:: 7/2007

Wanderungsgewinn 2006 mit 4 000 Personen auf niedrigstem Stand seit 10 Jahren

Die hohen Wanderungsgewinne Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre gehören möglicherweise der Vergangenheit an. 2006 erreichte das Wanderungsplus mit 4 000 Personen seit 1997 seinen niedrigsten Stand. Ein Wanderungsgewinn ergab sich gegenüber den übrigen Bundesländern, gegenüber dem Ausland entstand sogar ein leichter Wanderungsverlust. Die Fortzüge von Deutschen ins Ausland nehmen zu; bevorzugtes Zielland: die Schweiz.

Die Wanderungsbilanz Baden-Württembergs wies im Jahr 2006 einen Gewinn von knapp 4 000 Personen auf. Dieser Saldo ergab sich aus den insgesamt 234 500 Zuzügen und 230 600 Fortzügen über die Landesgrenzen. Damit fiel das Wanderungsplus im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1997. Seinerzeit lag der Wanderungsgewinn vor allem aufgrund der Rückwanderungen in das frühere Jugoslawien bei etwa 2 900 Personen. Während im Jahr 2001 noch etwa 69 000 Personen mehr nach Baden-Württemberg zuzogen als von hier abwanderten, war der Wanderungsgewinn des Landes bis 2005 bereits auf 18 000 Personen gesunken. Der langjährige Durchschnitt der Wanderungsgewinne seit Gründung des Landes beläuft sich auf fast 56 000 Nettozuwanderungen pro Jahr.

Die aktuelle Abnahme der Wanderungsgewinne beruht hauptsächlich auf einer geringeren Zahl von Zuzügen nach Baden-Württemberg. So zogen 2006 rund 9 000 Personen weniger ins Land zu als im Jahr zuvor, verglichen mit 2001 waren es jedoch fast 54 000 weniger. Im längerfristigen Rückblick wurden 2006 die wenigsten Zuzüge seit 1987 registriert. Die Zahl der Fortzüge aus Baden-Württemberg hat sich bis 2006 im Vergleich zu den Vorjahren zwar kontinuierlich erhöht (gegenüber 2001 um etwa 11 000 Personen), liegt aber unter den Fortzugszahlen während der 90er-Jahre.

Weiterhin Zuwanderung aus Ostdeutschland

Wie bereits seit 2000 waren auch 2006 die Nettozuwanderungen aus dem übrigen Bundesgebiet höher als die Zuströme aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr zogen knapp 5 700 Personen mehr aus den anderen Ländern Deutschlands nach Baden-Württemberg zu als von hier dorthin abwanderten. Gegenüber dem Ausland entstand im Jahr 2006 sogar ein leichter Wanderungsverlust von rund 1 700 Personen.

Die stärksten Nettozuströme aus dem Bundesgebiet verzeichnete das Land gegenüber Niedersachsen (rund 2 400 Personen) und den neuen Ländern (zusammen fast 9 000 Personen). Unter den ostdeutschen Ländern war nach wie vor Sachsen das Hauptherkunftsgebiet. Im vergangenen Jahr wanderten per saldo rund 2 900 Personen von dort nach Baden-Württemberg zu – ein Drittel aller Nettozuwanderungen aus Ostdeutschland. Demgegenüber hat das Land fast 6 700 Personen durch Abwanderung nach Bayern verloren.

Die leichten Wanderungsverluste gegenüber dem Ausland insgesamt (etwa – 1 700 Personen) ergaben sich hauptsächlich durch die Abwanderungsbewegungen in die Schweiz (rund – 3 600 Personen), nach Italien (fast – 2 500 Personen) und nach Griechenland (– 1 600). Dem standen Nettozuwanderungen in erster Linie aus Polen (4 500 Personen), Rumänien (700) und Ungarn (700) gegenüber. Als Hauptherkunftsregion der außereuropäischen Länder erwies sich wie in den Vorjahren der asiatische Raum (insgesamt rund 1 900 Personen), vor allem Thailand, Indien und die dortigen Länder der früheren Sowjetunion.

Die Wanderungsbewegungen zwischen Baden-Württemberg und der Türkei haben 2006 erstmals seit 1985 zu einer Nettoabwanderung dorthin geführt (fast – 500 Personen). Diese Entwicklung beruht vollständig auf den rückläufigen Zuzugszahlen. Mit rund 6 200 Zuzügen aus der Türkei kamen 2006 nur etwas mehr als halb so viele Personen ins Land wie 2001 (11 200 Zuzüge). Die Zahl der Fortzüge in die Türkei hat sich in diesem Zeitraum nur wenig verringert und lag im vergangenen Jahr bei etwa 6 600 Personen.

Fortzüge ins Ausland: Wandern immer mehr Deutsche aus?

Im vergangenen Jahr zogen fast 118 000 Personen von Baden-Württemberg ins Ausland, darunter befanden sich etwa 24 700 deutsche Staatsbürger. Während sich die Zahl der ins Ausland fortziehenden Deutschen seit Mitte der 90er-Jahre bis Anfang des neuen Jahrhunderts in einer Größenordnung zwischen knapp 18 000 und 20 000 Personen pro Jahr bewegte, ist insbesondere seit 2004 ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Verglichen mit dem Jahr 2000 – seinerzeit zogen rund 17 800 Deutsche ins Ausland – lag die Zahl im vergangenen Jahr um etwas mehr als ein Viertel höher. Insgesamt haben seit Beginn des Jahres 2000 knapp 143 000 Deutsche Baden-Württemberg in Richtung Ausland verlassen. Im gleichen Zeitraum kehrten rund 120 000 Deutsche aus dem Ausland zurück.

Bevorzugtes Zielland ist mit deutlichem Abstand die benachbarte Schweiz. Hierhin zog es seit Anfang 2000 rund 28 600 deutsche Staatsbürger aus Baden-Württemberg. Es folgten Fortzüge in die USA, nach Frankreich, Spanien und Österreich. Somit hatte in den vergangenen 7 Jahren jeder dritte Auslandsfortzug von Deutschen die drei unmittelbaren Nachbarländer zum Ziel. Ein knappes weiteres Drittel der Fortzüge ins Ausland ging in ein außereuropäisches Land.

Ob es sich bei diesen Zahlen tatsächlich und auch in diesem Umfang um dauerhafte Fortzüge im Sinne von Auswanderung handelt, muss letztlich offen bleiben. In der amtlichen Wanderungsstatistik liegen keine Informationen darüber vor, inwieweit die dort dokumentierten Zu- und Fortzüge mit dauerhafter Ein- oder Auswanderung gleichgesetzt werden können. Der Gesetzgeber sieht die Erfassung von Merkmalen, die Hinweise auf Motive oder Dauer eines Auslandsaufenthalts geben können, nicht vor. Gleichwohl ist zu vermuten, dass ein Teil der Fortzüge von Deutschen ins Ausland nur vorübergehende Aufenthalte sind (etwa aus beruflichen Gründen), denen nach gewisser Zeit eine Rückkehr nach Deutschland folgt. Das legen nicht zuletzt die Zahlen über die Zuzüge von Deutschen aus dem Ausland nach Baden-Württemberg nahe. So kehrten zwischen 2000 und 2006 insgesamt rund 120 000 deutsche Staatsbürger aus dem Ausland zurück, darunter etwa 11 800 Personen aus der Schweiz und rund 12 600 aus den USA.