Immer besser getarnte Schadprogramme, welche sich – häufig rasend schnell – über Webseiten oder per E-Mail verbreiten, stellen nicht nur für Unternehmen eine erhebliche Gefahr dar. Auch beim Surfen im privaten Bereich können diese zu erhebliche Schäden wie beispielsweise Systemausfällen, einem vollständigen Datenverlust, dem Missbrauch von privaten Kontaktdaten oder auch zu finanziellen Verlusten führen.

Befall durch Schadprogramme

Leider sind jedoch nach wie vor viele Computer von Privatanwendern nicht ausreichend gegen die Risiken der Online-Welt geschützt. Das am häufigsten aufgetretene Sicherheitsproblem bei der privaten Internetnutzung in Baden-Württemberg war daher 2015 immer noch der Befall des Computers mit Schadprogrammen (bspw. Trojaner, Spyware, Würmer, Viren), welche in der Folge zu Datenverlusten oder zeitaufwändigen Reparaturarbeiten führten. 13 % der Internetnutzer in Baden-Württemberg waren 2015 von diesem Problem betroffen. Im Jahr 2010 beklagten zwar noch gut 22 % entsprechende Vorfälle, trotz des Rückgangs sind die möglichen Gefahren jedoch nicht zu verharmlosen. Mögliche Angriffe aus dem Netz werden zunehmend professioneller. Häufig geht es nicht mehr darum, einen einzelnen Computer zu schädigen, sondern vorhandene Ressourcen eines infizierten Rechners zu bündeln und auszunutzen, um damit großflächigeren Schaden anzurichten.

Die rückläufige Tendenz an Sicherheitsproblemen mit Schadsoftware ist bis auf wenige Ausnahmen in fast allen anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu beobachten. Trotzdem war EU-weit betrachtet etwas mehr als jeder fünfte Internetnutzer (21 %) von einer Computerinfektion betroffen.

Die in Schaubild 1 erkennbare Angleichung der Schadenshäufigkeit zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen im Zeitverlauf dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Einfluss des Nutzerverhaltens auf die Schadenshäufigkeit aufgrund besserer technischer Absicherung abgenommen hat.

Um die Gefahr von Datenverlusten zu minimieren nutzt über die Hälfte der baden-württembergischen Internetnutzer (55 %) die Möglichkeit, regelmäßig Sicherungsdateien (zum Beispiel von Dokumenten, Bildern) auf einem externen Speichermedium oder auf Speicherplatz im Internet zu erstellen. Damit ist man zwar nicht vor einer Computerinfektion geschützt, besitzt aber zumindest die Möglichkeit einer Rekonstruktion seiner Daten.

Weitere Sicherheitsprobleme bereiten neuartige Betrugsmethoden wie »Phishing«2 und »Pharming«3 sowie, häufig daraus resultierend, der Missbrauch von Kredit- oder anderen Geldkarten. Knapp 3 % der Internetnutzer in Baden-Württemberg erlitten im Jahr 2015 dadurch finanzielle Verluste. Waren im Jahr 2010 von derartigen Betrugsdelikten mit knapp 5 % noch eher die unter 25-Jährigen betroffen, verlagerte sich dieses Sicherheitsrisiko nun in den letzten Jahren vor allem in Richtung der älteren Generation (knapp 4 %).

Sicherheitsbedenken bei Nutzung von Online-Dienstleistungen

Die Sorge vor einem Missbrauch im Rahmen des Online-Bankings veranlasste gut 28 % der Internetnutzer auf diesen Service zu verzichten (2010 waren es 26 %). Auffällig ist, dass Internetnutzer in Baden-Württemberg mit ihren Bedenken gegenüber dem Online-Banking über dem Durchschnitt von Deutschland (28 %) und weit über dem Durchschnitt der Internetnutzer in den EU-Mitgliedsstaaten (18 %) liegen.

Weniger Sicherheitsbedenken bestehen bei Online-Bestellungen bzw. Onlinekäufen. Gut 75 % der Internetnutzer gaben 2015 an, in den vergangenen 12 Monaten Waren oder Dienstleistungen online bestellt oder gekauft zu haben. Gegenüber dem Jahr 2010 erhöhte sich damit der Anteil um 8 Prozentpunkte.

Wegen Sicherheitsbedenken verzichteten sowohl im Jahr 2015 als auch im Jahr 2010 lediglich rund 12 % der baden-württembergischen Internetnutzer auf einen Onlinekauf. Rund 6 % der Personen äußerten explizit Bedenken bezüglich der Sicherheit im Rahmen des Bezahlvorgangs, beispielsweise der Weitergabe der Kreditkartennummer oder auch hinsichtlich der Weitergabe persönlicher Angaben.

Andere wichtige Sicherheitsbedenken betreffen das Herunterladen von Dateien oder das »Streamen« von Daten über das Internet. Fast ein Viertel der Internetnutzer Baden-Württembergs (24 %) vermeidet es, Inhalte aus dem Netz auf den heimischen Rechner zu laden. Schülerinnen und Schüler bilden diejenige Gruppe, die dabei noch am sorglosesten mit Dateien aus dem Internet umgehen. Nur knapp 19 % von ihnen haben hierbei Bedenken.

Internetnutzung über mobile Endgeräte

Der Trend, mobile Geräte als drahtlosen Internetzugang einzusetzen, prägte sich in den letzten Jahren zunehmend aus.4 Mit mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets lassen sich heute eine Vielzahl von Dingen erledigen und steuern. Angefangen von der persönlich zugeschnittenen Fitness-App über die Nutzung des E-Mail-Postfaches, die Bestellung von Theaterkarten oder der Reservierung eines Tisches fürs Abendessen bis hin zum Onlinebanking. Diese vielfältigen Funktionen in Verbindung mit einem relativ geringen technischen Schutzniveau machen mobile Endgeräte für Kriminelle mittlerweile genauso interessant wie PC oder Laptop zu Hause.

Daher wurde bei dem Sondermodul zur Internetsicherheit (siehe i-Punkt) erstmalig gefragt, ob auf eine Internetnutzung mit mobilen Geräten über eine drahtlose Verbindung außer von zu Hause aus verzichtet wird. 16 % der Personen, die sich zu dieser Frage äußerten, gaben an, komplett auf eine Internetnutzung mit mobilen Geräten außerhalb von zu Hause aus zu verzichten. Damit liegen die Baden-Württemberger knapp über dem Durchschnitt von 14 % in Deutschland und 13 % in der EU. Ein Fünftel der Internetnutzer in den Altersgruppen zwischen 45 und 64 Jahren und knapp ein Viertel derjenigen ab 65 Jahren und älter sehen in mobilen Netzwerken ein großes Sicherheitsrisiko und verzichten darauf, mobil außerhalb von zu Hause zu surfen.

Spuren der Nutzer im Internet

Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt digitale Spuren – dieses Thema scheint auch immer mehr die Internetnutzer in Baden-Württemberg zu beschäftigen.

So ist der Anteil derjenigen, die keine persönliche Daten (beispielsweise auf Foren oder in sozialen Netzwerken) online stellen, von knapp 33 % im Jahr 2010 auf gut 39 % im Jahr 2015 gestiegen. Vor allem die ältere Generation hat große Sicherheitsbedenken wenn es um die Weitergabe persönlicher Daten geht. So verzichtet 2015 fast die Hälfte der Internetnutzer (49 %) ab 55 Jahren und älter darauf, während die Altersgruppe der 10- bis 24-Jährigen mit 28 % weitaus weniger Sicherheitsbedenken zeigt.

78 % der Internetnutzer sind sich darüber bewusst, dass viele Internetanbieter Cookies verwenden. Mit dem Anlegen von Cookies wird das »Surfen« im Internet nachverfolgt und ein entsprechendes Nutzerprofil angelegt, um beispielsweise in der Folge zum Nutzer passende, maßgeschneiderte Online-Werbung einzublenden. Nur 44 % der Internetnutzer veränderten 2015 jedoch die Einstellungen ihres Browsers so, dass das Anlegen von Cookies verhindert oder begrenzt wird.

1 Personen, die das Internet in den letzten 12 Monaten nutzten. Für den einfacheren Lesefluss im weiteren Textverlauf als Internetnutzer bezeichnet.

2 Beim »Phishing« versuchen Betrüger über E-Mails mit gefälschten Absenderadressen, zum Beispiel von Banken, an vertrauliche Kundendaten (zum Beispiel Kontonummer, PIN, TAN) zu gelangen. Empfänger solcher E-Mails werden aufgefordert, ihre Kundendaten anzugeben.

3 Beim »Pharming« wird man durch eine Manipulation eines Webbrowsers auf gefälschte Webseiten umgeleitet, zum Beispiel auf die gefälschte Webseite einer Bank. Loggt man sich dort für das Online-Banking ein, gibt man, ohne es zu bemerken, seine Zugangsdaten preis.

4 Eisenreich, Dirk/Spegg, Elke: »Mobile Internetnutzung in privaten Haushalten nimmt deutlich zu«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2013«.