:: 6/2015

Duale Berufsausbildung 2014: Anhaltende Attraktivität bei stabiler Zahl an Vertragsabschlüssen

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat sich im Jahr 2014 bei rund 74 000 stabilisiert. Dazu hat auch der Anstieg des Anteils ausländischer Auszubildender beigetragen. Im Ausbildungsbereich »Freie Berufe« entfiel jeder sechste Neuabschluss auf ausländische Jugendliche. Der Ausbildungsbereich »Industrie und Handel« konnte in den letzten Jahren eine insgesamt relativ stabile Zahl von Vertragsabschlüssen verzeichnen. Im »Handwerk« ging dagegen die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seit 2008 um 13 % zurück. 23 % der Ausbildungsverträge wurden 2014 von Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung abgeschlossen. Ihr Anteil ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Dagegen sank der Anteil der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss auf rund 27 %. Diese Trends werden unter anderem durch die Entwicklung der Zahl der entsprechenden Schulabschlüsse verursacht.

Stabilisierung des Ausbildungsmarkts im Jahr 2014

In Baden‑Württemberg wurden im Jahr 2014 insgesamt 74 038 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Die gegenüber dem Vorjahr leicht – um 436 bzw. 0,6 % – gesunkene Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zeigt nach dem merklichen Rückgang des Vorjahres (−3,9 %) eine deutliche Stabilisierung des Ausbildungsmarkts. Die Neuabschlüsse gingen sowohl bei den männlichen (–0,8 %) als auch bei den weiblichen Jugendlichen (–0,3 %) nur leicht zurück.

Zum Stichtag 31. Dezember 2014 befanden sich insgesamt rund 192 400 Auszubildende –1,7 % weniger als im Vorjahr – in Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO). Darunter waren erstmals seit 2002 wieder über 20 000 Jugendliche mit einem ausländischen Pass.

Anteil ausländischer Auszubildender steigt an

Die steigende Zahl an Neuabschlüssen ausländischer Jugendlicher in den letzten 8 Jahren verdeutlicht deren stärkere Präsenz auf dem Ausbildungsmarkt. Während die Anzahl der Neuabschlüsse insgesamt in diesem Zeitraum um 8,6 % sank, stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ausländischer Jugendlicher von 7 470 im Jahr 2007 auf 8 570 im Jahr 2014 um fast 15 % an. Entsprechend erhöhte sich der Anteil ausländischer Jugendlicher an den Neuabschlüssen in diesem Zeitraum von gut 9 % auf knapp 12 %.

Im Ausbildungsbereich Freie Berufe bedeutet dies für das Jahr 2014, dass jeder sechste neu abgeschlossene Ausbildungsvertrag von einer oder einem ausländischen Jugendlichen unterschrieben wurde. Im Handwerk war es jeder siebte und im größten Ausbildungsbereich Industrie und Handel jeder zehnte Vertrag.

Duale Ausbildung in Baden‑Württemberg in 234 Berufsuntergruppen

Die aktuelle Klassifikation der Berufe 2010 fasst die Vielfalt der einzelnen Berufe zu überschaubaren Gruppen zusammen (siehe i-Punkt »Die Klassifikation der Berufe 2010«). Im Rahmen des dualen Systems fand in Baden‑Württemberg im Jahr 2014 in 233 Berufsuntergruppen eine Berufsausbildung statt. Gemessen an der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge waren die Berufe im Verkauf (ohne Produktspezialisierung) mit 7 302 Neuabschlüssen mit weitem Abstand die größte Untergruppe. Für die weitere Betrachtung im Rahmen dieses Beitrags wird diese Untergruppe aufgespalten in die zwei Berufe Kaufmann/-frau im Einzelhandel (4 297 Neuabschlüsse) und Verkäufer/-in (einschließlich Verkaufshelfer/-in, 3 005 Neuabschlüsse). An zweiter Stelle folgten die Büro- und Sekretariatskräfte (ohne Spezialisierung) mit 3 543 Neuabschlüssen.

Die zahlenmäßige Bedeutung der Untergruppen ist sehr unterschiedlich. Von den 233 in Baden‑Württemberg vertretenen Untergruppen wurden im Jahr 2014 nur in 55 mehr als 250 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, in weiteren 41 lag die Zahl der Neuabschlüsse zwischen 100 und 250. In 137 Untergruppen wurden jeweils weniger als 100 Neuabschlüsse getätigt.

Ausbildungsberufe mit unterschiedlichem Niveau der schulischen Vorbildung

Die Vielfalt der dualen Ausbildungsberufe schlägt sich auch im Anspruch an die schulische Vorbildung der Auszubildenden bzw. in ihrer Attraktivität für verschiedene Gruppen von Schulabsolventinnen und -absolventen nieder. In dieser Hinsicht lassen sich die Ausbildungsberufe bzw. zur besseren Übersichtlichkeit die Untergruppen der Berufe in verschiedene Segmente mit unterschiedlichem durchschnittlichem Vorbildungsniveau zusammenfassen.

Hierbei sind im oberen Segment Berufe bzw. Untergruppen versammelt, bei denen die größte Zahl der Neuabschlüsse auf Auszubildende mit Hochschulzugangsberechtigung entfällt. Im unteren Segment verfügt dagegen der größte Teil der Auszubildenden höchstens über einen Hauptschulabschluss. In den Berufen bzw. Untergruppen des mittleren Segments sind Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss am häufigsten vertreten (siehe i-Punkt »Einteilung der Berufsgruppen in Segmente«).

Viele kaufmännische Berufe sind attraktiv für Abiturienten

Im Jahr 2014 enthielt das obere Segment 45 Untergruppen, in denen zusammen 12 353 neue Verträge abgeschlossen wurden. Das entspricht einem Anteil von knapp 17 % an allen Neuabschlüssen. Die größte Zahl an Neuabschlüssen wurde mit 3 295 bei den Berufen in der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft (ohne Spezialisierung) gemeldet. Diese Untergruppe umfasst den Ausbildungsberuf Industriekaufleute. Eine weitere große Untergruppe sind die Bankkaufleute mit 2 286 neuen Ausbildungsverträgen. Auch die Berufe in der Informatik, in der Steuerberatung und in der Softwareentwicklung sowie die Versicherungskaufleute sind in diesem oberen Segment angesiedelt. In insgesamt zehn Untergruppen des oberen Segments wurden mehr als 250 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Ein großer Teil der hier zugeordneten Ausbildungsberufe hat einen kaufmännischen Schwerpunkt.

Unter den Industriekaufleuten lag der Anteil der Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung 2014 bei über 57 %, unter den Bankkaufleuten sogar bei gut 61 %. Schulabsolventinnen und -absolventen mit Hauptschulabschluss kamen bei diesen Ausbildungsplätzen nur selten zum Zug. Lediglich etwas mehr als 3 % der Neuverträge für Industriekaufleute wurden von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss unterzeichnet. Bei Bankkaufleuten waren Ausbildungsverträge mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen eine absolute Ausnahme.

Gut ein Viertel der Neuabschlüsse in Berufen des unteren Segments

Im Jahr 2013 umfasste das untere Segment insgesamt 79 Untergruppen1, in denen 20 015 neue Verträge abgeschlossen wurden, was 27 % aller Neuabschlüsse entspricht. Damit ist der Anteil des unteren Segments an den Neuabschlüssen weiter zurückgegangen.2

Mit 3 005 entfiel die größte Zahl dabei auf den einzeln betrachteten Ausbildungsberuf Verkäufer/-in der Untergruppe Berufe im Verkauf (ohne Produktspezialisierung). Die nächstgrößten Untergruppen waren die Berufe in der Lagerwirtschaft mit 2 226 Neuabschlüssen und die Berufe im Friseurgewerbe mit 1 582 Neuabschlüssen. In ersterer sind die Ausbildungsberufe Fachkraft für Lagerlogistik und Fachlagerist/-in zusammengefasst, letztere enthält ausschließlich den Beruf Friseur/-in. Mehr als 1 000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge wurden ebenfalls bei den Berufen in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, bei den Berufen im Metallbau, bei Köchen/Köchinnen (ohne Spezialisierung), bei den Berufen im Holz-, Möbel- und Innenausbau sowie bei den Berufen für Maler- und Lackiererarbeiten registriert.

Diese Berufe sind für Jugendliche mit Hochschulzugangsberechtigung wenig attraktiv. Unter den zahlenmäßig bedeutenderen Ausbildungsberufen mit mindestens 1 000 Neuabschlüssen war lediglich bei den Köchen/Köchinnen (ohne Spezialisierung) mit knapp 12 % ein zweistelliger Anteil von Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife zu beobachten.

Breites Angebot an Ausbildungsberufen im mittleren Segment

In den 110 zugehörigen Untergruppen3 des mittleren Segments ist der mittlere Bildungsabschluss der vorwiegende Abschluss. Dieses Segment umfasst gut 56 % der Neuabschlüsse. In diesen Berufsuntergruppen wurden im Jahr 2013 insgesamt 41 670 neue Ausbildungsverträge unterzeichnet.

Die Kaufleute im Einzelhandel konnten mit 4 297 die höchste Zahl an Neuabschlüssen im mittleren Segment verzeichnen. Büro- und Sekretariatskräfte (ohne Spezialisierung) – das heißt in erster Linie Bürokaufleute und Kaufleute für Bürokommunikation – stellten mit 3 543 Neuverträgen die nächstgrößere Untergruppe dar. Dahinter folgten die Berufe in der Maschinenbau- und Betriebstechnik – das heißt Industriemechaniker/-innen – mit 3 135 neuen Verträgen, die Berufe in der Kraftfahrzeugtechnik mit 2 942, die Kaufleute im Groß- und Außenhandel mit 2 252 und die Medizinischen Fachangestellten mit 2 194 Neuabschlüssen. Weitere sieben Untergruppen im mittleren Segment wiesen ebenfalls noch mehr als 1 000 Neuabschlüsse auf.

Industrie und Handel bleibt stabil, Handwerk mit rückläufiger Tendenz

In den Jahren seit 2000 wies die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge eine Schwankungsbreite von rund 10 000 auf. Die niedrigste Zahl an Neuabschlüssen wurde im Jahr 2003 mit 71 703 und die höchste mit 81 809 im Jahr 2008 verzeichnet. Die 74 038 Neuabschlüsse des Jahres 2014 liegen somit näher an der unteren Grenze dieses Bereichs.

In den drei zahlenmäßig größten Ausbildungsbereichen verlief die Entwicklung sehr unterschiedlich. In Industrie und Handel waren zum Teil recht große Sprünge bei der Zahl der Neuabschlüsse feststellbar. Die geringste Zahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wurde in diesem Zeitraum im Jahr 2003 mit gut 39 700 registriert. Dagegen erreichten sie im Jahr 2008 mit fast 49 800 ihren Höchstwert. Seit 2009 liegt die Zahl der Neuabschlüsse konstant über 45 000.

Im Handwerk traten bis 2008 nur recht geringe Schwankungen der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge auf, die im Bereich zwischen 21 500 und 23 700 lagen. Seit 2008 ist – ausgehend von rund 22 200 Neuabschlüssen – allerdings eine rückläufige Tendenz erkennbar, die nur 2011 kurz unterbrochen wurde. Im Jahr 2013 wurden im Handwerk erstmals weniger als 20 000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. 2014 hat sich die Zahl der Neuabschlüsse mit 19 253 nahezu auf dem Vorjahresniveau stabilisiert und liegt damit um gut 13 % unter dem Wert von 2008.

Bei den Freien Berufen war zu Beginn des Jahrtausends mit 6 500 bis 6 800 eine relativ hohe Zahl von Neuabschlüssen zu verzeichnen. Im Anschluss daran ist bis 2009 – als 5 200 neue Verträge abgeschlossen wurden – mit leichten Schwankungen eine sinkende Tendenz erkenn­bar. Seitdem ist die Zahl der Neuabschlüsse wieder um gut 9 % auf 5 686 im Jahr 2014 angestiegen.

Anteil der Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung deutlich angestiegen

Nicht nur die Gesamtzahl der Vertragsabschlüsse hat sich im Zeitraum seit dem Jahr 2000 verändert, auch die Zusammensetzung der schulischen Vorbildung der Auszubildenden hat sich gewandelt. Der Anteil der Neuabschlüsse von Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung lag im Jahr 2000 noch bei rund 12 %. Bis 2007 war dieser Anteil ein wenig auf etwa 15 % angestiegen. In den darauf folgenden 7 Jahren hat dieser Anstieg deutlich an Dynamik gewonnen, sodass der Anteil 2014 bei 23 % lag. Umgekehrt verlief die Entwicklung bei den Auszubildenden, die einen Hauptschulabschluss vorweisen konnten. Entfielen im Jahr 2000 gut 38 % der Neuabschlüsse auf diese Gruppe, waren es 2007 noch 35 % und 2013 nur noch etwas mehr als 27 %. Der Anteil der Auszubildenden mit mittlerem Schulabschluss blieb in diesem Zeitraum bei Werten von knapp 44 % bis gut 46 % zunächst recht konstant, ist aber 2014 auf über 47 % angestiegen.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass insbesondere Ausbildungsverträge in Berufen des oberen Segments verstärkt von Jugendlichen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife abgeschlossen werden, während der Anteil der Realschulabsolventen zurückgeht. In den Berufen des unteren Segments steigt dagegen der Anteil von Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss zulasten des Anteils von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss an.4 Diese Entwicklung kann verschiedene Ursachen haben. Aus Sicht der Ausbildungsbetriebe könnten zum Beispiel die Ausbildungsinhalte mit der Zeit anspruchsvoller werden und somit ein höheres Vorbildungsniveau der Auszubildenden erfordern. Aus Sicht der Auszubildenden könnte möglicherweise eine Ausbildung im dualen System auch für höher qualifizierte Schulabsolventinnen und -absolventen an Attraktivität gewonnen haben.

Erwerb von Schulabschlüssen wichtiger Faktor für das Ausbildungsgeschehen

Über die Motivation von Ausbildungsbetrieben und Jugendlichen beim Abschluss eines Ausbildungsvertrags liegen der amtliche Statistik keine Informationen vor. Allerdings kann eine andere Einflussgröße näher untersucht werden, wenn neben der Berufsbildungsstatistik auch die Schulstatistik in die Überlegungen einbezogen wird. So ist eine für den Ausbildungsmarkt wichtige Größe die Zahl der Absolventinnen und Absolventen, die an einer allgemeinbildenden oder einer beruflichen Schule in einem Jahr einen Abschluss erworben haben. Einschließlich der Abgänge nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht ohne Hauptschulabschluss waren im Jahr 2013 in Baden‑Württemberg fast 173 000 Abschlüsse gezählt worden. Im Jahr 2000 waren es dagegen nur rund 150 000. Seit 2005 liegt die Zahl der Schulabschlüsse konstant über 170 000, wobei das Jahr 2012 mit dem gleichzeitigen Abgang der 8- und der 9-jährigen Gymnasialjahrgänge mit 193 600 Abschlüssen aus dem Rahmen fällt. Damit ist zunächst festzustellen, dass die Gesamtzahl der Schulabschlüsse im Gegensatz zur Zahl der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen seit 2000 deutlich um gut 15 % angestiegen ist.

Im Jahr 2000 hatten gut 28 % der Schulabgängerinnen und -abgänger eine Hochschulzugangsberechtigung erworben, rund 36 % einen mittleren Abschluss und gut 29 % einen Hauptschulabschluss. Etwas mehr als 6 % waren ohne Hauptschulabschluss von einer allgemeinbildenden Schule abgegangen. Im Jahr 2013 hatten sich die Gewichte der Abschlussarten spürbar verschoben. Rund 41 % entfielen auf den Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung, gut 40 % auf einen mittleren Abschluss und nur noch knapp 16 % auf den Hauptschulabschluss. Der Anteil der Abgänge ohne Hauptschulabschluss hatte sich auf gut 3 % etwa halbiert. Damit ist in den letzten Jahren die Zahl höher qualifizierter Schulabsolventinnen und -absolventen stark angewachsen, was sicher zur oben beschriebenen Entwicklung der Vorbildungsstruktur der Auszubildenden beigetragen hat.

Aussichten für Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben sich verbessert …

Zur näherungsweisen Abschätzung der Übergänge zwischen dem Schulabschluss und dem Beginn einer dualen Berufsausbildung können »Als-ob-Übergangsquoten« berechnet werden. Hierfür wird die Zahl der Neuabschlüsse eines Jahres nach Vorbildung der Auszubildenden auf die durchschnittliche Zahl der entsprechenden Schulabschlüsse im jeweiligen und dem vorangegangenen Jahr bezogen.5

Für die Hauptschulabschlüsse ergibt sich hieraus in den ersten Jahren bis 2005 ein Rückgang der Als-ob-Übergangsquote von Werten um 68 % auf gut 56 %. Seitdem ist ein fast stetiger Anstieg auf etwas über 81 % im Jahr 2013 zu beobachten. Die Zahl der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss ist wesentlich weniger stark zurückgegangen als die Zahl der Hauptschulabschlüsse. Dies kann als Anzeichen dafür gewertet werden, dass sich für Jugendlichen mit Hauptschulabschluss die Chancen auf einen Ausbildungsplatz in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. Ein Grund für die im Vergleich zu den anderen Abschlussarten hohen Werte dürfte aber auch sein, dass Jugendlichen mit Hauptschulabschluss nur wenige attraktive Alternativen offenstehen.

… und die duale Berufsausbildung bleibt auch für Abiturienten attraktiv

Bei der Als-ob-Übergangsquote der Hochschulzugangsberechtigungen sind verschiedene Wellen erkennbar. Ausgehend von knapp 23 % im Jahr 2000 war bis 2002 ein Rückgang auf 16 % zu verzeichnen. 2005 und 2007 wurde die 20 %-Marke dann wieder überschritten, bevor 2009 mit knapp 18 % wieder ein Tiefstand erreicht wurde. Im Jahr 2011 erreichte die Quote dann fast 21 %. Die Werte für die folgenden beiden Jahre sind durch den »doppelten« Abiturientenjahrgang 2012 nach unten verzerrt, liegen aber immer noch bei rund 19 %. Nach den vorläufigen Ergebnissen der Schulabschlüsse 2014 ist zu erwarten, dass die Als-ob-Übergangsquote der Hochschulzugangsberechtigten rund 24 % und damit den höchsten Wert seit 2000 erreichen dürfte. Die Entwicklung der Zahl der Vertragsabschlüsse von Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung hat somit in den letzten Jahren durchaus mit dem Anstieg der Zahl der Hochschulzugangsberechtigungen Schritt gehalten. Die duale Berufsausbildung konnte ihre Attraktivität als Alternative zum Studium bis jetzt also noch behalten.

Die Als-ob-Übergangsquote des mittleren Abschlusses weist bei einer leichten Wellenbewegung eine grundsätzlich sinkende Tendenz auf. Im Jahr 2000 betrug sie 64 %, bis zum Jahr 2005 war sie auf gut 53 % abgesunken. Nach einem kurzen Anstieg erreichte sie 2008 mit knapp 52 % ihren bislang niedrigsten Wert, der von dem Ergebnis für das Jahr 2013 jedoch nur knapp übertroffen wird. Dazwischen war 2011 mit 55 % ein Zwischenhoch verzeichnet worden. Absolut gesehen war die Zahl der Auszubildenden mit mittlerem Abschluss in diesen Jahren mit Werten zwischen fast 31 800 (2003) und rund 36 000 (2007) relativ gleichbleibend. Im Jahr 2013 schlossen gut 34 500 Jugendliche mit mittlerem Abschluss einen Ausbildungsvertrag ab. Die duale Berufsausbildung konnte somit eine etwa gleichbleibende Anzahl Jugendlicher mit mittlerem Bildungsabschluss für ihr Angebot gewinnen. Von 2000 bis 2013 war allerdings die Zahl der Schulabsolventinnen und -absolventen mit mittlerem Abschluss um 28 % von gut 54 100 auf rund 69 500 angestiegen. Es ist daher anzunehmen, dass diese Jugendlichen die verschiedenen Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, genau prüfen und in steigendem Ausmaß vollzeitschulische Angebote wie Berufskollegs oder die in den letzten Jahren weiter ausgebauten beruflichen Gymnasien nützen.

1 Einschließlich des Einzelberufs Verkäufer/-in.

2 Wolf, Reiner: »Veränderungen im Vorbildungsniveau der Auszubildenden in der dualen Berufsausbildung«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012«, S. 12 f (Zitierweise: Veränderungen im Vorbildungsniveau …). Durch die neue Zuordnung der Berufe auf Basis der KldB 2010 im Vergleich zur KldB 1992 und die Beschränkung auf drei statt vier Segmente sind die dort genannten Werte zwar nicht ganz mit den hier dargestellten vergleichbar. Jedoch bestätigt sich auch bei einer Rückrechnung auf Basis der jetzigen Vorgehensweise dieser Trend.

3 Einschließlich des Einzelberufs Kaufmann/-frau im Einzelhandel.

4 Vgl. Veränderungen im Vorbildungsniveau …, S. 13 ff.

5 Da keine Schülerindividualdaten erhoben werden, ist eine echte Darstellung von Verläufen nicht möglich. In vielen Fällen wird der Abschluss des Ausbildungsvertrags nicht im selben Jahr wie der Erwerb des Schulabschlusses erfolgen. Deswegen wird hier der Durchschnitt aus zwei Abgangsjahrgängen als Basis verwendet und die so berechnete Quote als »Als-ob-Übergangsquote« bezeichnet.