:: 11/2012

Statistisches Monatsheft November 2012

Nur schwache konjunkturelle Impulse in der zweiten Jahreshälfte

Die zyklische Abschwächung der Weltwirtschaft, gerade im Euroraum, macht auch vor Baden-Württemberg nicht halt. Wuchs das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Halbjahr 2012 noch um 1,6 %, wird diese Rate in der 2. Jahreshälfte wohl nicht mehr erreicht werden können. Im 3. Quartal dürfte die reale Wirtschaftsleistung um rund 1 % gegenüber dem Vorjahr gewachsen sein, für das 4. Quartal prognostizieren wir nur noch eine Rate von etwa ¾ %. Immerhin – und dies ist die gute Nachricht – deutet sich damit eine Bodenbildung an. Hierauf weist auch der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg hin.

40 Jahre Vorsitz und Federführung im Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«

Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) stellen das umfassendste Instrumentarium der Wirtschaftsbeobachtung dar. Dabei kann das Statistische Landesamt Baden-Württemberg in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum begehen. Seit 40 Jahren stellt es den Vorsitz und die Federführung im Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« (VGRdL), dem die Statistischen Ämter der 16 Bundesländer sowie das Statistische Bundesamt und das Bürgeramt, Statistik und Wahlen der Stadt Frankfurt am Main als Vertreter des Deutschen Städtetages angehören. Das 40-jährige Jubiläum sei Anlass, aus der Sicht des federführenden Landes die wichtigsten Meilensteine der letzten 4 Dekaden Revue passieren zu lassen und gleichzeitig die aktuellen Entwicklungen zu skizzieren. Von besonders herausragender Bedeutung für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder waren in den letzten Jahrzehnten die Deutsche Vereinigung und die Realisierung des Europäischen Binnenmarktes, das Internet als Revolutionierung des Veröffentlichungswesens und die Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission, die die Kritik am Bruttoinlandsprodukt als umfassenden Wohlstandsindikator wieder entfacht hat. Die Umstellung der früheren deutschen VGR auf das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995 dürfte als die umfangreichste Revision in die Annalen eingehen.

Sozusagen urkundlich erwähnt ist die Übernahme der Federführung im Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« (VGRdL) durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg im Protokoll der Tagung am 28./29. November 1972 in Stuttgart. Dort heißt es: »Diese Tagung fand nach Übergabe der Federführung im Arbeitskreis von Hessen an Baden-Württemberg im Sommer 1972 erstmals unter Leitung des neuen Vorsitzenden Prof. Dr. Szameitat, Präsident des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg, statt. Prof. Dr. Szameitat und Dr. Wuchter als Sprecher des Arbeitskreises würdigten die Verdienste des bisherigen Vorsitzenden, Dr. Hüfner, und sprachen ihm ihren herzlichen Dank für die geleistete Aufbau- und Entwicklungsarbeit bei den regionalen Sozialproduktsberechnungen aus«.

Alleinlebende in Baden-Württemberg

Ergebnisse des Mikrozensus 2011

Die Formen des menschlichen Zusammenlebens sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer vielfältiger geworden. Die Anzahl der Menschen, die in einer klassischen Familie mit Kindern leben, geht mehr und mehr zurück, während die Anzahl von Paaren ohne Kinder oder Alleinstehenden und Alleinlebenden weiter zugenommen hat. Immer mehr Menschen leben heute allein, wie der Anstieg der Alleinlebendenquote in den letzten 20 Jahren von gut 15 % auf gut 17 % zeigt. Stark zugenommen hat dabei die Zahl der Junggesellen im mittleren Alter. Mit dem Alleinleben sind oftmals bestimmte Problemlagen verbunden. So haben beispielsweise alleinlebende jüngere Frauen und Seniorinnen häufiger geringere Einkommen. Einpersonenhaushalte sind stärker von Armut bedroht als Familien.

Kulturelle/musisch-ästhetische Bildung in Baden-Württemberg: Angebote außerhalb formaler Bildungseinrichtungen

Die kulturelle/musisch-ästhetische Bildung ist ein Bereich, der zu einem wesentlichen Teil außerhalb formaler Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Hochschulen stattfindet. Das Angebot der Musikschulen nutzten im Jahr 2011 beinahe 200 000 Personen, ein großer Teil davon Kinder und Jugendliche. Die Volkshochschulen zählten im Programmbereich »Kultur – Gestalten« im Jahr 2011 knapp 192 000 Kursbelegungen sowie rund 190 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Einzelveranstaltungen und Vorträgen. Vergleichbare Kurse wurden bei den Anbietern der kirchlichen Erwachsenenbildung im Jahr 2010 rund 121 000 Mal belegt. In der Spielzeit 2009/10 verzeichneten die öffentlich geförderten Theater, Kulturorchester und Festspiele im Land etwa 4 Mill. Besuche. Die mehr als 1 100 Museen und Ausstellungshäuser in Baden-Württemberg konnten 2010 insgesamt etwa 15 Mill. Besucherinnen und Besucher begrüßen.

Schulische Vorbildung der Auszubildenden in der dualen Berufsausbildung

In Baden-Württemberg wird im Rahmen der dualen Ausbildung in 70 Berufsgruppen ausgebildet. Im Jahr 2011 wurden insgesamt mehr als 78 900 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Knapp 45 % der Auszubildenden verfügten über einen mittleren Bildungsabschluss, der damit am häufigsten vertreten ist. Gut 34 % der Verträge wurden von Jugendlichen abgeschlossen, die einen Hauptschulabschluss besaßen. Fast 19 % der Ausbildungsanfänger hatten eine Hochschulzugangsberechtigung. Nur wenige Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss schlossen einen Ausbildungsvertrag ab. Sowohl die Ansprüche an die Vorbildung der Auszubildenden als auch die Attraktivität für höher qualifizierte Jugendliche sind von Beruf zu Beruf unterschiedlich. In einigen Dienstleistungsberufen sind überwiegend Jugendliche mit Hochschulzugangsberechtigung zu finden, andere Berufsgruppen – wie zum Beispiel Maler/-innen, Lackierer/-innen und verwandte Berufe oder Hochbauberufe – sprechen weit überwiegend Jugendliche mit Hauptschulabschluss an. Um die Analyse zu strukturieren, werden die Berufsgruppen der dualen Ausbildung anhand der schulischen Vorbildung in vier Segmente eingeteilt (siehe i-Punkt).

Gerichtlich registrierte Kriminalität im Südwesten auf historischem Tiefststand

Die Verurteiltenhäufigkeit, die als Maß für die gerichtlich registrierte Kriminalitätsbelastung gilt, ist 2011 in Baden-Württemberg das vierte Mal in Folge gesunken. Sie erreichte mit 1 158 Verurteilten je 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter ab 14 Jahren den niedrigsten Wert seit der Gründung Baden-Württembergs im Jahr 1952. Darüber hinaus wies Baden-Württemberg bundesweit die zweitniedrigste Straftatenhäufigkeit auf. Von den rund 128 600 Personen, die sich vor baden-württembergischen Gerichten verantworten mussten, wurden 108 200 rechtmäßig verurteilt, 1,8 % weniger als ein Jahr zuvor. Bei den jüngeren Altersgruppen gingen die Verurteiltenzahlen besonders stark zurück. Auch die Zahl der verurteilten Frauen ist gegenüber 2010 um 2,7 % gesunken. Die Zahl der Verurteilten mit ausländischer Staatsangehörigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht um 0,6 %, die Verurteiltenhäufigkeit ist dennoch zurückgegangen. Fast drei Viertel aller Schuldsprüche betrafen die fünf größten Straftatengruppen Straßenverkehrsdelikte, Betrug und Untreue, Diebstahl, Drogen- und Gewaltdelikte. Bei vier der fünf Straftatengruppen ging die Zahl der Verurteilungen zurück, prozentual am stärksten bei den Gewaltdelikten. Lediglich bei den Straßenverkehrsdelikten setzte sich 2011 der Abwärtstrend bei der Zahl der Verurteilten nicht weiter fort.

Indikatoren zum materiellen Wohlstand: mehr als das BIP je Einwohner

Der folgende Beitrag zeigt ausgewählte Indikatoren, die über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner hinaus Auskunft über den durchschnittlichen wirtschaftlichen Wohlstand der privaten Haushalte in den Bundesländern geben. Einkommensaggregate aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind Grundlage dieser Indikatoren. Der Saldo der Zu- und Abflüsse von Einkommen über die Landesgrenzen, wesentlicher Unterschied zwischen BIP und Einkommensgrößen, führt zu spürbaren Veränderungen im Länderranking. Der Preis für die größere Genauigkeit der Einkommensindikatoren gegenüber dem BIP je Einwohner ist die geringere Aktualität ihrer Daten.

Beschäftigte der Generation 60+

Frauen und Männer im Alter von 60 bis unter 65 Jahren sind heute mehr als doppelt so häufig berufstätig als noch vor 10 Jahren. So hatten 2011 jede vierte Frau und jeder dritte Mann in dieser Altersgruppe einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. 2001 waren es lediglich jede dreizehnte Frau und jeder fünfte Mann. Die Generation 60+ bleibt heute länger aktiv auf dem Arbeitsmarkt, auch hat sich das Verhalten von Frauen und Männern sehr stark angeglichen. Ein Grund hierfür dürfte insbesondere in den veränderten arbeitsmarkt- und rentenpolitischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre zu finden sein. Des Weiteren sind die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die Förderung der Beschäftigten in Weiterbildungsmaßnahmen und ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein gerade bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine wesentliche Voraussetzung für eine möglichst lange Lebensarbeitszeit.